Der amerikanische Autor Matt de la Peña hat mit “Under water” einen Katastrophenthriller geschrieben, der es in sich hat. Die Hauptrolle spielen hierbei ein Kreuzfahrtschiff, ein mysteriöser Selbstmord und ein Tsunami. Ein Kampf ums Überleben auf offener See. Spannungsgeladen, voller Action und Adrenalin! Flotte Unterhaltung — besonders für Jungs ab 14 Jahren und interessierte Erwachsene.
Der 18-jährige Shy arbeitet während der Ferien auf einem Kreuzfahrtschiff. “Tagsüber ist er Handtuchboy am Pool auf dem Lido-Deck. Abends Wasserboy. […] Drei achttägige Reisen, plus Trinkgeld, abzüglich Steuern. Genug, um seiner Mom auszuhelfen und sich trotzdem noch ein paar neue Klamotten anzuschaffen und vielleicht mit einem weiblichen Wesen essen zu gehen.” (Zitat aus “Under water” S.7) Ein tolles Mädchen hat er bereits kennengelernt: Carmen, die ebenfalls Halbmexikanerin ist. Sie — die beide aus der selben Gegend stammen — vereint eine traurige Gemeinsamkeit: sie haben beide einen Menschen durch die unheimliche (fiktive) Romero-Krankheit verloren, bei der sich erst die Augen rötlich färben und die Erkrankten dann innerlich und äußerlich vertrocknen und sterben. Leider ist Carmen bereits vergeben und wird bald heiraten. Aber Shy und sie verstehen sich trotzdem sehr gut. Mit ihr kann er auch über das Schlimme reden, das ihm am sechsten Tag der ersten Kreuzfahrtreise widerfahren ist: ein Passagier hat sich während seiner Anwesenheit über die Brüstung gestürzt. Shy hat noch versucht ihn zu retten, ihn am Anzug festgehalten. “Sekunden später hört er ein Ratschen. Der Anzug des Mannes platzt am Ärmel auf. Hilflos sieht Shy mit an, wie die Nähte vor seinen Augen nachgeben. Zeitlupenartig. Schwarze Fäden springen auseinander und hängen da wie winzige Würmer. Dann folgt ein lautes Reißgeräusch und der Mann stürzt schreiend in die Tiefe.” (Zitat S.14) Ein paar seltsame Dinge hat der Mann noch zuvor zu Shy gesagt. Dinge, die er nicht wirklich in eine Zusammenhang ordnen konnte. Doch es gibt Menschen, die sich genau dafür scheinbar interessieren: jemand stellt Nachfragen über ihn an, seine Kabine wird durchsucht. Aber ehe sich Shy weiter Gedanken über dieses Rätsel machen kann, geraten sie in einen heftigen Sturm. Unerwartete Sicherheitsvorkehrungen werden getroffen. Und bald erfährt Shy, dass es noch schlimmer als angenommen ist : “Es wird einen Tsunami geben”, sagte er und vergewisserte sich, dass ihn keiner der Passagiere gehört hatte. Kevin starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und zeigte aus dem Fenster. Da war sie. Eine leichte Erhebung in der Ferne. Sie war nicht sehr ausgeprägt und weit weg, aber das Schiff hielt direkt darauf zu.” (Zitat S.147) Noch kann Shy nicht ahnen, dass er sich bald nur noch auf einem halb kaputten Rettungsboot befinden wird, in dem er mit Addie, einer arroganten Urlauberin, auf dem offenen Meer treiben wird…
Entgegen des Eindrucks, den das tolle Cover verspricht, spielt sich das erste Drittel von “Under water” noch auf dem Kreuzfahrtschiff ab. Es ist Shys Sicht, die — in der personalen Erzählform — während des Romans verwendet wird. Das Buch wird in mehreren Tagen erzählt, die Tage wiederum sind in Kapitel mit einzelnen Überschriften unterteilt. Die Sprache ist sehr flüssig und angenehm, es gibt keine langwierigen Sequenzen in der Geschichte. Besonders die häufigen Cliffhanger am Ende der Kapitel sorgen für viel Spannung. Wenn die erste Tsunamiwelle dann langsam anrollt, aber auch zuvor schon — reißt die Katastrophenstimmung den Leser rasch mit sich — eine hohe Welle voller Adrenalin und Bangen um den Protagonisten und man findet sich bald in einem Leserausch wieder, einem Sog, aus dem man nicht so schnell entkommt. Allerdings sind starke Nerven hierbei von Vorteil, denn in manchen Details wird der Roman doch ein wenig heftig: da gibt es Knochen, die aus verletzten Körper ragen und Haie, die ein Blutbad anrichten, als sie sich auf schwimmende Passagiere stürzen, die mit letzter Kraft das Rettungsboot erreichen wollen. Gegen Ende offenbaren sich interessante Dinge (mit denen ich allerdings schon ein wenig gerechnet hatte) und ein Cliffhanger zu guter Letzt macht klar: der Roman hat eine Fortsetzung!
Fazit: Gelungene Unterhaltung für Abenteuerlustige, Wagemutige, Wasserratten und Möchtegernschwimmer;-)
Die Fortsetzung von “Under water” ist im Deutschen leider noch nicht angekündigt, im Englischen heißt sie “The hunted”. Andere Bücher von Matt de la Peña worden noch nicht ins Deutsche übersetzt. Wenn du einen spannenden Kampf gegen Naturgewalten lesen möchtest, dann greif unbedingt zu den Büchern von Katja Brandis, zum Beispiel “Ruf der Tiefe”, “Schatten des Dschungels” oder “Vulkanjäger” — alle drei richtig rasant und flott erzählt! Interessiert dich das Thema Tsunami im Jugendbuch? Hier gibt es eine überschaubare Anzahl an Titel: “Was die Welle nahm” von Vera Kissel, “Tödliche Welle” von Eric Walters, “Du zahlst den Preis für mein Leben” von Carolin Philipps und die Neuerscheinung “Flutlicht” von Gideon Samson. Wasser kombiniert mit einem Virus verbindet die Reihe “The Rain — Das tödliche Element” von Virginia Bergin (Teil 2: “Storm — Die Auserwählte”). Ein ebenfalls zweibändiger Katastrophenthriller ist “Wir sind verbannt” von Megan Crewe (Teil 2: “Und wenn wir fliehen”).
Bibliografische Angaben:Verlag: dtv ISBN: 978-3-423-71686-4 Erscheinungsdatum: 24.Juni 2016 Einbandart: Taschenbuch Preis: 9,95€ Seitenzahl: 352 Übersetzer: Bettina Münch Originaltitel: "The living" Originalverlag: Penguin Random House Amerikanisches Originalcover:
Der Autor spricht über sich und sein Buch (auf Englisch):
Kasimiras Bewertung:
(5 von 5 möglichen Punkten)
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