Lea Coplin — Nichts ist gut. Ohne dich.

Lea Coplin Nichts ist gut. Ohne dich.20.April 2018

Die deut­sche Autorin Lea Coplin, die unter Pseud­onym schreibt, hat mit “Nichts ist gut. Ohne dich.” ein neu­es Jugend­buch ver­öf­fent­licht. Eine Geschich­te über eine gro­ße Schuld, Schick­sals­schlä­ge und eine uner­war­te­te Lie­be. Ein Roman, der unter die Haut geht und vol­ler Gefühl geschrie­ben ist. Die deut­sche Ant­wort auf Col­leen Hoo­ver — hier ist sie! Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und Erwachsene.

Mün­chen. Die 18-jäh­ri­ge Jana lebt seit eini­ger Zeit bei ihrer älte­ren Schwes­ter Marie, die in einer Anwalts­kanz­lei arbei­tet. Sie selbst weiß noch nicht so recht, was sie stu­die­ren soll und arbei­tet aus­hilfs­wei­se meh­re­re Nach­mit­ta­ge die Woche in einer Buch­hand­lung. Doch dann trifft sie aus­ge­rech­net in die­sem klei­nen Buch­la­den auf einen Teil ihrer Ver­gan­gen­heit. Auf Lean­der. “Bis ich mich ahnungs­los auf­rich­te und ihm in die Augen bli­cke. Sie sind blau. Oder sie waren es, bevor jemand dahin­ter das Licht aus­ge­knipst hat. Ich weiß sehr genau, wann das war. Ich weiß ganz genau, wann Lean­ders strah­len­des Leben in tie­fe Schat­ten ver­sank. Und wes­halb. Ich weiß das. Auf den Tag genau.” (Zitat aus “Nichts ist gut. Ohne dich.” S.8) Denn mit Lean­der ver­bin­det Jana ein schreck­li­cher Teil ihrer Kind­heit. Seit sechs Jah­ren Lea Coplin Nichts ist gut. Ohne dich.hat sie ihn nun nicht mehr gese­hen. Damals, als er das Leben ihrer Fami­lie für immer zer­stör­te. “Lean­der war genau­so wie Tim, aber eine Tril­li­ar­de Mal freund­li­cher zu mir. Lean­der… Lean­der war der tolls­te Jun­ge, den mein zwölf­jäh­ri­ges Ich kann­te.” (Zitat S.40) Tim war Janas älte­rer Bru­der und Lean­der war sein bes­ter Freund. Doch seit eines schick­sals­haf­ten Abends im August ist nichts mehr so, wie es einst war. Noch heu­te kennt Jana nicht alle Details. “Ich habe nie erfah­ren, was genau an die­sem Abend pas­siert ist. Am Anfang wur­den mei­ne Fra­gen igno­riert, ich war erst zwölf. Unfall, Lean­der am Steu­er, von der Stra­ße abge­kom­men waren die Wor­te, die ich hier und da auf­schnapp­te. Spä­ter […] da frag­te ich mei­ne Mut­ter noch ein­mal. Sie sag­te: “Der Jun­ge hät­te ins Gefäng­nis gehört, und wo ist er gelan­det? Auf so einer Eli­te­schu­le, weit genug weg. Ohne Stra­fe, ohne…” (Zitat S.41) Es gab einen Deal damals zwi­schen Janas und Lean­ders Vater. Aber auch das hat sie erst lan­ge Zeit spä­ter erfah­ren. Lean­der hat sich ein­fach nicht mehr bei ihr gemel­det. War abge­taucht. In ein Inter­nat nach Ber­lin. Kei­ne Erklä­run­gen, kei­ne Ent­schul­di­gun­gen, nichts. In ihrer Fami­lie wird über all das seit­dem geschwie­gen. Ihre Mut­ter hat den Ver­lust ihres Soh­nes bis heu­te nicht ver­kraf­tet. Auf ein­mal gab es nur noch ihn und den Rest ihrer Fami­lie hat sie völ­lig ver­ges­sen. Zu ihrem Vater, der in Lon­don lebt, hat Jana auch kaum Kon­takt mehr. Ihre Schwes­ter Marie, die Lea Coplin Nichts ist gut. Ohne dich.als Ein­zi­ge noch sta­bil erschien und ihr Jura­stu­di­um fort­setz­te, hat­te kurz vor dem ers­ten Staats­examen einen Ner­ven­zu­sam­men­bruch und hat das Stu­di­um nie wie­der fort­ge­setzt. Nur als Assis­ten­tin arbei­tet sie jetzt für einen Anwalt, obwohl sie eigent­lich so viel mehr hät­te sein kön­nen. Auch Jana hängt irgend­wie in der Luft. Ich wüss­te zu gern, wer ich bin. Und wann ich mich ver­lo­ren habe. War­um ich Din­ge tue, die ich nicht tun will, war­um ich Din­ge zulas­se, die nicht gesche­hen soll­ten. Ich fra­ge mich, wie lan­ge ich mich schon in die­sem Zustand befin­de, in die­ser Schwe­be zwi­schen Ahnungs­lo­sig­keit und Gleich­mut.” (Zitat S.67) Als sie nun auf Lean­der trifft, scheint ihre Welt erneut aus den Fugen zu gera­ten: “Ich fühl­te mich wie eine atmen­de Tote bis zu dem Augen­blick, in dem Lean­der vor mir stand. Da bekam mein Herz einen Stoß, wie von einem Defi­bril­la­tor etwa, und mein Ich bäum­te sich auf, eine Sekun­de nur. Und nun lebe ich wie­der. Und es tut wie­der weh. Und ich wünsch­te, die ver­gan­ge­nen zwei Tage wären nie, nie pas­siert. (Zitat S.67ff) Eigent­lich will Jana ihn nie wie­der sehen. Eigent­lich. Und doch kommt sie ihm unge­wollt näher. Aber kann eine Freund­schaft, bei der alles Ver­gan­ge­ne aus­ge­klam­mert wird, funk­tio­nie­ren? Und was sind das für selt­sa­me Gefüh­le, die sie auf ein­mal für Lean­der entwickelt?

Das Inter­es­san­te an “Nichts ist gut. Ohne dich.” ist, dass es aus zwei unter­schied­li­chen Sicht­wei­sen in der Ich-Per­spek­ti­ve geschrie­ben ist. Auch Lean­der kommt in mehr oder weni­ger sich abwech­seln­den Kapi­teln zu Wort. Auch ihn nimmt die ers­te Begeg­nung mit Jana nach so lan­ger Zeit ziem­lich mit: “Ich schlie­ße die Augen, wäLea Coplin Nichts ist gut. Ohne dich.hrend ich schnel­ler wer­de, doch das Bild von Jana will nicht aus mei­nem Kopf. Wie sie mich ange­se­hen hat. Ich kann mich nicht erin­nern, jemals einem so lee­ren Blick begeg­net zu sein. Abso­lut leb­los. In den zähen Minu­ten, die wir uns da vor­hin gegen­über­stan­den, hat­te ich einen Geis­tes­blitz: Ich habe sie bei­de umge­bracht. Nicht nur Tim. Jana auch.” (Zitat S.12) Was ist damals gesche­hen? In jener ver­häng­nis­vol­len Nacht? Die­se Fra­ge zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman. Der tra­gi­sche Hin­ter­grund des Buches ver­floch­ten mit einer zar­ten, sich lang­sam ent­wi­ckeln­den Lie­be — eine gelun­ge­ne Kom­bi­na­ti­on. Herz­schmerz, gro­ße Gefüh­le und viel schmerz­vol­le Dra­ma­tik — mit all dem darf man in “Nichts ist gut. Ohne dich.” rech­nen. Der Schreib­stil ist sehr flüs­sig und bereits die ers­ten Sät­ze kata­pul­tie­ren den Leser mit­ten ins Gesche­hen: “Er betritt den Laden und ich erken­ne ihn nicht gleich, und das ist alles, wor­über ich spä­ter nach­den­ken kann: Wie­so habe ich ihn nicht erkannt? Wie konn­te ich ihn nicht erken­nen?” (Zitat S.7) Hat man mit dem Buch erst ein­mal ange­fan­gen, kann man es so schnell nicht mehr aus den Hän­den legen! Zuwei­len schleicht sich sogar eine beson­de­re Note von Iro­nie zwi­schen die Zei­len, die sich sehr ange­nehm und amü­sant liest: “Ich stal­ke Lean­der auf mei­nem Han­dy, gebe sei­nen Namen bei Goog­le ein, nichts, bei Tele­fon­ver­zeich­nis, nichts, den Namen sei­ner Mut­ter, wie­der nichts. Sein Vater ist ein bekann­ter Schön­heits­chir­urg, des­sen schlei­mi­ges Lächeln mich umge­hend dazu zwingt, die Suche nach ihm zu been­den.” (Zitat S.48ff) und Wenn der Abend wei­ter so ver­läuft, habe ich Kopf­schmer­zen, bevor die Uhr zwölf schlägt. Gott, und jetzt höre ich mich an wie Scheiß-AschenLea Coplin Nichts ist gut. Ohne dich.put­tel.” (Zitat S.128). Gefal­len haben mir neben den Zitat­aus­zü­gen im Innen­teil der Bro­schur­aus­ga­be eben­so die schön skiz­zier­ten Cha­rak­te­re und zum Teil auch sehr authen­ti­schen Neben­cha­rak­te­re, wie zum Bei­spiel Lean­ders Freund Max, der trotz Spiel­chen-Spie­le­rei und “sei­ner gepfleg­ten Rei­che-Jungs-Atti­tü­de” (Zitat S.28) jemand ist, auf den man sich ver­las­sen kann. Hier ist nichts nach dem übli­chen 0–8‑15-Schema auf­ge­baut, son­dern man hat es schon mal mit einer Haupt­per­son zu tun, die einer­seits Angst hat, ihre Kat­ze könn­te eines Tages ster­ben und immer mal wie­der über­prüft, ob sie auch noch atmet, wenn die­se schläft. Ande­rer­seits aber eine Affä­re mit einem ver­ge­be­nen Mann beginnt, boxen geht und Lean­der ver­sucht mit ihren Surf­küns­ten zu beein­dru­cken und sich nachts todes­mu­tig auf ein Brett stürzt. Dazu erhält man neben­bei noch jede Men­ge Lokal­ko­lo­rit von München!

Ein­zi­ges Man­ko: ««««««ACHTUNG SPOILER:»»»»»» Dass man nie den Wort­laut des Brie­fes, den Lean­der Jana am Ende schreibt, zu Gesicht bekommt und ein detail­lier­tes Gespräch über die Vor­komm­nis­se der ent­schei­den­den Nacht aus Lean­ders Sicht nicht statt­fin­det. Das hat mir defi­ni­tiv gefehlt. Man erhält nur Mut­ma­ßun­gen von Janas Vaters über den tat­säch­li­chen Unfall­her­gang und Andeu­tun­gen von Lean­der. Die Beant­wor­tung der Schuld­fra­ge war mir daher etwas zu schwach geklärt, da hät­te es noch eine schö­ne­re Auf­lö­sung geben kön­nen. ««««««ENDE SPOILER»»»»»»

Fazit: Eine unheim­lich ergrei­fen­de, hoch­emo­tio­na­le Ach­ter­bahn der Gefüh­le. Col­leen Hoo­ver, zieh dich warm an — hier kommt ernst zu neh­men­de Kon­kur­renz aus Deutschland!

Dir gefällt Lea Coplins Stil? Sie hat unter ihrem Mäd­chen­na­men Alex­an­dra Pilz bereits eine Tri­lo­gie ver­öf­fent­licht: “Zurück nach Hol­lyhill” (Band 1), “Ver­liebt in Hol­lyhill” (Band 2) und “Für immer Hol­lyhill” (Band 3). Eben­falls für Erwach­se­ne hat sie unter dem Pseud­onym Anne San­der Roma­ne publi­ziert: “Som­mer in St.Ives”, “Mein Herz ist eine Insel” und Lesealternativendie Neu­erschei­nung “Som­mer­haus zum Glück”. Du möch­test herz­zer­rei­ßen­de Lie­bes­ge­schich­ten vol­ler Gefühl und Dra­ma­tik lesen? Dann kann ich dir “Almost” von Anne Eli­ot, “Der Som­mer, als du wie­der­kamst” von Emi­ly Mar­tin und “Wenn du mich küsst” von Julia­na Stone emp­feh­len. Oder greif zu den Büchern der bereits erwähn­ten Bestel­ler­au­torin Col­leen Hoo­ver, wie zum Bei­spiel “Zurück ins Leben geliebt”“Nächs­tes Jahr am sel­ben Tag” und “Nur noch ein ein­zi­ges Mal”Ein Freund aus Kind­heits­ta­gen, der plötz­lich wie­der auf­taucht? Das kannst du in “Long-lost fri­end” von Sarah Zarr oder in “Emma & Oli­ver” von Robin Ben­way ent­de­cken. Ein Unfall und die Fra­ge nach der Schuld, die alles ver­än­dern, mit die­ser The­ma­tik set­zen sich fol­gen­de Bücher aus­ein­an­der: “Zu schnell” von John Boy­ne (ein sehr kur­zes Buch), “Nach dem Unglück schwang ich mich auf, brei­te­te mei­ne Flü­gel auf und flog davon” von Joy­ce Carol Oates (bewe­gend) und “Die­ser eine Moment” von Chris­toph Wort­berg (sprach­lich toll erzählt).

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: dtv
ISBN: 978-3-423-71778-6
Erscheinungsdatum: 20.April 2018
Einbandart: Broschur
Preis: 10,95€ 
Seitenzahl: 352 
Übersetzer: -
Originaltitel: - 
Originalverlag: -
Originalcover: -

Lea Coplin erzählt von ihrem Buch:

Kasimiras Bewertung:

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(4,5 von 5 mög­li­chen Punkten)

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