Die amerikanische Autorin Nora Price hat mit “Heute will ich leben” ein Jugendbuch über eine akutelle und wichtige Problematik geschrieben. Sie beschäftigt sich mit dem Thema Essstörungen. Dieser sehr bewegend erzählte Roman ist für Jugendliche ab 13 Jahren geeignet und interessierte Erwachsene.
Die 16-jährige Zoe kann nicht verstehen, was sie hier soll. Hier — in Twin Birch — einer Art Anstalt, in der sich fünf weitere Mädchen aufhalten. “Patientinnen” werden sie genannt. Warum hat ihre Mutter sie hier hergebracht? Und ganze sechs Wochen soll sie hier bleiben? Mit ihrem sehr kritischen und aufmerksamen Blick notiert sie jedes wichtige Detail in ihr Notizbuch, um sich über ihre Situationen einen Überblick zu verschaffen. Allmählich findet sie heraus, dass die anderen Mädchen an einer Essstörung leiden. Aber Zoe doch nicht! Dummerweise hat man ihr das Handy abgenommen und sie kann keinen Kontakt zu ihrer Mutter herstellen. Schließlich kann es sich hier ja nur um ein großes Missverständnis handeln…
Der Roman, der bereits durch ein sehr schönes Cover besticht, wird komplett aus Zoes Sicht erzählt. Dazwischen gesellen sich einzelne Briefe von ihr, die sie an Elise — ihre beste Freundin — schreibt. Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit treten darin zutage. Dann wird wieder detailliert von ihrem Klinikalltag berichtet, den einzelnen Mahlzeiten, die unter inzeniertem Gruppendruck stattfinden. Sie sind nur sechs Mädchen und drei Betreuerinnen. Ständig fühlt Zoe sich überwacht. Die anderen Mädchen wollen auch ihre Geschichte hören. Und irgendwann muss auch sie sich der Wahrheit stellen. Denn es gibt einen besonderen Grund, aus dem Zoe in der Klinik ist. Einen Grund, der sie von allen anderen Mädchen unterscheidet! Das alles liest sich sehr spannend und unterhaltsam. Man fiebert mit und will wissen, welche Geheimnisse sie verbirgt, was sie alles verdrängt hat, das nun — unaufhaltsam — an die Oberfläche tritt. “Heute will ich leben” ist ein Buch der beginnenden Auseinandersetzung mit einer schwierigen Krankheit, der Versöhnung mit sich selbst und dem Eingeständnis einer schmerzhaften Vergangenheit. Berührend! Das Ende fand ich persönlich jedoch etwas abrupt und hätte mir noch mehr Informationen gewünscht beziehungsweise einen ausführlicheren Ausblick auf das, was jetzt kommt. Aber: selber lesen, selbst ein Urteil bilden! Eine Lektüre, die sich trotz des
Schlusses lohnt!
Dich interessieren Romane über Essstörungen? Ein etwas intellektuelleres Buch ist “Hello Paris” von Catharina Geiselhart. Sprachlich sehr schön erzählt ist “Wintermädchen” von Laurie Halse Anderson, das eine ähnliche Thematik behandelt wie in “Heute will ich leben”. Bewegend geschrieben fand ich auch “Stone Girl” von Alyssa B. Sheinmel. Ein Roman, der die Geschichte einer Heilung beschreibt, ist “Das Lächeln der Leere” von Anna Sofia Höpfner — mit autobiografischen Zügen.
Bibliografische Angaben:Verlag: cbt ISBN: 978-3-570-30892-9 Erscheinungsdatum: 10. Februar 2014 Einbandart: Taschenbuch Preis: 12,95€ Seitenzahl: 352 Übersetzer: Kathrin Wolf Originaltitel: "Zoe letting go" Originalverlag: Razorbill Amerikanisches Originalcover:
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Kasimiras Bewertung:
(4 von 5 möglichen Punkten)
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