Wulf Dorn — 21: Dunkle Begleiter

30.Juni 2019

21: Dunk­le Beglei­ter” ist mitt­ler­wei­le das drit­te Jugend­buch des bekann­ten, deut­schen Thril­ler­au­toren Wulf Dorn. Ein Buch über ein Mäd­chen, das 21 Minu­ten lang tot war, ehe man sie reani­mie­ren konn­te, eine beson­de­re Nah­tod­erfah­rung und ein Leben, in dem nun nichts mehr so ist wie zuvor. Denn ihre bes­te Freun­din ist seit­dem spur­los ver­schwun­den. Und nicht nur das… Dra­ma­tisch und äußerst span­nend. Erzäh­le­risch top! Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und Erwachsene.

Eigent­lich ist die 16-jäh­ri­ge Nik­ki nicht wirk­lich ein Par­ty­mensch. Sie liebt Bücher, Kino­fil­me, das ruhi­ge­re Leben, mag kei­ne gro­ßen Men­schen­an­samm­lun­gen. Doch ihrer bes­ten Freun­din Zoe zulie­be kommt sie an Hal­lo­ween mit zu einer neu­en Cluber­öff­nung. “Wir waren Ein­zel­kin­der, und irgend­wie war jede von uns für die ande­re wie die Schwes­ter, die sie nie gehabt hat­te. Wir waren immer für­ein­an­der da, pass­ten auf­ein­an­der auf und teil­ten all unse­re Geheim­nis­se. (Zitat aus “21: Dunk­le Beglei­ter” S.21) Ein höchst selt­sa­mes Geheim­nis hat auch Zoe ihr ver­ra­ten. Denn sie fühlt sich seit eini­ger Zeit beob­ach­tet. Immer wie­der steht da drau­ßen vor ihrem Haus jemand, der zu ihrem Fens­ter hoch­sieht. So auch am Abend, als sie in die Dis­ko­thek wol­len. Doch das Gan­ze wird noch dra­ma­ti­scher, als Nik­ki dort plötz­lich zusam­men­bricht. “Alles Kasimirageschah ganz plötz­lich, ohne Vor­war­nung. Als hät­te ein gewal­ti­ger Ham­mer­schlag mein Leben in tau­send win­zi­ge Scher­ben zer­split­tert. In einem Moment war ich noch ein ganz nor­ma­les Mäd­chen, das ein ganz nor­ma­les Leben führ­te, und im nächs­ten Augen­blick war nichts mehr wie zuvor.” (Zitat S.13) Als sie wie­der auf­wacht, befin­det sie sich im Kran­ken­haus und ist dem Tod gera­de so von der Schip­pe gesprun­gen. Irgend­je­mand hat ihr Dro­gen ver­ab­reicht. “Bei mir hat­ten die Trop­fen einen Kreis­lauf­kol­laps aus­ge­löst. Danach war mein Herz ste­hen geblie­ben. Hat­te ein­fach auf­ge­hört zu schla­gen. Ein­und­zwan­zig Minu­ten lang.” (Zitat S.41) Seit­dem fehlt Nik­ki nicht nur die Erin­ne­run­gen an das, was kurz vor ihrem Zusam­men­bruch geschah, son­dern auch ihre bes­te Freun­din. Sie ist spur­los ver­schwun­den. Und der­je­ni­ge, der Nik­ki fast umge­bracht hät­te, ist noch immer auf frei­em Fuß. Zusam­men mit dem Jun­gen, der ihr das Leben geret­tet hat und gera­de eine Aus­bil­dung zum KasimiraRet­tungs­sa­ni­tä­ter macht, beginnt Nik­ki sich dem zu stel­len, was pas­siert ist. Was vor allem pas­siert ist, als sie 21 Minu­ten lang eigent­lich schon tot war und an das sie lie­ber nicht mehr den­ken will…

21: Dunk­le Beglei­ter” wirkt düs­ter und unheil­voll, betrach­tet man das Cover. Der Thril­ler, der durch­ge­hend aus Nik­kas Sicht in der Ich-Per­spek­ti­ve geschrie­ben ist, beginnt mit fast phi­lo­so­phisch anmu­tig, wir­ken­den Wor­ten und zieht den Leser sofort in den Sog der Geschich­te. Und wenn Wulf Dorn eines gut kann, dann ist es das Erzäh­len. Vor allem sprach­lich ist das Buch rich­tig gut geschrie­ben. Flüs­sig, mit­rei­ßend, vol­ler Emo­tio­nen und Tief­grün­dig­keit. Genau­so wie man sich das bei einem Thril­ler wünscht. Vor allem die Nah­tod­erfah­rung, aber auch die Fra­ge, was nach dem Tod kommt, sind wäh­rend des Lesens sehr prä­sent. Was hat Nik­ka gese­hen, wäh­rend sie 21 Minu­ten lang kli­nisch tot war? Hin­ter die­ses Geheim­nis zu kom­men, stellt beson­ders zu Beginn der Geschich­te einen beson­de­ren Reiz dar: “Mir woll­te Kasimiradie­ser dunk­le Ort nicht aus dem Sinn gehen, auch wenn er mir immer mehr wie ein böser Traum vor­kam. Ich konn­te nicht ver­ges­sen, was ich dort gese­hen hat­te. Aber das konn­te ich dem Kom­mis­sar unmög­lich sagen. Er wür­de mich für völ­lig durch­ge­knallt hal­ten. Und viel­leicht war ich das ja auch.” (Zitat S.44) Die Kapi­tel sind recht kurz, die Über­lei­tun­gen gelun­gen, die Cliff­hän­ger pas­send gewählt. Und mit so man­cher Wen­dung wird man plötz­lich wie­der über­rascht. Wenn der Thril­ler einen ganz ande­ren Ver­lauf nimmt, als man erwar­tet. Mir kom­men nur nicht oft Pati­en­ten unter, die eine so hohe Gehirn­ak­ti­vi­tät auf­wei­sen. Jeden­falls nicht, wenn man sie unter nor­ma­len Bedin­gun­gen tes­tet. Bei dir sieht es so aus, als wür­dest du gera­de eine kom­pli­zier­te Rechen­auf­ga­be lösen wol­len und dabei gleich­zei­tig auf einem Hoch­seil balan­cie­ren. Sämt­li­che dei­ner Sin­ne sind aktiv, und zwar über­durch­schnitt­lich.” (Zitat S.51) Dabei spielt der Autor immer wie­der geschickt mit den Wahr­neh­mungs­ebe­nen. Wahn oder Wahr­heit? Che­mi­sche Reak­ti­on oder Rea­li­tät? Das Ende ist in einer Hin­sicht etwas “weich­ge­spült”, aber offen­bart schließ­lich einen inter­es­san­ten Epi­log, der genau passt.

Dir hat “21: Dunk­le Beglei­ter” gut gefal­len? Dann lies noch die ande­ren zwei Jugend­bü­cher von Wulf Dorn, die völ­ligLesealternativen eigen­stän­di­ge Geschich­ten sind: “Mein böses Herz” (gefiel mir außer­or­dent­lich gut!) und “Die Nacht gehört den Wöl­fen”. Irgend­wie muss­te ich inhalt­lich gese­hen zu Beginn auch irgend­wie etwas an “Aqui­la” von Ursu­la Pozn­an­ski den­ken, eben­so “Tha­la­mus” könn­te hier eine gute Lese­al­ter­na­ti­ve sein. Ein beson­de­res Nah­tod­erleb­nis, das die Prot­ago­nis­tin ver­än­dert, erlebst du zudem in “Split­ter­licht” von Megan Miran­da. Gut könn­te ich mir auch “Blind walk” von Patri­cia Schrö­der vor­stel­len, ein packen­der Thril­ler, der gewis­se Par­al­le­len hat. Aus dem Koma erwacht und etwas ist anders? Das fin­dest du in “Leben rück­wärts lie­ben” von Clau­dia Piet­sch­mann und in “Anders” von Andre­as Stein­hö­fel. Die bes­te Freun­din ver­schwun­den und die Suche nach ihr ver­än­dert alles? Davon kannst du in dem höchst span­nen­den “Schweig still, süßer Mund von Janet Clark lesen.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: cbj 
ISBN: 978-3-570-16524-9
Erscheinungsdatum: 24.Juni 2019
Einbandart: Broschur
Preis: 15,00€
Seitenzahl: 480
Übersetzer: -
Originaltitel: -
Originalverlag: -
Originalcover: -

Kasimiras Bewertung:

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(5 von 5 mög­li­chen Punkten)

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