Kyra Dittmann — Schneefeuer

Kyra Dittmann - Schneefeuer17.November 2018

Schnee­feu­er” ist das neu­es­te Buch der deut­schen Autorin Kyra Ditt­mann, die dies­mal nicht nur eine Pfer­de­ge­schich­te erzählt, son­dern zugleich eine mär­chen­haf­te Atmo­sphä­re in ihren Roman mit ein­webt. Eine Win­ter­ge­schich­te; eine über sich hin­aus­wach­sen­de, sym­pa­thi­sche Hel­din; ein legen­dä­res Eis­pfer­de­ren­nen und eine gro­ße Por­ti­on Aschen­put­tel-Fee­ling. Die­ses Buch hat alles, was ein rich­tig guter Schmö­ker braucht! Abso­lut gelun­gen. Für Jugend­li­che ab 12 Jah­ren und inter­es­sier­te Erwachsene.

Im Land des ewi­gen Schnees. Hier lebt die 16-jäh­ri­ge Ašle­ah auf dem Guts­hof ihres Stief­va­ters. Seit dem Tod der Mut­ter vor zwei Jah­ren hat sie es dort nicht wirk­lich leicht. Ihre zwei Stief­ge­schwis­ter Julie und Jiri rüh­ren kei­nen Fin­ger auf dem Hof und um die gan­ze Arbeit in Haus und Stall muss sich Ash küm­mern. Jetzt droht ihr Stief­va­ter auch noch auf­grund von Heu­man­gel ihr gelieb­tes Pferd Dali­bor zu ver­kau­fen! “Ein war­mes Gefühl der Zunei­gung durch­flu­te­te mich. Der Hengst war mein bes­ter Freund. Ma hat­te ihn mir zu mei­nem fünf­ten Geburts­tag geschenkt, weil er genau in der Nacht zuvor gebo­ren wor­den war. (Zitat aus “Schnee­feu­er” S.8) Von ihrer Mut­ter hat Ash auch das Rei­ten gelernt, das — ent­ge­gen aller Tra­di­tio­nen — nor­ma­ler­wei­se nur Kyra Dittmann Schneefeuerdie Män­ner dür­fen. Meist rei­tet sie heim­lich, obwohl ihr Stief­va­ter Novak dies über­haupt nicht ger­ne sieht. “Mein ein­zi­ger Vor­teil bei die­sem Ver­steck­spiel war, dass sich kaum jemand so gut im Wald und an den Klip­pen aus­kann­te wie ich. Meis­tens nutz­te ich den Schutz der Dun­kel­heit zum Rei­ten, und gera­de dann erwies es sich als lebens­not­wen­dig, jeden Stol­per­stein in der Umge­bung auch blind zu fin­den.” (Zitat S.8) Um das Geld für Dali­bors Ver­pfle­gung zu erwirt­schaf­ten, geht Ash ins Dorf, um sich eine Stel­le zu suchen. Und nimmt aus Ver­zweif­lung, da sie nichts fin­det, die Stel­le als Stall­bur­sche auf dem Krals­hof an. Da hier natür­lich nur ein Jun­ge gesucht wird, schnei­det sie sich kur­zer­hand ihren lan­gen Zopf ab und ver­klei­det sich als sol­cher. Doch sich auch als Jun­ge zu geben, ist nicht ein­fach und so tritt Ash in so man­ches Fett­näpf­chen. Und sie begeg­net Kuba“Jakub Kral, genannt Kuba — ältes­ter Sohn des Hofes, Anwär­ter auf den Prin­zen­ti­tel und der höchst­ge­han­del­te Favo­rit des dies­jäh­ri­gen Eis­pfer­de-Ren­nens. […] Einer­seits heg­te ich eine tie­fe Abnei­gung gegen auf­ge­bla­se­nen Prin­zen­an­wär­ter wie Jiri. Ande­rer­seits emp­fand ich so etwas wie Ver­eh­rung für Jakub Kral — er muss­te er ein ver­dammt guter Rei­ter sKyra Dittmann Schneefeuerein, wenn er als Favo­rit ange­prie­sen wur­de.” (Zitat S.50) Bei der Arbeit im Stall kom­men sich die bei­den näher und freun­den sich an. Ash darf Kuba sogar beim Trai­ning für das legen­dä­re Eis­pfer­de-Ren­nen, das bald star­ten wird, unter­stüt­zen. Doch dass Ash mehr für ihn emp­fin­det als nur Freund­schaft, das darf Kuba nie­mals erfah­ren. Denn wenn ihr Ver­steck­spiel auf­fliegt, dann wür­de sie ihren Job ver­lie­ren und somit Dali­bor. Und das darf auf kei­nen Fall passieren…

Schnee­feu­er” hat ein rich­tig gelun­ge­nes Cover! Der sil­bern schim­mern­de Titel und der in den Buch­de­ckel ein­ge­ar­bei­te­te Glit­zer, der auch hap­tisch her­vor­sticht, dazu der ver­träum­te Blick der Hel­din und das ele­gant wir­ken­de Pferd — sogar an das klei­ne Detail des schwar­zen Ohrs wur­de gedacht! “Ich hat­te kei­ner­lei Zwei­fel, dass er beim gro­ßen Ren­nen ganz sicher eines der schnells­ten und aus­dau­ernds­ten Pfer­de sein wür­de. Doch er hat­te die­sen klei­nen, aber ent­schei­den­den Makel: sein schwar­zes Ohr. Nur die rein­wei­ßen Eis­pfer­de durf­ten am Ren­nen teil­neh­men — kei­ner von uns bei­den wür­de also jemals eine Zulas­sung zum Start erhal­ten.” (Zitat S.11) Ash, die durch­ge­hend aus der Ich-Per­spek­ti­ve berich­tet, ist eine Außen­sei­te­rin. Ein Mäd­chen, das viel zurück­ste­cken muss, vom Stief­va­ter Kyra Dittmann Schneefeuerund von den Stief­ge­schwis­tern schlecht behan­delt wird und sich trotz­dem gedul­dig ihrem Schick­sal fügt und trotz Job vor der Arbeit und bis spät nachts noch die Haus­ar­beit erle­digt. Das Aschen­put­tel-Fee­ling ent­stand bei mir jedoch schon zu Beginn, als sie heim­lich über die schnee­be­deck­ten Fel­der rei­tet und ver­sucht vor ande­ren Rei­tern im Ver­bor­ge­nen zu blei­ben. “Schnee­feu­er” ist defi­ni­tiv ein rich­tig schö­nes, atmo­sphä­ri­sches Win­ter­mär­chen, eine Mischung aus Pferde‑, Lie­bes- und Aschen­put­tel­ge­schich­te. Eines, in dem man pau­sen­los mit­fie­bert und Anteil nimmt am Schick­sal der über­aus star­ken Hel­din, die auf­pas­sen muss, dass ihr dop­pel­tes Spiel nicht auf­fliegt. Fas­zi­nie­rend fand ich auch die Arbeit mit den Pfer­den, der Kuba und Ash sich anneh­men, da Las­ka — das Pferd, mit dem Kuba an den Start gehen möch­te — gro­ße Scheu vor ande­ren Pfer­den zeigt. Und auf dem Ren­nen lie­gen gro­ße Erwar­tun­gen, die vor allem auf Kuba las­ten, des­sen Vater sei­nen Sohn unbe­dingt als Sie­ger wis­sen möch­te: “Jeder wuss­te, dass die Ren­nen in den letz­ten Jah­ren nicht erfolg­reich gewe­sen waren. Denn erst wenn der Sie­ger mit einer Blü­te des Schnee­feu­ers zurück­kehr­te, ent­fal­te­te sich die Kyra Dittmann SchneefeuerMagie der sel­te­nen Blu­me, die nur an der Gren­ze zum Tal des Früh­lings wuchs und den Schnee in unse­rem Land zum Schmel­zen brach­te, sodass der Boden zu frucht­ba­ren Leben erwach­te.” (Zitat S.14) Die Hoff­nung eines gan­zen Lan­des liegt auf den zwan­zig bes­ten Rei­tern, die im Dorf aus­ge­wählt wer­den. Nur Jungs dür­fen an dem Ren­nen teil­neh­men, die min­des­tens 17 Jah­re alt sind. Ash hat­te somit nie­mals eine Chan­ce eben­falls zu star­ten. Doch nun als “Jun­ge” wird sie von Kuba für das legen­dä­re Ren­nen vor­ge­schla­gen. Und darf dar­an teil­neh­men! “Wer die Schnee­feu­er-Blü­te ins Ziel trägt, bringt der Legen­de nach den Früh­ling mit und sorgt für eine rei­che Ern­te. Er wird mit dem Res­sour­cen­recht bis zum nächs­ten Ren­nen in einem Jahr belohnt.” (Zitat S.190) Wird am Ende doch noch alles gut aus­ge­hen? Man darf bis zum Schluss gespannt sein… denn da wird es ordent­lich dra­ma­tisch! (Und ist lei­der schon fast zu schnell zu Ende…)

Fazit: Eine magi­sche, herz­er­wär­men­de, rich­tig schö­ne Geschich­te, die es sich defi­ni­tiv zu lesen lohnt! Für mich das bis­her bes­te Buch der Autorin.

Dir gefällt Kyra Ditt­manns Art zu erzäh­len? Dann lies noch ihre zwei völ­lig eigen­stän­di­gen, vor­her­ge­hen­den Bücher, in denen sie — die übri­gens als Reit­leh­re­rin neben­bei arbei­tet — immer die Pfer­de in den Mit­tel­punkt stellt. “Dark Hor­se Moun­tain” (sehr unter­halt­sam!) oder “Wild Hor­se Val­ley” (SpanLesealternativennung + Lie­bes­ge­schich­te). Oder greif zu ihrer Tri­lo­gie“Pech­schwar­ze Hoff­nung” (Band 1), “Blü­ten­wei­ßer Hass” (Band 2) und “Sil­ber­graue Frei­heit” (Band 3.) Hin­sicht­lich Ash’s Art nie den Mut zu ver­lie­ren und ihres star­ken Cha­rak­ters muss­te ich auch ein wenig an das schon etwas älte­re, aber tol­le “Davon, frei zu sein” von Meg Rosoff den­ken, in dem eben­so Pfer­de vor­kom­men. Du magst Win­ter­lie­bes­ge­schich­ten? Dann greif zu “Kiss me in Paris” und “Kiss me in Lon­don” von Cathe­ri­ne Rider oder zu “Dein Leuch­ten” von Best­sel­ler­au­tor Jay Asher. Zwei Neu­erschei­nun­gen sind “Für immer dein Prinz” von Ste­pha­nie Kate Strohm und “Mid­night in Man­hat­tan” von Jen­ni­fer Cast­le. Eine Pfer­de­ge­schich­te, in der eben­falls Schnee und Eis eine Rol­le spie­len, ist “Nord­licht: Im Land der wil­den Pfer­de” von Karin Mül­ler oder mehr his­to­risch ange­hauch­ter noch “Win­ter­pfer­de” von Phil­ip Kerr. Rich­tig klas­se fand ich auch die win­ter­li­che Klein­stadt­ge­schich­te und zugleich Novi­tät “Nur in der Dun­kel­heit leuch­ten die Ster­ne” von Marie­ke Nij­kamp. Noch etwas mehr Mär­chen­cha­rak­ter haben aller­dings fol­gen­de Bücher: “Sei­fen­bla­sen küsst man nicht” von Eli­sa­beth Herr­mann (sehr amü­sant!), “Cin­de­r­el­la Under­co­ver” von Gabri­el­la Engel­mann und “Fin­ding Cin­de­r­el­la” von Col­leen Hoo­ver. Die abso­lut bes­te Alter­na­ti­ve und eines mei­ner Bücher des Jah­res ist aller­dings das gran­dio­se “Cin­der & Ella” von Kel­ly Oram! Ein Mäd­chen, das sich als Jun­ge ver­klei­det und ver­liebt, das fin­dest zu dem in der Neu­erschei­nung “Das Mäd­chen aus Feu­er und Sturm” von Renée Ahdi­eh.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Coppenrath
ISBN: 978-3-6496-2709-8
Erscheinungsdatum: 1.Oktober 2018
Einbandart: Hardcover
Preis: 14,00€ 
Seitenzahl: 320 
Übersetzer: -
Originaltitel: - 
Originalverlag: -
Originalcover: -

Kasimiras Bewertung:

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(5 von 5 mög­li­chen Punkten)

Die­ser Titel hat es in fol­gen­de Kate­go­rie geschafft: **Kasi­mi­ras Lieb­lings­bü­cher**

2 Kommentare

  1. Emma Borbe

    Ich lie­be das Buch wird es noch einen zwei­ten Teil geben???(ICH HOFFE ES)

    Antworten
    1. Kasimira (Beitrag Autor)

      Hal­lo Emma,

      bis­her waren die Pfer­de­bü­cher von Kyra Ditt­mann immer ein­bän­dig. “Schnee­feu­er” ist ja auch in sich abge­schlos­sen. Ich schät­ze nicht, dass es davon eine Fort­set­zung geben wird. Der Ver­lag hat zumin­dest nichts in der Rich­tung ange­kün­digt. Aber wer weiß, viel­leicht erhält die Autorin ja viel posi­ti­ves Feed­back und über­legt sich doch irgend­wann mal weiterzuschreiben;-)

      Lg Kasi­mi­ra

      Antworten

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