“Schneefeuer” ist das neueste Buch der deutschen Autorin Kyra Dittmann, die diesmal nicht nur eine Pferdegeschichte erzählt, sondern zugleich eine märchenhafte Atmosphäre in ihren Roman mit einwebt. Eine Wintergeschichte; eine über sich hinauswachsende, sympathische Heldin; ein legendäres Eispferderennen und eine große Portion Aschenputtel-Feeling. Dieses Buch hat alles, was ein richtig guter Schmöker braucht! Absolut gelungen. Für Jugendliche ab 12 Jahren und interessierte Erwachsene.
Im Land des ewigen Schnees. Hier lebt die 16-jährige Ašleah auf dem Gutshof ihres Stiefvaters. Seit dem Tod der Mutter vor zwei Jahren hat sie es dort nicht wirklich leicht. Ihre zwei Stiefgeschwister Julie und Jiri rühren keinen Finger auf dem Hof und um die ganze Arbeit in Haus und Stall muss sich Ash kümmern. Jetzt droht ihr Stiefvater auch noch aufgrund von Heumangel ihr geliebtes Pferd Dalibor zu verkaufen! “Ein warmes Gefühl der Zuneigung durchflutete mich. Der Hengst war mein bester Freund. Ma hatte ihn mir zu meinem fünften Geburtstag geschenkt, weil er genau in der Nacht zuvor geboren worden war. (Zitat aus “Schneefeuer” S.8) Von ihrer Mutter hat Ash auch das Reiten gelernt, das — entgegen aller Traditionen — normalerweise nur die Männer dürfen. Meist reitet sie heimlich, obwohl ihr Stiefvater Novak dies überhaupt nicht gerne sieht. “Mein einziger Vorteil bei diesem Versteckspiel war, dass sich kaum jemand so gut im Wald und an den Klippen auskannte wie ich. Meistens nutzte ich den Schutz der Dunkelheit zum Reiten, und gerade dann erwies es sich als lebensnotwendig, jeden Stolperstein in der Umgebung auch blind zu finden.” (Zitat S.8) Um das Geld für Dalibors Verpflegung zu erwirtschaften, geht Ash ins Dorf, um sich eine Stelle zu suchen. Und nimmt aus Verzweiflung, da sie nichts findet, die Stelle als Stallbursche auf dem Kralshof an. Da hier natürlich nur ein Junge gesucht wird, schneidet sie sich kurzerhand ihren langen Zopf ab und verkleidet sich als solcher. Doch sich auch als Junge zu geben, ist nicht einfach und so tritt Ash in so manches Fettnäpfchen. Und sie begegnet Kuba. “Jakub Kral, genannt Kuba — ältester Sohn des Hofes, Anwärter auf den Prinzentitel und der höchstgehandelte Favorit des diesjährigen Eispferde-Rennens. […] Einerseits hegte ich eine tiefe Abneigung gegen aufgeblasenen Prinzenanwärter wie Jiri. Andererseits empfand ich so etwas wie Verehrung für Jakub Kral — er musste er ein verdammt guter Reiter sein, wenn er als Favorit angepriesen wurde.” (Zitat S.50) Bei der Arbeit im Stall kommen sich die beiden näher und freunden sich an. Ash darf Kuba sogar beim Training für das legendäre Eispferde-Rennen, das bald starten wird, unterstützen. Doch dass Ash mehr für ihn empfindet als nur Freundschaft, das darf Kuba niemals erfahren. Denn wenn ihr Versteckspiel auffliegt, dann würde sie ihren Job verlieren und somit Dalibor. Und das darf auf keinen Fall passieren…
“Schneefeuer” hat ein richtig gelungenes Cover! Der silbern schimmernde Titel und der in den Buchdeckel eingearbeitete Glitzer, der auch haptisch hervorsticht, dazu der verträumte Blick der Heldin und das elegant wirkende Pferd — sogar an das kleine Detail des schwarzen Ohrs wurde gedacht! “Ich hatte keinerlei Zweifel, dass er beim großen Rennen ganz sicher eines der schnellsten und ausdauerndsten Pferde sein würde. Doch er hatte diesen kleinen, aber entscheidenden Makel: sein schwarzes Ohr. Nur die reinweißen Eispferde durften am Rennen teilnehmen — keiner von uns beiden würde also jemals eine Zulassung zum Start erhalten.” (Zitat S.11) Ash, die durchgehend aus der Ich-Perspektive berichtet, ist eine Außenseiterin. Ein Mädchen, das viel zurückstecken muss, vom Stiefvater und von den Stiefgeschwistern schlecht behandelt wird und sich trotzdem geduldig ihrem Schicksal fügt und trotz Job vor der Arbeit und bis spät nachts noch die Hausarbeit erledigt. Das Aschenputtel-Feeling entstand bei mir jedoch schon zu Beginn, als sie heimlich über die schneebedeckten Felder reitet und versucht vor anderen Reitern im Verborgenen zu bleiben. “Schneefeuer” ist definitiv ein richtig schönes, atmosphärisches Wintermärchen, eine Mischung aus Pferde‑, Liebes- und Aschenputtelgeschichte. Eines, in dem man pausenlos mitfiebert und Anteil nimmt am Schicksal der überaus starken Heldin, die aufpassen muss, dass ihr doppeltes Spiel nicht auffliegt. Faszinierend fand ich auch die Arbeit mit den Pferden, der Kuba und Ash sich annehmen, da Laska — das Pferd, mit dem Kuba an den Start gehen möchte — große Scheu vor anderen Pferden zeigt. Und auf dem Rennen liegen große Erwartungen, die vor allem auf Kuba lasten, dessen Vater seinen Sohn unbedingt als Sieger wissen möchte: “Jeder wusste, dass die Rennen in den letzten Jahren nicht erfolgreich gewesen waren. Denn erst wenn der Sieger mit einer Blüte des Schneefeuers zurückkehrte, entfaltete sich die Magie der seltenen Blume, die nur an der Grenze zum Tal des Frühlings wuchs und den Schnee in unserem Land zum Schmelzen brachte, sodass der Boden zu fruchtbaren Leben erwachte.” (Zitat S.14) Die Hoffnung eines ganzen Landes liegt auf den zwanzig besten Reitern, die im Dorf ausgewählt werden. Nur Jungs dürfen an dem Rennen teilnehmen, die mindestens 17 Jahre alt sind. Ash hatte somit niemals eine Chance ebenfalls zu starten. Doch nun als “Junge” wird sie von Kuba für das legendäre Rennen vorgeschlagen. Und darf daran teilnehmen! “Wer die Schneefeuer-Blüte ins Ziel trägt, bringt der Legende nach den Frühling mit und sorgt für eine reiche Ernte. Er wird mit dem Ressourcenrecht bis zum nächsten Rennen in einem Jahr belohnt.” (Zitat S.190) Wird am Ende doch noch alles gut ausgehen? Man darf bis zum Schluss gespannt sein… denn da wird es ordentlich dramatisch! (Und ist leider schon fast zu schnell zu Ende…)
Fazit: Eine magische, herzerwärmende, richtig schöne Geschichte, die es sich definitiv zu lesen lohnt! Für mich das bisher beste Buch der Autorin.
Dir gefällt Kyra Dittmanns Art zu erzählen? Dann lies noch ihre zwei völlig eigenständigen, vorhergehenden Bücher, in denen sie — die übrigens als Reitlehrerin nebenbei arbeitet — immer die Pferde in den Mittelpunkt stellt. “Dark Horse Mountain” (sehr unterhaltsam!) oder “Wild Horse Valley” (Spannung + Liebesgeschichte). Oder greif zu ihrer Trilogie: “Pechschwarze Hoffnung” (Band 1), “Blütenweißer Hass” (Band 2) und “Silbergraue Freiheit” (Band 3.) Hinsichtlich Ash’s Art nie den Mut zu verlieren und ihres starken Charakters musste ich auch ein wenig an das schon etwas ältere, aber tolle “Davon, frei zu sein” von Meg Rosoff denken, in dem ebenso Pferde vorkommen. Du magst Winterliebesgeschichten? Dann greif zu “Kiss me in Paris” und “Kiss me in London” von Catherine Rider oder zu “Dein Leuchten” von Bestsellerautor Jay Asher. Zwei Neuerscheinungen sind “Für immer dein Prinz” von Stephanie Kate Strohm und “Midnight in Manhattan” von Jennifer Castle. Eine Pferdegeschichte, in der ebenfalls Schnee und Eis eine Rolle spielen, ist “Nordlicht: Im Land der wilden Pferde” von Karin Müller oder mehr historisch angehauchter noch “Winterpferde” von Philip Kerr. Richtig klasse fand ich auch die winterliche Kleinstadtgeschichte und zugleich Novität “Nur in der Dunkelheit leuchten die Sterne” von Marieke Nijkamp. Noch etwas mehr Märchencharakter haben allerdings folgende Bücher: “Seifenblasen küsst man nicht” von Elisabeth Herrmann (sehr amüsant!), “Cinderella Undercover” von Gabriella Engelmann und “Finding Cinderella” von Colleen Hoover. Die absolut beste Alternative und eines meiner Bücher des Jahres ist allerdings das grandiose “Cinder & Ella” von Kelly Oram! Ein Mädchen, das sich als Junge verkleidet und verliebt, das findest zu dem in der Neuerscheinung “Das Mädchen aus Feuer und Sturm” von Renée Ahdieh.
Bibliografische Angaben: Verlag: Coppenrath ISBN: 978-3-6496-2709-8 Erscheinungsdatum: 1.Oktober 2018 Einbandart: Hardcover Preis: 14,00€ Seitenzahl: 320 Übersetzer: - Originaltitel: - Originalverlag: - Originalcover: -
Kasimiras Bewertung:
(5 von 5 möglichen Punkten)
Dieser Titel hat es in folgende Kategorie geschafft: **Kasimiras Lieblingsbücher**
Ich liebe das Buch wird es noch einen zweiten Teil geben???(ICH HOFFE ES)
Hallo Emma,
bisher waren die Pferdebücher von Kyra Dittmann immer einbändig. “Schneefeuer” ist ja auch in sich abgeschlossen. Ich schätze nicht, dass es davon eine Fortsetzung geben wird. Der Verlag hat zumindest nichts in der Richtung angekündigt. Aber wer weiß, vielleicht erhält die Autorin ja viel positives Feedback und überlegt sich doch irgendwann mal weiterzuschreiben;-)
Lg Kasimira