“Shelter: Es ist deine Verschwörung — aber du bist ihr Opfer” ist das neueste Buch der österreichischen Bestsellerautorin Ursula Poznanski. Ein fulminanter Thriller über eine Gruppe Jugendlicher, die aus einer Partylaune heraus eine Verschwörungstheorie über Außerirdische in die Welt setzt und zusehen muss, wie diese allmählich entgleist (die Theorie ebenso wie ihre eigene Welt), als immer mehr Menschen dem Glauben schenken und sie selbst in Gefahr geraten. Ein höchst brisantes, temporeiches, fesselndes Lesevergnügen für Jung & Alt. Beste Unterhaltung für Aufgeklärte und solche, die es werden wollen;-) Frühestens ab 14 Jahren.
Bennys Mitbewohner und Medizinstudent Nando feiert seinen Geburtstag. Doch am Ende der rauschenden Party sind nur sie, Mitbewohnerin Liv und ihre Freunde Till und Darya, auf die Benny heimlich steht, übrig. Die Nachbarn haben sich mit Klopfzeichen bereits über die laute Musik beschwert und dann hat sich Liv auch noch einen Streit mit zwei Partygästen geliefert, die daraufhin gegangen sind. “Noch mal, tut mir leid dass ich mich nicht beherrschen konnte.” “Muss dir nicht leidtun. Es war echt nicht mehr auszuhalten.” (Zitat aus “Shelter” S.7). Die Zwei haben Nando Heilsteine und ein Pendel geschenkt und ihn von der Sinnlosigkeit seines Medizinstudiums zu überzeugen versucht. “Sie haben ernsthaft wieder mit dem Chemtrail-Quatsch angefangen und mit den Chips, die man angeblich bei Impfungen eingepflanzt kriegt. Große, groooße Weltverschwörung.” Er seufzte. “Ehrlich, ich kenne Dennis schon seit der Schule, und ich mag ihn, aber einladen werde ich ihn nicht mehr.” (Zitat S.8) Doch das Thema schlägt irgendwie doch Wellen bei den letzten, verbliebenen Partygästen. Und so kommt Benny auf die Idee, die Verschwörungstheoretikern zu entlarven, indem sie eine eigene, absurde Theorie erfinden, diese verbreiten und hinterher die Wahrheit aufklären, um zu zeigen, wie naiv man sein kann, auf so etwas hereinzufallen. Voller Tatendrang
ziehen die Jugendlichen in derselben Nacht noch los und verteilen ein erdachtes Symbol (Kreis plus Halbkreis) auf allen möglichen Wänden. Am nächsten Tag erstellen sie sich eine Reihe von Fake-Accounts auf den verschiedensten sozialen Netzwerken und beginnen mit ihrem Projekt, einer vermeintlichen Invasion von Aliens, welches Liv sogar dokumentiert und für ihre Bachelorarbeit verwenden möchte: “Dieses Zeichen habe ich letzte Nacht auf meinem Weg nach Hause drei Mal gesehen!, schrieb er dazu. Jemand eine Ahnung, was es bedeutet?” (Zitat S.28) und “Wir sind bereit. Wir warten. #Oc” (Zitat S.38) und reizen das Ganze aus bis hin zu einem Kommentar wie “Bei mir wurde die Übernahme gestern vollzogen. Ihr müsst keine Angst davor haben, es tut nicht weh. Im Gegenteil. Es ist angenehm, es kribbelt nur ei
n wenig in den Schultern und im Rücken. #shelter” (Zitat S.45) Liv hat sich den Begriff “Shelter” dafür ausgedacht, welches auf Deutsch “Unterschlupf” bedeutet. “Ich finde es schöner, wenn wir uns etwas Eigenes einfallen lassen und nicht einfach “Wirte” zu denen sagen, die von einem Alien bewohnt werden.” (Zitat S.45) Neben vielen, die sich über sie lustig machen, gibt es dann aber auch immer wieder Neugierige, Interessierte, die mehr wissen wollen. Dann plötzlich sogar welche, die selbst glauben “übernommen” worden zu sein; die auf einmal viel besser sehen oder viel selbstbewusster geworden sind und nur von einem Alien besetzt worden sein können! Die Freunde können es nicht fassen, wie naiv die Menschen sind. Doch dann taucht ein Unbekannter auf, der sich “Octavio” nennt und der sich selbst als Urheber dieser Operation outet. “Ihr habt meine Zeichen gesehen. Wir kommen, um e
uch zu befreien.” (Zitat S.53). Als Liv eines Tages verfolgt wird und Benny nachts seltsame Geräusche hört und Anrufe erhält, droht das Ganze allmählich aus dem Ruder zu laufen…
Ein unfassbar schönes und hochwertig wirkendes Cover — glitzerndes Gold und ein eingeprägtes rotes Zeichen, das auch im Buch eine wichtige Rolle spielt — designtechnisch hat der Loewe Verlag hier alles richtig gemacht! Dazu noch das goldene Lesebändchen — perfekt. Der Einstieg in die Geschichte gelingt mühelos, welche durchgehend aus Bennys Sicht in personaler Erzählweise geschrieben ist. Ursula Poznanski hat mal mit dem Thema Verschwörungstheorien wieder höchst aktuellen Stoff ausgewählt als Zutat für ihren sehr gelungenen Thriller. “Aber treibt das Spiel nicht zu weit; nicht dass jemand ausflippt, Panik kriegt und auf die Idee kommt, an sich herumzuschneiden, um ein Alien herauszuoperieren.” “Das wird nicht passieren”, beruhigte ihn Liz.” (Zitat S.45) Denn als Leser ahnt man bereits zu Beginn des Buches, dass genau das geschehen wird — dass es ESKALIEREN wird. Auch wenn der Vorsatz der Clique eigentlich ein ganz anderer war: “Sie legten die Leute bewusst rein. “Aber sie werden danach ernüchtert sein und beim nächsten Mal genauer hinsehen”, hatte Darya entgegnet, als er seine Bedenken ausgesprochen hatte. “Darum ist es doch von Anfang an gegangen. Um genau diesen Effekt. Wir sind harmlos, wir schaden keinem, und wir klären die Sache ja bald auf.” (Zitat S.47) Aber auch Liz treibt das Spiel immer weiter voran, weil sie das Projekt nicht abbre
chen will, um mehr Material für ihre Bachelorarbeit zu haben. Selbst, als sie verfolgt wird, als es gefährlicher für sie zu werden scheint, will sie weitermachen. Für Spannung sorgt dann auf jeden Fall, dass Darya auf einmal wie vom Erdboden verschluckt worden zu sein scheint und dass auch Benny scheinbar eine Leiche im Keller vergraben hat, von der niemand weiß: “Es war nur eineinhalb Jahre her, dass sein Leben so brutal umgekrempelt worden war, und er träumte immer seltener davon. Das lag sicher auch an seiner Clique — und daran, dass sie nichts davon wussten.” (Zitat S.14) Das Thema Verschwörungstheorien hat Ursula Poznanski in einer Hinsicht besonders gut durchdacht und ausgeführt, die der Clique letztendlich zum Verhängnis wird: “Es gibt ein neues Detail in unserer Verschw
örungstheorie. Die uns jetzt echt englitten ist, fürchte ich. […] Die Captors, die Octavio erfunden hat. […] Ich habe ja gesagt, jede Verschwörungstheorie braucht ein Feindbild. Jetzt gibt es eines, und leider haben nicht wir es erfunden.” (Zitat S.87) Denn die “Captors” sind all jene, die der Aktion schaden wollen, die behaupten, dass alles eine Lüge und nur erfunden wäre. Doch wie sollen die Freunde ihr Projekt noch aufklären, wenn sie genau diesem Feindesbild entsprechen und keiner ihnen mehr glaubt? Auch wenn einiges sich öfters wiederholt, liest sich “Shelter” doch äußerst fesselnd. Das Ende ist unerwartet, aber doch passend und sehr auf ein Happy-End fokussiert. Ein kleiner Cliffhanger wäre da zum Schluss fast wirkungsvoller gewesen.
Noch mehr Infos über die OC-Verschwörung findest du übrigens auf dieser extra kreierten Seite.
Wenn dir “Cryptos” gefallen hat, dann lies noch die anderen Thriller von Ursula Poznanski, hier chronologisch nach Erscheinungsdatum aufgelistet: “Erebos”, “Saeculum”, “Layers”, “Elanus”, “Aquila”, “Thalamus” und “Erebos 2”. Außerdem hat sie die dystopische “Eleria”-Trilogie geschrieben: “Die Verraten” (Band 1), “Die Verschworenen” (Band 2) und “Die Vernichteten” (Band 3). Ihr letztes Werk war “Cryptos”, das ich ebenfalls sehr gelungen fand. Ein Projekt, das außer Kontrolle gerät? Das findest du höchst fesselnd in diesen Werken: “Die Welle” von Bestsellerautor Morton Rhue, “Staat X: Wir haben die Macht!” von Caroline Wahl, “Gotcha!” von Shelley Hrdlitschka, “Nerve: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen” von Jeanne Ryan, “Panic: Wer Angst hat, ist raus!” von Lauren Oliver und “Fair Play: Spiel mit, sonst verlierst du alles!” von Kerstin Gulden. Hinsichtlich eines inhaltlichen Aspekts könnte ich mir auch gut die “Pheromon”-Reihe von Rainer Wekwerth oder “Bloom: Die Apokalypse beginnt in deinem Garten” von Kenneth Oppel vorstellen.
Bibliografische Angaben:Verlag: Loewe ISBN: 978-3-7432-0051-7 Erscheinungsdatum: 13.Oktober 2021 Einbandart: Hardcover Preis: 19,95€ Seitenzahl: 448 Übersetzer: - Originaltitel: - Originalverlag: - Originalcover: - Trailer zum Buch:
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