“Turn me on” von der norwegischen Autorin Olaug Nilssen ist weniger ein Roman, mehr eine kurzweilige (80 Seiten lange) Erzählung. Ein Ausschnitt aus dem Leben eines jungen Mädchens, das aufgrund einer unsittlichen Begegnung mit einem Jungen, die sie lauthals verkündet, zum Außenseiter wird. Hauptaugenmerk liegt in der Geschichte jedoch auf der Auslebung ihrer eigene Sexualität, welche äußerst freizügig geschildert werden. Kein Buch für jeden! Anstößig, abstrus und einfach anders. Ein bisschen “Feuchtgebiete” (von Charlotte Roche) für Jugendliche sozusagen. Für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene.
Norwegen. Ein kleines Provinznest. Alma ist 15. Sie schwärmt heimlich für Arthur. Und dies vor allem in Gedanken. Sehr erotischen, ausufernden Gedanken. Auf einer Party kommt er ihr draußen unerwartet näher. Das erzählt sie sofort den anderen: “Er hat mich mit seinem Schwanz gepikst”, wiederholt Alma. “Er hat mich mit seinem Schwanz gepikst”, sagt sie noch einmal, ohne zu merken, wie bescheuert das klingt, dafür ist sie zu betrunken. “Sein Schwanz war ganz steif, und er hat mich damit gepikst” (Zitat aus “Turn me on!” S.5). Doch die anderen glauben ihr nicht. Und Alma wird plötzlich ausgegrenzt. Doch wo soll sie hin mit ihren Gedanken? Ihrer sexuellen, ständigen Erregung? Ihren Phantasien? Über Arthur, über ihre Freundin Ingrid mit der großen Oberweite? Alma lebt aus, was sie kann. Auf der Toilette, mit ihrer besten Freundin, im Ehebett der Eltern, mit einer Sexhotline. In Gedanken oder in echt. Doch dann kommt ihre Mutter ihr auf die Spur…
Irgendwie hat man in “Turn me on!” den Eindruck, dass nur um das eine geht: Sex. Selbstbefriedigung. Erotische Phantasien. Die kurzweilige Erzählung ist voll davon. Äußerst ungewöhnlich für ein Jugendbuch. Anders eben. Das macht sogleich auch das bunte, sehr passende Cover klar. Die Geschichte ist aus der Sicht eines allwissenden Erzählers geschrieben, welcher sich jedoch hauptsächlich auf Almas Erleben konzentriert. Ein zuweilen leicht humorvoller Unterton schleicht sich in den Text ein. Manches erscheint abartig, skurril und überzogen, bis man dahinterkommt, dass Olaug Nilssen geschickt mit den Realitäten spielt. Denn nicht alles, was Alma schildert, ist echt. Vieles entspringt ihrer blühenden (sexuellen) Phantasie. Manches geschieht im Fiebertraum. Das muss man erst einmal unterscheiden können. Das Ende ist so offen, wie ich selten in einem Buch gelesen habe. Abgeschnitten, so kam es mir vor. Schade. Allerdings, betrachtet man den Text im Impressum, wird auch rasch klar, warum dies so ist: “Die deutsche Ausgabe enthält nur die Erzählung “Artur og Alma” die Teil des Erzählbands “Få meg på, for faen” und Grundlage für den Film “Turn me on” ist.” Schade, dass man das komplette Original nicht übersetzt hat. Dieses ist auch nicht gerade umfangreich: 191, Seiten. Der Film, der mit “Mach’ mich an, verdammt noch mal!” übersetzt wurde, kam 2014 in die deutschen Kinos und hat einige Preise erhalten. Eine nette Ergänzung zur Lektüre.
Erotik im Jugendbuch, das gibt es jede Menge: Eine Sammlung von Kurzgeschichten findest du in den Büchern “Lust.Liebe.Sex” von Ilona Einwohlt oder “Verdammt heiß” von Asa Anderberg Strollo. Oder lies die Bücher von Lisa Desrochers (z.B. “A little too far”) und Robin Lyall (z.B. “Berührt”). Das Thema Selbstbefriedigung wird auch in folgenden Romanen erwähnt: “Mein fantastisches Leben — von wegen!” von Sanne Søndergaard, “Papierfliegerworte” von Dawn O’Porter und “Und plötzlich war der Wald so still” von Moa Eriksson Sandberg. Viel Sexualität erwartet dich in der zugleich sehr spannenden “Dark Village”-Reihe von Kjetil Johnsen. Gute Alternativen sind auch “Doktorspiele” von Jaromir Konecny (das Gegenstück für Jungs zu “Turn me on!”, wurde ebenso verfilmt) und “Doing it” von Melvin Burgess.
Bibliografische Angaben:Verlag: Fischer ISBN: 978-3-7335-0116-7 Erscheinungsdatum: 20.August 2015 Einbandart: Taschenbuch Preis: 6,99€ Seitenzahl: 80 Übersetzer: Ina Kronenberger Originaltitel: "Artur og Alma" aus "Få meg på, for faen" Originalverlag: Samlaget Norwegisches Originalcover:
Deutscher Filmtrailer:
Kasimiras Bewertung:
(3,5 von 5 möglichen Punkten)
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Norwegisches Cover: Homepage von Samlaget