Saskia Sarginson — Zertrennlich

Saskia Sarginson Zertrennlich2.August 2014

Zer­trenn­lich” von Saskia Sar­gin­son ist das hoch­ge­lob­tes Debüt einer bri­ti­schen Autorin. Ein Psy­cho­gramm einer ganz beson­de­ren Schwes­tern­be­zie­hung vor dem Hin­ter­grund eines schreck­li­chen Ereig­nis­ses in der Jugend der zwei Mäd­chen. Sprach­ge­wal­tig und bril­lant erzählt. Ein her­aus­ra­gen­des Buch! Für Jugend­li­che ab 15 Jah­ren und Erwachsene.

Isol­te und Vio­la sind Zwil­lings­schwes­tern. Seit ihre Mut­ter die Hip­pie- Kom­mu­ne ver­las­sen hat, in der sie eini­ge Zeit gelebt haben, woh­nen sie in einem Häus­chen mit­ten im Wald. Glück­se­lig­keit pur. Tage in der Natur. Ent­de­ckun­gen, Frei­heit. Die auf­re­gen­de Freund­schaft zu den zwei Jun­gen aus der Nach­bar­schaft, die eben­falls Zwil­lin­ge sind. Aben­teu­er. Aber auch Beschwer­lich­keit und Sor­gen prä­gen ihren All­tag. Wenn die Zie­ge geschlach­tet wer­den muss und die Mut­ter mal wie­der einen über den Durst trinkt. Wenn die ehe­ma­li­gen Hip­pie­freun­de zu Besuch kom­men oder der neue Freund der Mut­ter samt Toch­ter Pol­ly sich in ihre Fami­lie drän­gen. Auch die Bezie­hung der Schwes­tern ver­än­dert sich. Vio­la erlebt ihre ers­te gro­ße Lie­be, ver­heim­licht sie aber vor Isol­te. Und dann ist da noch das Unaus­ge­spro­che­ne, das Schreck­li­che, das gesche­hen wird. Dass die Zwil­lin­ge nie mehr so sein las­sen wird, wie sie einst waren…

Zer­trenn­lich” spielt sich auf meh­re­ren Zeit­ebe­nen an. Es beginnt in den 80er Jah­ren in Lon­don aus der Sicht der älte­ren, nun erwach­se­nen Zwil­lin­gen. Isol­te arbei­tet mitt­ler­wei­le als Mode­re­dak­teu­rin. Ange­passt. Gesell­schafts­fä­hig. Liiert mit einem erfolg­rei­chen Foto­gra­fen. Doch sie lei­det immer wie­der unter Alp­träu­men, die sie nachts wach wer­den las­sen. Vio­la hin­ge­gen ist schon wie­der im Kran­ken­haus gelan­det. Wäh­rend ihre Schwes­ter um ihren beruf­li­chen Erfolg kämpft, hat Vio­la das Kämp­fen schon längst auf­ge­ge­ben. Sie vegi­tiert nur noch so vor sich hin. Abge­ma­gert bis auf die Kno­chen. Zuneh­men will sie nicht. Über eine Son­de wird ihr Flüs­sig­nah­rung zugeführt.
Die zwei­te Zeit­ebe­ne spielt in den 70er Jah­ren in Suf­folk (eine Graf­schaft, nörd­lich von Lon­don), als die Mäd­chen 12 Jah­re alt waren. friendship-63743_640Es sind sowohl Isol­te, als auch Vio­la, die sich wäh­rend des gan­zen Roma­nes an die­se Zeit zurück­er­in­nern. Jedoch fin­den sich auch Bruch­stü­cke spä­te­rer Jah­re mit dar­un­ter, als sie schon längst bei ihrer Tan­te Het­tie leben.
Man erfährt recht bald, dass Isol­te und Vio­las Mut­ter sich das Leben genom­men hat. Ins Was­ser ist sie hin­ein­ge­gan­gen. Mit Stei­nen in den Taschen. Doch war­um, das erfährt man nicht. Und dies allein scheint auch noch nicht das ein­zig Schreck­li­che zu sein, das den Mäd­chen wider­fah­ren ist. Geheim­nis­vol­le Andeu­tun­gen bereits zu Beginn von “Zer­trenn­lich”, als die Zwei ver­hört wer­den, las­sen Isol­te Fol­gen­es zu ihrer Schwes­ter sagen: „Sag kein Wort, Vio­la. […] Du musst über­haupt nichts sagen. Sie kön­nen dich nicht dazu zwin­gen.“ In allen Zei­tun­gen ist über die Geschich­te berich­tet wor­den. Das Dahin­ter­kom­men, was genau damals pas­siert ist, erstreckt sich über den gesam­ten Roman. Das gera­de ist das Beson­de­re an die­sem Buch. Dass es gefüllt ist vol­ler Frag­men­te aus einer ver­gan­ge­nen Zeit. Dass es facet­ten­reich ist wie ein Kalei­do­skop. Denn das sind sie die Erin­ne­run­gen der Mäd­chen: Bunt und far­big. Schwarz und tiefdunkel.
Auch die detail­lier­ten Aus­füh­run­gen der Ver­gan­gen­heit ver­lei­hen der Geschich­te unheim­lich viel Atmo­sphä­re. Auch wenn es vie­le all­täg­li­che Sze­nen sind, die geschil­dert wer­den, wird es nie lang­wei­lig oder gar unin­ter­es­sant. Die Spra­che ist sehr schön und zum Teil recht poe­tisch. Vor allem das Cover ist wahr­lich ein Hingucker!

Fazit: ein ergrei­fen­des, wirk­lich äußerst lesens­wer­tes Buch!

Lese­al­ter­na­ti­ven: Eben­falls im Wald spielt „Solan­ge die Nach­ti­gall singt“von Anto­nia Michae­lis. Hier sind auch Schwes­tern in der Haupt­rol­le, um Lesealternativendie sich ein Geheim­nis rankt, das erst ganz zum Schluss gelüf­tet wird. Roma­ne über Zwil­lin­ge sind „Komm zu mir, Schwes­ter“von Lois Dun­can und „Wer ich bin“von Sig­rid Zeevaert. Zwei Neu­erschei­nun­gen über Zwil­lin­ge sind „Du oder sie oder bei­de“ von Mai­ke Stein, das im Okto­ber die­sen Jah­res aus­ge­lie­fert wird und „Schat­ten­zwil­ling“von Kat­rin Bon­gard, das für Sep­tem­ber ange­kün­digt ist. Rich­tig klas­se ist auch „Bluts­ver­dacht“von Marie-Aude Murail, wel­ches auch ein Rät­sel zwei­er Zwil­lings­schwes­tern in der Ver­gan­gen­heit zu lösen versucht.
Schreck­li­che Ereig­nis­se und Geheim­nis­se aus der Ver­gan­gen­heit, die rekon­stru­iert oder gelöst wer­den müs­sen, fin­den sich in „Schat­ten­grund“von Eli­sa­beth Herr­mann, in „Ise­grim“von Ant­je Baben­der­erde und in der Neu­erschei­nung “Dein eines, wil­des, kost­ba­res Leben“von Jes­si Kir­by.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Script5
ISBN: 978-3-8390-0152-3
Erscheinungsdatum: 21.Juli 2014
Einbandart: Hardcover
Preis: 18,95€
Seitenzahl: 416
Übersetzer: Sandra Knuffinke
Originaltitel: "The twins"
Originalverlag: Piatkus

Englisches Originalcover:
Saskia Sarginson Zertrennlich
Deutscher Trailer:
 
Die Autorin spricht über ihr Buch (englisch): 

Kasimiras Bewertung:

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(5 von 5 mög­li­chen Punkten)

 

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Englisches Cover: Homepage von Saskia Sarginson

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