Neues Lesefutter von der amerikanischen Autorin Kelly Oram! “Das Avery Shaw Experiment” ist der erste Teil einer zweibändigen Reihe, welches aber auch komplett eigenständig gelesen werden kann. Die Geschichte eines Mädchens, das mittels eines sozialwissenschaftlichen Experiments zu beweisen versucht, dass Liebeskummer innerhalb von sieben Phasen überwunden werden kann. Unterstützen lässt sie sich hierbei ausgerechnet von dem Jungen, dessen Bruder sie erst in diesen Zustand versetzte. Klischeehaft — ja. Kitschig — ja. Will man trotzdem irgendwie lesen, weil einfach was fürs Herz — JA!!! Schöne Unterhaltung zum Abtauchen. Für Jugendliche ab 13 Jahren und interessierte Erwachsene.
Die 16-jährige Avery ist völlig geschockt. Ihr bester Freund Aiden, mit dem sie seit frühester Kindheit zusammen aufgewachsen ist, und mit dem sie immer alles zusammen gemacht hat, will Abstand von ihr! “Ich bin schon seit Jahren hoffnungslos in Aiden verliebt, aber trotz meiner geheimen unsterblichen Zuneigung, waren wir nie etwas anderes als beste Freunde. Da mir klar war, dass sich Jungs in Sachen Liebe und Romantik langsamer entwickeln, habe ich geduldig darauf gewartet, dass mich Aiden gefühlstechnisch einholen würde.” (Zitat S.10) Doch nun hat Aiden wohl nicht nur eine Freundin, sondern ist ebenfalls aus dem Wissenschaftsclub ausgetreten, den sie beide besuchen. Er möchte auch ihren Geburtstag, der am selben Tag ist, nicht mehr mit ihr zusammenfeiern, sondern mal sein eigenes Ding machen. Avery, die es in dieser Situation auch noch wagt, ihm ihre Liebe zu gestehen, bekommt einen ordentlichen Dämpfer. Denn Aiden empfindet nicht das gleiche für sie. Und so beschließt sie für den Wissenschaftsclub, ihren Liebeskummer als Basis für ein Experiment zu nehmen. Sie will alle Phasen der Trauer durchleben und dann gestärkt wieder ins Leben zurückstarten und sich neu verlieben. Nicht gerechnet hat sie jedoch mit dem 18-jährigen Grayson, Aidens älterer Bruder, einem Basketballstar, Sunnyboy und Herzensbrecher. “Grayson konnte jedes Mädchen um den kleinen Finger wickeln. Und das tat er auch, wenn man dem, was in der Schule über ihn erzählt wurde, Glauben schenken konnte. Und das konnte man.” (Zitat S.12) Denn er droht in
Physik durchzufallen und darf erst weiter Basketball spielen, wenn seine Noten besser werden. Um Bonuspunkte zu sammeln, nimmt er als Projektpartner an dem Wettbewerb für die Utah State Science Fair teil. Er soll Avery dabei unterstützen diese Phasen zu durchleben und all dies dokumentieren. Grayson glaubt nicht wirklich an Averys Theorie, er hat einen ganz anderen Plan: “Wenn ich mit ihr fertig bin, wird Avery Shaw eine wundervolle, selbstbewusste, emotional stabile junge Frau sein, die bereit ist, echte Liebe zu erfahren, mit oder ohne ihre ach so kostbaren sieben Trauerphasen. Außerdem wird mein kleiner Bruder es für immer bereuen, den dümmsten Fehler seines Lebens gemacht zu haben — da bin ich mir sicher.” (Zitat S.26ff) Aber dann verliebt er sich unerwartete in Avery…
Das Cover ist etwas unscheinbarer, im Gegensatz zu ihrem Bestseller “Cinder & Ella”, wirkt fast etwas blass, der Titel passt aber sehr gut zum wissenschaftlichen Kontext und macht bereits neugierig. Gewissermaßen stellte das Buch die Dokumentation des sozialwissenschaftlichen Projekts dar, an dem Avery und Grayson teilnehmen. In der jeweiligen Ich-Perspektive berichten beide abwechselnd und in Tagebuchartigem Stil aus ihrem Leben, was der einleitende Prolog bereits verlauten lässt: “Das folgende Tagebuch ist eine wissenschaftliche Studie zur Überwindung eines gebrochenen Herzens und mein offizieller Beitrag für die Utah State Science Fair. Meine Theorie lautet, dass Liebeskummer dem Tod eines geliebten Menschen sehr ähnelt. Daher liegt es nahe, dass man die verheerenden Auswirkungen eines gebrochenen Herzens durch Anwendung der allgemein akzeptierten sieben Trauerphasen […] überwinden kann.” Zitat S.7) Der Plot und die Prämisse des Buches sind faszinier
end. Dennoch schreibt Kelly Oram nach alt bewährtem Schema F: man nehme eine weibliche Hauptfigur mit einem Makel, die ihre eigene (innere) Schönheit/Stärke nicht erkennt und lasse sie auf einen männlichen Protagonisten treffen, der genau das in ihr sieht und durch den sie aus sich herauskommt: “..mir wurde zum ersten Mal klar, dass Avery Shaw das Potential hatte, so viel mehr zu sein, als sie im Moment war. Alles, was sie brauchte, war ein bisschen Hilfe von jemandem, der entspannt und cool war und ihr zeigen konnte, wie das Leben eigentlich gelebt werden sollte.” (Zitat S.30) Doch für die Zielgruppe funktioniert das “Hässliche Entlein wird zum schönen Schwan”-Prinzip perfekt und liefert einfach ein bisschen was zum Mitschmachten und Mitfiebern. Zudem lesen sich manche Dialoge schön amüsant: “Ich lasse dich vergessen, dass mein Bruder jemals existiert hat, indem ich dich auf tolle Dates ausführe, und ich bekom
me auch noch Leistungspunkte dafür? […] Und das ist dann Wissenschaft?” “Ich nickte. Sozialwissenschaft. Damit untersucht man Phänomene des gesellschaftlichen Zusammenlebens.” Grayson klappte der Mund auf. Er blinzelte ein paar Mal und stieß dann ein ungläubiges Lachen aus. “Du verarscht mich doch!” (Zitat S.84) Gegen Mitte und Endes des Buches wirkt manches leider doch ein wenig sehr kitschig und überzogen. Kelly Oram schafft es für mich abermals nicht an ihren Erfolgstitel “Cinder & Ella” anzuknüpfen. Dennoch liest sich der Roman flott herunter. Das Ende mit der Leseprobe von Teil 2, der nächstes Frühjahr erscheinen wird, macht bereits neugierig auf die Fortsetzung. “Das Avery Shaw Experiment” ist in sich abgeschlossen zu lesen. Der zweite Teil greift die Nebenfiguren Libby (Averys beste Freundin) und Graysons Basketballfreund Owen heraus, die ihre eigene Geschichte zu erzählen haben.
Dir gefällt Kelly Orams Erzählstil? Dann greif unbedingt zu dem Buch, das sie in Deutschland so erfolgreich machte: “Cinder & Ella”. Eine wahnsinnig toll erzählte, für alle Generationen geeignete, märchenhafte Liebesgeschichte mit der richtigen Mischung Humor und ganz viel Herz! Die Fortsetzung dazu ist “Cinder & Ella: Happy-end und dann?”. Außerdem schrieb sie noch die zweibändige Reihe “V is vor Virgin” (Band 1) und “A is for Abstinence” (Band 2). Danach folgte der Einzeltitel “Girl at heart”, der inhaltlich auch Parallelen zu dem hier rezensierten Buch hat. Wenn du “Das Avery Shaw Experiment” gerne gelesen hast, könntest du auch mit “Das Libby Garrett Projekt” fortsetzen, das Ende Januar 2022 erscheinen wird. Du magst Liebesgeschichten mit wissenschaftlichem Hintergrund? Dann könnten diese Bücher etwas für dich sein: “Wolke 7 ist auch nur Nebel” von Mara Andeck und “36 Fragen an dich” von Vicki Grant. Ein besonderes Experiment startet auch die Protagonisten in “Mein Leben voller Fragezeichen” von Jessica Brody. Eventuell wäre auch die “The Kissing Booth”-Reihe von Beth Reekles etwas für dich.
Bibliografische Angaben:Verlag: One (Lübbe) ISBN: 978-3-8466-0129-7 Erscheinungsdatum: 30.Juli 2021 Einbandart: Broschur Preis: 12,90€ Seitenzahl: 272 Übersetzer: Stephanie Pannen Originaltitel: "The Avery Shaw Experiment" Originalverlag: Bluefields Amerikanisches Originalcover:
Eine Hörprobe aus dem Buch:
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Kasimiras Bewertung:
(4 von 5 möglichen Punkten)
-------------------------------------- Amerikanisches Cover: Homepage von Kelly Oram