“Der Pinguin sucht das Glück” von dem deutschen Autoren und Journalisten Stefan Beuse ist sein zweites philosophisches Abenteuer für Kinder und Erwachsene. Eine kurzweilige, kluge Lektüre über die Suche nach dem Glück, dem Streben nach Erfolg und den Erkenntnissen, dass man — um glücklich zu sein — auch mal gegen den Strom schwimmen darf und das Reichtum nicht alles ist. Bezaubernd illustriert von Sophie Greve. “Der kleine Prinz” meets “Der kluge Fischer”! Eine Geschichte, die nachdenklich und auch ein bisschen glücklich macht:-) Für Kinder frühestens ab 8 Jahren und Erwachsene.
Der kleine Pinguin lebt auf einer kleinen Insel mitten im Ozean. Er ist glücklich. Eigentlich hat er hier alles, was er braucht. Er hat Freunde, eine kleine Hütte und er liebt es in seiner Hängematte zu liegen und den Wellen beim Rauschen zuzuhören. Doch wie das Leben von Pinguinen eben so ist — alle erwachsenen Pinguine müssen irgendwann hinaus in die Welt, zum Flughafen und arbeiten gehen. “Warum kann ich nicht auf meiner Insel bleiben und tun, was mich glücklich macht?” fragte der kleine Pinguin, als er bei den anderen Pinguinen am Flughafen stand. “Glück!”, lachte ein erwachsener Pinguin. “Glück ist Erfahrung, Wissen, Kompetenz, mein Freund!” “ErfahrungWissenKompetenz”, sagte der kleine Pinguin. “Das klingt bedeutend. Das ist bestimmt schöner als Glück.” (Zitat S.3 aus “Der Pinguin sucht das Glück”). Also will auch der kleine Pinguin ein richtiger Pinguin werden. Und er will alles lernen, was die erwachsenen Pinguine bereits wissen. Und um seriös und kompetent zu wirken, muss er sich natürlich an viele Regeln halten. Er muss ordentlich aussehen, sein Fell muss sauber sein, er darf nicht ständig rumzappeln oder Handstände machen und seine Socke müssen natürlich immer zu seinem Anzug passen. “Alle anderen Pinguine trugen Socken, waren sauber und ordentlich gekämmt, und ihre Anzüge sagen tadellos. Die Pinguine standen seriös in einer Reihe uns warteten auf ihren Flug, während sie Zeitungen mit Zahlen und Tabellen lasen, damit sie noch
mehr ErfahrungWissenKompetenz sammelten und dadurch so viel GeldReichtumErfolg bekamen, dass sie alles tun konnten, was sie wollten” (Zitat S.12) Der Job eines Pinguins ist es Versprechen zu verkaufen, die auf Papier geschrieben stehen. Versprechen, dass alles gut wird. Dass man reich wird. Dass man das beste Versprechen aller Versprechen hat. Und wenn das Versprechen, das man verkauft hat, dann tatsächlich in Erfüllung geht, bekommt man viel Geld. “Wie viel Geld brauche ich denn?”, fragte der kleine Pinguin. “So viel, dass du nie mehr darüber nachdenken musst, ob es genug ist”, sagte der erwachsene Pinguin, und da wusste der junge Pinguin, dass er noch lange nicht genug Geld hatte, denn er dachte ja gerade sehr darüber nach, wie viel Geld genug war.” (Zitat S.8 ff) Zu Beginn kommt sich der kleine Pinguin noch sehr dumm vor. Hat das Gefühl, dass er vieles falsch macht und noch nicht versteht. Doch er fragt nach und lernt dazu. Dennoch wird er irgendwie nicht glücklich bei all dem. Seine Socken jucken und er mag es einfach
nicht “das Warten am Flughafen, das Leben in Konferenzräumen, das falsche Lachen, das Geldverdienen und das Reden mit Leuten, die nicht seine Freunde waren, obwohl sie so taten. Er war von einem glücklichen zu einem unglücklichen Pinguin geworden, und das nur, weil er sein wollte wie alle anderen.” (Zitat S.23) Vielleicht gibt es ja doch noch einen ganz anderen Weg um glücklich zu werden? Der kleine Pinguin gibt nicht auf und findet Erstaunliches heraus…
Woran mich “Der Pinguin sucht das Glück” sehr stark erinnert hat, ist die “Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral” von Heinrich Böll, die später auch noch als Kinderbuch erschien unter dem Titel “Der kluge Fischer”. Dennoch steckt in dem hier rezensierten Roman noch viel mehr und das kann man auf den gerade 61 Seiten Text mühelos entdecken. Die Botschaft nicht auf sein Glück zu warten oder ihm gar davonzulaufen, indem man sich hinter blindem Aktionismus versteckt. “So schön kann schöner als Glück gar nicht sein, dass es sich lohnt, mein ganzes Leben lang darauf zu warten, dachte der Pinguin. Denn wenn man sein ganzes Leben lang auf etwas Schönes wartet, hat man ja gar keine Zeit mehr, das Schöne zu genießen” (Zitat S.21) Dass man jeden Ort in etwas Schönes verwandeln kann, in einen Platz, an dem man sich wohl fühlt. Dass man niemals aufhören darf Fragen zu stellen und neugierig zu sein. Und dass es das Tollste sein kann, das zu machen, was man am besten kann und das einem gleichzeitig auch Spaß macht. Die Sprache ist einfach und klar, teils mit etwas unterschwelliger Ironie versehen. Die farbenfrohen Zeichnungen von Sophie Greve ergänzen den Inhalt perfekt und machen das Buch zu einem schönen, kleinen Kunstwerk.
Fazit: Eine gelungene Geschichte, die sowohl Kinder als Erwachsene begeistern dürfte!
Dir gefallen kluge Geschichten mit Tiefgang? Dann greif zu dem bereits erwähnten Klassiker “Der kleine Prinz” von Antoine de Saint-Exupery und zu “Der kluge Fischer” von Heinrich Böll. Du kannst natürlich auch noch das erste Buch von Stefan Beuse und Sophie Greve lesen: “Die Ziege auf dem Mond”. Vielleicht könnten dir ebenso “An der Arche um Acht” oder “Das letzte Schaf” von Ulrich Hub gut gefallen, die einen etwas religiöseren Hintergrund haben, aber auch ältere Leser noch ansprechen.
Bibliografische Angaben:Verlag: Hanser ISBN: 978-3-446-26426-7 Erscheinungsdatum: 22.Juli 2019 Einbandart: Hardcover Preis: 14,00€ Seitenzahl: 64 Übersetzer: - Originaltitel: - Originalverlag: - Originalcover: -
Kasimiras Bewertung:
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