Franzi Kopka — Gameshow: Der Preis der Gier

4.April 2023

Game­show: Der Preis der Gier” ist das Debüt der deut­schen Autorin Fran­zi Kop­ka. Ein dys­to­pi­scher Roman, der in eine Welt in der Zukunft ent­führt, in wel­cher Wett­spie­le hoch im Kurs ste­hen und Klas­sen­un­ter­schie­de durch hohen Ein­satz über­wun­den wer­den kön­nen. Ver­liert man, kann man jedoch auch ganz tief fal­len und selbst zur Spiel­fi­gur in einer Are­na wer­den und mit dem eige­nen Leben bezah­len. Die “Casi­no-Ver­si­on” von “Tri­bu­te von Panem” — ein viel­ver­spre­chen­der Auf­takt einer zwei­tei­li­gen Rei­he. Eine Geschich­te über mensch­li­che Gier. Ein äußerst fas­zi­nie­ren­des, ein­falls­rei­ches Set­ting mit jeder Men­ge Span­nung! Für taf­fe Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und Erwachsene.

New Lon­don. Im Jahr 2126. Hier lebt die 17-jäh­ri­ge Cass mit ihrem Vater in der rela­tiv luxoriö­sen Pla­tin-Zone. Die Men­schen sind in unter­schied­li­che Klas­sen ein­ge­teilt, je nach­dem wie vie­le Coins sie besit­zen, bezie­hungs­wei­se sich durch Wet­ten erspielt haben. Das höchs­te Ziel: die wei­ße Zone. Dort­hin hat es jetzt auch end­lich Cass’ bes­te Freun­din Eli­za mit ihrer Fami­lie geschafft, von der sie sich bald ver­ab­schie­den muss. “Ich weiß, dass ich mich freu­en soll­te. Eli­zas Eltern haben geschafft, wonach wir alle stre­ben. Sie haben genug Coins erspielt, um sich ein Ticket für die wei­ße Zone kau­fen zu kön­nen. In einer Woche wird Eli­za das Leben als Gam­ble­rin hin­ter sich las­sen, alle blu­ti­gen Wet­ten, aber auch mich. (Zitat S.14) Das neu erschaf­fe­ne Lon­don lebt vom Wett­ge­schäft. Sein erspiel­tes Ver­mö­gen trägt man direkt aufeinem Chip in sei­ner Hand, bezahlt auch damit. Cass, die eine Pflicht­wet­te absol­vie­ren muss, aber eher auf nicht blu­ti­ge Spie­le setzt, wie Tanz­tur­nie­re, Golf- oder Schwimm­wett­be­wer­be, ist kein Freund der Wett­spie­le, vor allem nicht von dem der ein­mal jähr­lich statt­fin­den Game­show. “Es läuft der brand­neue Wer­be­trai­ler für die 84. Game­show, ein­ge­lei­tet vom Count­down. Noch acht Tage, bis wie­der eine Sai­son der Grau­sam­kei­ten zu Ende geht. Zum Glück kann nie­mand mei­ne Gedan­ken lesen. Für das Wort Grau­sam­kei­ten wür­de man mich nicht nur aus dem Laden wer­fen, man wür­de mich direkt zu einem Mnes­ti­ka brin­gen, um mein Implan­tat che­cken zu las­sen.” (Zitat S.17) Cass’ Vater behaup­tet, wer die Spie­le nicht liebt, der muss einen tech­ni­schen Defekt haben. Denn alle lie­ben das Wet­ten. Und die größ­ten Gewin­ne kann man nun mal bei der Game­show ein­sa­cken. Einer Show, bei der Men­schen in einer Are­na bei Spie­len kämp­fen, bei denen sie auch ihr Leben ver­lie­ren kön­nen. “Aber Hor­ace Scott [der Grün­dungs­va­ter] hat uns etwas gege­ben, für das es wie­der zu leben lohnt, etwas, nach dem wir alle stre­ben kön­nen. Denn egal, in wel­cher Zone sie aktu­ell woh­nen bei der 84.Gameshow haben Sie alle die Chan­ce auf­zu­stei­gen. Mit nur einer Wet­te kön­nen Sie nicht nur Ihr Leben ver­bes­sern, son­der das Ihrer gan­zen Fami­lie!” (Zitat S.20) So zerrt Cass’ Vater das Mäd­chen auf das Pre-Din­ner, zu dem er ein­ge­la­den wur­de, setzt alles auf einen Spie­ler, von dem er meint, dass die­ser die grau­sa­men Spie­le über­le­ben wird — und ver­liert sein gan­zes Gut­ha­ben! Doch gera­de als die Wachen ihn abfüh­ren und in die nied­rigs­te rote Zone schlep­pen wol­len, greif er nach Cass’ Arm und stiehlt ihre Coins. “Ent­setzt sehe ich auf mei­ne Rech­te, die Dad gera­de los­lässt. Mein Chip ver­färbt sich blut­rot. Dar­in die gro­ße Null. “Es… Es tut mir so leid, Spätz­chen, so leid.” Sofort las­sen die Wachen von ihm ab, um sich auf mich zu stür­zen. “So leid”, wie­der­holt er immer wie­der. Mein Vater, der kein Stück bes­ser ist als die Lower, die ihren Kin­dern am zwölf­ten Geburts­tag das Start­gut­ha­ben steh­len. Ihren Kin­dern, die nie einen Chip bekom­men und sofort in die rote Zone gebracht wer­den.” (Zitat S.69) Jetzt ist es Cass, die in die rote Zone abge­scho­ben wird. Sie wird nun nicht mehr wet­ten kön­nen, wel­cher der Spie­ler gewin­nen wird, son­dern wird gezwun­ge­ner­ma­ßen selbst zur Spie­le­rin. Ein Kampf um Leben und Tod beginnt…

Das Cover von “Game­show: Der Preis der Gier” macht ordent­lich was her und ist eben­so wie der Titel sehr gut gelun­gen. Der dys­to­pi­sche Roman ent­führt in ein Leben nach dem 4.Weltkrieg, in dem ein neu­es Lon­don auf­ge­baut wur­de. Das Set­ting mit den unter­schied­li­chen Klas­sen­ge­sell­schaf­ten und Zonen ist äußerst fas­zi­nie­rend. “Direkt an Pur­pur schließt Pla­tin an, hier leben Dad und ich, seit­dem Mum aus­ge­stie­gen ist. Die Häu­ser haben weni­ger auß­ge­wöh­li­che For­men und sind ein paar Stock­wer­ke nied­ri­ger. Doch auch bei uns gibt es noch ein paar grü­ne Fle­cken, die erst in der gol­de­nen Zone ganz ver­schwin­den. Bevor uns die Kame­ra Sil­ber, Bron­ze oder gar den gro­ßen Zaun zeigt, der uns Gam­bler von den Gamern trennt” (Zitat S.19ff) Bis man die drei ver­schie­de­nen Klas­sen von Gamern, Gam­blern und Neu­trals ein­ord­nen kann und auch den Zusam­men­hang mit den unter­schied­li­chen Zonen ver­steht, braucht es ein biss­chen, die Infor­ma­tio­nen wer­den eher bei­läu­fig in die Geschich­te ein­ge­streut, aber man ver­steht eigent­lich alles recht gut. Cool fand ich auch die Idee mit dem Chip, den die Men­schen in ihrer Hand tra­gen: “Unter sei­ner Haut zeich­nen sich in einem Pla­tin­schim­mer die Zif­fern ab, sie­ben­stel­lig, was er allein Mum zu ver­dan­ken hat. Und trotz­dem müss­te er sei­ne Coins ver­dop­peln, um zu den Pur­pur­nen zu kom­men. Ver­vier­fa­chen, um uns aus dem Leben als Gam­bler zu befrei­en.” (Zitat S.33) Außer­dem hat jeder noch ein Implan­tat im Kopf, bei wel­chem die Erin­ne­run­gen mani­pu­liert wer­den kön­nen, wenn man in die rote Zone absteigt, um Rebel­li­on zu unter­drü­cken und die Per­son ihr altes Leben ver­ges­sen zu las­sen. Der Pro­log zu Beginn, den man zunächst gar nicht ein­ord­nen kann, wirkt ziem­lich geheim­nis­voll. Dann star­tet der Haupt­teil, wel­cher durch­ge­hend aus Sicht der sym­pa­thi­schen, taf­fen Prot­ago­nis­tin Cass in der Ich-Per­spek­ti­ve erzählt wird. Die Idee mit dem Wet­ten ist höchst inter­es­sant und die Abgrün­de mensch­li­cher Gier wer­den erleb­bar umge­setzt, wie zum Bei­spiel bei Cass’ Vater: “Als ich Dad in die Augen sehe, zucke ich zusam­men. Frü­her sah das Blau mei­nem Saphir­blau sehr ähn­lich. Jetzt ist es über­schat­tet von Gier, aber das ist es nicht, was mir Angst macht. Es ist die Bereit­schaft, uns bei­de in den Abgrund zu stür­zen.” (Zitat S.33ff) Ein Vater, der sei­ne eige­ne Toch­ter bestiehlt, um zu gewin­nen. “Hat er mich des­halb zur Game­show mit­ge­nom­men? War ich nur sei­ne Ver­si­che­rung?” (Zitat S.70) Wäh­rend Cass zunächst noch auf der ande­ren Sei­te des Wett­be­werbs steht und nur Wet­ten abschließt, wird sie schließ­lich unfrei­wil­lig selbst zur Spie­le­rin. Muss sich in einem Laby­rinth bewei­sen, das mit töd­li­chen Fal­len gespickt ist. Natür­lich lässt “Game­show: Der Preis der Gier” an die­ser Stel­le an die “Tri­bu­te von Panem” den­ken, aller­dings sind es zunächst eher kür­ze­re Episoden/Spiele, die die Gamer durch­le­ben müs­sen, auch wenn die­se nicht weni­ger töd­lich sind, da sie auch von ihren Mit­spie­lern getö­tet wer­den kön­nen. Erst gegen Ende des Buches lan­det Cass dann wirk­lich in einer Are­na, in der sie meh­re­re Tage über­le­ben muss und die mit aller­lei Fallen/Hilfsgegenständen gespickt ist. Etwas bru­tal wird es dadurch schon auch mal ab und zu. “Sie hat sich absicht­lich fal­len las­sen. Reflex­ar­tig hal­te ich den Atem an. Wenn sie Jax töd­lich trifft, kriegt sie 100 Extra­punk­te für den Kill, doch er gibt nicht auf. Er wirft sich mit aller Kraft zur Sei­te, so dass ihre Klin­ge im Nichts lan­det, dann zückt er selbst ein Mes­ser und treibt es der Frem­den direkt in den Bauch.” (Zitat S.23) Und selbst­ver­ständ­lich gibt es auch einen Love Inte­rest, auch wenn die­ser anfangs noch recht spär­lich prä­sen­tiert wird und auch spä­ter eher etwas blass wirkt. Von der Span­nung her hät­te es manch­mal noch etwas mehr sein dür­fen, es gibt zwar schon eini­ge action­rei­che Sze­nen, aber auch immer wie­der ruhi­ge­re Momen­te. Das Ende ist schön dra­ma­tisch und endet mit einem fie­sen Cliff­hän­ger, der neu­gie­rig auf Band 2 macht.

LesealternativenDir gefällt “Game­show: Der Preis der Gier”? Dann freu dich auf die Fort­set­zung, die im Herbst 2023 erschei­nen wird. Der Titel steht bis­her lei­der noch nicht fest. Inhalt­li­che Alter­na­ti­ven zu “Game­show: Der Preis der Gier” wären auf jeden Fall die “Tri­bu­te von Panem”-Rei­he von Suzan­ne Coll­ins, die “Laby­rinth”-Rei­he von Rai­ner Wekwerth, die “Aus­le­se”-Rei­he von Joel­le Char­bon­neau. Gut könn­te ich mir auch “Mart­has Wider­stand” von Ker­ry Dre­wery, “Rotes Licht, grü­nes Licht: Wie weit wür­dest du gehen?” von Lou All­ori und die “Pri­son Hea­ler”-Rei­he von Lynet­te Noni vor­stel­len.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Fischer Sauerländer
ISBN: 978-3-7373-5947-4
Erscheinungsdatum: 29.März 2023
Einbandart: Hardcover
Preis: 18,00€
Seitenzahl: 432
Übersetzer: -
Originaltitel: -
Originalverlag: -
Originalcover: -

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Kasimiras Bewertung:

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(4 von 5 mög­li­chen Punkten)

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