Katja Brandis — Die Ewigen von Calliste

23.Mai 2025

Die Ewi­gen von Cal­lis­te” ist ein in sich abge­schlos­se­ner Fan­ta­sy­ro­man von der deut­schen Autorin Kat­ja Bran­dis. Sie ent­führt ihre Leser:innen auf die fik­ti­ve Insel Cal­lis­te, auf der alle 17 Jah­re eini­ge mys­ti­sche Fabel­we­sen für eini­ge Stun­den erwa­chen. Danach wer­den sie wie­der zu Stein. Die Insel ist seit Jahr­zehn­ten eine Tou­ris­ten­at­trak­ti­on. Auch die 17-jäh­ri­ge Ile­a­na freut sich die sagen­um­wo­ge­nen Gestal­ten end­lich live zu sehen. Sie arbei­tet als Tou­ris­ten­füh­re­rin auf Cal­lis­te. Zu gern möch­te sie die “Ewi­gen” bes­ser ken­nen­ler­nen und auch den Grund für ihre Ver­stei­ne­rung her­aus­fin­den. Als ein Jun­ge, in den Ile­a­na heim­lich ver­liebt ist, in der Nacht des Erwa­chens spur­los ver­schwin­det, betei­ligt sie sich natür­lich an der Suche. Beglei­tet von Taron, einem Tou­ris­ten, der etwas zu ver­ber­gen scheint. Bald gera­ten sie in gro­ße Gefahr, denn nicht alle der Fabel­we­sen sind ihnen wohl­ge­son­nen… Eine sehr unter­halt­sa­me, span­nen­de und über­aus fas­zi­nie­ren­de Geschich­te — tol­le Fan­ta­sy! Kat­ja Bran­dis ver­steht ein­fach ihr Hand­werk. Bes­te Unter­hal­tung zum Abtau­chen. Für Jugend­li­che ab 12 Jah­ren und inter­es­sier­te Erwachsene.

Die 17-jäh­ri­ge Ile­a­na lebt auf der Insel Cal­lis­te, auf der alle 17 Jah­re ver­stei­ner­te Wesen zum Leben erwa­chen. Dar­un­ter bei­spiels­wei­se Zwer­ge, ein Rie­se, eine Meer­ech­se, ein Greif­maul, eine Rau­pe und die zwei Gefähr­lichs­ten: die Sil­ber­lö­win und die Scy­tha (eine Nacht­jä­ge­rin, ähn­lich einem Rep­til, aber mit Bei­nen wie ein Insekt) Jedoch nur für cir­ca zwei Tage. Dann ver­stei­nern sie wie­der für die nächs­ten 17 Jah­re. Nun steht das “Erwa­chen” kurz bevor und auf der Insel herrscht hel­le Auf­re­gung. Wann genau es soweit ist, weiß man nicht genau. Doch über­all ste­hen die Men­schen in Bereit­schaft, vor allem Ile­a­nas Vater, der Hüter der Fabel­we­sen. Eine Leucht­ra­ke­te, die abge­schos­sen wird, signa­li­siert, dass es schließ­lich los geht. Ile­a­na hat eine beson­de­re Ver­bin­dung zu dem Vogel­köp­fi­gen, denn sie kam in jener Nacht des Erwa­chens vor 17 Jah­ren zur Welt und weil ihre Mut­ter allein — ohne Hil­fe — im Wald unter­wegs war, war es aus­ge­rech­net der Vogel­köp­fi­ge, der ihr zur Sei­te stand und bei ihrer Geburt half. Zu gern möch­te sie ihn end­lich per­sön­lich ken­nen­ler­nen. Man­che der Wesen kön­nen auch spre­chen. Ile­a­na möch­te unbe­dingt mit ihnen Kon­takt auf­neh­men und mehr über die Ver­stei­ne­rung erfah­ren. “Jedes Mal, wenn mich Gäs­te fra­gen, war­um die Ewi­gen nur alle 17 Jah­re erwa­chen (und nicht alle fünf­zehn oder alle drei­und­vier­zig Jah­re), weiß ich kei­ne Ant­wort. Aber ich weiß, dass ein paar von ihnen hin und wie­der mit Men­schen spre­chen, wenn sie in der Stim­mung dafür sind. Ich muss ver­su­chen, sie nach dem Grund für ihre Ver­stei­ne­rung zu fra­gen. Was ist pas­siert damals?” (Zitat S.26) Aber dann über­schla­gen sich die Ereig­nis­se, als die Zwer­ge plötz­lich eine Schen­ke stür­men und ihr Vater in Gefahr gerät. Ile­a­na, die als Tou­ris­ten­füh­re­rin arbei­tet, muss ihre Grup­pe kurz­fris­tig allein las­sen. Dar­un­ter auch den Tou­ris­ten Taron, der irgend­et­was zu ver­ber­gen scheint. Dann gerät auch noch ihr Schwarm Rheo in Gefahr, als er nachts allei­ne auf der Insel unter­wegs ist, um eine Mut­pro­be zu bestehen. Nachts, wenn die Fabel­we­sen am gefähr­lichs­ten sind. Auch wenn Rheo ihr das Leben immer wie­der schwer macht, betei­ligt sie sich natür­lich an sei­ner Suche. Mit dabei Taron. Bald hef­tet sich das ers­te Fabel­we­sen an ihre Fersen…

Das Cover ist sehr schön und pas­send gestal­tet, vor allem die oran­ge­ne Far­be schim­mert auf­fäl­lig. Der Roman beginnt mit einem Pro­log aus der Sicht des Vogel­köp­fi­gen: “Die Mut­ter schluchzt vor Erleich­te­rung und Glück. “Ile­a­na”, sagt sie, als er ihr das Kind reicht und sie es an sich zieht. Dann blickt sie hoch zu ihm. “Dan­ke, ich dan­ke dir.” Wort­los nickt er und zupft sich am Hals zwei Federn aus, gibt sie den bei­den als Andenken an die­se Nacht. Er weiß, Ile­a­na wird 17 Jah­re sein, wenn er das nächs­te Mal erwacht. (Zitat S.7) Dann star­tet der Haupt­teil, der in Kapi­tel unter­teilt und haupt­säch­lich aus Ilas Sicht in der Ich-Per­spek­ti­ve erzählt wird. Es gibt spä­ter aber auch gele­gent­lich Kapi­tel, die aus Rhe­os und Tarons Per­spek­ti­ve (per­so­na­le Erzähl­wei­se) geschrie­ben sind. Das Set­ting in “Die Ewi­gen von Cal­lis­te” ist äußerst fas­zi­nie­rend. Eine Insel als Tou­ris­ten­at­trak­ti­on, auf der ver­stei­ner­te Fabel­we­sen erwa­chen. “Ich freue mich schon so dar­auf, die Ewi­gen end­lich ken­nen­zu­ler­nen — beson­ders natür­lich mei­nen Paten, den Vogel­köp­fi­gen, auf den ich unend­lich neu­gie­rig bin. Kann ich ihn und die ande­ren irgend­wie beschüt­zen, vor den vie­len Tou­ris­ten abschir­men? Jeden­falls wer­de ich tun, was ich kann. Es muss schwer für sie sein, bei jedem Erwa­chen in die­sen Tru­bel hin­ein­ge­wor­fen zu wer­den. Und gefühlt will jeder nur Geld mit ihnen ver­die­nen.” (Zitat S.11) Auf Cal­lis­te darf man sich nur mit Touristenführer:innnen bewe­gen, die die Wesen in- und aus­wen­dig ken­nen. Man­che der Führer:innen kön­nen mehr Geld ver­lan­gen, weil sie bereits älter sind und das Erwa­chen bereits mit­er­lebt haben. Es darf nur eine begrenz­te Anzahl an Men­schen auf die Insel. Die Plät­ze sind heiß begehrt und schnell aus­ge­bucht. Sogar Schif­fe mit Tou­ris­ten umkrei­sen die Insel. Doch das Ver­stei­nern kann auch gefähr­lich sein: “Die “Unglück­li­chen” sind kei­ne Wesen, son­dern eine Grup­pe von Tou­ris­ten, die im Zyklus (wie Fach­leu­te das Erwa­chen nen­nen) Nr. 11 — vor hun­dert­neun­zehn Jah­ren — ohne Füh­rer unter­wegs waren, sich ver­irrt haben und ver­stei­nert sind. Zu nah dran an der Schne­cke, die einer unse­rer harm­lo­ses­ten Ewi­gen ist, aber natür­lich wie die ande­ren in der letz­ten Pha­se auf kei­nen Fall berührt wer­den soll­te. Seit­her dür­fen Tou­ris wäh­rend des Erwa­chens nur noch beglei­tet her­um­lau­fen.” (Zitat S.25) Die Welt, in der sich die Insel Cal­lis­te befin­det, ist fan­tas­tisch. Es wird von magi­schen Ohr­stöp­seln und Hand­wer­kern berich­tet, ande­ren Inseln, auf denen Ein­hör­ner leben und Men­schen, die bei­spiels­wei­se den Wind beein­flus­sen kön­nen. Taran kommt aus dem “Ver­ei­nig­ten Fran­ken­reich”, es wird aber auch “Bri­tan­ni­en” erwähnt und es wird neben Insel­dia­lekt auch fran­ko­nisch gespro­chen. Den Span­nungs­bo­gen durch­gän­gig zu hal­ten, das ver­steht die Autorin. Vor allem zum Ende hin lie­fert sie einen gewal­ti­gen Show­down! Man fie­bert mit den Figu­ren des Buches mit, erlebt, wie sie stän­dig neue Hür­den und Hin­der­nis­se zu bewäl­ti­gen haben und kann auch glau­be­wür­di­ge, per­sön­li­che Ent­wick­lun­gen fest­stel­len. Eben­so ein wenig Roman­tik — aber sehr im Hin­ter­grund gehal­ten ange­sichts der vie­len action­rei­chen Sze­nen — ist in “Die Ewi­gen von Cal­lis­te” mit ein­ge­bun­den und eine etwas erns­te The­ma­tik (Men­tal Health). In einem Nach­wort geht Kat­ja Bran­dis noch auf die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Buchs ein und ver­rät, wel­che Insel in der rea­len Welt das Vor­bild für Cal­lis­te war und wo es die ver­stei­ner­ten Wesen gewis­ser­ma­ßen zu bestau­nen gibt;-) Außer­dem gibt es ein Ver­zeich­nis mit den Per­so­nen und Fabel­we­sen und jeweils nähe­ren Erklä­run­gen zu allen Figu­ren, es wer­den die Schimpf­wör­ter erklärt, die die Jugend­li­chen auf Cal­lis­te ver­wen­den und die in dem Roman des­öf­te­ren vor­kom­men. Zum Schluss gibt es noch ein For­mu­lar mit den acht Regeln für Tou­ris­ten auf Calliste.

In “Die Ewi­gen von Cal­lis­te” gibt es tat­säch­lich noch Ver­wei­se auf ande­re Bücher von Kat­ja Bran­dis, die in der sel­ben Welt spie­len wie der hier rezen­sier­te Roman. So schreibt die Autorin am Ende: “eine von unse­rer abwei­chen­den Tech­no­lo­gie über Iss­lar und die magisch begab­ten Fami­li­en­clans dort kannst du in mei­nen Khyo­na-Bän­den erfah­ren.” (Zitat S.435). Das ers­te Buch kann in sich abge­schlos­sen gele­sen wer­den: “Khyo­na: Im Bann des Sil­ber­fal­ken”. Es gibt aber auch eine Fort­set­zung: “Khyo­na: Die Macht der Eis­dra­chen”“Außer­dem gibt es in mei­ner Roman­welt auch Län­der, die in unse­rer Gegen­wart nicht exiLesealternativenstie­ren, zum Bei­spiel den Stadt­staat Ara­mir oder das tro­pi­sche Orchi­deen­land Skai­dar. Über sie kannst du mehr lesen im Fuchs von Ara­mir und in Das dunk­le Wort, einem Roman für Erwach­se­ne, den ich unter dem Namen geschrie­ben habe [Anmer­kung: Syl­via Eng­lert] der in mei­nem Pass steht.” (Zitat S.435) Dir gefällt Kat­ja Bran­dis Erzähl­stil? Dann hast du noch jede Men­ge Lese­aus­wahl, denn sie hat bereits sehr viel geschrie­ben: Ihre momen­tan erfolg­reichs­te Rei­hen sind die “Wood­wal­ker”/“Sea­wal­kers” (bald kommt “Wind­wal­kers”), in denen die Gestalt­wand­ler eine gro­ße Rol­le spie­len. Das The­ma Umwelt­schutz stellt sie vor allem in die­sen Büchern in den Vor­der­grund: “Ruf der Tie­fe” und “Schat­ten des Dschun­gels”, die sie bei­de zusam­men mit dem Wis­sen­schaft­ler Hans-Peter Zie­mek geschrie­ben hat und die bei­de äußerst span­nend sind. Dann gibt es noch “Vul­kan­jä­ger” (das mir eben­so gut gefal­len hat) und “Floa­ters”. Ande­re Near-Future-Roma­ne von ihr sind “Free­sty­ler”(The­ma: Olym­pia, eben­falls sehr zu emp­feh­len!) und “White Zone”Unab­hän­gig von Umwelt­schutz ist “Und kei­ner wird dich ken­nen”, das eine Fami­lie beschreibt, die von einem Stal­ker ver­folgt wird — äußerst fes­selnd und der Thril­ler “Libel­len­fän­ger”. Außer­dem hat sie noch wei­te­re Fan­ta­sy­ro­ma­ne ab 12 geschrie­ben, wie zum Bei­spiel die “Daresh” oder die “Feu­er­blü­te”-Rei­hen. Aben­teu­er­li­cher und rea­lis­ti­scher sind ihre Roma­ne “Gepar­den­som­mer”“Koalat­räu­me”“Der Ele­fan­ten­tem­pel” und die “Del­fin­Team”-Rei­he. Einen guten Über­blick über all ihre Wer­ke kannst du dir auch — sehr über­sicht­lich gemacht — auf ihrer Home­page verschaffen.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Arena
ISBN: 978-3-401-60760-3
Erscheinungsdatum: 10.März 2025
Einbandart: Hardcover
Preis: 20,00€
Seitenzahl: 448




Trailer zum Buch:
 

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Kasimiras Bewertung:

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(4,5 von 5 mög­li­chen Punkten)

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