“21: Dunkle Begleiter” ist mittlerweile das dritte Jugendbuch des bekannten, deutschen Thrillerautoren Wulf Dorn. Ein Buch über ein Mädchen, das 21 Minuten lang tot war, ehe man sie reanimieren konnte, eine besondere Nahtoderfahrung und ein Leben, in dem nun nichts mehr so ist wie zuvor. Denn ihre beste Freundin ist seitdem spurlos verschwunden. Und nicht nur das… Dramatisch und äußerst spannend. Erzählerisch top! Für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.
Eigentlich ist die 16-jährige Nikki nicht wirklich ein Partymensch. Sie liebt Bücher, Kinofilme, das ruhigere Leben, mag keine großen Menschenansammlungen. Doch ihrer besten Freundin Zoe zuliebe kommt sie an Halloween mit zu einer neuen Cluberöffnung. “Wir waren Einzelkinder, und irgendwie war jede von uns für die andere wie die Schwester, die sie nie gehabt hatte. Wir waren immer füreinander da, passten aufeinander auf und teilten all unsere Geheimnisse.” (Zitat aus “21: Dunkle Begleiter” S.21) Ein höchst seltsames Geheimnis hat auch Zoe ihr verraten. Denn sie fühlt sich seit einiger Zeit beobachtet. Immer wieder steht da draußen vor ihrem Haus jemand, der zu ihrem Fenster hochsieht. So auch am Abend, als sie in die Diskothek wollen. Doch das Ganze wird noch dramatischer, als Nikki dort plötzlich zusammenbricht. “Alles geschah ganz plötzlich, ohne Vorwarnung. Als hätte ein gewaltiger Hammerschlag mein Leben in tausend winzige Scherben zersplittert. In einem Moment war ich noch ein ganz normales Mädchen, das ein ganz normales Leben führte, und im nächsten Augenblick war nichts mehr wie zuvor.” (Zitat S.13) Als sie wieder aufwacht, befindet sie sich im Krankenhaus und ist dem Tod gerade so von der Schippe gesprungen. Irgendjemand hat ihr Drogen verabreicht. “Bei mir hatten die Tropfen einen Kreislaufkollaps ausgelöst. Danach war mein Herz stehen geblieben. Hatte einfach aufgehört zu schlagen. Einundzwanzig Minuten lang.” (Zitat S.41) Seitdem fehlt Nikki nicht nur die Erinnerungen an das, was kurz vor ihrem Zusammenbruch geschah, sondern auch ihre beste Freundin. Sie ist spurlos verschwunden. Und derjenige, der Nikki fast umgebracht hätte, ist noch immer auf freiem Fuß. Zusammen mit dem Jungen, der ihr das Leben gerettet hat und gerade eine Ausbildung zum Rettungssanitäter macht, beginnt Nikki sich dem zu stellen, was passiert ist. Was vor allem passiert ist, als sie 21 Minuten lang eigentlich schon tot war und an das sie lieber nicht mehr denken will…
“21: Dunkle Begleiter” wirkt düster und unheilvoll, betrachtet man das Cover. Der Thriller, der durchgehend aus Nikkas Sicht in der Ich-Perspektive geschrieben ist, beginnt mit fast philosophisch anmutig, wirkenden Worten und zieht den Leser sofort in den Sog der Geschichte. Und wenn Wulf Dorn eines gut kann, dann ist es das Erzählen. Vor allem sprachlich ist das Buch richtig gut geschrieben. Flüssig, mitreißend, voller Emotionen und Tiefgründigkeit. Genauso wie man sich das bei einem Thriller wünscht. Vor allem die Nahtoderfahrung, aber auch die Frage, was nach dem Tod kommt, sind während des Lesens sehr präsent. Was hat Nikka gesehen, während sie 21 Minuten lang klinisch tot war? Hinter dieses Geheimnis zu kommen, stellt besonders zu Beginn der Geschichte einen besonderen Reiz dar: “Mir wollte dieser dunkle Ort nicht aus dem Sinn gehen, auch wenn er mir immer mehr wie ein böser Traum vorkam. Ich konnte nicht vergessen, was ich dort gesehen hatte. Aber das konnte ich dem Kommissar unmöglich sagen. Er würde mich für völlig durchgeknallt halten. Und vielleicht war ich das ja auch.” (Zitat S.44) Die Kapitel sind recht kurz, die Überleitungen gelungen, die Cliffhänger passend gewählt. Und mit so mancher Wendung wird man plötzlich wieder überrascht. Wenn der Thriller einen ganz anderen Verlauf nimmt, als man erwartet. “Mir kommen nur nicht oft Patienten unter, die eine so hohe Gehirnaktivität aufweisen. Jedenfalls nicht, wenn man sie unter normalen Bedingungen testet. Bei dir sieht es so aus, als würdest du gerade eine komplizierte Rechenaufgabe lösen wollen und dabei gleichzeitig auf einem Hochseil balancieren. Sämtliche deiner Sinne sind aktiv, und zwar überdurchschnittlich.” (Zitat S.51) Dabei spielt der Autor immer wieder geschickt mit den Wahrnehmungsebenen. Wahn oder Wahrheit? Chemische Reaktion oder Realität? Das Ende ist in einer Hinsicht etwas “weichgespült”, aber offenbart schließlich einen interessanten Epilog, der genau passt.
Dir hat “21: Dunkle Begleiter” gut gefallen? Dann lies noch die anderen zwei Jugendbücher von Wulf Dorn, die völlig eigenständige Geschichten sind: “Mein böses Herz” (gefiel mir außerordentlich gut!) und “Die Nacht gehört den Wölfen”. Irgendwie musste ich inhaltlich gesehen zu Beginn auch irgendwie etwas an “Aquila” von Ursula Poznanski denken, ebenso “Thalamus” könnte hier eine gute Lesealternative sein. Ein besonderes Nahtoderlebnis, das die Protagonistin verändert, erlebst du zudem in “Splitterlicht” von Megan Miranda. Gut könnte ich mir auch “Blind walk” von Patricia Schröder vorstellen, ein packender Thriller, der gewisse Parallelen hat. Aus dem Koma erwacht und etwas ist anders? Das findest du in “Leben rückwärts lieben” von Claudia Pietschmann und in “Anders” von Andreas Steinhöfel. Die beste Freundin verschwunden und die Suche nach ihr verändert alles? Davon kannst du in dem höchst spannenden “Schweig still, süßer Mund” von Janet Clark lesen.
Bibliografische Angaben: Verlag: cbj ISBN: 978-3-570-16524-9 Erscheinungsdatum: 24.Juni 2019 Einbandart: Broschur Preis: 15,00€ Seitenzahl: 480 Übersetzer: - Originaltitel: - Originalverlag: - Originalcover: -
Kasimiras Bewertung:
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