Rainer Maria Schröder — Wolf Moon River

Rainer M. Schröder Wolf Moon River7.November 2016

Wolf Moon River” von dem deut­schen Autoren Rai­ner Maria Schrö­der — der vor allem für sei­ne his­to­ri­schen Bücher bekannt ist — ist ein in der Gegen­wart spie­len­der Aben­teu­er­ro­man, der sei­ne Leser in die kana­di­sche Wild­nis ent­führt. Ein Mord, ein Flug­zeug­ab­sturz und der har­te Kampf ums Über­le­ben bringt unter­schied­li­che Men­schen hier­bei zusam­men. Unter­halt­sam erzählt und gut recher­chiert. Dass der Autor eini­ge Zeit ein Noma­den­le­ben führ­te und quer durch die Welt gereist ist, merkt man defi­ni­tiv! Für Jugend­li­che ab 12 Jah­ren und inter­es­sier­te Erwachsene.

Die 16-jäh­ri­ge, etwas mol­li­ge Oli­via wird ihr Wochen­en­de mit ihrem Vater und sei­ner neu­en Freun­din Cathe­ri­ne ver­brin­gen. Vier Tage in einer Hüt­te tief in der kana­di­schen Wild­nis von Bri­tish Colom­bia. Cathe­ri­nes 17-jäh­ri­ger Sohn Patrick, der dem ers­ten Zusam­men­tref­fen nur bei­wohnt, weil er mit einem neu­en Han­dy besto­chen wur­de, hat auf all das über­haupt kei­nen Bock, was er Oli­via und Cathe­ri­ne auch deut­lich spü­ren lässt. Zu dritt flie­gen sie mit einem Pilo­ten in einer klei­nen Maschi­ne in Rich­tung Hüt­te, wo Oli­vi­as Vater auf sie war­tet, der zwecks wohn­li­cher Vor­be­rei­tun­gen schon vor­ge­flo­gen ist. Doch sie wer­den ihr ZielRainer Maria Schröder Wolf Moon Rivermit dem Flug­zeug nicht errei­chen. “Nie­mand schrie, auch sie nicht. Sie war viel­mehr wie gelähmt vor fas­sungs­lo­sem Ent­set­zen und Todes­angst. Und so erging es offen­bar auch Patrick und sei­ner Mut­ter. Sie alle waren schlag­ar­tig erbleicht, und in ihren Zügen und weit auf­ge­ris­sen Augen las sie das­sel­be Grau­en, das sie gepackt hat­te und ihr die Keh­le zuschnür­te.” (Zitat S.130) Das Flug­zeug stürzt ab, der Pilot stirbt und Cathe­ri­nes Mut­ter kann durch ihre Ver­let­zun­gen nicht mehr lau­fen. Da sie abseits der ange­mel­de­ten Flug­rou­te geflo­gen sind, wird man sie so schnell auch nicht fin­den, wenn über­haupt. Nun liegt es an Oli­via und Patrick sich durch die Wild­nis zu schla­gen, um in einem Marsch von wohl 4–5 Tagen Ent­fer­nung Hil­fe zu holen. Dabei kön­nen sich die Zwei über­haupt nicht aus­ste­hen. Und sie ahnen nicht, dass sich unweit von ihnen ein wei­te­res Dra­ma abspielt, bei dem drei ehe­ma­li­ge Freun­de infol­ge eines Mor­des plötz­lich zu Fein­den wer­den und sich eine erbit­ter­te Ver­fol­gungs­jagd durch den Wild­was­ser­fluss Wolf Moon River und die Wäl­der liefern…

Rainer Maria Schröder Wolf Moon RiverWenn man einen rich­ti­gen Aben­teu­er­ro­man sucht, dann ist man bei Rai­ner Maria Schrö­der genau rich­tig! Dass sich die Bio­gra­phie des Autoren selbst wie eine Aben­teu­er­ge­schich­te liest — ange­sichts der Rei­sen, die er alle unter­nom­men hat — kommt der Authen­ti­zi­tät des Buches auf jeden Fall zugu­te. Das merkt man allein schon am Fach­vo­ka­bu­lar, was die Über­le­bens­aus­rüs­tung betrifft, den Kanu­sport, selbst die Waf­fen­be­schrei­bun­gen. Und natür­lich die Schil­de­run­gen der kana­di­schen Wild­nis. Den Lake Cari­boo, an dem die drei Freun­de Scott, Frank und Jack ihr Aben­teu­er star­ten, gibt es übri­gens wirk­lich, der Wolf Moon River ist lei­der eine Erfin­dung. Rai­ner Maria Schrö­der hat einen aukt­oria­len Erzäh­ler gewählt, der sich in die Per­spek­ti­ven sämt­li­cher Cha­rak­te­re abwech­selnd hin­ein­ver­setzt, manch­mal wech­seln die Sicht­wei­sen auch wäh­rend des Kapi­tel, was aber nie ver­wir­rend, son­dern eher inter­es­sant ist. Im Grun­de sind es zwei gro­ße Erzähl­strän­ge: die von Oli­via und Patrick und die von Scott, Frank und Jack, die erst rela­tiv spät Rainer Maria Schröder Wolf Moon Riverauf­ein­an­der­tref­fen (hier deu­tet der Klap­pen­text auf jeden Fall viel zu viel an!). Die Spra­che ist ange­nehm und flüs­sig — für mei­nen Geschmack wur­den am Anfang des Buches nur etwas vie­le Aus­ru­fe­zei­chen ver­wen­det. Die Span­nung ist nicht auf dem aller höchs­ten Niveau, aber doch durch­gän­gig vor­han­den, so dass man wis­sen will, wie es wei­ter geht: “Es war still im Haus. Aber die­se Stil­le hat­te etwas Span­nungs­ge­la­de­nes und Bedroh­li­ches, als könn­te sie gleich in schril­len Ter­ror umschla­gen. Doch nichts geschah. Das Ein­zi­ge, was er hör­te, waren sein keu­chen­der Atem und das Rau­schen in sei­nen Ohren, das im Rhyth­mus sei­nes jagen­den Her­zens an- und abschwoll.” (Zitat S.19) Neu­gie­rig machen vor allem die Details über den Mord, die man erst nach und nach erfährt. Eben­so ergeht es einem mit der Prot­ago­nis­tin Oli­via. Was für eine schwe­re Zeit hat sie durch­ge­macht? “Onkel Vin­cent und Tan­te Becky kab­bel­ten sich stän­dig, konn­ten jedoch nicht ohne den ande­ren sein. Sie war gern bei ihnen.Rainer Maria Schröder Wolf Moon River Hier in die­sem alten Haus hat­te sie Trost und Wär­me gefun­den, als sie geglaubt hat­te, nie wie­der lachen zu kön­nen und im Wei­ter­le­ben kei­nen Sinn mehr zu fin­den.” (Zitat S.28) Trotz der manch­mal etwas höl­zern wir­ken­den Dia­lo­gen zwi­schen Oli­via und Patrick hat mir die Wand­lung von Patrick sehr gut gefal­len, der zunächst arro­gant und Ich-bezo­gen auf­tritt und dann doch all­mäh­lich zum Nach­den­ken über sein Ver­hal­ten kommt. Hier sind es vor allem die Wer­te von Zusam­men­halt und Soli­da­ri­tät, aber auch Akzep­tanz und Tole­ranz, die auf unauf­dring­li­che Wei­se ver­mit­telt werden.

Fazit: Eine unter­halt­sa­me Geschich­te (mit klei­ne­ren Schwä­chen) für Aben­teu­rer und sol­che, die es wer­den wollen;-)

Wenn dir “Wolf Moon River” gefal­len hat, kannst du auch noch ande­re Bücher von Rai­ner Maria Schrö­der lesen. Eine ähn­lich aben­teu­er­li­che Alter­na­ti­ve ist zum Bei­spiel “Insel der Gefah­ren”. Oder lies die bekann­te “Abby Lynn”-Rei­he, die “Bru­der­schaft vom Hei­li­gen Gral”-Rei­he oder “Die Medi­ci-Chro­ni­ken”. LesealternativenNeue­re Wer­ke von ihm sind “Him­mel ohne Ster­ne” und “Madi­son May­field: Die Augen des Bösen” oder die dys­to­pi­sche “Liber­ty 9”-Rei­he. Über­blick über sämt­li­che sei­ner (unzäh­li­gen) Roma­ne fin­dest du auf der Home­page des Autors. Ein rich­tig gute Alter­na­ti­ve eines ande­ren Autoren ist “Raven: Berg der Gefah­ren” von Wen­dy Orr, wel­ches eben­falls in Kana­das Natur spielt und in dem ein Mäd­chen über sich hin­aus­wach­sen muss. Ähn­lich pas­send ist “Sur­vi­ve: Wenn der Schnee mein Herz berührt” von Alex Morel. Der Kampf ums Über­le­ben in der Wild­nis ist im (Kin­der- und) Jugend­buch ein gro­ßes The­ma. Zwei fast schon moder­ne Klas­si­ker sind hier­bei “Wild­nis” von Rod­dy Doyle und “Allein in der Wild­nis” von Gary Paul­sen (2.Band heißt “Der Fluss”), aber auch “Ala­ba­ma Moon” von Watt Key. Sogar zu dem rich­ti­gen Klas­si­ker Ruf der Wild­nis” von Jack Lon­don gibt es mitt­ler­wei­le einen moder­nen Nach­fol­ger: Die gehei­men Rei­sen des Jack Lon­don: Die Wild­nis” von Chris­to­pher Gol­den. Sehr fes­selnd fand ich auch “Schat­ten des Dschun­gel” von Kat­ja Bran­dis.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: cbj
ISBN: 978-3-570-17239-1
Erscheinungsdatum: 12.September 2016
Einbandart: Hardcover
Preis: 16,99€ 
Seitenzahl: 384 
Übersetzer: -
Originaltitel: - 
Originalverlag: -
Originalcover: -

Kasimiras Bewertung:

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(3,5 von 5 mög­li­chen Punkten)

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