Die österreichische Bestsellerautorin Ursula Poznanski hat ein Jugendbuch veröffentlicht, das nun neu als preiswertere Taschenbuchausgabe erschienen ist: “Elanus”. Ein Thriller über einen äußerst intelligenten Jungen, der eine eigene Drohne besitzt, mit der er seine Umgebung ausspionieren kann. Doch manche Geheimnisse seiner Mitmenschen sollte man lieber nicht kennen… Hochbrisant, aktuell und spannend geschrieben. Für Jugendliche ab 13 Jahren und Erwachsene.
Der 17-jährige Jona hat ein Vollstipendium für die Elite-Universität in Rothenheim erhalten. Auch wenn er äußerst intelligent für sein Alter ist, hapert es bei ihm manchmal mit den sozialen Fertigkeiten: “Darf ich Sie fragen, wie alt Sie sind?” [Frage eines Dozenten] “Siebzehn und so hochbegabt, dass es kaum noch auszuhalten ist. Vollstipendium, persönliche Einladung des Rektors und des Beirats der Schule, die wahrscheinlich hoffen, sich einen künftigen Nobelpreisträger unter die Absolventen zu holen.” Wieder ein Satz, den er sich ebenso hätte verkneifen können. Verdammt, er lernte es einfach nicht.” (Zitat aus “Elanus” S.19) Glücklicherweise lernt Jona ein Mädchen kennen, das ihn auf Anhieb verzaubert: Linda. Mit großer Mühe gelingt es ihm sogar, ihre Handynummer zu erhalten. Denn diese Nummer ist der Schlüssel für “Elanus”, Jonas eigens entwickelte Drohne, die nur so groß wie ein Handteller ist und die er heimlich zum Ausspionieren seiner Umwelt verwendet. Denn “Elanus” kann — sobald eine Spyware auf dem Handy des Opfers installiert ist — jenes orten und per Kamera filmen. Sogar Tonaufnahmen sind möglich. Damit hat Jona seine Umgebung fest im Griff. Doch dann erfährt er etwas über Linda, das er besser nicht beobachtet hätte. Denn am nächsten Tag gibt es einen Toten an der Uni und Jonas Welt steht Kopf. Kurz zuvor hat er nämlich Linda — die ihn wegen seines Alters unfreundlich angefahren hat — aber auch ein paar anderen Kommilitonen (wie der netten Marlene zum Beispiel) einen Zettel untergejubelt, dass er ihr dunkelstes Geheimnis kenne. Das hat ungeahnte Auswirkungen und bald kann Jona vor niemandem mehr sicher sein. Er hat das Gefühl selbst beobachtet zu werden, sein Zimmer wird durchsucht und man sperrt ihn in der Schule in einem Raum ein. Hat es jemand auf “Elanus” abgesehen?
“Elanus” wird durchgehend aus Jonas Sicht in der personalen Perspektive erzählt. Die Sprache ist sehr flüssig und der Text liest sich mühelos. Das Cover ist gut gewählt, erinnert von der Art her ein bisschen an den Erfolgstitel “Erebos” (zahlreiche Preise, u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis), auch der Titel ist ähnlich klingend, was sicherlich kein Zufall ist. Wobei sich Ursula Poznanski bei dem Namen “Erebos” noch der griechischen Mythologie bedient hat (“Erebos” ist der Gott der Finsternis), greift sie bei “Elanus” zur Familie der Greifvögel. Titelgebender ist nämlich eine Habichtart. “Ich fand es passend — Elanus sieht messerscharf, ist schnell und wendig und bleibt an seinem Opfer dran bis zum Schluss.” Er [Jonas] zuckte mit den Schultern. “Oder jedenfalls so lange, bis der Akku am Ende ist.” In Pascals Augen war eine ganz neue Art von Bewunderung getreten. “Und ich dachte, du kannst nur rechnen.” (Zitat S.90) Die Drohne wirkt nicht nur für Jonas Nachbarn Pascal, dem er davon erzählt, sehr faszinierend, sondern auch für den Leser. Was wäre, wenn? Einfach mal seine Mitmenschen heimlich beobachten? Andererseits macht auch die Kehrseite der Medaille nachdenklich: Ständige Überwachung? Nirgendwo mehr sicher sein? Ein erschreckendes Szenario, das auch heute schon möglich ist. “Er rief noch einmal ihre Nummer auf, über seine ganz spezielle Nachrichten-App. […] Kaum zwei Minuten später verkündet sein Smartphone per Glockenton, dass eine SMS eingetroffen war. […] Sie hatte geantwortet. Jona grinste zufrieden in sich hinein. Jetzt gehörte sie ihm. Ja, sie würde ihn kennenlernen. Und er sie noch viel besser.” (Zitat S.7) Zu Beginn erscheint Jona noch etwas arrogant. Er verliert verbal oft die Beherrschung und demonstriert seine Überlegenheit gegenüber anderen zu sehr. Gefallen hat mir jedoch die interessante Portion von Sarkasmus, die sich zuweilen in seine Beobachtungen einschleicht: “Seufzend marschierte er auf das Bahnhofsgebäude zu und hielt Ausschau nach den beiden Durchschnittsgesichtern, die er auf den Facebookprofilen der Helmreichs betrachtet hatte. Silvia und Martin. Wahrscheinlich hatten sie heute Morgen aus dem Fenster gesehen, daraufhin einen depressiven Schub erlitten und beschlossen, ihrem Leben ein frühes Ende zu setzen.” (Zitat S.5) und “Dreiundzwanzig Uhr. Er hatte allen Ernstes gemeinsam mit diesen Spießbürgern eine Castingshow konsumiert und sich zweieinhalb Stunden lang minderintelligente Menschen beim Nicht-Singen-Können reingezogen.” (Zitat S.77) Erst als Jona Marlene kennenlernt — die Listen erstellt, um aus ihrer “Komfortzone” herauszukommen und beispielsweise jemandem einen Gefallen tut, den dieser nicht zu schätzen weiß oder die Wahrheit sagt, statt zu lügen - lernt er anders mit Menschen umzugehen. Von der Spannung her muss ich sagen, dass diese eher wellenförmig auftritt. Die Geschichte ist durchweg interessant, aber auch nicht sooo mitreißend, dass ich das Buch kaum aus den Händen legen konnte. Viele ungeklärte Details wirken hierbei zusammen, viele Menschen, die sich komisch verhalten und bei denen man lange miträtseln darf, in welche Richtung das Ganze denn nun geht. Aufgrund des technischen Aspekts der Drohne, mit der man viele Spionageflüge erleben darf, dürfte “Elanus” besonders bei Jungs gut ankommen! Auch solche, die vielleicht nicht so gerne lesen, da man sich rasch in den Thriller einfindet.
Wenn dir “Elanus” gefallen hat, dann kannst du auch noch die anderen Thriller von Ursula Poznanski lesen, hier chronologisch nach Erscheinungsdatum: “Erebos” (Ein Computerspiel, das in das reelle Leben einzugreifen droht), “Saeculum” (Rollenspiel im Wald) und “Layers” (Obdachlosigkeit, virtuelle Realität) und “Aquila” (Blackout & Todesfall). Außerdem hat sie die dystopische “Eleria”-Trilogie geschrieben: “Die Verraten” (Band 1), “Die Verschworenen” (Band 2) und “Die Vernichteten” (Band 3). Jugendbücher über Drohnen sind noch nicht allzu viele bisher erschienen: “Der Drohnenpilot” von Thorsten Nesch und “Die Drohne, die vom Himmel fiel und verschwand” von Mai E. Segert. Überwachung auf die Spitze getrieben, das findest du in den Thrillern “Deleted: Traue niemandem” von Margot Ruile und in “T.R.O.J.A. Komplott” von Ortwin Ramadan. Ein schon etwas älteres, aber sehr mitreißendes Buch über Geheimnisse, die ein Unbekannter über die drei Protagonisten zu kennen scheint, ist “Matchbox Boy” von Alice Gabathuler. Ein ähnliches Prinzip findest du bei “Cold Calls” von Charles Benoit. Wenn du einen aktuellen Thriller lesen möchtest, der sich wirklich kaum aus den Händen legen lässt, dann greif doch zu “Die Mühle” von Bestsellerautorin Elisabeth Herrmann.
Bibliografische Angaben: Verlag: Loewe ISBN: 978-3-7432-0011-1 Erscheinungsdatum: 13.März 2018 Einbandart: Taschenbuch Preis: 9,95€ Seitenzahl: 416 Übersetzer: - Originaltitel: - Originalverlag: - Originalcover: - Ursula Poznanski liest aus "Elanus":
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