Ava Reed — Wir fliegen, wenn wir fallen

26Kasimira.Sep­tem­ber 2018

Mit einem bild­schö­nen Cover war­tet der Roman “Wir flie­gen, wenn wir fal­len” von der deut­schen Autorin und Blog­ge­rin Ava Reed auf. Eine Geschich­te ĂŒber ein beson­de­res Erbe, ĂŒber Schuld, Ver­lust und die Kraft der Lie­be. Ein Buch, das wirk­lich alles hat, was einen rich­tig schö­nen Schmö­ker aus­macht: es ist roman­tisch, mit Klug­heit erzĂ€hlt und in einer sehr unter­halt­sa­men, berĂŒh­ren­den Art geschrie­ben. Lese­tipp! Jetzt neu als Taschen­buch erschie­nen. FĂŒr Jugend­li­che ab 12 Jah­ren und inter­es­sier­te Erwachsene.

Ham­burg. Die 17-jĂ€h­ri­ge Yara lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrer Tan­te Em. “Ich fĂŒh­le mich wie eine alte Frau, wie jemand, der sei­nes Lebens mĂŒde ist, und nicht wie der Teen­ager, der ich bin. Viel­leicht, weil ich nicht mehr die bin, die ich war â€” und es auch nie mehr sein wer­de.” (Zitat S.7) Nacht fĂŒr Nacht hat sie Alp­trĂ€u­me, fĂŒhlt sich schul­dig am Tod ihrer Eltern. Ger­ne besucht sie des­we­gen den alten Phil, den sie im Alters­heim ken­nen­ge­lernt hat, in dem ihre Tan­te arbei­tet. â€œPhil ver­steht mich, ohne dass ich etwas sagen muss. Bei ihm habe ich nicht das BedĂŒrf­nis, jemand ande­res zu sein.” (Zitat S.18) Weil er blind ist, liest Yara ihm regel­mĂ€Â­ĂŸig vor. Doch jetzt ist Phil an einem Herz­in­farkt gestor­ben. Und die Ein­sam­keit droht Yara erneut zu ĂŒber­fal­len“Mit Phil ist mein Anker ver­schwun­den, mein Halt. Er war ein Frem­der und doch mein bes­ter Freund.” (Zitat S.33) Auch Noel geht es nicht wirk­lich gut, seit sein Groß­va­ter Phil ver­stor­ben ist. Zumal er sich noch kurz vor des­sen Tod mit ihm gestrit­ten hat: “Das Letz­te, was ich zu ihm gesagt habe, war im Streit gesagt wor­den. Ich habe ihm Vor­wĂŒr­fe gemacht und ich wer­de kei­ne Chan­ce bekom­men, mich zu ent­schul­di­gen und es wie­der­gut­zu­ma­chen. Mei­ne Wor­te hAva Reed Wir fliegen, wenn wir fallenaben Phil ver­letzt und ich habe sie aus­ge­spro­chen, obwohl ich das gewusst habe.” (Zitat S.29) Noel lebt in einer klei­nen Woh­nung und ist nicht nur verbit­tert, son­dern auch ent­tĂ€uscht vom Leben, seit sei­ne Mut­ter ihn hat sit­zen­las­sen. Und das lĂ€sst er vor allem sei­ne Umge­bung spĂŒÂ­ren. Er ver­steht es her­vor­ra­gend Leu­te auf Abstand zu hal­ten. Da er nicht team­work­fÀ­hig ist, weil er sich auf nie­man­den mehr ver­las­sen will, hat er auch sei­ne gewĂŒnsch­te Aus­bil­dungs­stel­le nicht bekom­men und muss jetzt bei McDonald’s arbei­ten. Yara, die er bei sei­nem Groß­va­ter schon ein paar­mal ange­trof­fen hat, nennt Noel nur abfĂ€l­lig “das Lese­mĂ€d­chen” und war auch zu ihr bis­her immer sehr schroff und abwei­send. Doch jetzt scheint aus­ge­rech­net das Tes­ta­ment von Phil die bei­den zusam­men­zu­fĂŒh­ren. Denn der alte Mann hat ihnen nicht nur Geld hin­ter­las­sen, son­dern auch eine Lis­te mit 10 Punk­ten, die sie gemein­sam erfĂŒl­len sol­len. Alles Din­ge, die Phil nicht mehr erle­ben konn­te und ger­ne getan hĂ€t­te. Wie einen Wolf zu strei­cheln, durch den Regen­wald zu lau­fen, das Nord­licht zu sehen oder einen Baum in einem frem­den Land zu pflan­zen. Doch auch Yara kann Noel ĂŒber­haupt nicht ausstehen


“Wir flie­gen, wenn wir fal­len” wird aus Yaras und Noels Sicht in der Ich-Per­spek­ti­ve erzĂ€hlt. Hier wech­seln sich die bei­den Prot­ago­nis­ten kapi­tel­wei­se ab. Die Spra­che ist sehr flĂŒs­sig und total ange­nehm zu lesen. Manch­mal sogar ein wenig poe­tisch und sehr kraft­voll. Bereits mit dem ers­ten Satz des Buches stol­pert man förm­lich in die Geschich­te hin­ein: â€œIch möch­te mei­ne Erin­ne­run­gen ver­bren­nen. Ich möAva Reed Wir fliegen, wenn wir fallenchte sie neh­men, zusam­men­knĂŒl­len oder zer­rei­ßen, es ist mir egal, und sie mit allem, was mir geblie­ben ist, in Asche ver­wan­deln. Mit all dem Schmerz, der Trau­er und Wut, der Angst und dem gro­ßen Loch in mir drin.” (Zitat S.7) Die Autorin hat zwei beson­de­re Cha­rak­te­re geschaf­fen. Sie — ver­folgt von Schuld­ge­fĂŒh­len und Trau­er — und er mit Bin­dungs­Àngs­ten. Sie, die ihn stĂ€n­dig irgend­wie reizt und er, der ihre schlech­tes­ten Sei­ten zum Vor­schein bringt. Dazwi­schen immer wie­der die rich­ti­ge Por­ti­on an GefĂŒhl: “Hof­fent­lich wird am Mon­tag alles wie­der ent­spannt. Hof­fent­lich ist Noel wie­der gemein, vor­laut, nerv­tö­tend und sar­kas­tisch. Denn die­ser Noel macht mir Angst. Er geht mir unter die Haut.” (Zitat S.88ff) Dazu fin­det man nicht nur in den Kapi­telÂ­ĂŒber­schrif­ten manch Lebens­weis­heit, son­dern auch im Fließ­text selbst ab und zu mal einen klu­gen Satz: “Man­che WĂŒn­sche gehen nicht in ErfĂŒl­lung, egal, wie sehr wir fle­hen und bet­teln, wie sehr unser Herz dar­an hĂ€ngt. Aber was wĂ€ren wir ohne sie?” (Zitat S.9) Auch die Roman­tik kommt in “Wir flie­gen, wenn wir fal­len” nicht zu kurz. Eine schö­ne Lie­bes­ge­schich­te mit einer nahe­zu ĂŒber­zeu­gen­den Ent­wick­lung ihrer Protagonisten.

Fazit: Eine herz­er­wĂ€r­men­de Geschich­te — unter­halt­sam und emotional!

Wenn dir “Wir flie­gen, wenn wir fal­len” gefal­len hat, dann lies doch noch die ande­ren BĂŒcher von Ava Reed wie zum Bei­spiel “Die Spie­gel-Saga”: “Spie­gel­split­ter” (Band 1) und “Spie­gel­staub” (Band 2), die bei­de 2015 erschienLesealternativenen. Anschlie­ßend folg­ten “For Good: Über die Lie­be und das Leben” (2016) und “Mond­prin­zes­sin” (eben­falls 2016). Ihr letz­ter (wirk­lich bril­lan­ter!) Roman war “Die Stil­le mei­ner Wor­te” (2018). Wenn du eine inhalt­lich gute Alter­na­ti­ve hin­sicht­lich der Lis­te möch­test, greif unbe­dingt zu “13 WĂŒn­sche fĂŒr einen Som­mer” von Mat­son Mor­gan oder “GlĂŒcks­spu­ren im Sand” von Rachel Bate­man. Lis­ten­ro­ma­ne gibt es jede Men­ge. Zwei beson­de­re hier­bei sind “Nur eine Lis­te” von Siob­han Vivi­an und “Die Hass­lis­te” von Jen­ni­fer Brown. Din­ge, auf einer Lis­te, die die Prot­ago­nis­ten erle­di­gen möch­ten, bevor sie ster­ben, sind zum Bei­spiel “Alles dreht sich” von Rose­ma­rie Eichin­ger und “Bevor ich ster­be” von Jen­ny Down­ham. Ein Roman mit sehr viel Lebens­weis­hei­ten und viel Klug­heit ist auch “Dylan & Gray” von Katie Kacvin­sky. Und ein beson­de­res “Erbe” mĂŒs­sen auch die Figu­ren in “Ein Teil von uns” von Kira Gem­bri und “Schat­ten­grund” von Eli­sa­beth Herr­mann anneh­men. Eine sehr ĂŒber­zeu­gen­de und tol­le Lie­bes­ge­schich­te, in der die Haupt­per­so­nen eine glaub­haf­te Ent­wick­lung durch­ma­chen und ihren Schmerz ĂŒber­win­den, ist zudem “Wenn du mich kĂŒsst” von Julia­na Stone.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Oetinger
ISBN: 978-3-8415-0542-2
Erscheinungsdatum: 1.Oktober 2018
Einbandart: Taschenbuch
Preis: 10,00€ 
Seitenzahl: 304 
Übersetzer: -
Originaltitel: - 
Originalverlag: -
Originalcover: -

Kasimiras Bewertung:

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(4,5 von 5 mög­li­chen Punkten)

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