M.A. Bennett — Bloody Weekend

M.A. Bennett - Bloody Weekend24.Februar 2018

Bloo­dy Weekend” von der bri­ti­schen Autorin M.A. Ben­nett (aus­ge­schrie­ben Mari­na Fiora­to) mit den ita­lie­ni­schen Wur­zeln ist ein Thril­ler, der auf einen herr­schaft­li­chen Land­sitz ent­führt und auf dem neben der Jagd etwas ganz Ande­res, Unheil­vol­les im Schil­de geführt wird. Span­nend, blu­tig (im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes) und sehr unter­halt­sam. Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und inter­es­sier­te Erwachsene.

Nor­th­um­ber­land. Eine Graf­schaft im Nor­den Eng­lands. Hier geht die 16-jäh­ri­ge Gre­er auf ein Inter­nat. Auf die “STAGS”, die “St. Aidan the Gre­at School”, die zugleich die ältes­te Schu­le Eng­lands ist. Ein Mönch hat­te sie im sieb­ten Jahr­hun­dert gegrün­det, der sodann auch hei­lig gespro­chen wur­de, weil er ein Wun­der voll­bracht hat: Aidans Wun­der bestand dar­in, dass er einen Hirsch bei einer Jagd vor dem töd­li­chen Schuss bewahr­te, indem er ihn unsicht­bar mach­te. Des­halb wur­de der Hirsch zu Aidans Wap­pen­tier und das der Schu­le gleich mit. Und weil es so gut pass­te, wur­de “STAGS” sogar zum Schul­na­men, denn “stag” bedeu­tet Hirsch.” (Zitat aus “Bloo­dy Weekend” S.8ff) An der “STAGS” ist alles ein biss­chen anders. Die Leh­rer wer­den mit “Pater” ange­spro­chen und tra­gen selt­sa­me Kut­ten; typi­sche Sport­ar­ten der Schu­le sind Rug­by und Lacrosse — Fuß­ball und Hockey, soM.A. Bennett Bloody Weekend etwas gibt es nicht; und über dem Ein­gang und auf den Brief­köp­fen: ein Geweih. Gre­er hat ein Sti­pen­di­um erhal­ten und die Mög­lich­keit bekom­men auf die­se außer­ge­wöhn­li­che Schu­le zu gehen. Den­noch ist sie bald eine Außen­sei­te­rin. Nicht mal ihre Mit­be­woh­ne­rin wech­selt groß ein paar Wor­te mit ihr. Umso über­rasch­ter ist das Mäd­chen, als sie ein Ein­la­dung erhält. Von Hen­ry. “Er war ganz ein­fach der schöns­te Jun­ge, den ich je gese­hen hat­te. Für sei­ne sieb­zehn Jah­re war er groß, hat­te blon­de Haa­re, blaue Augen und gebräun­te Haut. Wer in Hen­ry de War­len­courts Nähe war, beob­ach­te­te ihn die gan­ze Zeit, auch wenn der- oder die­je­ni­ge so tat, als wäre das nicht so.” (Zitat S.16) Er ent­stammt einer Adels­fa­mi­lie, der qua­si halb Nord­eng­land gehört und lädt sie ein, das Wochen­en­de mit ihm und seinen fünf bes­ten Freun­den auf sei­nem herr­schaft­li­chen Land­sitz zu ver­brin­gen, um dort jagen, schie­ßen und fischen zu gehen. “Die sechs wur­den auch die “Medievals” genannt — die “Mit­tel­al­ter­li­chen”, pas­send zu der alt­ehr­wür­di­gen Atmospäh­re der Schu­le. Alle kann­ten die Medievals, denn eigent­lich waren es die Medievals — nicht die Pater -, die STAGS beherrsch­ten. Die Medievals waren gewis­ser­ma­ßen die Auf­sichts­schü­ler der Schu­le.” (Zitat S.17) Sie genie­ßen beson­de­re Pri­vi­le­gi­en, sind gut aus­se­hend, klug und alle über die Maßen ver­mö­gend. Jeder will so sein wie sie. Weil die Medievals kei­ne Han­dys mögen und M.A. Bennett Bloody WeekendCom­pu­ter­spie­le und Face­book als “pri­mi­tiv” erach­ten, benut­zen auch alle ande­ren Schü­ler die­se Medi­en nicht. “So ein­fluss­reich waren ihre Per­sön­lich­kei­ten, ihr klei­ner Kult.” (Zitat S.30) Eben­so Gre­er nicht, die ihr Han­dy in der Schub­la­de hat ver­schwin­den las­sen und gar nicht mehr auf­lädt. Selbst ihre schweig­sa­me Mit­be­woh­ne­rin wird auf ein­mal ganz gesprä­chig, als sie von Gre­ers Ein­la­dung erfährt: “Hen­ry de War­len­court lädt am Wochen­en­de vom Michael­mas-Jus­ti­ti­um — der Jagd­sai­son — immer Leu­te aus der 6.1 zu sich nach Hau­se ein. Wenn du dich in den Jagd­sport­ar­ten bewährst und sie dich als Per­son mögen, dann könn­test du nächs­tes Jahr, wenn du in die 6.2. gehst, eine Medieval wer­den.” (Zitat S.33) Gre­er fühlt sich geschmei­chelt und will die Ein­la­dung auf jeden Fall anneh­men. Auch wenn eine Mit­schü­le­rin sie warnt, teil­zu­neh­men, geht sie den­noch hin. “Aber ich traf eigent­lich kei­ne Ent­schei­dung, nein, in Gedan­ken pack­te ich bereits. Es war wie einer die­ser Momen­te, in denen man eine Mün­ze wirft und schon weiß, was man tun wird, bevor die Mün­ze auf­kommt.” (Zitat S.36) Nie­mals hät­te Gre­er jedoch mit dem gerech­net, was sie dort erwar­ten würde…

Bloo­dy Weekend” macht mit einem beson­de­ren und sehr gelun­ge­nen Cover auf sich auf­merk­sam. Eben­so der ers­te Satz erregt Auf­se­hen: “Ich glau­be ich bin eine Mör­de­rin.” (Zitat S.7) Was ist wäh­rend des Wochen­en­des pas­siert? Die­se Fra­ge zieht sich wie ein M.A. Bennett Bloody Weekendroter Faden durch den Thril­ler, der in der Ich-Per­spek­ti­ve und kom­plett aus Gre­ers Sicht geschrie­ben ist. Sie erzählt dem Leser gewis­ser­ma­ßen ihre Geschich­te, spricht die­sen zuwei­len auch direkt an: “Viel­leicht habt ihr inzwi­schen online über ihn gele­sen…” (Zitat S.16) Was mir am Anfang sehr gut gefal­len hat, ist, dass man beson­ders gut in die Geschich­te “ein­ge­führt” wird. Das Inter­nat, die Per­so­nen, alles wird vor­ge­stellt, so dass man in die Hand­lung sehr schnell ein­stei­gen kann. Span­nung erzeu­gen vor allem immer wie­der die Anspie­lun­gen, mit denen das Buch durch­drun­gen ist: “Damals kam mir nicht in den Sinn, dass dies Teil des Plans gewe­sen sein könn­te.” (Zitat S.54) Eben­so erfährt man schon zu Beginn bereits, dass eine gewis­se Per­son ster­ben wird“Man soll nicht schlecht von Toten reden, des­halb wer­de ich nur sagen, dass man, wenn man von sei­nem Äuße­ren aus­ging, nie­mals hät­te ahnen kön­nen, was für ein schreck­li­cher Mensch er war.” (Zitat S.16) Die Andeu­tun­gen sind geschickt gestreut und die Geschich­te, die ganz im Zei­chen der Jagd steht, nimmt schnell Fahrt auf. Dane­ben gibt es auch rela­tiv vie­le Bezü­ge zu Fil­men, die Gre­er gese­hen hat und mit denen sie ein­zel­ne Situa­tio­nen ver­sucht anschau­li­cher zu erklä­ren, wie zum Bei­spiel die­se hier: “Es war wie die­ser Moment in Die Far­be des Gel­des, als TM.A. Bennett Bloody Weekendom Crui­se Mary Eli­sa­beth Mastran­to­nio zeigt, wie man beim Bil­lard den Queue hält, nur damit er die Arme um sie legen kann.” (Zitat S.109) Gre­ers Vater, der Tier­do­ku­men­ta­tio­nen dreht und sie machen oft ein Spiel dar­aus die pas­sen­den Ver­glei­che zu fin­den. Eine inter­es­san­te Erzähl­art, aber an man­chen Stel­len war mir das per­sön­lich etwas zu viel. Die Spra­che ist sehr flüs­sig und gut zu lesen. Ein­ge­teilt ist das Buch neben Tei­len, die in er Schu­le spie­len, übri­gens in die drei Jagd­dis­zi­pli­nen des Wochen­en­des: Jagen, Schie­ßen und Fischen. Und auch wenn es im Mit­tel­teil ein paar Län­gen gab, in denen weni­ger pas­siert, so ist das Fina­le dann dra­ma­tisch, action­reich und zudem wahn­sin­nig raf­fi­niert und durchdacht!

Fazit: Eine unter­halt­sa­me Geschich­te mit beson­de­rem Aus­gang, die im Übri­gen ver­filmt wer­den wird!

Lei­der hat M.A. Ben­nett bis­her noch kei­ne wei­te­ren Bücher geschrie­ben. Eine sehr gute Lese­al­ter­na­ti­ve wäre aller­dings “Die Müh­le” von Eli­sa­beth Herr­mann, das jetzt neu als Taschen­buch erschie­nen ist. Hand­lungs­ort: eben­falls in der Natur (in den tsche­chi­schen Wäl­dern).Lesealternativen Haupt­per­son: eine Außen­sei­ter, die zu einer gewis­sen Cli­que nie­mals dazu­ge­hör­te, dort sich jetzt aber Zugang ver­schafft. Äußerst fes­seln! Sehr gut vor­stel­len könn­te ich mir auch “Unter Freun­den” von Tho­mas Fuchs, das eben­so auf einem Inter­nat spielt und in dem Macht und Mani­pu­la­ti­on eine gro­ße Rol­le spie­len. Du magst Bücher über beson­de­re Cli­quen? Dann wären die­se Titel viel­leicht etwas für dich: “Sei lieb und büße” von Janet Clark (unheim­lich fes­selnd!), “Feu­er­prü­fung: Wenn Freund­schaft kei­ne Regeln kennt” von Bri­git­te Blo­bel, “Sis­ters of Mise­ry” von Megan Kel­ley Hall (span­nend, wun­der­schö­nes Cover) und “Die Regeln des Schwei­gens” von Tino Schrödl (vor allem für Jungs). Die Autorin Susan­ne Misch­ke hat sogar zwei Bücher über die­se The­ma­tik geschrie­ben: “Schnee­weiß, blut­rot” und “Zicken­jagd”Dich fas­zi­niert die Jagd? Dann greif zu “Big Game: Die Jagd beginnt” von Dan Smith oder “Crea­tu­re: Gefahr aus der Tie­fe” von Best­sel­ler­au­tor Mor­ton Rhue (ein rich­tig tol­ler Aben­teu­er­ro­man!). Zwei fas­zi­nie­ren­de Inter­nats­ge­schich­ten, die die­ses Früh­jahr neu erschie­nen sind, wären auch “Der Schein” von Ella Blix (sehr zu emp­feh­len) und “So wüst und schön sah ich noch kei­nen Tag” von Eliza­beth LaBan.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Arena
ISBN: 978-3-401-60399-5
Erscheinungsdatum: 2.Februrar 2018
Einbandart: Hardcover
Preis: 16,00€ 
Seitenzahl: 344 
Übersetzer: Sonja Häußler
Originaltitel: "S.T.A.G.S" 
Originalverlag: Penguin Random House

Britisches Originalcover: 
M.A. Bennett Bloody Weekend











Trailer zum Buch (auf Englisch):

Kasimiras Bewertung:

110_F_27090275_P62H5g5rleoKRt9aFRaJyhqsJOmrgqsw 110_F_27090275_P62H5g5rleoKRt9aFRaJyhqsJOmrgqsw110_F_27090275_P62H5g5rleoKRt9aFRaJyhqsJOmrgqsw110_F_27090275_P62H5g5rleoKRt9aFRaJyhqsJOmrgqsw

(4 von 5 mög­li­chen Punkten)

-----------------------------------------------
Britisches Cover: Homepage von Penguin Random House

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner