ENDLICH wieder neues Lesefutter von der amerikanischen Bestsellerautorin Kelly Oram (bekannt durch “Cinder & Ella”)! “V is for Virgin” ist der erste Teil einer zweibändigen Reihe und fasziniert mit einem interessanten Plot. Eine Geschichte über die Verteidigung der Jungfräulichkeit, dem Einfluss der sozialen Medien und dem noch größeren durch die Liebe, als ein junges Mädchen, die erst nach der Hochzeit ihr erstes Mal erleben will, durch einen Rockstar in Versuchung gerät. Ein schöner Schmöker für Zwischendurch über ein absolutes Tabuthema im Jugendbuch! Für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.
Seit drei Monaten ist Valerie nun mit Zach zusammen. Jetzt scheint es ernst zu werden: “Als Zach mir sagte, dass seine Eltern das Wochenende über nicht in der Stadt wären, und mich fragte, ob ich rüberkommen und mit ihm einen Film ansehen wolle oder so was, wusste ich, an was er eigentlich dachte. Ich bin zwar Jungfrau, aber ich bin nicht bescheuert.” (Zitat S.7) Doch Valerie, die von allen nur Val genannt wird, hat nicht vor mit Zach den nächsten Schritt zu gehen. Sie will auf keinen Fall mit ihm schlafen. “Jemandem zu sagen, dass man Jungfrau ist, ist schon nicht leicht, aber jemandem zu sagen, dass man vorhat, es auch dabei zu belassen, ist noch viel schwerer.” (Zitat S.7) Denn Valerie hat beschlossen mit ihrem ersten Mal zu warten. Erst wenn sie verheiratet ist, will sie Sex haben. Dies hat vor allem mit ihrer Vergangenheit zu tun. Sie ist adoptiert worden und ihre leibliche Mutter war damals 16 Jahre alt, als sie sie abgegeben hat. Von ihr hat sie nur einen Brief und eine Kette mit einem glänzenden “V” geschenkt bekommen. “Meine leibliche Mutter wusste nicht mal, wer der Vater ist. Weißt du eigentlich, wie sich das anfühlt? Ich habe mir vor langer Zeit geschworen, dass ich niemals so wie sie sein würde. Mein erstes Mal wird mir etwas bedeuten. Es wird etwas Besonderes sein.” (Zitat S.11ff) Doch als Val dies nun Zach erklärt, macht der sofort mit ihr Schluss. Sie hätte ihm das schon viel eher sagen sollen, dann wäre er
nie solange mit ihr zusammen geblieben! Val ist entsetzt. Vor allem, als in der Schule das Gerücht kursiert, sie wäre schlecht im Bett gewesen und Zach habe sie deswegen abserviert. So etwas kann und will sie so nicht stehen lassen und macht in der Schule vor allen Mitschülern eine Ansage, die sich gewaschen hat: “Ja, richtig! Stellt euch vor, ich bin noch JUNGFRAU! […] Ich habe noch nie Sex gehabt! Und wisst ihr was? Ich bin verdammt stolz darauf! […] Macht euch darüber lustig, so wie viel ihr wollt. Es spielt keine Rolle. Ich werde warten, bis ich verheiratet bin, und niemand wird es schaffen, dass ich mich deswegen schlecht fühle.” (Zitat S.21) Dummerweise hat sie dabei jemand gefilmt und bald zieht ihr Video große Kreise. Selbst Kyle Hamilton, der Leadsänger der Band Tralse, bekommt davon Wind. Er ist ein ehemaliger Schüler der
Huntington High. Val und ihrer besten Freundin Cara war er bereits in der Unterstufe aufgefallen, als er noch auf ihre Schule ging: “Umwerfend beschrieb ihn nicht mal im Ansatz. Es stimmte schon — Kyle sah unglaublich gut aus — aber er war mehr als das. Er war charismatisch. Wenn er die Flure entlangging, konnte man kaum den Blick von ihm nehmen.” (Zitat S.29) Ausgerechnet Kyle will Cara jetzt fragen, ob er aus nostalgischen Gründen und reiner Nettigkeit auf dem Herbstfest auftreten will. Zuerst lehnt er ab, doch irgendetwas an Val scheint ihn zu faszinieren. Er setzt sich in den Kopf “Virgin Val” zu verführen…
Das Cover von “V is for Virgin” ist äußerst gelungen und ein wirklicher Hingucker! Der Roman wird durchgehend aus Vals Sicht in der Ich-Perspektive erzählt. Der Plot ist höchst faszinierend. Auch die Botschaft an Heranwachsende wird hervorragend transportiert: “Wir sollten uns nicht schämen oder davor fürchten, nein zu Sex zu sagen. Sexuell aktiv zu werden, ist eine riesige Entscheidung. Und wir sollten nicht zulassen, dass die Welt oder unsere Partner diese Entscheidung für uns treffen.” (Zitat S.55) Eine Geschichte, die aufrüttelt, nachdenklich macht und Vorbild sein möchte. Hierfür entwickelt Val sogar eigenen Schmuck, den sie auf dem Herbstfest verkauft. Ein “V”, das für “Virgin” steht und die Jungfräulichkeit kennzeichnet und ein “A” für Abstinenz jener, die ihre Jungfräulichkeit bereits verloren haben, aber trotzdem entscheiden zu verzichten: “Die Idee ist, dass Mädchen diesen Schmuck kaufen und ihn tragen, um zu sagen, dass sie ebenfalls warten. Je mehr die Leute sehen, dass ich nicht die einzige Jungfrau auf der Welt bin, desto leichter wird es für andere Menschen werden, die ebenfalls warten wollen.” (Zitat S.55) Die Sprache ist sehr einfach in dem Roman, der Text sehr flüssig zu lesen. Mit Val und Kyle hat Kelly Oram zwei sehr gegensätzliche Charaktere geschaffen. Kyle, der Obermacho, der ständige Affären hat: “Er war von Kopf bis Fuß der Inbegriff eines Rockstars. Charmant, provokativ und selbstbewusst. Er war praktisch unwiderstehlich. Sein einziger Makel war, dass er das auch genau wusste.” (Zitat S.35) Und Val, die mit ihrer Entscheidung, Jungfrau zu bleiben eigentlich überhaupt
nicht in Kyle Beuteschema passt. Eine Liebesgeschichte der besonderen Art darf man in “V is for Virgin” auf jeden Fall erwarten. Eine, die — ja ich muss es zugeben — manchmal doch etwas kitschig ist und Handlungen ihrer Protagonisten nicht immer nachvollziehen lässt, auch von der Romantik her noch etwas Luft nach oben gehabt hätte — aber eine, die ihr Herz am rechten Fleck hat und gut unterhält. Auch die fetzigen Dialoge machen Spaß, die sich die beiden Hauptfiguren zuweilen, liefern: “Du bist noch Jungfrau? Wieder Kyle. “Du sagst das, als wäre es etwas Schlimmes”, blaffte ich unwillkürlich in seine Richtung. “Ich bin gerne bereit, dir bei diesem Problem zu helfen.” “Das kann ich mir vorstellen.” (Zitat S.37) Nur beim Klappentext hat sich der Verlag einen Fehler erlaubt. Während im Innenteil geschrieben steht: “Seit Cara und ich achtzehn geworden sind,…” (Zitat S.29), ist Val laut Inhaltsangabe dort erst 17;-) Ebenfalls im reinen Erzähltext liefert die Autorin einen Fehler bei der Altersangabe. So wird Vals Mutter einmal als 15 Jahre, einmal als 16 Jahre beschrieben, als sie Val bekommen hat. Das Ende macht neugierig auf den zweiten Teil.
Fazit: Gute Unterhaltung, toller Plot, faszinierendes Thema. Aber an den Erfolg von “Cinder & Ella” reicht es auf keinen Fall heran.
Du hast “V is for Virgin” zu Ende gelesen? Ende Juli erscheint der zweite und letzte Teil der Reihe: “A is for Abstinence”. Oder lies noch das Buch, das Kelly Oram erfolgreich gemacht hat: “Cinder & Ella”. Ebenfalls eine zweibändige Reihe. Die Fortsetzung ist “Cinder & Ella: Happy End — und dann?”. Du suchst noch schöne Leseralternativen? Dann lies zum Beispiel “Follow me back” von A.V. Geiger oder “Midnightsong: Es begann in New York” von Nica Stevens. Noch mehr Rockstars-Liebesgeschichten gefällig? Dann greif zu “Flower” von Elizabeth Craft, “Groupies bleiben nicht zum Frühstück” von Mark Stichler, “Weil du mich liebst” von Shannon Greenland oder zu den Neuerscheinungen “Absolut (k)ein Fangirl” von Emma Grey und “Tuesday Love Song” von Eleanor Wood. Über das Thema seine Jungfräulichkeit zu behalten, kenne ich im Jugendbuch bisher noch keine Alternativen. Hier hat Kelly Oram mit “V is for Virgin” tatsächlich ein Tabu gebrochen.
Bibliografische Angaben:Verlag: ONE ISBN: 978-3-8466-0098-6 Erscheinungsdatum: 29.Mai 2020 Einbandart: Broschur Preis: 12,90€ Seitenzahl: 336 Übersetzer: Stephanie Pannen Originaltitel: "V is for Virgin" Originalverlag: Bluefields Amerikanisches Originalcover:
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Kasimiras Bewertung:
(4 von 5 möglichen Punkten)
------------------------------------ Amerikanisches Cover: Homepage von Kelly Oram