Frank Maria Reifenberg — Stay alive: Das ist kein Spiel

Kasimira1.November 2022

Stay ali­ve: Das ist kein Spiel” ist ein (Sci-Fi-)Thriller des deut­schen Autoren und Viel­schrei­bers Frank Maria Rei­fen­berg, der sich beson­ders für die Lese­för­de­rung von Jungs ein­setzt. Mit sei­nem aktu­el­len Werk dürf­te die­ser För­de­rung nichts mehr im Wege ste­hen (wobei das Buch auch pri­ma für Mäd­chen geeig­net ist), denn es ent­führt sei­ne Leser*innen zu einer Cli­que von Jugend­li­chen, die an einem von einer KI gesteu­er­ten Com­pu­ter­spiel teil­neh­men, das auf der gan­zen Welt begeis­tert gespielt wird. Der Gewin­ner erhält zum Schluss 7 Mil­lio­nen Euro! Die End­run­de fin­det auf einer ein­sa­men Insel statt. “Ere­bos” meets “Herr der Flie­gen” plus eine klei­ne Pri­se “Fluch der Kari­bik”;-) Cool, aben­teu­er­lich und span­nend erzählt. Für Jugend­li­che ab 12 Jah­ren, die nor­ma­ler­wei­se nicht so viel lesen.

Sie sind zu fünft. Und sie sind ver­dammt gut, in dem, was sie tun: Zocken. Hun­ter, der ein begna­de­ter Hacker ist: “Manch­mal hat er das Gefühl, sei­ne Fin­ger füh­ren ein Eigen­le­ben, jeden­falls wenn er ein Smart­phone oder eine Kon­so­le in der Hand hält und zockt. Sei­ne Fin­ger reagie­ren schein­bar schnel­ler, als die Signa­le in sei­nen klei­nen grau­en Zel­len ankom­men.” (Zitat aus “Stay ali­ve: Das ist kein Spiel” S.8). Joey, der vor allem über eine stra­te­gi­sche Bega­bung ver­fügt. Mag­gie, die Kind rei­cher Eltern ist und ihnen die gan­zen Lap­tops besorgt hat. Rebel, die skru­pel­los ist. Und Jaden, der einen her­vor­ra­gen­den Instinkt hat und im Lösen von Rät­seln unschlag­bar ist. Jetzt haben sie sich bei einem Spiel ange­mel­det, das sich eigent­lich gar nicht spie­len Kasimiradürf­ten: “Seven Souls”. Sie sind noch nicht 16. Doch sie geben bei ihrem gemein­sa­men Anmel­de­ac­count einen fal­schen Namen an. Ver­ste­cken sich in einem Forst­haus im Wald, wo sie sich heim­lich zum Zocken tref­fen. Weil sie zu fünft sind, kom­men sie rich­tig gut vor­an, wech­seln sich immer ab beim Spie­len. “..sie müs­sen rund um die Uhr am Ball blei­ben. Jede Pau­se wirft einen zurück, weil die künst­li­che Intel­li­genz, die hin­ter dem Gan­zen steckt, jede Spiel­fi­gur ein­fach im Auto-Modus wei­ter­lau­fen lässt, mit redu­zier­ten Fähig­kei­ten, aber stän­dig in Gefahr, von ande­ren raus­ge­kickt zu wer­den.” (Zitat S.36) Des­halb schaf­fen sie es auch rich­tig weit im Spiel. Doch dann wer­den sie eines Tages von einer Frau, die sie “die Pun­ke­rin” nen­nen erwischt und erpresst: “Er hat min­des­tens zwei Ebe­nen der Fire­wall geknackt, die das Pro­gramm schüt­zen. Stimmt’s oder habe ich recht, Hun­ter? So weit sind bis­her nur ein paar rus­si­sche Hacker gekom­men, die dafür die Unter­stüt­zung des Geheim­diens­tes hat­ten. Ihr Kasimiraseid aus dem Spiel, so was von aus dem Spiel. Die ein­zi­ge Chan­ce, das zu ver­hin­dern, ist mit mir zusam­men­zu­ar­bei­ten.” (Zitat S.30) Die Pun­ke­rin will sie auf das Luxus­schiff “Seven Souls” lot­sen, damit sie auch am letz­ten Level des Spiels teil­neh­men kön­nen. Die­ses fin­det in der Rea­li­tät statt. Die Fahrt führt an einen Ort, den nie­mand kennt, wahr­schein­lich eine ein­sa­me Insel. Die Jugend­li­chen, die sich kei­ne wirk­li­chen Gedan­ken dar­über gemacht haben, wie sie es tat­säch­lich auf das Schiff schaf­fen könn­ten, las­sen sich dar­auf ein und bestei­gen das Schiff. Doch dann gerät auf ein­mal alles außer Kontrolle…

Das Cover ist schön gestal­tet, macht bereits neu­gie­rig auf die Geschich­te. Sogar das Bild passt 1A zum Inhalt, denn die Insel, die — wenn man sich die­se genau­er anschaut — wie ein Toten­kopf wirkt, stellt wirk­lich die Insel aus dem Buch dar. Der Thril­ler macht mit einem Zitat neu­gie­rig: “It’s not over when you lose. It’s over when you quit.” (Zitat S.5) und ist mit einem Count­down ver­se­hen, der mit der Kapi­tel­über­schrift “Noch sie­ben Tage” beginnt. Die Geschich­te ist in per­so­na­ler Erzähl­wei­se geschrie­ben aus der jewei­li­gen Sicht der fünf Jugend­li­chen. Die KasimiraSpra­che ist recht ein­fach, der Erzähl­stil sehr flüs­sig und gut zu lesen. Das Schrift­bild ist auch etwas grö­ßer gestal­tet. Zudem lockern Ein­schü­be mit Nach­rich­ten­ar­ti­kel das Gan­ze auf. Schön sind auch die Zeich­nun­gen, die zwi­schen­zeit­lich eine gan­ze Sei­te fül­len und die ein­zel­nen Cha­rak­te­re zei­gen und von Hel­ge Vogt illus­triert sind. Die Figu­ren muss man am Anfang erst ein­mal ein biss­chen aus­ein­an­der­hal­ten kön­nen, da der Thril­ler ins­ge­samt der rasant und tem­po­reich geschrie­ben ist, bleibt natür­lich für Cha­rak­ter­ent­wick­lung nicht so viel Zeit, man hat aber doch das Gefühl jeden der Jugend­li­chen ein wenig ein­schät­zen zu kön­nen. Auch das The­ma Diver­si­tät und Ras­sis­mus wer­den in “Stay ali­ve: Das ist kein Spiel” unauf­dring­lich mit ein­ge­floch­ten: ein Jugend­li­cher fühlt sich nicht als Jun­ge, son­dern als Mäd­chen und outet sich; ein Mäd­chen hat ein künst­li­ches Bein; und ein Jugend­li­cher hat eine ande­re Haut­far­be und wird des­we­gen belei­digt. Sehr geheim­nis­voll ist die Per­spek­ti­ve des Kasimira“Wäch­ters”, die zwi­schen­zeit­lich in einem ande­ren Schrift­bild immer wie­der ein­ge­scho­ben wird und der die Jugend­li­chen vom Spiel aus schon seit gerau­mer Zeit beob­ach­tet: “Sie machen ihre Sache sehr, sehr gut. Sie ver­wi­schen ihre Spu­ren so gekonnt, dass sie eigent­lich unsicht­bar sind. Aber eben nur eigent­lich.” (Zitat S.15) Denn das die Jugend­li­chen tat­säch­lich abge­hört und beob­ach­tet wer­den, das hal­ten sie selbst nicht unbe­dingt für rea­lis­tisch: “Du weißt, was sie bei FyS über die Spy-Soft­ware sagen, die du dir mit der App des Spiels run­ter­lädtst.” “Du lei­dest unter Ver­fol­gungs­wahn.” Jaden schüt­telt den Kopf. “Als ob die­ser Mil­ton irgend­wo mit einem Kopf­hö­rer säße und heim­lich ein paar Jungs beim Zocken zuhört.” (Zitat S.10) Der Wäch­ter scheint ihnen jedoch auf der Spur zu sein, auch wenn er ihre wah­re Iden­ti­tä­ten noch nicht kennt. Etwas geheim­nis­um­wo­ben ist auch die Pun­ke­rin, die selbst der Wäch­ter miss­trau­isch beäugt: “Die Pun­ke­rin darf ich nicht unter­schät­zen. Anfangs dach­te ich, dass sie allei­ne arbei­tet, aber das stimmt augen­schein­lich nicht. Die Akti­on ist grö­ßer, als ich erwar­tet hat­te. […] Aber ich durch­schaue noch nicht ihre Moti­ve.” (Zitat S.61) Das Ende war­tet mit einer Über­ra­schung auf, ist ein wenig ver­wir­rend und nicht in allen Details für mich kom­plett zu ergrün­den, aber irgend­wie doch sehr raffiniert.

Frank Maria Rei­fen­berg hat unzäh­li­ge Bücher geschrie­ben. Eine gute Über­sicht Lesealternativenkannst du dir hier ver­schaf­fen. Eine Neu­erschei­nung von ihm von die­sem Jahr ist “Iden­ti­ty X: Wer ist Bos­ton Cole­man?”  und von letz­tem Jahr “Pro­jekt Laza­rus”. Mit Gina May­er schrieb er zusam­men “Die Schat­ten­ban­de”-Rei­he. Und zusam­men mit Chris­ti­an Tiel­mann unter dem Pseud­onym R.T. Acron die “Oce­an-City”-Rei­he. Du magst span­nen­de Geschich­ten, die auf einer Insel spie­len? Hier habe ich gleich an die “Sil­ber­flut”-Rei­he von Alex Falk­ner den­ken müs­sen (“Das Geheim­nis von Ray’s Rock” (Band1) und “Die Ver­schol­le­nen von Ray’s Rock” (Band 2)). Oder lies “Iso­la” von Isa­bel Abe­di und “Schluss­takt” von Arno Stro­bel. Etwas mehr Gam­ing und Span­nung gefäl­lig? Dann greif zu “Y‑Game: Sie ste­cken alle mit drin” von Chris­ti­an Lin­ker oder der erfolg­rei­chen “Ere­bos”-Rei­he von Ursu­la Pozn­an­ski.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Edel Kids Books
ISBN: 978-3-96129-264-6
Erscheinungsdatum: 11.Oktober 2022
Einbandart: Hardcover
Preis: 14,99€
Seitenzahl: 320
Übersetzer: -
Originaltitel: -
Originalverlag: -
Originalcover: -

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Kasimiras Bewertung:

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(4 von 5 mög­li­chen Punkten)

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