Die amerikanische Autorin Adriana Mather, die zugleich auch Schauspielerin und Filmproduzentin ist, hat mit “Killing November” einen ganz besonderen Thriller herausgebracht. Eine Geschichte über ein Mädchen, das von ihrem Vater aufgrund familiärer Schwierigkeiten auf einmal in ein Internat gesteckt wird und feststellt, dass dort alles komplett anders zugeht als erwartet. Ein mysteriöser Geheimbund und ein Mord, der ihr angelastet wird, stellen ihr Leben völlig auf den Kopf. Ein Buch, das wirklich begeistert — mit einer taffen, klugen Protagonistin und einer unglaublich fesselnden, temporeichen Erzählweise. An dieser Neuerscheinung wird man dieses Jahr nicht vorbeikommen! Lesetipp!! Der erste Teil einer zweibändigen Reihe. Für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.
Die 17-jährige November ist behütet in einer amerikanischen Kleinstadt aufgewachsen. Doch um sie vor einer namenlosen Gefahr zu schützen, schickt ihr Vater — ein ehemaliger CIA-Agent — sie plötzlich auf ein Internat. “Dad meinte, es sei nur für ein paar Wochen, zur Überbrückung bis er das mit dem Einbruch bei Tante Jo geregelt hat. Dann könne ich nach Hause zurückkehren und alles würde wieder so sein wie vorher.” (Zitat aus “Killing November” S.11) Das Internat, das einer mittelalterlichen Festung gleicht, ist keineswegs so wie November es sich vorgestellt hat. Sie darf keine persönlichen Gegenstände behalten, es gibt kein Telefon und keinen Strom. Sie hat nicht mal eine Ahnung in welchem Land das Internat sich überhaupt befindet. Auf dem Weg dorthin wurde sie im Flugzeug durch ein Getränk betäubt und ist erst innerhalb der Mauern wieder aufgewacht. Von Wärtern bewacht, die kein Wort sprechen, trifft sie schließlich auf die Direktorin: “Bevor du dieses Büro verlässt oder mit irgendjemandem sprichst, musst du die Regeln kennen und dich mit ihnen einverstanden erklären.” Sie machte eine Pause. “Außerdem hast mich bitte mit >Rektorin Blackwood< anzusprechen. Wir legen hier sehr viel Wert auf Umgangsformen.” (Zitat S.10) Es gibt drei Regeln, die November ab sofort beachten muss. Sie darf mit niemandem über ihre Familie und ihre Herkunft sprechen. Sie darf das Schulgelände, das tief im Wald versteckt und mittels Fallen gesichert ist, nicht verlassen. Und wenn sie jemand angreift, dann gilt der Grundsatz “Auge um Auge” und es darf — unter Aufsicht der Lehrer — Gleiches mit Gleichem vergolten werden. Während ihr Vater sie mit
einem Schwerpunkt auf Survival-Training gelockt hat, - etwas, das er ihr schon in ihrer Kindheit ausgiebig vermittelt hat — muss November feststellen, dass hier ganz viele andere Fächer auf dem Lehrplan stehen: Messerwerfen, Täuschung und Verstellung, Verschlüsselung, Boxen, Bogenschießen und Akzente lernen. Was hat es nur mit dieser Schule auf sich? Wusste ihr Vater wohin er sie schickte? Und warum sind ihr manche Schüler so feindlich gesonnen? Während ihre zahllosen Fragen an ihrer Mitbewohnerin Layla meist einfach abprallen, erhofft sich November bei Ash, deren Zwillingsbruder, der ein Meister im Analysieren von Körpersprache ist, Antworten zu finden. Doch bald hat sie keine Ahnung mehr, wem sie vertrauen kann. Als ein Mord passiert und sie über die Leiche stolpert, gerät ausgerechnet November unter Verdacht…
Das Cover von “Killing November” ist faszinierend gestaltet und ein Hingucker, auch haptisch wurde mit unterschiedlichen Materialien gearbeitet — die eine Hälfte fühlt sich glatt an und glänzt leicht, die andere rau. Der Thriller wird durchgehend aus Novembers Sicht in der Ich-Perspektive erzählt. Die Sprache ist sehr angenehm und erzählerisch rund, das merkt man schon bei den ersten Absätzen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die “Academia Absconditit”, das Internat, auf welches November fortan gehen muss. Ein tolles Setting, es macht unheimlich Spaß mehr und mehr über die Hintergründe der geheimnisvollen Schule zu erfahren: “Diese Schule zu besuchen, ist ein Privileg, kein Recht. Unsere Lehrkräfte sind absolute Koryphäen und unsere handverlesene Schülerschaft kommt aus aller Welt. Achtzehn Professorinnen und Professoren wohnen und arbeiten hier, und du, November, bist unsere einhundertste
Schülerin. Die Plätze an unserer Schule sind heiß begehrt.” (Zitat S.13) Jede Andeutung macht neugierig, jedes Geheimnis schreit geradezu danach gelöst zu werden. Faszinierend ist, dass man als Leser hierbei auf dem gleichen Kenntnisstand ist wie die Protagonistin, die immer wieder so tun muss, als hätte sie von all den Dingen eine Ahnung, um nicht aufzufallen und der bald klar wird, dass ihr Vater ihr so einiges verschwiegen hat. Mit November hat Adriana Mather einen außergewöhnlichen Charakter geschaffen. Ein kluges, starkes Mädchen, in dem mehr steckt, als man erwartet: “Du wirst dich anstrengen müssen, wenn du dich hier schnell einfügen willst. Allerdings hat man mir versichert, dass du über die notwendigen Fähigkeiten verfügst, nicht nur mit den anderen mitzuhalten, sondern sie sogar zu übertreffen.” (Zitat S.15) Mit ihrem Scharfsinn sorgt November für so manch interessante Wendung, auch die Tatsache,
dass sie sich mit Namen äußerst gut auskennt und über deren Bedeutung andere versucht einzuschätzen, liest sich überaus erfrischend. Denn normalerweise werden Schüler mit viel jüngerem Alter und vor allem nicht mitten im Schuljahr auf die Akademie aufgenommen. Langweilig wird es in “Killing November” in keiner Sekunde. Ständig passiert etwas und November wird neuen Gefahren oder höchst seltsamen Unterrichtsmethoden ausgesetzt: “War das Essen, das Sie mir angeboten haben, unbedenklich?” Conner dreht sich um und zieht einen kleinen Flakon aus der Tasche seines Jacketts. “Das Gegengift”, erläutert er und lächelt. Ich starre ihn entgeistert an. Dass das Essen Teil des Einstufungstest sein könnte, hatte ich mir gedacht, aber dass der Lehrer, der mir offiziell bei der Eingewöhnung helfen soll, mich gegebenenfalls vergiftet hätte, habe ich nun wirklich nicht erwartet.” (Zitat S.41) Man möchte das Buch eigentlich gar nicht mehr aus den Händen legen. Ein richtiger Pageturner! Es ist wirklich selten in einem Buch, das die Spannung so konsequent gehalten wird!! Dazu noch ein wenig Romantik — perfekt. Anspruchsvoll aber schon, hinsichtlich der ganzen Intrigen und Verwicklungen, da darf man ein bisschen mitdenken;-) Das Ende macht neugierig auf die Fortsetzung.
Fazit: Definitiv lesenswert! Diesem Lesesog wird sich so schnell keiner entziehen können!
Dir gefällt “Killing November”? Der Teil 2 der Reihe ist bisher nur im Englischen angekündigt und erscheint voraussichtlich im Mai 2021: “Hunting November”. Eine hervorragende Alternative ist jedoch “Saligia: Das Spiel der Todsünden” von Swantje Oppermann. Ein Internat mit faszinierenden Persönlichkeiten und ein Mord spielen hier die Hauptrolle. Gut könnte ich mir auch die Reihen “Night School” von C.J. Daugherty (hat einige inhaltliche Parallelen!) und “Das Tal” von Krystyna Kuhn vorstellen. Mysteriöse Dinge, die auf einem Internat passieren? Das findest du in “Der Schein” von Ella Blix, “Die Selbstvergessenen” von Anna Palm und “Night of Crowns” von Stella Tack. Ein Mord auf einem Internat? Dies setzen äußerst spannend in Szene: “Wie ein Flügelschlag” von Jutta Wilke, “Krähenmann” von Corinna Bomann und die Reihe “Ellingham Academy” von Maureen Johnson.
Bibliografische Angaben:Verlag: Dressler ISBN: 978-3-7915-0152-9 Erscheinungsdatum: 9.Januar 2021 Einbandart: Hardcover Preis: 22,00€ Seitenzahl: 432 Übersetzer: Susanne Klein, Nadine Püschel Originaltitel: Killing November Originalverlag: Knopf Books for Young Readers Amerikanisches Originalcover:
Trailer zum Buch (auf Englisch):
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(5 von 5 möglichen Punkten)
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