“Marwani: Mitten ins Herz” von der deutschen Autorin Maren Dammann lässt Mädchen- und Pferdeliebhaberherzen höher schlagen! Ein Mädchen im Rollstuhl, das nach einem Unfall durch ein ungezähmtes Pferd zurück ins Leben findet. Ein bisschen “Ostwind”, ein bisschen Liebesgeschichte plus das Thema Behinderung. Unterhaltsam, ein bisschen sentimental manchmal, aber treffsicher für die Zielgruppe! Für Mädchen ab 11 Jahren, die sich nach einer mitreißenden Sommerlektüre sehnen.
In dem Leben der jungen Mira ist nichts mehr so wie es einmal war. Nach einem Autounfall mit ein paar Freunden spürt sie ihre Beine nicht mehr. “Mach dir keine Hoffnung. Erspar die die Enttäuschung”, hatte ein Arzt ihr geraten und der Physiotherapeut war noch direkter gewesen: “Stell dich darauf ein, dass du dein ganzes Leben lang auf den Rollstuhl angewiesen sein wirst.” (Zitat aus “Marwani: Mitten ins Herz” S.21) Da das Wohnen im dritten Stock mit ihrer Behinderung schwer machbar ist, ziehen ihre Eltern mit ihr und Miras jüngeren Schwester Kathie kurzerhandaufs Land. Weit weg von Miras Freunden, die sich immer seltener bei ihr melden. Und ausgerechnet neben einen Reiterhof. Mit Pferden kann sie — im Gegensatz zu ihrer begeisterten Schwester — überhaupt nichts anfangen. “Die Leichtigkeit, mit der sie über die Koppel tobten, und ihre Freude über den sonnigen Tag waren zu viel für sie. Mira wollte das nicht sehen. Es schnürte ihr das Herz zu. Bloß nicht losheulen, dachte sie und biss sich auf die Unterlippe.” (Zitat S.10) Und so zieht sich Mira meist zurück in ihr Zimmer. Sie isst nicht mehr viel, hat oft die Jalousien heruntergezogen und versinkt in trübseligen Gedanken. Bis Marwani auf dem Hof nebenan plötzlich auftaucht. “Das ist kein Gaul. Das ist überhaupt kein gewöhnliches Pferd. Das ist — oder besser war — ein berühmtes Springpferd. International bekannt. Und jetzt ist Marwani der neue Stolz meines Hofes. Meine neue Zuchtstute.” (Zitat S.27) Doch Marwani ist wild und ungezähmt. Lässt nach schlechten Erfahrungen niemanden an sich heran. Bis sie auf Mira trifft, deren Fenster direkt neben der Koppel liegt. Eine unerwartete Verbindung scheint zwischen den beiden zu entstehen…
Das Cover erweckt fast den Anschein, als könnte dies die Buchvorlage zu einer Verfilmung sein. Das ist zwar nicht so, aber wer weiß, ob sich das noch ändern könnte… Potential hat der Plot auf jeden Fall, wenn auch er etwas stereotyp wirkt. Aber ebenfalls solche Geschichten wollen manchmal eben einfach gelesen werden! Die Sprache von Maren Dammann ist einfach und flüssig. Man kommt in den Roman schnell hinein, der aus der Sicht eines allwissenden Erzählers geschrieben ist, sich jedoch hauptsächlich auf Mira konzentriert. In einem Vorwort erklärt die Autorin zudem, dass “Marwani: Mitten ins Herz” tatsächlich auf (mehreren) wahren Begebenheiten beruht und dass sowohl Hauptperson als auch Pferd existieren. Wie Miras zerbrochenen Träume und ihr verlorener Lebenssinn geschildert werden, liest sich sehr berührend und authentisch. “[Rollstuhl] Diese zwei Silben enthielten eine furchtbare Voraussage für ihre Zukunft, zerstörten alles, was sie sich je vorgenommen hatte. All ihre Träume von Reisen und Abenteuern, von Fahrradtouren im Sommer und einer Alpenüberquerung mit Freunden.” (Zitat S.23) Gerade deshalb fühlt sie sich auch Marwani so nah. Weil dieses Pferd ebenfalls einen Unfall hatte und schwere, nicht verheilende Narben an seinem Hinterteil hat und nicht mehr an
Springturnieren teilnehmen kann, die es früher mühelos gewann: “Dans Worte hallten in ihr nach. “Behindert und zu nicht mehr viel nutze” und “kaum noch was wert”, echote es in ihrem Kopf. Marwani war abgeschrieben, genauso wie sie. Ohne Daseinsberechtigung. Ein Lebewesen zweiter Klasse. Auch wie sie. Die Tränen brachen aus ihr heraus und sie weinte hemmungslos.” (Zitat S.53) Erzählerisch fand ich den Roman manchmal leider etwas flach geschrieben. Etwas kitschig und klischeehaft: “Mira wurde warm ums Herz und sie dachte verträumt: “Marwani steht unter dem Schutz eines Regenbogens.” (Zitat S.28) und “Für einen kurzen Moment hatte Mira das Gefühl, als seien sie beide durch ein unsichtbares Band miteinander verknüpft, untrennbar vereint und einander so nahe, dass keine Kraft der Erde reichen würde, sie auseinanderzureißen.” (Zitat S.66) Auch der Unfall zu Beginn wird gegen Ende fast etwas romantisiert: “Ein entsetzlicher Schmerz durchzuckte ihren Körper. Finsternis umgab sie, während Glassplitter wie Diamantenregen auf sie herunterprasselten.” (Zitat S.8) Zwei Sätze weiter wird das Motiv des Diamanten dann erneut aufgegriffen und auf ein Pferd bezogen: “Es war braun und hatte einen weißen Fleck auf der Stirn, der wie ein unförmiger Diamant aussah.” (Zitat S.9) Diese Wiederholung passt nicht so ganz. Trotz erzählerischer, kleiner Minuspunkte habe ich das Buch wirklich gerne gelesen und mit Mira (der Name ist sehr ähnlich zu “Mika” aus “Ostwind”, Zufall?;-)) mit gefiebert!
Wie bereits erwähnt kannst du natürlich auch die bekannte “Ostwind”-Reihe von Lea Schmidtbauer/Carola Wimmer lesen. Eine tolle Lesealternative sind auch die Bücher von Kyra Dittmann: “Dark Horse Mountain”, “Wild Horse Valley” oder “Schneefeuer”. Oder greif zu “Ein Schimmer von Glück” von Bettina Belitz oder ihrem neueren Roman “Saphir: Rebellische Herzen”, in dem die Protagonistin zu einem ungestümen Pferd Vertrauen aufbaut. Selbiges passiert in dem gelungenen “Nur dieser eine Sommer…” von Becky Citra.
Bibliografische Angaben:Verlag: Planet! (Thienemann) ISBN: 978-3-522-50621-2 Erscheinungsdatum: 18.Juli 2019 Einbandart: Broschur Preis: 13,00€ Seitenzahl: 288 Übersetzer: - Originaltitel: - Originalverlag: - Originalcover:
Buchvorstellung der Autorin:
Kasimiras Bewertung:
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