Suzanne Collins — Die Tribute von Panem X: Das Lied von Vogel und Schlange

Kasimira27.Juni 2020

Über 100 Mil­lio­nen Bücher wur­den von der dys­to­pi­schen Best­sel­ler-Rei­he “Die Tri­bu­te von Panem”  welt­weit ver­kauft. Nun legt die ame­ri­ka­ni­sche Autorin Suzan­ne Coll­ins uner­war­tet nach und ver­öf­fent­licht mit “Die Tri­bu­te von Panem X: Das Lied von Vogel und Schlan­ge” die Vor­ge­schich­te zur Tri­lo­gie. 64 Jah­re vor den Ereig­nis­sen von Band 1 fin­den die 10.Hungerspiele statt. Ein 18-Jäh­ri­ger wird zum Men­tor eines jun­gen Mäd­chens, das bald in die Are­na muss. Und die­ser Men­tor ist nie­mand Gerin­ge­res als der spä­te­re Prä­si­dent von Panem: Böse­wicht Corio­la­nus Snow. Her­vor­ra­gen­de, span­nen­de Unter­hal­tung, der man sich ein­fach nicht ent­zie­hen kann. Suzan­ne Coll­ins ver­steht es nach wie vor meis­ter­lich ihre Leser um den Fin­ger zu wickeln! Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und Erwachsene.

Nord­ame­ri­ka. In einer nicht näher defi­nier­ten Zukunft. Der 18-jäh­ri­ge Corio­la­nus Snow lebt zusam­men mit sei­ner Groß­mutter und sei­ner Cou­si­ne Tigris in einer Pent­house-Woh­nung in der Haupt­stadt von Panem, im Kapi­tol. Sei­ne Eltern sind gestor­ben, da war er erst fünf. Doch die herr­schaft­li­chen, glor­rei­chen Zei­ten sei­ner Fami­lie haben durch den Krieg der Rebel­len gegen das Kapi­tol mitt­ler­wei­le ein Ende gefun­den und Corio­la­nus ver­sucht mehr schlecht als recht Nor­ma­li­tät nach außen vor­zu­täu­schen. Dabei ernährt sei­ne Fami­lie sich meist nur vonKasimiraKohl und Boh­nen in aller­lei Varia­tio­nen. Hun­ger zu haben, das ist eine Begleit­erschei­nung des All­tags. Die Armut zu ver­ber­gen ist Corio­la­nus schwie­rigs­tes Unter­fan­gen. Und nicht ein­mal am Tag der Ern­te­ze­re­mo­nie hat er ein ordent­li­ches Hemd parat. “Die Snows dage­gen konn­ten sich nicht mal ein paar Meter Lei­nen für ein neu­es Hemd leis­ten. Er dach­te an sei­ne Klas­sen­ka­me­ra­den, wie sie die Klei­der aus ihren Schrän­ken hol­ten und in ihre maß­ge­schnei­der­ten Anzü­ge stie­gen, und frag­te sich, wie lan­ge er den Schein noch wah­ren konn­te.” (Zitat S.14) Irgend­wie schafft sei­ne Cou­si­ne Tigris es jedoch aus einem alten Klei­dungs­stück etwas Neu­es zu erschaf­fen. Denn er kann unmög­lich zu die­sen Fei­er­lich­kei­ten ohne etwas Pas­sen­des zum Anzie­hen erschei­nen. Zumal Corio­la­nus zu einem der 24 bes­ten Schü­ler des Abschluss­jahr­gangs zählt und die­ses Jahr das ers­te Mal Men­to­ren die Tri­bu­te auf die Kasimirajähr­lich statt­fin­den­den Hun­ger­spie­le vor­be­rei­ten dür­fen. Aus jedem der 12 Distrik­te des Lan­des wer­den sowohl ein Jun­ge, als auch ein Mäd­chen per Los gezo­gen um in einer ein­ge­zäun­ten Are­na gegen­ein­an­der zu kämp­fen. “Das Men­to­rat bei den Hun­ger­spie­len war sein letz­tes Pro­jekt, bevor er im August sei­nen Abschluss an der Aka­de­mie mach­te. Beein­druck­te Corio­la­nus als Men­tor, wür­de er auch dank sei­ner her­vor­ra­gen­den schu­li­schen Leis­tun­gen wahr­schein­lich ein Preis­geld erhal­ten, mit dem er sein Stu­di­um finan­zie­ren könn­te.” (Zitat S.23) Und da Corio­la­nus wei­ter­stu­die­ren und einer erfolg­rei­chen, beruf­li­chen Zukunft ent­ge­gen­strebt, muss er es unbe­dingt schaf­fen, dass sein Tri­but am Ende über­le­ben wird. Nicht geahnt hat er jedoch damit, dass man ihm aus­ge­rech­net einen Tri­but aus dem kleins­ten aller Distrik­te, dem Distrikt 12, zutei­len wür­de. Noch dazu ein Mäd­chen, die meist sowie­so schlech­te Über­le­bens­chan­cen haben. Doch Lucy Gray Baird ist irgend­wie anders als erwar­tet und Kasimirazieht die Auf­merk­sam­keit des Kapi­tols mit ihrem regen­bo­gen­far­be­nen Kleid, einer Schlan­ge und ihrem Gesang auf sich. Hat Corio­la­nus viel­leicht doch eine Chan­ce die Hun­ger­spie­le zu gewin­nen? Bald kommt er ihr unwei­ger­lich näher…

Die Tri­bu­te von Panem X: Das Lied von Vogel und Schlan­ge” ist ein äußerst opu­len­tes Werk. Stol­ze 608 Sei­ten stark. Ein ver­län­ger­tes, hin­te­res Vor­satz­blatt umschließt den Buch­block mit schwar­zem Papier und einem auf­ge­druck­ten “X”. Das macht optisch ordent­lich was her, das darf es aber auch für den eben­so stol­zen Preis von 26€. Dafür erhält man aber auch umfang­rei­che, bes­te Unter­hal­tung. Suzan­ne Coll­ins ver­steht ihr Hand­werk und schafft es selbst einen Böse­wicht namens Prä­si­dent Corio­la­nus Snow in ein völ­lig ande­res Licht zu rücken. In dem Pre­quel ist er noch Teen­ager, kommt sym­pa­thisch her­über und hat das Zeug dazu zum Hel­den Kasimirader Geschich­te zu wer­den. Denn noch ist er nicht reich, nicht mäch­tig und kein kal­ter Zyni­ker. “Der Erbe des einst so gro­ßen Hau­ses Snow hat­te im Alter von acht­zehn Jah­ren nichts mehr im Leben außer sei­nen schar­fen Ver­stand.” (Zitat S.11) Gebannt ver­folgt man als Leser mit, wie Corio­la­nus, der durch­ge­hend in per­so­na­ler Per­spek­ti­ve erzählt, sei­nen All­tag bestehen muss und gewis­ser­ma­ßen auf meh­re­ren Ebe­nen (pri­va­ten wie gesell­schaft­li­chen, als auch beruf­li­chen) ums Über­le­ben kämpft. Neben­bei erfährt man inter­es­san­te Din­ge über ihn, bei­spiels­wei­se woher Corio­la­nus’ beson­de­res Ver­hält­nis zu Rosen kommt oder dass sei­ne Groß­mutter, die immer nur Groß­ma­dame genannt wird, schon früh wuss­te, was ihr Enkel irgend­wann ein­mal sein wür­de: “Wenn Corio­la­nus erst Prä­si­dent ist…” began­nen ihre Sät­ze häu­fig” (Zitat S.16). Aber auch über die Ent­wick­lung der Hun­ger­spie­le selbst wird in der Vor­ge­schich­te eini­ges ver­ra­ten. So sind die 10.Hungerspiele tat­säch­lich die ers­ten Kasimirader Geschich­te, in denen Men­to­ren mit­wir­ken dür­fen. Zuvor gab es so etwas noch nicht. Auch die Idee, die Tri­bu­te mit Spon­so­ren­ge­schen­ken zu unter­stüt­zen, fin­det ihren Ursprung erst in die­sem Pre­quel. Man muss die Tri­lo­gie nicht unbe­dingt gele­sen haben, um mit der Vor­ge­schich­te ein­zu­stei­gen. Alles Wis­sens­wer­te, wie zum Bei­spiel die Hun­ger­spie­le, wird erklärt, und ist dem­zu­fol­ge auch für Ein­stei­ger gut ver­ständ­lich: “Vier­und­zwan­zig Tri­bu­te, aus jedem der zwölf Distrik­te jeweils ein Jun­ge und ein Mäd­chen, wur­den per Los dazu aus­ge­wählt, bei den Hun­ger­spie­len in einer Are­na auf Leben und Tod gegen­ein­an­der zu kämp­fen. […] Sie erhiel­ten Waf­fen, damit sie sich gegen­sei­tig umbrin­gen konn­ten.” (Zitat S.23ff) Die Geschich­te ist bru­tal, grau­sam, mit­rei­ßend und trotz vie­ler Per­so­nen stets nach­voll­zieh­bar und greif­bar, weil sich vie­les durch den Kon­text ver­ste­hen lässt. Suzan­ne Coll­ins skiz­ziert den Span­nungs­bo­gen per­fekt. Stän­dig pas­siert irgend­et­was. Es gibt eigent­lich kei­nen Moment, in dem man sich irgend­wie lang­wei­len könn­te. Schon folgt der nächs­te Pau­ken­schlag und die nächs­te Erschüt­te­rung und man weiß auf 608 Sei­ten kann noch viel pas­sie­ren;-) Nur im hin­te­ren Teil des Buches flaut es dann lei­der ein ganz klein wenig ab. Aber das Ende ist raf­fi­niert und bril­lant erzählt und macht alles wie­der wett.

Übri­gens: Der Roman wird auch ver­filmt werden!

Dir gefällt “Die Tri­bu­te von Panem X: Das Lied von Vogel und Schlan­ge”? Dann lies unbe­dingt wei­ter in der Tri­lo­gie: “Töd­li­che Spie­le” (Band 1), “Gefähr­li­che Lie­be” (Band 2) und “Flam­men­der Zorn” (Band 3). Suzan­ne Coll­ins hat noch eine wei­te­re Fan­ta­sy-Rei­he geschrie­ben (ab 10 Jah­ren), die “Gre­gor”-Rei­he: “Gre­gor und die graue Pro­phe­zei­ung” (Band 1), “Gre­gor und der Schlüs­sel zur Macht” (Band 2), “Gre­gor und der Spie­gel zur Wahr­heit” (BandLesealternativen 3), “Gre­gor und der Flucht des Unter­lands” (Band 4), “Gre­gor und das Schwert des Krie­gers” (Band 5). Du sucht inhalt­li­che Alter­na­ti­ven zu “Die Tri­bu­te von Panem”? Dann greif zu der “Aus­le­se”-Rei­he von Joel­le Char­bon­neau: “Nur die Bes­ten über­le­ben” (Band 1), Nichts ver­ges­sen und nie ver­ge­ben” (Band 2), “Nichts ist, wie es scheint” (Band 3). Oder lies die “Laby­rinth”-Rei­he von Rai­ner Wekwerth: “Das Laby­rinth erwacht” (Band 1), “Das Laby­rinth jagt dich” (Band 2) und “Das Laby­rinth ist ohne Gna­de” (Band 3). Gla­dia­to­ren­kämp­fe gibt es zudem in “Win­ter­spie­le” von Jean-Clau­de Mour­le­vat. Ande­re her­vor­ra­gen­de dys­to­pi­sche Rei­hen sind die “God­speed”-Rei­he von Beth Revis (Die Rei­se beginnt”Die Suche” und Die Ankunft”) und die “Legend”-Rei­he von Marie Lu (Fal­len­der Him­mel”, “Schwe­len­der Sturm”, “Bers­ten­de Ster­ne”) und die “Shat­ter me”-Rei­he von Tahereh Mafi (“Ich fürch­te mich nicht”, “Ret­te mich vor dir” und “Ich bren­ne für dich”). Klas­se und vor allem sprach­lich sehr schön erzählt ist dieCas­sia & Ky”-Rei­he von Ally Con­die (“Die Aus­wahl”, Die Flucht” und Die Ankunft”). Zwei dys­to­pi­sche, gelun­ge­ne Neu­erschei­nun­gen von die­sem Jahr sind “Fal­ling Skye: Kannst du dei­nem Ver­stand trau­en?” von Lina Frisch (Fort­set­zung folgt im Herbst) und “The Grace Year” von Kim Lig­gett.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Oetinger
ISBN: 978-3-7891-2002-2
Erscheinungsdatum: 19.Mai 2020
Einbandart: Hardcover
Preis: 26,00€
Seitenzahl: 608
Übersetzer: Peter Klöss, Sylke Hachmeister
Originaltitel: "The ballad of songbirds and snakes"
Originalverlag: Scholastic 

Amerikanisches Originalcover:
Kasimira











Trailer zum Buch (auf Englisch):
 
Suzanne Collins liest aus ihrem Buch (auf Englisch):

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Kasimiras Bewertung:

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(5 von 5 mög­li­chen Punkten)

Die­ser Titel hat es in fol­gen­de Kate­go­rie geschafft: **Kasi­mi­ras Lieb­lings­bü­cher**

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Amerikanisches Cover: Homepage von Suzanne Collins

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