“Verloren sind wir nur allein” von der deutschen Autorin Mila Summers ist ein Liebesroman mit tragischem Hintergrund. Über Trauer, Verlust und die zarte Hoffnung der Liebe, die Menschen aus ihrer Einsamkeit holt um Schweres am besten gemeinsam zu überstehen. Emotional, romantisch und unterhaltsam. Ein Schmöker für Zwischendurch. Für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.
Die 17-jährige Sky hat ihren Vater verloren. Bei einem Baseballspiel ist er einfach so zusammengebrochen und nie wieder aufgestanden. Sein Tod vor ungefähr zwei Jahren hat sie völlig aus der Bahn geworfen. Sie trägt nur noch schwarz und hat sich auch von ihren Freunden komplett zurückgezogen. Nicht einmal mit ihrer besten Freundin Ruth schafft sie es noch zu telefonieren. Ihre Mutter hingegen ist bereits ein halbes Jahr nach dem Tod ihres Mannes wieder mit anderen ausgegangen. “Für mich kommt das einem Verrat gleich. Einem Verrat, den sie an allem begeht, was unsere Familie ausgemacht hat. Die feste Einheit, die wir mit Dad gebildet haben. gibt es nicht mehr. Anstatt an einem Strang zu ziehen, scheinen Mom und ich in unterschiedliche Richtungen zu laufen.” (Zitat aus “Verloren sind wir nur allein” S.9) Jetzt hat sie vor einigen Wochen Roger kennengelernt, der nicht nur vermögend ist, sondern auch eine Ranch in Texas besitzt. Dort züchtet er Rinder und Pferde. Und genau dorthin ziehen Sky und ihre Mutter jetzt, auch wenn Sky mit alldem überhaupt nicht einverstanden ist. “Denn während ich hier auf einer Ranch in Texas festsitze, ist niemand mehr in Boston, der Blumen auf Dads Grab legen könnte. Niemand besucht ihn. Niemand spricht mit ihm. Es ist fast so, als hätte ich ihn ein zweites Mal verloren.” (Zitat S.17) Doch das letzte Highschooljahr muss sie noch beenden, ehe sie zurück nach Boston kann, um ihrem Vater wieder nah zu sein. Also beschließt Sky das Ganze so schnell und unauffällig wie möglich durchzuziehen. Will keinerlei Kontakte eingehen, mit niemandem. Auch nicht mit Jeff, der Neffe von Roger, der ebenso auf der Ranch lebt. Der ein richtiger Sunnyboy ist und der Quarterback der Schule. Unweigerlich kommt sie ihm näher und entdeckt bald, dass sein Image nur Fassade ist. Dass auch er etwas Dunkles, Tragisches zu verbergen hat…
Das Cover erinnert an “Cinder & Ella”, eine geschickt gewählte Optik des Verlags, welcher genau diesen Bestseller hervorgebracht hat. Die Geschichte mit dem schweren Schicksalsschlag erinnert zunächst an Kelly Orams Buch, kommt aber erzählerisch nicht an diesen Erfolg heran. Doch der Titel ist absolut schön gewählt! Der Roman wird durchgehend aus Skys Sichtweise in der Ich-Perspektive erzählt, nur äußerst sporadisch tauchen Kapitel auf, die Jeffs Blickwinkel zeigen, diese sind zusätzlich mit seinem Namen versehen, zu besseren Unterscheidung. Diese stellen einen besonderen Reiz dar, gerade weil sie so selten sind und den Leser in Jeffs Gedankenwelt blicken lassen: “Irgendwas macht Sky mit mir. Noch vor wenigen Tagen habe ich gedacht, ich müsste ihr helfen, sich hier zurechtzufinden und sich dem Leben neu zu öffnen. Doch seit dem Zwischenfall eben bin ich mir nicht mehr so sicher, ob es hier wirklich nur um Sky geht. Etwas tief in mir erwacht zu neuem Leben und will sich durch die verkrusteten Schichten meiner Seele emporkämpfen.” (Zitat S.142) Das Buch wirkt nur manchmal etwas klischeebeladen, liest sich allerdings sehr flüssig. Die Autorin hat einen angenehmen Erzählstil, keine literarischen Spielereien, sondern einfach auf die Handlung und die Emotionen konzentriert. Letztere werden sehr authentisch geschildert. Gerade den Schmerz, den Sky empfindet, diese Schuldgefühle sich wieder neu aufs Leben einzulassen, kommen sehr glaubhaft herüber. “Schwarz ist so viel mehr für mich als bloß eine Farbe. Es spiegelt die Trauer und die Einsamkeit tief in mir wider, die jede Faser meines Körpers in Beschlag genommen haben.” (Zitat S.28) Die Botschaft gemeinsam stärker zu sein, als allein, wird nicht nur durch die entstehende Freundschaft zu einer Clique untermalt, sondern auch durch das allmähliche Annähern an Jeff, der selbst sein Päckchen zu tragen hat. Manche Figuren bleiben leider sehr oberflächlich, wie zum Beispiel Kathleen, deren Hintergründe nicht mehr erwähnt werden, sondern die einfach irgendwann von der Bildfläche verschwindet. Auch die interessante Annäherung von Sky mit dem Pferd Teardrop am Anfang bleibt einfach im Raum stehen gelassen. Und an was ist der Vater eigentlich wirklich gestorben? Was war der Grund für den Zusammenbruch? Hier verschenkt die Autorin ein wenig Potential und Tiefgang. Am Ende wird es noch einmal richtig dramatisch, aber leider mogeln sich immer wieder ein paar doch sehr stereotype, kitschige Sätze in den Fließtext.
Fazit: Eine Lektüre mit Schwächen, aber schön mal so für Zwischendurch — zum entspannt Herunterlesen.
Eine hervorragende Alternative zu “Verloren sind wir nur allein” ist “Wenn du mich küsst” von Juliana Stone. Hier hat die Protagonistin ihren kleinen Bruder verloren und zieht sich völlig zurück. Bis sie den Sommer auf der Plantage ihrer Großmutter verbringt und einen Jungen kennenlernt, der ebenfalls ein Päckchen zu tragen scheint. Wahnsinnig ergreifend und romantisch ohne kitschig zu sein! Eine ähnliche Neuerscheinung ist “By your side” von Beth Anne Miller. Drei weitere, richtig gute Alternativen sind “Almost” von Anne Eliot, “Dein Lächeln an diesen verdammten Tagen” von Katie McGarry und “Forever Hope” von Colleen Hoover. Der Tod verbunden mit einer Liebesgeschichte — das findest du höchst berührend in “Wie viel Leben passt in eine Tüte?” von Donna Freitas und in “Nichts als Liebe” von Beth Kephart.
Bibliografische Angaben:Verlag: ONE ISBN: 978-3-8466-0094-8 Erscheinungsdatum: 28.Februar 2020 Einbandart: Broschur Preis: 12,90€ Seitenzahl: 432 Übersetzer: - Originaltitel: - Originalverlag: - Originalcover: -
Kasimiras Bewertung:
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