“Die Ewigen von Calliste” ist ein in sich abgeschlossener Fantasyroman von der deutschen Autorin Katja Brandis. Sie entführt ihre Leser:innen auf die fiktive Insel Calliste, auf der alle 17 Jahre einige mystische Fabelwesen für einige Stunden erwachen. Danach werden sie wieder zu Stein. Die Insel ist seit Jahrzehnten eine Touristenattraktion. Auch die 17-jährige Ileana freut sich die sagenumwogenen Gestalten endlich live zu sehen. Sie arbeitet als Touristenführerin auf Calliste. Zu gern möchte sie die “Ewigen” besser kennenlernen und auch den Grund für ihre Versteinerung herausfinden. Als ein Junge, in den Ileana heimlich verliebt ist, in der Nacht des Erwachens spurlos verschwindet, beteiligt sie sich natürlich an der Suche. Begleitet von Taron, einem Touristen, der etwas zu verbergen scheint. Bald geraten sie in große Gefahr, denn nicht alle der Fabelwesen sind ihnen wohlgesonnen… Eine sehr unterhaltsame, spannende und überaus faszinierende Geschichte — tolle Fantasy! Katja Brandis versteht einfach ihr Handwerk. Beste Unterhaltung zum Abtauchen. Für Jugendliche ab 12 Jahren und interessierte Erwachsene.
Die 17-jährige Ileana lebt auf der Insel Calliste, auf der alle 17 Jahre versteinerte Wesen zum Leben erwachen. Darunter beispielsweise Zwerge, ein Riese, eine Meerechse, ein Greifmaul, eine Raupe und die zwei Gefährlichsten: die Silberlöwin und die Scytha (eine Nachtjägerin, ähnlich einem Reptil, aber mit Beinen wie ein Insekt) Jedoch nur für circa zwei Tage. Dann versteinern sie wieder für die nächsten 17 Jahre. Nun steht das “Erwachen” kurz bevor und auf der Insel herrscht helle Aufregung. Wann genau es soweit ist, weiß man nicht genau. Doch überall stehen die Menschen in Bereitschaft, vor allem Ileanas Vater, der Hüter der Fabelwesen. Eine Leuchtrakete, die abgeschossen wird, signalisiert, dass es schließlich los geht. Ileana hat eine besondere Verbindung zu dem Vogelköpfigen, denn sie kam in jener Nacht des Erwachens vor 17 Jahren zur Welt und weil ihre Mutter allein — ohne Hilfe — im Wald unterwegs war, war es ausgerechnet der Vogelköpfige, der ihr zur Seite stand und bei ihrer Geburt half. Zu gern möchte sie ihn endlich persönlich kennenlernen. Manche der Wesen können auch sprechen. Ileana möchte unbedingt mit ihnen Kontakt aufnehmen und mehr über die Versteinerung erfahren. “Jedes Mal, wenn mich Gäste fragen, warum die Ewigen nur alle 17 Jahre erwachen (und nicht alle fünfzehn oder alle dreiundvierzig Jahre), weiß ich keine Antwort. Aber ich weiß, dass ein paar von ihnen hin und wieder mit Menschen sprechen, wenn sie in der Stimmung dafür sind. Ich muss versuchen, sie nach dem Grund für ihre Versteinerung zu fragen. Was ist passiert damals?” (Zitat S.26) Aber dann überschlagen sich die Ereignisse, als die Zwerge plötzlich eine Schenke stürmen und ihr Vater in Gefahr gerät. Ileana, die als Touristenführerin arbeitet, muss ihre Gruppe kurzfristig allein lassen. Darunter auch den Touristen
Taron, der irgendetwas zu verbergen scheint. Dann gerät auch noch ihr Schwarm Rheo in Gefahr, als er nachts alleine auf der Insel unterwegs ist, um eine Mutprobe zu bestehen. Nachts, wenn die Fabelwesen am gefährlichsten sind. Auch wenn Rheo ihr das Leben immer wieder schwer macht, beteiligt sie sich natürlich an seiner Suche. Mit dabei Taron. Bald heftet sich das erste Fabelwesen an ihre Fersen…
Das Cover ist sehr schön und passend gestaltet, vor allem die orangene Farbe schimmert auffällig. Der Roman beginnt mit einem Prolog aus der Sicht des Vogelköpfigen: “Die Mutter schluchzt vor Erleichterung und Glück. “Ileana”, sagt sie, als er ihr das Kind reicht und sie es an sich zieht. Dann blickt sie hoch zu ihm. “Danke, ich danke dir.” Wortlos nickt er und zupft sich am Hals zwei Federn aus, gibt sie den beiden als Andenken an diese Nacht. Er weiß, Ileana wird 17 Jahre sein, wenn er das nächste Mal erwacht.” (Zitat S.7) Dann startet der Hauptteil, der in Kapitel unterteilt und hauptsächlich aus Ilas Sicht in der Ich-Perspektive erzählt wird. Es gibt später aber auch gelegentlich Kapitel, die aus Rheos und Tarons Perspektive (personale Erzählweise) geschrieben sind. Das Setting in “Die Ewigen von Calliste” ist äußerst faszinierend. Eine Insel als Touristenattraktion, auf der versteinerte Fabelwesen erwachen. “Ich freue mich schon so darauf, die Ewigen endlich kennenzulernen — besonders natürlich meinen Paten, den Vogelköpfigen, auf den ich unendlich neugierig bin. Kann ich ihn und die anderen irgendwie beschützen, vor den vielen Touristen abschirmen? Jedenfalls werde ich tun, was ich kann. Es muss schwer für sie sein, bei jedem Erwachen in diesen Trubel hineingeworfen zu werden. Und gefühlt will jeder nur Geld mit ihnen verdienen.” (Zitat S.11) Auf Calliste darf man sich nur mit Touristenführer:innnen bewegen, die die Wesen in- und auswendig kennen. Manche der Führer:innen können mehr Geld verlangen, weil sie bereits älter sind und das Erwachen bereits miterlebt haben. Es darf nur eine begrenzte Anzahl an Menschen auf die Insel. Die Plätze sind heiß begehrt und schnell ausgebucht. Sogar Schiffe mit Touristen umkreisen die Insel. Doch das Versteinern kann auch gefährlich sein: “Die “Unglücklichen” sind keine Wesen, sondern eine Gruppe von Touristen, die im Zyklus (wie Fachleute das Erwachen nennen) Nr.
11 — vor hundertneunzehn Jahren — ohne Führer unterwegs waren, sich verirrt haben und versteinert sind. Zu nah dran an der Schnecke, die einer unserer harmlosesten Ewigen ist, aber natürlich wie die anderen in der letzten Phase auf keinen Fall berührt werden sollte. Seither dürfen Touris während des Erwachens nur noch begleitet herumlaufen.” (Zitat S.25) Die Welt, in der sich die Insel Calliste befindet, ist fantastisch. Es wird von magischen Ohrstöpseln und Handwerkern berichtet, anderen Inseln, auf denen Einhörner leben und Menschen, die beispielsweise den Wind beeinflussen können. Taran kommt aus dem “Vereinigten Frankenreich”, es wird aber auch “Britannien” erwähnt und es wird neben Inseldialekt auch frankonisch gesprochen. Den Spannungsbogen durchgängig zu halten, das versteht die Autorin. Vor allem zum Ende hin liefert sie einen gewaltigen Showdown! Man fiebert mit den Figuren des Buches mit, erlebt, wie sie ständig neue Hürden und Hindernisse zu bewältigen haben und kann auch glaubewürdige, persönliche Entwicklungen feststellen. Ebenso ein wenig Romantik — aber sehr im Hintergrund gehalten angesichts der vielen actionreichen Szenen — ist in “Die Ewigen von Calliste” mit eingebunden und eine
etwas ernste Thematik (Mental Health). In einem Nachwort geht Katja Brandis noch auf die Entstehungsgeschichte des Buchs ein und verrät, welche Insel in der realen Welt das Vorbild für Calliste war und wo es die versteinerten Wesen gewissermaßen zu bestaunen gibt;-) Außerdem gibt es ein Verzeichnis mit den Personen und Fabelwesen und jeweils näheren Erklärungen zu allen Figuren, es werden die Schimpfwörter erklärt, die die Jugendlichen auf Calliste verwenden und die in dem Roman desöfteren vorkommen. Zum Schluss gibt es noch ein Formular mit den acht Regeln für Touristen auf Calliste.
In “Die Ewigen von Calliste” gibt es tatsächlich noch Verweise auf andere Bücher von Katja Brandis, die in der selben Welt spielen wie der hier rezensierte Roman. So schreibt die Autorin am Ende: “eine von unserer abweichenden Technologie über Isslar und die magisch begabten Familienclans dort kannst du in meinen Khyona-Bänden erfahren.” (Zitat S.435). Das erste Buch kann in sich abgeschlossen gelesen werden: “Khyona: Im Bann des Silberfalken”. Es gibt aber auch eine Fortsetzung: “Khyona: Die Macht der Eisdrachen”. “Außerdem gibt es in meiner Romanwelt auch Länder, die in unserer Gegenwart nicht existieren, zum Beispiel den Stadtstaat Aramir oder das tropische Orchideenland Skaidar. Über sie kannst du mehr lesen im Fuchs von Aramir und in Das dunkle Wort, einem Roman für Erwachsene, den ich unter dem Namen geschrieben habe [Anmerkung: Sylvia Englert] der in meinem Pass steht.” (Zitat S.435) Dir gefällt Katja Brandis Erzählstil? Dann hast du noch jede Menge Leseauswahl, denn sie hat bereits sehr viel geschrieben: Ihre momentan erfolgreichste Reihen sind die “Woodwalker”/“Seawalkers” (bald kommt “Windwalkers”), in denen die Gestaltwandler eine große Rolle spielen. Das Thema Umweltschutz stellt sie vor allem in diesen Büchern in den Vordergrund: “Ruf der Tiefe” und “Schatten des Dschungels”, die sie beide zusammen mit dem Wissenschaftler Hans-Peter Ziemek geschrieben hat und die beide äußerst spannend sind. Dann gibt es noch “Vulkanjäger” (das mir ebenso gut gefallen hat) und “Floaters”. Andere Near-Future-Romane von ihr sind “Freestyler”(Thema: Olympia, ebenfalls sehr zu empfehlen!) und “White Zone”. Unabhängig von Umweltschutz ist “Und keiner wird dich kennen”, das eine Familie beschreibt, die von einem Stalker verfolgt wird — äußerst fesselnd und der Thriller “Libellenfänger”. Außerdem hat sie noch weitere Fantasyromane ab 12 geschrieben, wie zum Beispiel die “Daresh” oder die “Feuerblüte”-Reihen. Abenteuerlicher und realistischer sind ihre Romane “Gepardensommer”, “Koalaträume”, “Der Elefantentempel” und die “DelfinTeam”-Reihe. Einen guten Überblick über all ihre Werke kannst du dir auch — sehr übersichtlich gemacht — auf ihrer Homepage verschaffen.
Bibliografische Angaben:Verlag: Arena ISBN: 978-3-401-60760-3 Erscheinungsdatum: 10.März 2025 Einbandart: Hardcover Preis: 20,00€ Seitenzahl: 448 Trailer zum Buch:
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