Die australische Autorin und Corine-Preisträgerin Kate de Goldi hat nach „Abends um 10“ ein neues Buch geschrieben: „Die Anarchie der Buchstaben“. Sie erzählt die Geschichte eines Mädchens und ihrer Oma, die gemeinsam an einem Alphabetbuch über das Altersheim arbeiten, in dem die Oma lebt. Kurzweilig, humorvoll und mit einer schönen Sprache und vielen Zeichnungen versehen. Entgegen der Altersempfehlung von 12 Jahren (vom Verlag) würde ich dieses Buch jedoch Kindern bereits ab 8 Jahren empfehlen. Die 12 Jahre sind doch etwas hochgegriffen.
Perry ist 9 Jahre alt. Sie möchte gerne Zoologin werden. Sie malt für ihr Leben gerne Bilder. Und sie ist ein sehr neugieriges Kind. In der Schule stellt sie jede Menge Fragen, so dass die Lehrer bald meinen, dass sie solle sich lieber aufs Zuhören konzentrieren. Da ihre Mutter der Meinung ist, dass Kinder auch in ihrer Freizeit gefördert werden müssen, hat Perry ein volles Wochenprogramm: Montags spielt sie Klavier, dienstags hat sie Förderunterricht im Gemeindezentrum, mittwochs übt sie Klarinette, donnerstags geht sie ebenfalls ins Gemeindezentrum zu „Musik und Bewegung“. Freitags darf sie mit dem Sohn der Haushälterin spielen. Samstags besucht sie mit ihrem Vater ihre Großmutter, die neuerdings in einem Altersheim in ihrer Nähe residiert. Sonntags ist Familienzeit. Als jedoch die Lehrerin von „Musik und Bewegung“ sich überraschend einen Muskel zerrt und der Kurs für den Rest des Jahres ausfällt, hat Perry die Idee donnerstags doch nun immer alleine die Oma besuchen zu dürfen. Die Oma, die etwas schrobig und manchmal sehr vergesslich ist. Die immer noch auf der Suche nach ihren Schülern ist, die sie mal unterrichtet hat. Und die immer denkt, Perry sei ein Jungenname oder ganz vergisst, wer Perry eigentlich ist. Trotz allem entwickelt sich bald darauf eine zarte Beziehung zwischen den beiden. Weil ihre Oma das Alphabet so liebt, beschließt Perry ein Abc-Buch für sie zu erstellen. Mit allen Begriffen rund um das Heim. Das bringt ordentlich Wirbel in den Alltag der Heimbewohner…
„Die Anarchie der Buchstaben“ ist in einem liebevollen Erzählton gehalten. Teils unterschwelliger Humor versüßen die Lektüre, die komplett aus der Sicht der sympathischen Hauptfigur erzählt wird. Die Charaktere sind schön gezeichnet und wirken sehr lebendig. Ergänzt wird der Text durch kleine Zeichnungen von Perry, die sie unter anderem dem Alphabetbuch beifügt. Die Geschichte wird auf sehr ruhige Weise erzählt, es passiert nicht sonderlich viel, hauptsächlich spielt sich alles in dem Altersheim der Oma ab. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Sprache gelegt, auf Wortfindung und Begriffserklärung. Das ist sehr lehrreich für jüngere Kinder. Auch auf das Thema Tod wird in gewisser Art eingegangen, Perry findet auf ihrem Weg zur Oma immer wieder tote Hummeln auf dem Boden (siehe Cover). Sie sammelt diese in einem Vorratsglas und beerdigt sie gegen Ende des Buches. Ebenfalls im Altersheim wird Perry mit dem Sterben konfrontiert, dort stirbt eine ältere Frau.
Ein ebenso bezaubernder Roman, in dem auch das Alphabet eine Rolle spielt, ist “Das Blubbern von Glück” von Barry Jonsberg, auch mit viel Humor geschrieben und einem Mädchen, das ihre Lebensgeschichte nach dem Alphabet erzählt. Wenn dir Bücher mit Zeichnungen gefallen, dann schau dir unbedingt mal “Die Entdeckung des Hugo Cabret” von Brian Selznick an, das ist auf eine ganz besondere Weise zu lesen. Eine schöne Lesealternative über einen vergesslichen Opa ist auch “Als Opa alles auf den Kopf stellte” von Marianne Musgrove.
Bibliografische Angaben:Verlag: Königskinder ISBN: 978-3-551-56003-2 Erscheinungsdatum: 1.Oktober 2014 Einbandart: Hardcover Preis: 13,90€ Seitenzahl: 136 Übersetzer: Ingo Herzke Originaltitel: "The ACB with Honora Lee" Originalverlag: Random House NZ Australisches Originalcover:
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Kasimiras Bewertung:
(4 von 5 möglichen Punkten)
--------------------------------------------------------------------------------- 2.Bild v. oben: © Rike/pixelio.de Australisches Cover: Homepage von Random House NZ