Eine herrliche, historische Krimikomödie hat die amerikanische Autorin Julie Berry geschrieben: “Lasst uns schweigen wie ein Grab”. Über zwei plötzliche Todesfälle, ein Mädcheninternat und der Raffinesse von sieben Mädchen. Mit rabenschwarzem, großartigem Humor — da macht das Lesen wirklich Spaß! Für Jugendliche ab 12 Jahren und interessierte Erwachsene.
Ely. Ein kleines Städtchen in England gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Sie hätten es im Leben niemals für möglich gehalten, doch es ist tatsächlich geschehen: die strenge, unbeliebte Internatsleiterin Mrs Plackett ist beim sonntäglichen Essen tot auf ihrem Stuhl zusammengesackt. Ebenso ihr Bruder Mr Aldous, nachdem er einen Bissen Kalbsfleisch gekostet hatte, welches nur die beiden, nicht aber die sieben Internatsschülerinnen bekamen, die sich vorbereitend auf ihr späteres Eheleben im Verzicht üben mussten. Das Fleisch wurde vergiftet, doch von wem? War es eines der Mädchen? Oder lief der Mörder noch frei draußen herum? Fest steht für die sieben unterschiedlich alten Mädchen jedoch eines: sie wollen keinesfalls nach Hause geschickt werden, sondern weiterhin zusammen im Internat bleiben und dieses in eigener Regie führen. Kann das klappen? Dummerweise tauchen am selben Abend bereits einige unerwartete Gäste auf, die zu Mr. Aldous Überraschungsparty anlässlich seines Geburtstages eingeladen waren. Auch ein Arzt ist dabei, der zuvor Mrs Plackett noch einmal auf ihr Leberleiden untersuchen wollte. Die Mädchen müssen sich einiges einfallen lassen, um die Leichen verschwinden und den Anschein, dass alles beim Alten wäre, zu wahren…
“Lasst uns schweigen wie ein Grab” liest sich sehr sehr angenehm. Die Geschichte findet eine interessante Einleitung, in der die Namen der Mädchen vorstellt werden: Roberta “Liebenswert”, Mary Jane “Ungeniert”, Martha “Einfältig”, Alice “Robust”, Kitty “Schlau”, Louise “Pockennarbig” und Elinor “Düster”. Gerade diese Beinamen erleichtern dem Leser schon zu Beginn des Romans die Mädchen auseinanderzuhalten und passen ideal zum Stil des Buches. Auch werden anschließend in kurzen Absätzen die Personen erwähnt, die nicht in “Lasst uns schweigen wie ein Grab” vorkommen. Dies sind die Verwandten/Bekannten der Mädchen, mit deren Nennung die Umstände geschildert werden, warum die sieben Mädchen im Internat gelandet sind und auch nicht unbedingt mehr nach Hause zurück möchten. Ein allwissender Erzähler wechselt zwischen den Perspektiven der einzelnen Mädchen, so dass man sich gut in sie hineinversetzen kann.
Die Geschichte spielt während des viktorianischen Zeitalters und wartet mit typischen, gut recherchierten Merkmalen jener Epoche auf, auf welche die Autorin in einem kurzen Nachwort noch einmal eingeht.
Ständige unvorhergesehene Ereignisse machen das Buch zu einer entspannten, äußerst unterhaltsamen Lektüre, die sich wirklich zu lesen lohnt! Auch das Cover ist grandios gestaltet.
Eine Lesealternative zu “Lasst uns schweigen wie ein Grab” wäre zum Beispiel “Das Haus der verschwundenen Kinder” von Claire Legrand. Auch hier begegnen dem Leser viel Witz und Ironie und ein Mädchen, das ebenfalls durch Raffinesse versucht zur Freiheit (ihres besten Freundes) zu gelangen. Sehr passend ist auch die “Flavia de Luce”-Reihe von Alan Bradley, Krimis mit sehr viel schrägem Humor. Oder lies noch ein anderes Buch von Julie Berry: “Ich bin die, die niemand sieht”. Das hat mir auch sehr sehr gut gefallen, mit historischem Hintergrund (Siedlerzeit) und ebenfalls mit dem Thema Schweigen.
Bibliografische Angaben:Verlag: Thienemann ISBN: 978-3-522-20199-5 Erscheinungsdatum: 17.September 2014 Einbandart: Taschenbuch Preis: 12,99€ Seitenzahl: 320 Übersetzer: Eva Plorin Originaltitel: "The scandalous sisterhood of Prickwillow Place" Originalverlag: Roaring Brook Press Amerikanisches Originalcover:
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Trailer zum Buch (englisch):
Kasimiras Bewertung:
(5 von 5 möglichen Punkten)
--------------------------------------------------------------------------------- 2.Bild v. oben: © Maria Lanznaster/pixelio.de Englisches Cover: Homepage von Julie Berry