9.Februar 2019
Der britische Autor Ross Welford hat nun mit “Der 1000-jährige Junge” sein drittes Buch veröffentlicht. Viele Menschen sehnen sich nach Unsterblichkeit, in diesem Roman will ein Junge, der schon seit über 1000 Jahren lebt, jedoch genau das Gegenteil erreichen und endlich altern! Eine turbulente Freundschaftsgeschichte, ein Abenteuerbuch — ein sehr unterhaltsames Lesevergnügen vor allem für Jungs ab 11 Jahren.
Alfie Monk. Ist. Tatsächlich schon. Über Tausend Jahre alt. “Aber ich sehe kein bisschen alt aus. Ich sehe aus wie elf. Als ich aufgehört habe zu altern, hatten die Wikinger ihre Besatzung vom Nordosten Englands schon so gut wie abgeschlossen.” (Zitat aus “Der 1000-jährige Junge” S.16) Er ist ein Nimmertoter, genau wie seine Mutter. Genau wie sein Vater, der jedoch bei einer Schiffsüberfahrt ums Leben gekommen ist. Wie genau er gestorben ist, konnte nie geklärt werden, er ist einfach von Bord verschwunden. Wahrscheinlich hat man ihn ermordet, denn — “Meinem Vater hatten fünf kleine Glasperlen gehört, die wir livperler nannten. Lebensperlen. Sie waren das Wertvollste überhaupt auf der Welt. Menschen hatten getötet, um an die Perlen zu gelangen.” (Zitat S.11) Woher diese Perlen kommen, weiß niemand so genau, aber sie enthalten eine Flüssigkeit, die den Alterungsprozess komplett stoppen kann, wenn man sie mit dem eigenen Blut vermischt. Während seine Eltern ihre Perlen jeweils genommen haben, sollte Alfie seine eigentlich erst später bekommen, doch aufgrund von Ungeduld und einer Unachtsamkeit kommen sowohl er, als auch seine Katze Biffa in den Kontakt mit der Perlenflüssigkeit und führen fortan ein Leben ohne zu altern. “Es machte einen aber nicht unsterblich, man konnte nach wie vor im Kampf fallen, an einer Krankheit sterben oder wie Da bei einem Unfall.” (Zitat S.40) Und einfach ist es nicht für Mutter und Sohn. Sie ändern ständig den Wohnort, um nicht entlarvt zu werden. Denn während all ihre Mitmenschen älter werden, bleiben Alfie und seine Mutter immer gleich alt. “Einfach ist es nie gewesen. Mam und ich sind viel umhergezogen, aber es fand sich eigentlich immer jemand, der uns ein kleines Häuschen oder auch bloß ein Zimmer vermietete. […] Aber heutzutage?
Heutzutage wollen alle alles über einen wissen. Mietverträge, Kontoauszüge, Genehmigung hierfür, Erlaubnis dafür, Formulare, die man ausfüllen muss, Ausweispapiere…” (Zitat S.47) Daher leben die beiden sehr zurückgezogen. Besitzen nur wenige Habseligkeiten. Reden in ihren alten Dialekten. Und haben mit Technik und Fortschritt nicht viel zu tun. “Wir hatten so lange zurückgezogen gelebt, dass Mam die Welt mit ihren Autos, Düsenjets, Computern und Handys nicht mehr verstand. Aber wenn Mam oben im Bett lag, hörte ich mitunter Nachrichten. Ich versuchte, alles zu begreifen, und sehnte mich danach, in dieser Welt zu leben, in der richtigen Welt mit all ihren Wundern.” (Zitat S.47) Bis eines Tages Roxy und Aidan in Alfies Leben treten. Aidan, dessen Eltern aufgrund finanzieller Schwierigkeiten in ein kleineres Haus gezogen sind und immer häufiger streiten und dessen zwei besten Freund nun ohne ihn in den Urlaub fahren. Und Roxy, die es liebt durch verwilderte Gegenden zu streifen, ein Dauerlächeln im Gesicht trägt und von Abenteuerlust geprägt ist. Sie sind beide elf und stoßen bei einem Erkundungsgang auf das Haus von Alfie und seiner Mutter. Roxy hält die Frau für e
ine Hexe. Die “Hexe” wiederum glaubt schon wieder ausspioniert zu werden und hofft nicht wieder umziehen zu müssen. Doch dann gibt es einen Brand, bei dem Alfies Mutter ums Leben kommt und plötzlich ist der ewig 11-jährige auf die Hilfe seiner zwei neuen Freunde angewiesen. Denn es gibt noch eine Möglichkeit wieder normal erwachsen zu werden. Alfie muss die Prozedur mit der letzten, einzigen Lebensperle wiederholen. Vor langer, langer Zeit haben seine Mutter und er diese in einer Höhle auf einer Insel versteckt. Doch hinter der Perle ist auch noch jemand anders her. Und dummerweise startet seine Schulklasse, in die Alfie nun geht, bald eine Exkursion zu archäologischen Ausgrabungen. Ausgerechnet auf jener Insel…
Das leuchtend blaue Cover, der tolle orangefarbene Buchschnitt — gestalterisch ist “Der 1000-jährige Junge” wieder sehr schön gemacht und erinnert optisch auf jeden Fall an die zwei (völlig unabhängig zu lesenden) Vorgängertitel. Der Roman wird in zwei Sichtweisen in der Ich‑Perspektive erzählt. Sowohl Alfie, als auch Aidan kommen zu Wort und erzählen ihre Geschichte. In einer Einleitung spricht Alfie den Leser, so wie immer wieder während des Buches, direkt an und lässt sofort die Hauptthematik deutlich werden: “Möchtet ihr ewig leben? Ich kann es leider nicht empfehlen. Mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt und mir ist natürlich klar, dass es etwas Besonderes ist. Bloß will ich es nicht mehr. Ich möchte älter werden, genau wie ihr. Das ist meine Geschichte.” (Zitat S.7) In den Jungen hineinversetzen kann man sich sehr gut, staunt über die Abenteuer, die er erlebt hat und die vielen Sprachen, die er spricht. Das Wissen, das er sich in all der Zeit angeeignet hat. Man erfährt geschichtliche Details über Wikingerkriege und sogar Charles Dickens hat Alfie getroffen und seine Bücher eigens für sich signieren lassen. Durch den Roman zieht sich ein lockerflockiger Grunderzählton, der Spaß macht, mit einer einfachen, angenehmen Sprache: “Jetzt mal ehrlich. Wenn euch ein Junge, den ihr gerade erst kennengelernt habt, erzählt, er wäre tausend Jahre alt, wie würdet ihr wohl reagieren? Vielleicht würdet ihr lachen und sagen: “Ja, alles klar!” Oder ihr ignoriert ihn einfach, so nach dem Motto: Den Irren pro
voziere ich lieber nicht. Man könnte auch mit einer witzigen Bemerkung kontern: “Und ich bin der Kaiser von China!” Okay, mit witzigen Bemerkungen habe ich es nicht so, aber ihr wisst, was ich meine.” (Zitat S.19) Während der Mittelteil noch etwas gestraffter hätte erzählt werden können, sind jedoch vor allem die Cliffhänger an fast jedem Kapitelende ein besonderes Erzählmerkmal. Neugierig darauf machen wie es weitergeht, das kann Ross Welford allemal. Vor allem gegen Ende, wenn sich die Lage um Alfies Geheimnis immer mehr zuspitzt und immer mehr Probleme und Bösewichte auftauchen, die ihm und seinen Freunden das Leben schwer machen. Der Verlag empfiehlt das Buch bereits ab 10 Jahren. Aufgrund einer Szene, in der einem Hahn der Kopf umgedreht wird, würde ich das Buch jedoch erst ab 11 oder sogar 12 Jahren empfehlen. Das Ende gibt ein schönes Happy-End-Feeling wieder.
Fazit: Ein schöner Lesespaß vor allem für Jungs!
Wenn dir “Der 1000-jährige Junge” gefallen hat, lies unbedingt noch die zwei anderen Bücher von Ross Welford: “Zeitreise mit Hamster” und “Was du niemals tun solltest, wenn du unsichtbar bist”. Beide sind ebenfalls sehr unterhaltsam und humorvoll. Wobei in erstem ein Junge eine Hauptrolle spielt und in Letzterem ein Mädchen. Du bist ein Junge und magst schräge, witzige Unterhaltung? Für Wenigleser kann ich “Tagebuch eines Möchtegern-Versagers” von Luc Blanvillain empfehlen — eine bezaubernde Geschichte mit der richtigen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor (ab 10 Jahren). Oder auch “Fünf auf Crashkurs” von Hans-Jürgen Feldhaus — ein Abenteuerroman und ein Roadtrip durch Südfrankreich mit Comicelementen (ab 12 Jahren). Richtig klasse fand ich vor allem “Ben Fletchers total geniale Maschen” von T.S.Easton (ab 12 Jahren).
Bibliografische Angaben:Verlag: Coppenrath ISBN: 978-3-649-63027-2 Erscheinungsdatum: 14.Januar 2019 Einbandart: Hardcover Preis: 16,00 Seitenzahl: 384 Übersetzer: Petra Knese Originaltitel: "The 1000 year old boy" Originalverlag: Harper Collins Britisches Originalcover:
Trailer zum Buch (auf Englisch):
Kasimiras Bewertung:
(4 von 5 möglichen Punkten)
------------------------------------- Britisches Cover: Homepage von Ross Welford