Siobhan Vivian — We are the Wildcats

Kasimira31.August 2022

End­lich mal wie­der etwas Neu­es von der ame­ri­ka­ni­schen Autorin Siob­han Vivi­an“We are the Wild­cats” heißt ihr aktu­el­les Werk, das eine MĂ€d­chen-Feld­ho­ckey­mann­schaft in den Mit­tel­punkt stellt, deren Coach mit den Spie­le­rin­nen gar nicht zufrie­den ist. Bei einer tra­di­tio­nel­len Über­nach­tungs­par­ty vor dem nĂ€chs­ten ent­schei­den­den Spiel beschlie­ßen die MĂ€d­chen, dass sie es ihrem Coach schon bewei­sen wer­den und star­ten ein paar beson­de­re Aktio­nen. Eine Geschich­te ĂŒber Girl­s­power, Zusam­men­halt, Freund­schaft und StĂ€r­ke. Geschrie­ben aus der Sicht von sechs MĂ€d­chen. Bewe­gend und fein­fĂŒh­lig erzĂ€hlt. FĂŒr Jugend­li­che ab 13 Jah­ren und inter­es­sier­te Erwachsene.

Eine High­school. Eine MĂ€d­chen-Hockey­mann­schaft. Und ein gro­ßes Bib­bern kurz am Ende der Feri­en. Denn es fin­det wie­der das jĂ€hr­li­che Aus­wahl­trai­ning statt, das fĂŒnf Tage dau­ert. Denn nur wer das Trai­ning ĂŒber­steht und es in den Augen des stren­gen Coa­ches wert ist, kommt ins Team. â€œSelbst die, die letz­tes Jahr beson­ders geglĂ€nzt haben, kön­nen nicht dar­auf wet­ten, es ins Team zu schaf­fen. Selbst die, die geblu­tet haben, um bei der Lan­des­meis­ter­schaft zumin­dest den zwei­ten Platz zu ergat­tern, kön­nen immer noch raus­flie­gen.” (Zitat aus “We are the Wild­cats” S.10) Doch die­se sechs MĂ€d­chen haben es tat­sĂ€ch­lich geschafft: Luci, Toch­ter einer Argen­ti­nie­rin, die ein abso­lu­terKasimira Neu­ling ist. Sie spielt noch nicht lan­ge, ist aber offen­bar ein Natur­ta­lent: “Luci beach­tet nie­mand. Aber das ist nicht böse gemeint. Sie ist die Ein­zi­ge, der als kom­plet­te AnfĂ€n­ge­rin der Sprung in die ers­te Mann­schaft geglĂŒckt ist” (Zitat S.18). Kear­son, die von der zwei­ten Mann­schaft — in wel­cher ande­re Mit­spie­le­rin­nen heim­lich ĂŒber sie abge­lĂ€s­tert haben — in die ers­te auf­ge­stie­gen ist, und die ihre Feh­ler wie­der­gut­ma­chen will. Mel, die Mann­schafts­ka­pi­tÀ­nin, die Ă€ußerst ehr­gei­zig ist, aber mit Selbst­zwei­feln kĂ€mpft: â€œEs ließ Mel ein­fach kei­ne Ruhe, wie sie den Coach im Stich gelas­sen hat­te. Wie sie, sei­ne bes­te Tor­schĂŒt­zin, kei­nen ein­zi­gen Punkt erzielt hat­te. Und das nicht nur bei der Meis­ter­schaft, son­dern bereits bei den bei­den Spie­len davor.” (Zitat S.63) WĂ€h­rend der Som­mer­fe­ri­en hat sie sich mit einem Jun­gen ein­ge­las­sen, doch jetzt, als die Sai­son wie­der ange­fan­gen hat, will sie ihn am liebs­ten abser­vie­ren. Ali, die aus Kasimiraeiner korea­ni­schen Fami­lie stammt: “Ali war letz­tes Jahr auf der Lan­des­bes­ten­lis­te der Tor­hĂŒÂ­te­rin­nen. Die gan­ze Sai­son ĂŒber prak­tisch nicht zu stop­pen.” (Zitat S.23) Bis sie etwas aus dem Gleich­ge­wicht gebracht hat. Phoe­be, die eine Ver­let­zung am Knie hat­te und nun end­lich wie­der spie­len kann: “Ihre Ver­let­zung hat Phoe­be so vie­les genom­men, was ihr wich­tig ist. Ihre Mann­schaft. Ihr Selbst­wert­ge­fĂŒhl. Ihre Ener­gie. Ihre Rou­ti­ne. Ihre bes­te Freun­din. Im Grun­de alles, was sie aus­macht. Wer wĂŒr­de sich da nicht unend­lich abmĂŒÂ­hen, um es wie­der­zu­be­kom­men?” (Zitat S.81) Grace, die schnel­le Ver­tei­di­ge­rin, war Außen­sei­te­rin in der zwei­ten Mann­schaft, hat alles dafĂŒr gege­ben, um in die ers­te Mann­schaft zu kom­men und es geschafft: “Sie hat es schon von Wei­tem erkannt, und heu­te hat sich ihr Ein­druck bestÀ­tigt, als die MĂ€d­chen sie bedingKasimiraungs­los in ihren Kreis auf­ge­nom­men haben. Die­ses beson­de­re Kli­ma hat der Coach kul­ti­viert, und Grace ist fest ent­schlos­sen, dar­in auf­zu­blĂŒÂ­hen.” (Zitat S.40) Denn der Coach, der eigent­lich viel zu gut ist, um nur an einer High­school zu arbei­ten, hat beson­de­re Stra­te­gien, um die MĂ€d­chen zusam­men­zu­schwei­ßen: “Im Kern sei­ner Trai­ner­phi­lo­so­phie steht der Glau­be, dass eine gute Gemein­schaft im Pri­va­ten sich auch auf den Platz ĂŒber­trĂ€gt. Aber mit der Erfin­dung der Cat Nights ist ihm ein ech­ter Genie­streich gelun­gen. Die­se Tref­fen sind zu einer der­art wich­ti­gen und belieb­ten Tra­di­ti­on gewor­den, dass die Wild­cats sie sicher selbst dann bei­be­hal­ten wĂŒr­den, wenn der Coach sie irgend­wann ver­las­sen soll­te.” (Zitat S.56) Die “Cat Nights” fin­den immer frei­tags oder sams­tags statt und eine der Ă€lte­ren Spie­le­rin­nen lĂ€dt die MĂ€d­chen dann zu sich nach Hau­se ein. Am AnfanKasimirag ist auch der Coach noch mit dabei, hĂ€lt meist eine Rede, ehe er sich nach Hau­se ver­zieht. Dann sind die MĂ€d­chen unter sich, genie­ßen die Gemein­schaft, schau­en ein Film und gehen pĂŒnkt­lich um 10Uhr ins Bett, um am nĂ€chs­ten Tag zu dem Spiel fit zu sein. “Die Gast­ge­be­rin hat jede Men­ge Mög­lich­kei­ten, dem Abend ihre per­sön­li­che Note zu ver­pas­sen, mit der Musik­aus­wahl, den Spie­len, dem Knab­ber­kram. Die ers­te Cat Night der Sai­son jedoch endet stets mit einer beson­de­ren Zere­mo­nie, bei der die Kapi­tÀ­nin ihrem Team die neu­en Tri­kots ĂŒber­reicht. Und jedes MĂ€d­chen, das sein Tri­kot annimmt, leis­tet dadurch den Wild­cats sei­nen Treue­schwur.” (Zitat S.58) Doch die ers­te dies­jĂ€h­ri­ge “Cat Night” ist anders als alle ande­ren zuvor. Denn letz­tes Jahr haben die MĂ€d­chen die Meis­ter­schaft ver­lo­ren und der Trai­ner ist immer noch schwer ent­tĂ€uscht von ihnen. “KasimiraMein Team hat letz­tes Jahr nicht bloß eine Meis­ter­schaft ver­lo­ren. Euch ist alles abhan­den­ge­kom­men, was euch als Wild­cats aus­ge­macht hat.” (Zitat S.125) Das wol­len die Wild­cats jedoch nicht auf sich sit­zen las­sen und star­ten eini­ge Aktio­nen, in die­ser Nacht — in der sie nicht schon um 10Uhr das Licht löschen wer­den — um dem Coach das Gegen­teil zu bewei­sen. Aber bald stellt sich her­aus, dass es in dem Team doch mehr Geheim­nis­se und Pro­ble­me gibt, als gedacht. Und dass auch der Coach dar­an einen gro­ßen Anteil trĂ€gt


Das Cover von â€œWe are the Wild­cats” ist unheim­lich schön und pas­send gestal­tet, die Aus­wahl des Titels mehr als gelun­gen. Der Roman star­tet mit einem ein­lei­ten­den Gedicht und ist im Haupt­teil aus der Sicht eines aukt­oria­len ErzĂ€h­lers geschrie­ben, der zunĂ€chst eher all­ge­mein berich­tet, sich dann aber abwech­selnd auf die jewei­li­gen sechs MĂ€d­chen kon­zen­triert.Kasimira Der Roman umfasst tat­sĂ€ch­lich nur zwei Tage: Frei­tag und Sams­tag. Die ein­zel­nen Abschnit­te sind mit der jewei­li­gen Uhr­zeit gekenn­zeich­net, die vor allem am Frei­tag, in der “Cat Night” bis weit in die Nacht hin­ein­reicht. Das sport­li­che Set­ting in dem Buch ist Ă€ußerst fas­zi­nie­rend. Einen Roman ĂŒber Feld­ho­ckey zu lesen, das ist im Jugend­buch eine Sel­ten­heit: “Eine unheim­li­che Stil­le hat sich ĂŒber das Feld gesenkt, nur unter­bro­chen vom höl­zer­nen Klap­pern, wenn SchlÀ­ger auf SchlÀ­ger trifft, dem dump­fen Trap­peln von Stol­len­schu­hen auf Kunst­ra­sen, dem erschöpf­ten Äch­zen der Spie­le­rin­nen. Und natĂŒr­lich dem uner­bitt­li­chen Tril­lern der Pfei­fe. Die MĂ€d­chen gehen bis zum Äußers­ten, denn sie wis­sen, dass der Coach nie etwas von ihnen ver­lan­gen wĂŒr­de, was nicht in ihnen steckt.” (Zitat S.12ff) Die Per­so­nen las­sen sich eigent­lich gut von­einKasimiraander abgren­zen, auch wenn man sich vie­le Details mer­ken muss. Siob­han Vivi­an kon­zen­triert sich sehr auf ihre Figu­ren, lĂ€sst ihnen Raum zu inter­agie­ren und ihre eige­nen Geschich­ten zu erzĂ€h­len. DafĂŒr ver­wen­det sie immer wie­der RĂŒck­blen­den auf ver­gan­ge­ne Erleb­nis­se, die in den Fließ­text (die Über­gĂ€n­ge sind lei­der manch­mal etwas abge­hackt) mit ein­ge­bun­den wer­den. Schön ist vor allem der Team­geist der MĂ€d­chen. “So lĂ€uft das nun mal in die­ser Mann­schaft. Die Wild­cats kĂŒm­mern sich umein­an­der.” (Zitat S.24) Die MĂ€d­chen ste­hen fĂŒr­ein­an­der ein. Wenn ein MĂ€d­chen von einer Kell­ne­rin eine abfĂ€l­li­ge Bemer­kung zu ihrer Fri­sur bekommt, dann schießt ein ande­res MĂ€d­chen ver­bal sofort zurĂŒck. Selbst MĂ€d­chen, die in ande­ren Grup­pen nicht dazu­ge­hört haben, sind nun Teil einer wich­ti­gen Gemein­schaft. “Es ist der Zau­ber der Wild­cats. Die­se Kame­rad­schaft unter den MĂ€d­chen, die jede HigKasimirahschool-Hier­ar­chie aus­merzt.” (Zitat S.36) Zudem ist es bei­spiels­wei­se Tra­di­ti­on, dass die Ă€lte­ren Spie­le­rin­nen, die jĂŒn­ge­ren qua­si “adop­tie­ren” und nach den Spie­len oder nach dem Trai­ning mit dem Auto nach Hau­se brin­gen. Die “Cat Night” lĂ€sst das Band der Spie­le­rin­nen noch ein­mal umso fes­ter und inten­si­ver wer­den. “Und mit einem Mal ren­nen sie alle Sei­te an Sei­te, ein Wild­kat­zen­ru­del, das nie­man­den zurĂŒck­lĂ€sst. Unge­schminkt und mit wehen­dem Haar sprin­ten sie dahin, in dei­nem Rausch von Endor­phi­nen. Ein paar von ihnen hal­ten sich an den HĂ€n­den, zie­hen ein­an­der mit. Sie alle wis­sen: Das hier ist wah­re Lie­be. Bes­ser als mit jedem Jun­gen. Denn das hier ist fĂŒr immer.” (Zitat S.206) Zusam­men­halt, Team­spi­rit, Girl­s­power — das wird Ă€ußerst leben­dig in die­sem Roman. HiKasimiraer hat vor allem der Coach einen gro­ßen Anteil dar­an, der fes­te Regeln auf­ge­stellt hat und alles von sei­nen MĂ€d­chen for­dert: “Sie mĂŒs­sen sich aus tiefs­tem Her­zen als Team fĂŒh­len. Sich blind auf­ein­an­der ver­las­sen kön­nen. vom Anpfiff bis zum Abpfiff. Wie der Coach oft sagt: Das Team steht an ers­ter Stel­le. Genau das hat ihnen letz­te Sai­son das Genickt gebro­chen, sodass sie das ent­schei­den­de Match ver­lo­ren haben.” (Zitat S.15) Doch die dunk­len Wol­ken am Hori­zont tau­chen schnell auf. Denn so man­che Din­ge wur­den in der Ver­gan­gen­heit nicht auf­ge­ar­bei­tet. Auch dem Coach scheint etwas Unheil­vol­les zu umge­ben. Ich wĂŒr­de jetzt nicht behaup­ten, dass â€œWe are the Wild­cats” ĂŒber den grĂ¶ĂŸÂ­ten Span­nungs­bo­gen ver­fĂŒgt, aber inter­es­sant ist es den­noch mit­zu­ver­fol­gen, wie die “Cat Night” sich ent­wi­ckelt. Was die MĂ€d­chen ĂŒber sich und ein­an­der her­aus­fin­den. Vor allem gegen Ende wird es dann zuneh­mend dra­ma­ti­scher. Der Aus­gang ist genau passend.

Dir gefĂ€llt Siob­han Vivi­ans ErzĂ€hl­stil? Dann lies unbe­dingt noch die­ses Buch von ihr, das mir damals rich­tig gut gefiel: â€œNur eine Lis­te”. Gemein­sam mit ihrer Schul­frLesealternativeneun­din Jen­ny Han hat Siob­han Vivi­an außer­dem eine Tri­lo­gie geschrie­ben: â€œAuge um Auge” (Band 1), â€œFeu­er und Flam­me” (Band 2) und â€œAsche zu Asche” (Band 3). Ihr letz­tes Werk heißt “Stay sweet” und ist eine rich­tig schö­ne Som­mer­lie­bes­ge­schich­te. Ein Sport­ler­ro­man mit star­ken Frau­en­fi­gu­ren? Das fin­dest du auch in dem ĂŒber­aus gelun­ge­nen â€œGold­mĂ€d­chen” von Jen­ni­fer Iaco­pel­li (The­ma: Tur­nen). Zwei wei­te­re Sport­ler­ro­ma­ne mit erns­te­rem Hin­ter­grund, die ich defi­ni­tiv emp­feh­len kann, sind “Free­sty­ler” von Kat­ja Bran­dis (Lau­fen) und â€œBro­ken: Der Moment, in dem du fĂ€llst” (Turm­sprin­gen). Wenn dich Eis­ho­ckey inter­es­siert, könn­test du dir noch fol­gen­de BĂŒcher anschau­en: â€œCatch my fall” (Band 1) und â€œCatch my breath” (Band 2) von Rebek­ka Wei­ler und “Ris­ky Game: KĂŒs­se auf dem Eis” von Geno­ve­fa Adams. Eine Neu­erschei­nung hier­zu ist zudem “Flut­licht­her­zen” von Sabi­ne Giebken. 

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Hanser
ISBN: 978-3-446-27423-5
Erscheinungsdatum: 22.August 
Einbandart: Broschur
Preis: 17,00€
Seitenzahl: 384
Übersetzer: Jessika Komina, Sandra Knuffinke
Originaltitel: "We are the Wildcats"
Originalverlag: -
Originalcover: -

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Kasimiras Bewertung:

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(4 von 5 mög­li­chen Punkten)

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Amerikanisches Cover: Homepage von Siobhan Vivian

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