Die amerikanische Autorin Megan Miranda hat mit “Splitterlicht” einen Thriller mit einem Hauch Mystery geschrieben. Das Buch, das sogleich durch sein schönes, glitzerndes Cover hervorsticht, erzählt die Geschichte eines Mädchens, das nach einem Nahtoderlebnis eine übernatürliche Fähigkeit entwickelt hat. Sie kann den bevorstehenden Tod eines Menschen erahnen… unterhaltsam, spannend und auch ein wenig romantisch! Für Jugendliche ab 13 Jahren.
Die 17-jährige Delaney ist ihrem besten Freund Decker über das Eis eines zugefrorenen Sees gefolgt. Nachdem er schon längst das andere Ufer erreicht hat, ist sie noch immer auf dem See, stolpert und bricht ein. “Ich schlug um mich, immer und immer wieder, aber das Wasser war zäh wir Sirup und das Eis dick und hart wie Stahl. In meiner Panik schluckte ich Unmengen eiskaltes Wasser. Ich hustete und schluckte und hustet und schluckte, bis sich der Druck auf meiner Brust bleischwer anfühlte und meine Arme und Beine nicht mehr in der Lage waren, sich zu bewegen.” (Zitat aus “Splitterlicht” S.15) Decker und die anderen aus ihrer gemeinsamen Clique retten sie. Jedoch sind es insgesamt elf Minuten, die sie unter Wasser blieb. Elf Minuten! Eigentlich ist es unmöglich, dass Delaney überlebt. Dass sie aus dem Koma erwacht, in das sie eine Woche lang gefallen ist. Dass sie keinerlei bleibende Schäden davon getragen hat. Und doch ist es genau so. Aber auch wenn sie äußerlich unversehrt scheint, hat sich für Delaney jede Menge geändert. Ihre Eltern beobachten sie äußerst wachsam. Das Verhältnis zu Decker hat sich irgendwie verändert. Und dann spürt Delaney auch noch dieses seltsame Reißen und Ziehen in ihrem Körper: “Unter all dem Schmerz spürte ich aber noch etwas anderes. Etwas Unnatürliches. Mein Körper schien in alle Richtungen auseinandergerissen zu werden, nach oben, unten, links, rechts, vor, zurück. Als wären die Fasern, die meinen Körper zusammenhielten, durchtrennt worden.” (Zitat S.26). Allmählich findet sie heraus, dass dieses Ziehen in ihren Gliedmaßen und das Jucken tief in ihrem Kopf sie immer zu etwas hinziehen will. Zu einem Menschen, der gerade dabei ist zu sterben…
“Splitterlicht” wird durchgehend aus der Sicht von Delaney in der Ich-Perspektive erzählt. Die Sprache ist einfach und der Erzählton sehr angenehm zu lesen. Die Spannung steigert sich erst allmählich, vor allem auf Zwischenmenschliches und die Gefühlswelt der Protagonistin wird sich zu Beginn konzentriert. Sensibel und authentisch wirken diese Schilderungen und bringen das buchstäbliche “Sich zerrissen”- Fühlen der Hauptfigur sehr gut zum Ausdruck. Denn da ist nicht nur Delaneys neue Fähigkeit, mit der sie erst zurechtkommen muss, sondern auch noch ihre widersprüchlichen Gefühle für Decker, der auf einmal ein anderes Mädchen küsst. “Er drehte sich zu mir und starrte mich an. “Was willst du, Delaney?” Ich wollte, dass mir nicht übel wurde, wenn ich ihn eine andere küssen sah. Ich wollte, dass es mir egal ist. Es sollte mir egal sein.” (Zitat S.127). Denn Delaney hat zuvor einen anderen geküsst. Vor ihrem Unfall. Deckers besten Freund. Bedeutungslos. Auf einer Party. Und doch bangt und hofft man als Leser, dass sowohl Decker, als auch Delaney dennoch mehr für sich empfinden. Das Liebeschaos wird perfekt, als auch noch Troy auftaucht, der über Delaneys Fähigkeit Bescheid weiß. Dieses Hin und Her, dieses Unklare, Ahnungsvolle, Hoffnungsvolle macht den Reiz der Geschichte aus und bietet jede Menge Romantik. Von der Spannung her muss ich jedoch sagen, dass mich das Buch leider nicht immer mitgerissen hat. Aber: am besten selbst lesen und eine eigene Meinung bilden!;-)
Wenn dir “Splitterlicht” gefallen hat, dann lies auf jeden Fall die “Bodyfinder”- Reihe (Teil eins:“Bodyfinder: Das Echo der Toten” und Teil zwei “Ruf der verlorenen Seelen”) von Kimberly Derting, die wohl beste Alternative. Die Protagonistin hat ebenfalls die Fähigkeit Tote aufzuspüren. Diese Reihe — vor allem der erste Band — bietet auch eine Liebesgeschichte zwischen der Hauptfigur und ihrem besten Freund, allerdings um einiges aufregender und romantischer (wie ich persönlich finde; vor allem an den ersten Teil kommt “Splitterlicht” einfach nicht heran). Eine übernatürliche Begabung hat ebenso die Protagonistin in “Ein Herzschlag danach” und “Kein Augenblick zu früh” von Sarah Alderson, welches Romantik und Thriller perfekt vereint. Oder lies die “Numbers”-Reihe von Rachel Ward, in der die Hauptfigur in den Augen anderer Menschen deren Todesdatum erkennen kann.
Bibliografische Angaben:Verlag: Ravensburger ISBN: 978-3-473-58481-9 Erscheinungsdatum: 8.September 2015 Einbandart: Taschenbuch Preis: 9,99€ Seitenzahl: 320 Übersetzer: Ingrid Ickler Originaltitel: "Fracture" Originalverlag: Bloomsbury Amerikanisches Originalcover:
Amerikanischer Trailer:
Kasimiras Bewertung:
(3,5 von 5 möglichen Punkten)
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