Der amerikanische Autor Phillip Hoose hat mit “Sabotage nach Schulschluss: Wie wir Hitlers Pläne durchkreuzten” einen (sachbuchartigen) Roman geschrieben, der auf wahren Begebenheiten beruht. Er erzählt die Geschichte einer Gruppe Schüler in Dänemark, die — während sich ihr eigenes Land zu Beginn des Zweiten Weltkriegs kampflos ergibt — eine Reihe von Sabotageakte gegen die Deutschen starten. Ein Buch über ungeheuren Mut, Freundschaft und die große Stärke Widerstand zu leisten. Für Jugendliche ab 13 Jahren und für interessierte Erwachsene.
Dänemark. 1940. Als die Deutschen in das Land einfallen, ergeben sich die Dänen widerstandslos. Im Gegensatz zum Nachbarland Norwegen. Der 14-jährige Knud und sein Bruder finden das gar nicht toll. Warum alles einfach so schnell akzeptieren? Wie können die dänischen Obrigkeiten sich auf einen Deal mit Hitler einlassen? Warum sind sie nicht so mutig wie die Norweger, die sofort zurückschlagen? Normalerweise hat Knud sich nie groß für Politik interessiert, doch jetzt informiert er sich und fühlt sich zutiefst beschämt. Mit ein paar Mitschülern gründen sie einen RAF-Club, benannt nach der Royal Air Force, den britische, heldenhaften Luftstreitkräften. Ihre “Flugzeuge” sind ihre Fahrräder, mit denen sie ständig unterwegs sind. Die Jugendlichen starten einzelne, kleinere Sabotageakte. Drehen neu angebrachte Wegweiser der Deutschen in die andere Richtung. Beschädigen Telefonleitungen. Als die Brüder nach Aalborg umziehen, geht der Widerstand jedoch weiter und sie rufen mit ein paar neuen Mitschülern den “Churchill-Club” ins Leben, benannt nach dem britischen Politiker Winston Churchill. Sie starten immer heftigere Aktionen. Klauen den Deutschen ihre Waffen, sogar ein Maschinengewehr. Stecken Militärfahrzeuge in Brand und beschädigen strategisch wichtige Besatzungspunkte wie Teile des Flughafens. Doch dann werden sie eines Tages erwischt…
“Sabotage nach Schulschluss: Wie wir Hitlers Pläne durchkreuzten” beginnt mit einem Vorwort, in dem der Autor eine interessante Vorgeschichte erzählt. Und zwar ist er in einem Museum in Kopenhagen auf die Geschichte des “Churchill-Clubs” aufmerksam geworden, die dort in einer Sonderausstellung dokumentiert wurde. Er schrieb einen der noch lebenden damaligen Mitglieder, Knud Pedersen, an. Fragte ihn, ob er ihm seine Geschichte erzählen wolle, damit Phillip Hoose daraus ein Buch machen könne. Doch Knud Pedersen antwortete ihm, dass bereits ein Vertrag mit einem anderen amerikanischen Autoren bestehe, der seine Geschichte aufschreiben wolle. Jahre später fragte Phillip Hoose noch einmal nach, ihn interessierte, was aus dem Projekt geworden ist. Wie es dem Mann geht. Und aus dem Buch ist damals tatsächlich dann doch nichts geworden. Also fährt der Autor nach Dänemark und Knud Pedersen erzählt ihm seine Geschichte. Entstanden ist ein tolles Stück Zeitgeschichte, das informativ und unterhaltsam geschrieben ist. Es berichtet ein allwissender Erzähler und mit eingeflochten in den Handlungsstrang sind unzählige Fotografien, Infokästen mit historischem Zusatzmaterial und wörtliche Rede von Knud Pederson, der Teile der Geschichte selbst erzählt. Es ist unglaublich, was die Schüler damals geleistet haben. Welches Risiko sie unentwegt eingegangen sind! Und das alles tagsüber, da sie ja abends dann daheim bei ihren Familien sein mussten. Erst die Sabotageakte dieser Jugendlichen rüttelten die Bevölkerung allmählich wach, schließlich ebenfalls Widerstand zu leisten. Am Ende des Buches wird noch berichtet, was aus den einzelnen Mitgliedern geworden ist.
Fazit: Ein bewegendes Stück Geschichte — ideal für eine Klassenlektüre oder als Buchvorstellung!
Du möchtest mehr über das Leben in Dänemark zur Zeit des Zweiten Weltkrieges erfahren? Dann kannst du zum Beispiel die (schon etwas ältere) Reihe von Robert Elmer über “Die Andersen-Zwillinge” lesen: “Gefahr für Henrik” (Band 1), “Absturz in der Nacht” (Band 2), “Der geheime Auftrag” (Band 3) und “Alarm im Hafen” (Band 4). Den deutschen Soldaten ab und zu mal einen Streich spielen, das passiert auch zwei Freunden in dem Buch “Hitlers Kanarienvogel” von Sandi Toksvig. Einen Zwischenstopp in Dänemark, das macht die Protagonistin in “Ein Buch für Hanna” von Mirjam Pressler auf ihrer Flucht vor den Deutschen. Dem dänischen Widerstand angeschlossen hat sich ebenfalls Kim Malthe-Bruun in dem Buch “Kim: Die Tagebuchaufzeichnungen und Briefe des Kim Malthe-Bruun”, das auf wahren Begebenheiten beruht und von Vibeke Malthe-Bruun herausgegeben wurde. Mut zum Widerstand, das zeigen auch die Jugendbücher von Philip Kerr (“Friedrich der Große Detektiv”) und Johannes Herwig (“Bis die Sterne zittern”). Eine abenteuerliche Flucht zweier Jungs, das erlebst du in “Der Pfad: Die Geschichte einer Flucht in die Freiheit” von Rüdiger Bertram. Zivilcourage und Hilfsbereitschaft in den Niederlanden, darüber gibt es ebenfalls zwei interessante Jugendbücher, die auch schon für eine jüngere Zielgruppe geeignet sind: “Die letzte Haltestelle” von Sharon E. McKay und “Krieg und Freundschaft” von Dolf Verroen.
Bibliografische Angaben:Verlag: dtv ISBN: 978-3-423-71777-9 Erscheinungsdatum: 20.April 2018 Einbandart: Taschenbuch Preis: 9,95€ Seitenzahl: 240 Übersetzer: Nina Frey Originaltitel: "The boys who challenged Hitler" Originalverlag: Farrar, Straus & Giroux Dänisches Originalcover:
Trailer zum Buch:
Dokumentation (mit Fotos aus dem Buch, auf Englisch):
Kasimiras Bewertung:
(4,5 von 5 möglichen Punkten)
-------------------------------------- 2 Fotos: Abfotografiert aus "Sabotage nach Schulschluss" Dänisches Originalcover: Homepage von Phillip Hoose
In Dänemark ist die Geschichte, selbstverständlich, immer noch bekannt. Du kannst sehen wie viele, viele Jungs, die sonst nie Bücher lesen würden, in die Bibliotheken kommen um genau diese Geschichte zu lesen.
Übrigens gibt es auch dazu einen Jugendfilm — Drengene fra Sankt Petri — kenne den deutschen Titel nicht.
Hallo Henrik,
das ist schön, dass in Dänemark viele Jungs zu diesem Buch greifen! Danke für die Info mit dem Film, ich wusste gar nicht, dass es auch eine Verfilmung gibt. Habe mal recherchiert. Er heißt im Deutschen: “Die Jungen von St.Petri”.
Lg Kasimira
Nein — nicht zur diesen Buch — aber die Erinnerungen der Mitglieder — oder auch der Roman “Die Jungs aus Skt Petri” von Bjarne Reuter.
Der letzte überlebende Mitglied, Milo, hat vor wenigen Monaten seine Erinnerungen geschrieben. Irgendwie beeindruckend das, wie er gesagt hat, diese 13−14−15− Jahre alte Jungs DIE Wiederstand waren.
So war, übrigens, die Reaktion an der Schule, als die Nachricht von der Verhaftung der Jungs bekannt wurde — und der örtliche Polizeichef gegen mehr Wiederstand gewarnt hatte:
https://www.youtube.com/watch?v=B4Z7Ps3EVeQ
https://www.youtube.com/watch?v=B4Z7Ps3EVeQ