Einen Thriller der ganz raffinierten Art hat der kanadische Autor Ted Staunton geschrieben: “Who I am not: Von Lügen und anderen Wahrheiten”. Über Trickbetrügereien, falsche Identitäten und der Suche nach sich selbst. Unterhaltsam erzählt. Ideales Lesefutter für Jungs ab 14 Jahren.
Er ist 15 Jahre alt. Er hat gelernt niemandem zu vertrauen und wechselt Identitäten wie andere ihre Frisur. Er hat bereits 18 Pflegefamilien und eine “Böse Zeit” hinter sich, als er von einem Gaunerpärchen unter die Fittiche genommen wird und sich an allerlei Kleinbetrügereien beteiligt. Tricks, um an Geld zu kommen, lernt er zu genüge. Doch dann scheitert einer der Tricks und Harley, sein Mentor, wird erschossen. Um nicht selbst ans Messer geliefert zu werden, gibt er sich als der vor drei Jahren vermisste Danny Dellomondo aus, der im selben Alter wie er ist. Eine Chance zu flüchten bleibt ihm nicht, weil die daraufhin informierte Familie sich sofort um seinen Flug nach Kanada, in einen Ort namens Port Hope, kümmert. Und tatsächlich ist es einfacher als gedacht, ihnen eine Lügengeschichte aufzutischen, was ihm in den drei Jahren zugestoßen ist. Doch wird das lange gut gehen? Bald schon gibt es jemand, der ihn durchschaut…
“Who I am not: Von Lügen und anderen Wahrheiten” wird durchgängig aus der Sicht des männlichen, namenlosen Protagonisten erzählt. Der Text ist sehr flüssig geschrieben und gut zu lesen. Andeutungen durchziehen den Thriller, in denen die Hauptfigur Dinge vorausnimmt, die geschehen werden und für jede Menge Spannung sorgen. Auch wechselt er teilweise zwischen der Jetztzeit und Rückblenden, in denen er dem Leser Geschehnisse aus seiner Vergangenheit näher bringt. Sehr interessant ist es vor allem von seinen Tricksereien zu lesen, aber auch nach seiner Suche nach sich selbst. Wer will er sein? Will er immer nur eine Rolle spielen oder auch mal echt sein? Das Mädchen Gilly, das er in der Bücherei kennenlernt, hilft ihm auf diese Fragen eine Antwort zu finden. Das Ende sorgt für atemlose Spannung, lässt leider jedoch auch manche Dinge nicht ganz aufgeklärt und den Leser nur mit Andeutungen zurück. Trotz allem aber ein äußerst unterhaltsames Lesevergnügen, besonders für Jungs! Das englische Cover (siehe unten) sieht auch richtig klasse aus. Fast besser als das Deutsche.
Mich hat der Klappentext bereits an ein Buch erinnert, das vor Jahren bei dtv erschienen ist: “Das zweite Leben des Cassiel Roadnight” von Jenny Valentine, die wohl beste Alternative zu “Who I am: Von Lügen und anderen Wahrheiten”. Hier nimmt ebenfalls ein Junge aus Not die Identität eines vermissten Jungen und schleicht sich in dessen Familie ein. In diesem Roman erfährt man jedoch wesentlich mehr über die Hintergründe der Leichen im Keller jener neuen Familie. Eine weitere Lesealternative (eher für Mädchen) ist “Geisterblumen” von Michele Jaffe. Hier nimmt die Hauptfigur auch die Identität eines verschwundenen Mädchens an. Das Ende ist richtig schön spannend und sehr überraschend! Aus der anderen Sicht erzählt, nämlich der der Familie, in die ein vermisstes Kind zurückkehrt und die Protagonistinnen das Gefühl haben, es sei jemand Fremdes machen folgende Romane zum Thema: “Tote Mädchen lügen nicht” von Gail Giles (toll, mit krassem Ende!) und “Mein fremder Freund” von Emma Haughton.
Bibliografische Angaben:Verlag: Arena ISBN: 978-3-401-50872-6 Erscheinungsdatum: 1. Juni 2016 Einbandart: Taschenbuch Preis: 6,99€ Seitenzahl: 232 Übersetzer: Bea Reiter Originaltitel: "Who I am not" Originalverlag: Ora Books Publisher Englisches Originalcover:
![]()
Kasimiras Bewertung:
(3,5 von 5 möglichen Punkten)
--------------------------------------------------------------------------------- Englisches Cover: Homepage von Ora Books Publisher