Gry Kappel Jensen — Rosen & Violen: Rosenholm-Trilogie

8.Juni 2023

Die däni­sche Autorin Gry Kap­pel Jen­sen, die nor­di­sche Spra­che und Lite­ra­tur stu­dier­te, fei­er­te in ihrer Hei­mat gro­ße Erfol­ge mit ihrer “Rosen­holm-Tri­lo­gie”. Der ers­te Band “Rosen & Vio­len” wur­de nun auch ins Deut­sche über­setzt. Eine Fan­ta­sy­ge­schich­te, die vier jun­ge Mäd­chen in den Mit­tel­punkt stellt, die auf ein ganz beson­de­res Inter­nat gehen: in Rosen­holm wer­den sie in nor­di­scher Mytho­lo­gie und Magie unter­rich­tet, haben Unter­richts­fä­cher wie Hell­se­hen und Geis­ter­kun­de. Als eines der vier Mäd­chen jedoch von einem Geist ver­folgt wird, erfah­ren sie, dass auf dem Inter­nat einst ein Mord pas­siert ist. Und dass die Gefahr noch immer nicht gebannt ist… Eine Inter­nats­ge­schich­te mit einem inter­es­san­ten Touch von nor­di­scher Mys­tik, einem Mord­fall und einer ver­bo­te­nen Lie­be. Unter­halt­sam erzählt. Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und inter­es­sier­te Erwachsene.

Vier Mäd­chen, die alle etwas gemein­sam haben. Sie wer­den auf eine Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung auf das Inter­nat Rosen­holm ein­ge­la­den. “Das Inter­nat Rosen­holm liegt auf See­land im Osten Däne­marks inmit­ten herr­lichs­ter Natur. Es ver­fügt über eine lan­ge, glor­rei­che Geschich­te und hat sich auf die Aus­bil­dung jun­ger Men­schen mit vie­len unter­schied­li­chen Talen­ten spe­zia­li­siert. Die Schu­le beher­bergt ca. 300 Schü­le­rin­nen und Schü­ler, die wäh­rend der drei­jäh­ri­gen Aus­bil­dung gemein­sam auf dem Cam­pus woh­nen.” (Zitat aus “Rosen & Vio­len” S.13) Kamil­le mit den roten Haa­ren, die sich mit Natur­pflan­zen gut aus­kennt und deren Mut­ter bereits auf das Inter­nat ging. Die taf­fe Malou, die nicht auf den Mund gefal­len und eine Kämp­fe­rin ist, aber aus eher ärm­li­chen Ver­hält­nis­sen stammt. Kirs­ti­ne, deren Eltern streng reli­gi­ös sind und die ihr fast nichts erlau­ben, obwohl sie schon 18 Jah­re alt ist. Und Vic­to­ria, die von selt­sa­men wei­ßen Schat­ten ver­folgt wird. “Sie zuck­te zusam­men, als sie den­noch ver­se­hent­lich einen Blick auf ihr ver­zerr­tes Spie­gel­bild erhasch­te. Hin­ter ihr war deut­lich der wei­ße Schat­ten zu erken­nen. Sie schloss die Augen. Face your fears… Lang­sam dreh­te sie sich um, die Augen immer noch geschlos­sen. Mit einem Blick öff­ne­te Vic­to­ria sie. Siehst du, nie­mand da. Du bist allein. Jeden­falls sag­te sie sich das. Denn in Wahr­heit war Vic­to­ria nie­mals ganz allein. ” (Zitat S.17) Bei dem Infor­ma­ti­ons­tref­fen sind Eltern aus­drück­lich nicht erwünscht und die Schü­le­rin­nen müs­sen eini­ge Prü­fun­gen bestehen. Merk­wür­di­ge Prü­fun­gen. Doch schließ­lich wer­den sie auf­ge­nom­men auf Rosen­holm. Alle vier. Doch das Inter­nat ist kein gewöhn­li­ches Inter­nat. Das Gefühl hat­te Kamil­le bereits, als ihre Mut­ter sich von ihr ver­ab­schie­de­te. Ihre Mut­ter, die genau wuss­te, was sie hier erwar­ten wür­de. “Mach dir kei­ne Sor­gen, es ist doch nur eine Schu­le. Also, was soll schon pas­sie­ren?” Die Mut­ter nick­te, ver­such­te zu lächeln und wisch­te sich schnell über die Augen. Als Kamil­le in den Bus stieg, sich auf einen frei­en Platz fal­len ließ […], beschlich sie das Gefühl, dass es etwas Wich­tig­tes gab, was ihre Mut­ter ihr über Rosen­holm ver­schwie­gen hat­te.” (Zitat S.31) Denn auf Rosen­holm gibt es ganz beson­de­re Fächer: Geis­ter­kun­de, Hell­se­hen, Nor­di­sche Geschich­te und Magie! Und alle Mäd­chen hier schei­nen beson­de­re Fähig­kei­ten zu haben, was ihnen die Schul­lei­te­rin zu Beginn auch gleich ver­kün­det: “Ihr habt alle das Poten­zi­al, Magie­rin­nen zu wer­den” (Zitat S.67) Doch auf der Schu­le scheint es nicht mit rech­ten Din­genKasimira zuzu­ge­hen. Bei einer heim­li­chen Séan­ce, die die vier Mäd­chen abhal­ten, wer­den sie mit dem Geist kon­fron­tiert, der Vic­to­ria bela­gert: ein Mäd­chen namens Tri­ne, die hier im Inter­nat gelebt haben soll. Und ermor­det wur­de! “Mit einem Ruck setz­te sich Vic­to­ria auf. Die Bewe­gung wirk­te unna­tür­lich, wie bei einer mecha­ni­schen Pup­pe, die von einer Feder ange­trie­ben wur­de. Sie zuck­te nicht mehr, die lee­ren Augen waren weit auf­ge­ris­sen. Lang­sam dreh­te sie den Kopf zu ihnen. “Ver­sprecht es mir. Ver­sprecht mir, dass ihr her­aus­fin­det, wer mich getö­tet hat.” (Zitat S.140) Doch das gestal­tet sich als gar nicht so ein­fach. Und auf ein­mal wird eine Schü­le­rin von einem Unbe­kann­ten ange­grif­fen und die Mäd­chen gera­ten in gro­ße Gefahr…

KasimiraDas Cover und vor allem der far­bi­ge Buch­schnitt von “Rosen & Vio­len: Rosen­holm-Tri­lo­gie” ist ein Traum und macht optisch echt etwas her! Der fan­tas­ti­sche Roman beginnt mit einem unheil­vol­len Pro­log: “Er bet­tet mich ins Gras. Der Him­mel über mir dreht sich […] Ich will schrei­en, doch ich kann nicht. Über mir rau­schen die Sil­ber­pap­peln mit dem Blut in mei­nen Ohren um die Wet­te. Um mich her­um blü­hen die Vio­len, und der Him­mel wird schwarz.” (Zitat S.5) Der in kur­si­ver Schrift abge­druck­te Text wird aus der Sicht des unbe­kann­ten Mör­ders erzählt und des­sen Per­spek­ti­ve taucht auch im Haupt­teil immer wie­der auf. Der Haupt­teil selbst ist in vier Tei­le gesplit­tet, die in die jewei­li­gen Jah­res­zei­ten unter­teilt sind: Som­mer, Herbst, Win­ter, Früh­ling. Jeder Beginn eines Teils ist neben der Nen­nung der Jah­res­zeit nicht nur mit kunst­vol­len Orna­men­ten umrahmtKasimira, son­dern auch mit einem kur­zen Gedicht geschmückt, wie die­sem hier zum Bei­spiel: “Rosen sind rot/ Vio­len sind blau/ Ich hab dich gern/ Weiß ich genau (Tra­di­tio­nel­les däni­sches Lie­bes­ge­dicht im 19.Jahrhundert oft in Stamm­bü­chern und Gedicht­bän­den ver­wen­det)” (Zitat S.7). Mit viel Lie­be zum Detail darf man hier rech­nen. Auch wer­den immer wie­der kur­ze Chat­ge­sprä­che der Prot­ago­nis­ten ein­ge­scho­ben oder offi­zi­el­le Schrei­ben der Schu­le oder kur­ze Aus­zü­ge aus dem Regel­werk der Schu­le, bei­spiels­wei­se: “In unse­rem Inter­nat sind Jun­gen und Mäd­chen getrennt von­ein­an­der unter­ge­bracht, und jede Form von roman­ti­scher Bezie­hun­gen zwi­schen Schü­le­rin­nen und Schü­lern ist streng ver­bo­ten.” (Zitat S.69) Etwas, was sich jedoch ein wenig ver­läuft und nicht mehr all­zu ernst genom­men wird im spä­te­ren Hand­lungs­ver­lauf (hier wird lei­der etwas Kon­flikt­po­ten­ti­al ver­schenkt). Das Set­ting des Inter­nats ist sehr fas­zi­nie­rend: “Rosenholm war bei­na­he ein Schloss. Ein klei­nes, wei­ßes Schloss mit uralten, roten Zie­geln suf dem Dach, vier klei­nen Tür­men — einem an jeder Ecke — und einer win­zi­gen Hän­ge­brü­cke, die über einen Burg­gra­ben führ­te. Eine lan­ge Allee aus alten, knor­ri­gen Kas­ta­ni­en­bäu­men ver­lief hin­auf zur Schu­le” (Zitat S.33). Auch die The­men, mit denen sich die Schü­ler aus­ein­an­der­set­zen müs­sen, wie Natur­kun­de, Runen, Wikin­ger und nor­di­sche Gott­hei­ten, sind mal etwas ganz ande­res. Hier muss man jedoch auch so man­ches blu­ti­ge Ritu­al aus­hal­ten kön­nen. Eben­so bei der Schil­de­rung eini­ger mys­te­riö­ser “Fun­de” am Inter­nat wird es etwas blu­ti­ger. Der Roman wird abwech­selnd aus der Sicht der vier Prot­ago­nis­tin­nen erzählt: Vic­to­ria, Kamil­le, Malou und Kirs­ti­ne. Durch den stän­di­gen Wech­sel der Per­spek­ti­ven (in Kasimiraper­so­na­ler Erzähl­wei­se geschrie­ben) fällt es mit­un­ter schwer eine wirk­li­che Ver­bin­dung zu den Per­so­nen auf­zu­bau­en, man­ches wirkt etwas abge­hackt. Man darf jedoch gespannt mit­rät­seln, wer der unbe­kann­te Täter ist, der die Mäd­chen beob­ach­tet: “Sie sehen mich nicht, ich bin nicht zu ent­de­cken. Aber ich sehe sie. Ich sehe sie alle, jede ein­zel­ne von ihnen. Ich prä­ge mir ihre Gesich­ter ein, es ist von größ­ter Wich­tig­keit, wel­che von ihnen ich aus­wäh­le. Es ist eine Fra­ge von Leben und Tod, könn­te man sagen.” (Zitat S.68) Von der Span­nung her hät­te es manch­mal noch etwas mehr sein dür­fen, auch die Aus­ar­bei­tung der Lie­bes­ge­schich­te zwi­schen Jakob und Kirs­ti­ne wird etwas schnell abge­han­delt, die Amou­ro­si­ät­ten der ande­ren Mäd­chen blei­ben auch etwas blass. Den­noch unter­hält “Rosen & Vio­len: Rosen­holm-Tri­lo­gie” gut und man möch­te unbe­dingt wis­sen, wer es am Ende war, der Tri­ne auf dem Gewis­sen hat und auch in der Jetzt­zeit noch sein Unwe­sen treibt. Das (etwas wir­re) Ende lässt noch eini­ge Fra­gen offen.

Du möch­test unbe­dingt wis­sen, wie es in Band 2 der Tri­lo­gie wei­ter­geht? “Geden­ke­mein” erscheint Mit­te Juli 2023. Der drit­te Teil ist bis­her nur im däni­schen Ori­gi­naLesealternativenl zu fin­den: “Nats­kyg­ge”. Wann die deut­sche Über­set­zung erschei­nen wird, ist bis­her noch nicht bekannt (wür­de auf Früh­jahr 2024 tip­pen). Zwei span­nen­de Inter­nats­ro­ma­ne, die ich als Alter­na­ti­ve emp­feh­len kann, sind die “Elling­ham Aca­de­my”-Rei­he von Mau­re­en John­son und die über­aus fes­seln­de “Kil­ling Novem­ber”-Rei­he von Adria­na Mather. Hexen und Magie, Lie­bes­ge­schich­te und ein Inter­nats­et­ting fin­dest du außer­dem in der Neu­erschei­nung “Raven­hall Aca­de­my: Ver­bor­ge­ne Magie” von Julia Kuhn. Ein wenig muss­te ich auch an “Sali­gia: Spiel der Tod­sün­den” von Swant­je Opper­mann den­ken. Ohne Fan­ta­sy, aber mit Span­nungs­ele­men­ten kom­men außer­dem die­se bei­den Bücher aus: “Aschen­put­tel­fluch” von Kry­sty­na Kuhn und “Krä­hen­mann” von Corin­na Bomann. Du magst Fan­ta­sy­ro­ma­ne mit nor­di­scher Mytho­lo­gie? Dann greif zur “The last god­dess”-Rei­he von Bian­ca Iosi­v­oni, zur “Fate & dark­ness”-Rei­he von S.T.Bende (brand­neu) oder zur “Das Flüs­tern der Raben”-Rei­he von Male­ne Sølvsten.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Arctis
ISBN: 978-3-03880-070-5
Erscheinungsdatum: 16.Februar 2023
Einbandart: Hardcover
Preis: 22,00€
Seitenzahl: 368
Übersetzer: Meike Blatzheim, Sarah Onkels
Originaltitel: "Roser og Violer"
Originalverlag: Turbine

Dänisches Originalcover:

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Kasimiras Bewertung:

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(3,5 von 5 mög­li­chen Punkten)

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Dänisches Cover: Homepage von Gry Kappel Jensen

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