“Das haben wir nicht gewollt” von Paul Zindel ist ein alter, amerikanischer Klassiker, der auf Deutsch noch einmal neu aufgelegt wurde. In Amerika bereits Bestandteil des Lehrplans erzählt der mehrfach ausgezeichnete Roman eine Geschichte über Freundschaft, Verantwortung, Schuld und das Erwachsenwerden. Für Jugendliche ab 12.
Laura und John sind befreundet, auch wenn sie sehr unterschiedlich sind. Sie liest gerne Psychologiebücher und hat eine Mutter, die immer etwas an ihr auszusetzen hat. Er trinkt und raucht viel und ist für jede Dummheit zu haben. Als sie eines Tages bei einem Telefonspiel den alten Mister Pigman am Apparat haben und ihn — im Sinne des Spieles — mit einer erfundenen Geschichte so lange wie möglich hinhalten möchten, ahnen sie nicht, dass dies der Beginn einer großen Freundschaft ist. Mister Pigman ist einsam, wohnt alleine in seinem Haus. Seine Frau ist angeblich verreist. Er lädt die Zwei ein, ihn zu besuchen. Zunächst spielen sie ihre Rolle als Mitglieder eines Wohltätigkeitsvereins, der um Spenden bittet, noch weiter, bis sie ihm schließlich gestehen, dass das alles nur erfunden war. Doch Mister Pigman ist gar nicht sauer auf sie. Im Gegenteil, er geht mit den beiden Jugendlichen in den Zoo, er läßt sie Wein und Bier bei sich zu Hause trinken. Er zeigt ihnen seine riesengroße Sammlung von Schweine aus jeglichen Materialien. Kurzum: Er interessiert sich für sie. Bald ist Mister Pigmans Zuhause auch Lauras und Johns zweites Zuhause. Doch dann gehen sie eines Tages zu weit…
“Das haben wir nicht gewollt” wird durchgehend abwechselnd aus Lauras und Johns Sicht erzählt. Manchmal ist es ein wenig verwirrend, weil zu Beginn des Kapitels nur eine Zahl steht und kein Name, dass man (wenn man nicht am Stück liest) nicht vergisst, aus welcher Perspektive gerade berichtet wird. Die beiden Jugendlichen versprechen bereits zu Beginn des Buches nur die Wahrheit zu sagen und verwenden den Roman als eine Art “Gedächtnisheft”, um stets alles in Erinnerung zu haben, was ihnen widerfahren ist. Vor allem was mit Mister Pigman widerfahren ist, der — diese Andeutung machen sie recht früh — gegen Ende von “Das haben wir nicht gewollt” verstorben ist. Was genau geschehen ist und welchen Anteil die Jugendlichen daran haben, das zu erfahren, macht einen großen Reiz des Buches aus. Die gegenseitige Charakterisierung der beiden, die sich teilweise sogar auf das beziehen, was der/die Vorrige/r erzählt hat, ist gut gelungen und man kann sich rasch ein Bild der Jugendlichen machen. Die zeitliche Einordnung der Geschichte wird dadurch greifbar, dass das Telefon, das John beispielsweise zu Hause benutzt, noch über eine Wählscheibe verfügt. Der Roman ist damals 1968 auf Englisch erstmals erschienen. Insgesamt muss ich sagen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat und es zum Nachdenken anregt. Jedoch ist dem Verlag ein kleines Missgeschick bei dem hinten abgedruckten Klappentext passiert: Dort heißt die Hauptfigur Lorraine (wie im englischen Orginal) und nicht Laura, so wie im Buch durchgängig verwendet;-) Das Cover hingegen ist richtig cool und auf jeden Fall ein Hingucker.
Nachdenklich machen auch “Wach auf, wenn du dich traust” von Angela Mohr und “Gotcha!” von Shelley Hrdlitschka. In Letzterem enden Freundschaften ebenfalls. Mit Schuld auseinandersetzen müssen sich die Hauptfiguren in “Zebraland” von Marlene Röder, “Das wirst du bereuen” von Amanda Maciel und “Zu schnell” von John Boyne. Eine gute Alternative ist auch “Warum wir Günter umbringen wollten” von Hermann Schulz, in welchem Jugendliche sich mit einer grauenvollen Tat auseinandersetzen und mit Schuldgefühlen umgehen müssen.
Bibliografische Angaben:Verlag: Heyne fliegt ISBN: 978-3-453-53473-5 Erscheinungsdatum: 10.November 2014 Einbandart: Taschenbuch Preis: 8,99€ Seitenzahl: 160 Übersetzer: Horst und Ingeborg Künnemann Originaltitel: "The Pigman" Originalverlag: Harper Collins Amerikanisches Originalcover:
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Amerikanischer Buchtrailer:
Kasimiras Bewertung:
(5 von 5 möglichen Punkten)
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