Stephanie Perkins — JEMAND ist in deinem Haus

Kasimira26.September 2021

Dass die ame­ri­ka­ni­sche Autorin Ste­pha­nie Per­kins neben erfolg­rei­chen Lie­bes­ro­ma­nen auch einen rich­tig tol­len Thril­ler schrei­ben kann, das beweist sie mit JEMAND ist in dei­nem Haus”. Das Buch schaff­te es inner­halb kür­zes­ter Zeit auf die New York Times Best­sel­ler­lis­ten — zu Recht! Eine wahr­lich packen­de Geschich­te über einen Seri­en­kil­ler, die Schat­ten der Ver­gan­gen­heit und ein Katz- und Maus­spiel in der länd­li­chen Idyl­le von Nebras­ka. Nichts für schwa­che Ner­ven! Aber mit atem­lo­ser Span­nung erzählt. Lese­tipp. Jetzt zum zwei­ten Mal neu als Taschen­buch erschie­nen (mit einem ande­ren Design pas­send zum Film­start auf “Net­flix”). Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und Erwachsene.

Osbor­ne. Ein klei­nes (fik­ti­ves) Städt­chen in der Ein­öde Nebras­kas. Hier lebt die jun­ge Maka­ni nun schon seit einem Jahr bei ihrer Groß­mutter. Ihre Eltern, mit denen sie zuvor auf Hawaii gelebt hat, haben sie dort­hin geschickt. Zum einen, da sie sich mit­ten im Schei­dungs­krieg befin­den und zum ande­ren, weil sie ihre Groß­mutter unter­stüt­zen soll, die selt­sa­me Schlaf­wan­del­an­fäl­le hat und dabei die ver­rück­tes­ten Din­ge tut (wie ihren Nach­barn mit einer Gar­ten­sche­re zu atta­ckie­ren). Doch es gibt noch einen wei­te­ren Grund, wes­halb Maka­ni hier ist: “Ihre Eltern hat­ten ihr auch in den bes­ten Zei­ten nicht viel Auf­merk­sam­keit geschenkt und sie hat­ten sich erst getrennt, als es zu die­sem Vor­fall am Strand gekom­men war. Danach …konn­ten sie Maka­ni über­haupt nicht mehr anschau­en. Sie Stephanie Perkins - JEMAND ist in deinem Haus selbst konn­te sich auch nicht mehr in die Augen sehen. Sie ver­dien­te die­ses Exil.” (Zitat aus JEMAND ist in dei­nem Haus” S.18) Was in die­ser ver­häng­nis­vol­len Nacht damals am Strand gesche­hen ist, das wis­sen nur ihre Eltern und ihre Groß­mutter. Nie­mand anders soll sonst davon erfah­ren. Auch ihre zwei neu­en Freun­de Dar­by und Alex nicht. Und Ollie, mit dem Maka­ni eine kur­ze Bezie­hung hat­te, die dann aber im San­de ver­lief, schon gar nicht. “Ich kann es nicht glau­ben. Du stehst noch immer auf ihn nicht wahr?” Lei­der ja. Natür­lich stand sie noch auf Ollie. Von dem Moment an, als Maka­ni Young in Nebras­ka ange­kom­men war, konn­te sie kein Auge mehr von ihm las­sen. Vom Aus­se­hen her war er zwei­fel­los der selt­sams­te Typ an der Osbor­ne High. Aber genau des­we­gen war er auch der inter­es­san­tes­te.” (Zitat S.16) Als ein Mäd­chen der High­school in ihrem Haus ermor­det wird, kom­men Ollie und Maka­ni sich wie­der näher und kön­nen ein ver­gan­ge­nes Miss­ver­ständ­nis auf­klä­ren. Doch den Mord an dem Mäd­chen auf­klä­ren, das gelingt weder ihnen noch der Poli­zei und bald wird deut­lich: der unbe­kann­te Täter hat es auf eine gan­ze Men­ge High­school­schü­ler abge­se­hen und er weiß über­ra­schend viel über sei­ne Opfer! Ollie, des­sen Bru­der bei der Poli­zei arbei­tet, kommt rasch an Insi­der­wis­sen und die Jugend­li­chen machen sich dar­an dem Täter auf die Schli­che zu kom­men. Bis auch Maka­ni über­ra­schend in des­sen Visier gerät…

Stephanie Perkins - JEMAND ist in deinem HausNicht nur mit einem äußerst gelun­ge­nen Cover (bezieht sich auf die Ori­gi­nal­aus­ga­be im Deut­schen, sie­he unten) son­dern eben­so mit einem prä­gnan­ten, aus­sa­ge­kräf­ti­gen Titel macht JEMAND ist in dei­nem Haus” bereits äußer­lich auf sich auf­merk­sam. Blu­ti­ge Schrift, eine beschla­ge­ne Schei­be — die Bedro­hung durch einen Unbe­kann­ten ist schon von außen spür­bar. Und genau so beginnt das ers­te Kapi­tel, in dem die Andeu­tung des ers­ten Mor­des aus dem Blick­win­kel des bal­di­gen Opfers erzählt wird. Es ist ein all­wis­sen­der Erzäh­ler, der in dem Thril­ler berich­tet, sich aber sehr dezent im Hin­ter­grund hält und den man nur sehr sel­ten bemerkt. Das Haupt­au­gen­merk liegt auf Maka­ni, die aus ihrer Sicht erzählt. Und bald wird dem Leser unwei­ger­lich klar: wird die Per­spek­ti­ve einer ande­ren Per­son gewählt, dann weil die­se bereits ins Visier des unbe­kann­ten Täters gerückt ist und bald zu Tode kom­men wird. Dies erzeugt eine ganz beson­de­re Span­nung und einen gewis­sen Ner­ven­kit­zel beim Lesen, wenn man mit dem Opfer fühlt und bangt, ob es noch ent­kom­men kann! Der Akt des Tötens wird recht scho­nungs­los und offen beschrie­ben und über­schrei­tet an man­chen (bru­ta­len) Stel­len schon fast die Gren­ze zum Hor­ror. Daher die Alters­emp­feh­lung min­des­tens ab 14 Jah­ren und nur für nicht all­zu zart besai­te­te Leser. Wäh­rend an Tötungs­stel­len meist nicht aus­ge­blen­det, wird bei ero­ti­schen Sze­nen (Lie­bes­ge­schich­te inklu­si­ve) jedoch genau dies getan. Es kommt zwar an meh­re­ren Stel­len das f***-Wort vor, aber die Sex­sze­nen blei­ben jugend­frei. Die Spra­che ist sehr ange­nehm uStephanie Perkins - JEMAND ist in deinem Hausnd man bleibt mühe­los im Lese­fluss. Ver­schlingt das Buch gera­de­zu und kann es kaum aus den Hän­den legen. Auch läuft einem gewis­ser­ma­ßen ein eis­kal­ter Schau­er über den Rücken, wenn man plötz­lich selbst einen Gegen­stand ver­misst. Denn genau die­ses Ver­steck­spiel hat der Täter kurz vor der Tat mit sei­nen Opfern ver­an­stal­tet! Was mir eben­falls sehr gut gefal­len hat, sind die Cha­rak­te­re jen­seits sämt­li­cher 0–8‑15-Klisches. Da wäre zum einen Maka­ni selbst, die schon durch ihren unge­wöhn­li­chen Namen her­vor­sticht. Er bedeu­tet “Wind” und ist hawai­ia­nisch. Aber eben­so ihre Freun­de ent­spre­chen nicht den typi­schen Teen­ager­kli­schees: Alex ist nicht auf den Mund gefal­len und sagt sehr offen­siv, was sie denkt; Ollie hat sich rosa Haa­re gefärbt und wird von Maka­ni optisch auch nicht sehr vor­teil­haft beschrie­ben (“Ollie war dünn, sei­ne Hüft­kno­chen tra­ten auf eine Art und Wei­se her­vor, dass sie an Sex den­ken muss­te, und sei­ne Wan­gen­kno­chen waren so hoch, dass sie sie an einen Schä­del erin­ner­ten […] Irgend­wie sah er aus wie ein Ske­lett.” (Zitat S.16) und Dar­by kam als Mäd­chen auf die Welt und dann  “…hat­te er sich in sei­nem ers­ten High­school­jahr als Jun­ge sozia­li­siert.” (Zitat S.19) Dazu ver­birgt Maka­ni noch ein Geheim­nis, das bereits zu Beginn des Thril­lers ange­deu­tet wird. Denn als ihre Freun­de sich über den ers­ten Mord unter­hal­ten und über die Moti­ve des Täters, schwei­fen ihre Gedan­ken rasch ab: “Ich Stephanie Perkins - JEMAND ist in deinem Hausmei­ne, was ist das für ein Mensch, der so etwas tut?”, frag­te er. Eine übel­keits­er­re­gen­de Wel­le der Scham durch­lief Maka­nis Kör­per. Es ist nicht das­sel­be, rief sie sich ins Gedächt­nis. Ich bin nicht so ein Mensch.” (Zitat S.20) Was hat sie getan? Die­se Fra­ge zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Inter­es­sant fand ich außer­dem, dass ««««««ACHTUNG SPOILER:»»»»»» die Iden­ti­tät des Täters bereits nach cir­ca 23 des Buches preis­ge­ge­ben wird. Der Span­nung tut dies den­noch kei­nen Abbruch, da der Mör­der wei­ter­hin auf der Flucht ist und sein Unwe­sen treibt und den Leser bis zum bit­te­ren Ende mit fie­bern lässt. ««««««ENDE SPOILER»»»»»»

Fazit: Ein gelun­ge­ner Thril­ler, der sich defi­ni­tiv zu lesen lohnt!

Ein Seri­en­mör­der ist unter­wegs, die­ses Motiv fin­det man in eini­gen Jugend­bü­chern, wie zum Bei­spiel in “Krä­hen­mann” von Corin­na Bomann (am Anfang lei­der etwas zäh), “Dorn­rös­chen­tot” von Chris­ti­ne Féret-Fleu­ry (flott erzählt) und “Near­ly dead. Am Ende stirbst du” von Elle Cosi­ma­no. Äußerst gelun­gen fand ich “Body­fin­der: Das Echo der Toten” von KimLesealternativenber­ly Der­ting (schon etwas älter, aber soooo toll!) und “Shadow­lands” von Kate Bri­an (sehr fes­selnd). Eben­so span­nend fand ich “Bis du mir gehörst” von Melis­sa Marr, das zudem aus inter­es­san­ten Per­spek­ti­ven erzählt wird. Oder lies das belieb­te “Schön, schö­ner, tot” von Rox­an­ne St.Claire. Etwas mehr Roman­tik nebst Seri­en­kil­ler fin­dest du in “Die Bucht” von Sarah Alder­son. Oder greif zu “One of us is lying” von Karen M.McManus, in wel­chem ein Mord an einer High­school vier Jugend­li­che uner­war­tet zu Ver­däch­ti­gen macht. Gut könn­te ich mir auch die Thril­ler von Mel Wal­lis de Vries als Lese­al­ter­na­ti­ve vor­stel­len. Hier wird auch die Per­spek­ti­ve des Opfers zuwei­len ein­ge­nom­men, bevor es ermor­det wird. Lies zum Bei­spiel: “Mäd­chen, Mäd­chen, tot bist du” oder “Wer sich umdreht oder lacht…” von ihr. Du möch­test noch ein wenig mehr Hor­ror erle­ben, als in die­sem Thril­ler? Dann stö­be­re in die­sem Spe­cial nach dei­ner nächs­ten Lek­tü­re! Wenn dir Ste­pha­nie Per­kins Erzähl­stil gefal­len hat, wären even­tu­ell ihre vor­he­ri­gen Roma­ne auch noch etwas für dich. Aller­dings — sei gewarnt — sind die­se durch­weg roman­tisch und KEINE Thril­ler“Herz­klop­fen auf Fran­zö­sisch” (gefiel mir auch sehr gut), “Schmet­ter­lin­ge im Gepäck” und “Ren­dez­vous in Paris” (mit die­sem Titel schaff­te es die Autorin auf die Best­sel­ler­lis­te der New York Times). 

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Arena
ISBN: 978-3-401-51234-1
Erscheinungsdatum: 23.September 2021
Einbandart: Taschenbuch
Preis: 10,00€ 
Seitenzahl: 344 
Übersetzer: Sonja Häußler
Originaltitel: "There's someone inside your house" 
Originalverlag: Dutton Children's Books

Deutsches Originalcover:
Stephanie Perkins - JEMAND ist in deinem Haus












Amerikanisches Originalcover: 
Stephanie Perkins JEMAND ist in deinem Haus











Trailer zum Buch (auf Englisch):
 

Trailer zur Netflix-Verfilmung:

 
Die Autorin spricht über ihr Buch (auf Englisch):

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(5 von 5 mög­li­chen Punkten)

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Amerikanisches Cover: Homepage von Stephanie Perkins

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