“Dancing with Raven: Unser wildes Herz” von der deutschen Autorin Jana Hoch kombiniert die Trendthemen Pferde, Internat und Liebe. Ein junges Mädchen, das von ihrem Vater auf ein Internat geschickt wird, eine Menge Ballast aus ihrer Vergangenheit mit sich trägt und nicht nur auf ein ungezähmtes Pferd, sondern auch einen Jungen trifft, mit dem sie zunächst so gar nicht klarkommt. Romantik, Dramatik und jede Menge emotionale, tiefgründige aber auch humorvolle Momente. Eine rundherum gelungene Lektüre! Ein in sich abgeschlossener Roman. Für Jugendliche ab 12 Jahren und interessierte Erwachsene.
Die 16-jährige Katrina darf fortan auf ein Internat gehen. So hat sie es mit ihrem Vater, den sie nur Peter nennt, besprochen: “Er hatte gewollt, dass ich eine Therapie machte und anschließend meinen Privatlehrer wieder gegen eine Schule tauschte, neue Freunde kennenlernte und gute Noten schrieb. Dass ich “endlich ankam”, hier in Deutschland. Er wollte ein ganz normales Leben für mich. ohne Panikattacken, ohne Rückfälle.” (Zitat aus “Dancing with Raven: Unser wildes Herz” S.12) Denn Katrina hat seit dem Tod ihrer Mutter vor fast zwei Jahren einiges durchgemacht. Noch immer geht es ihr nicht richtig gut. Und sie leidet vor allem darunter, dass Peter ihr ihr Pferd Daisy weggenommen hat. Daisy, die ihre beste Freundin war. Deshalb muss sie jetzt alles daransetzen, dass ihr Alltag wieder normal wird. “Sehen wir es als Probezeit”, hatte Peter geschäftsmännisch gesagt, als ich ihm das Internat vorgeschlagen hatte. “Wir versuchen es und wenn du dich gut einlebst und dich die Situation nicht… nun ja… überfordert, dann sehen wir weiter.” (Zitat S.12) Dann bekäme sie Daisy wieder zurück. Das hofft Katrina inständig. Aber ihr Einstieg in das neue Internat ist nicht einfach. Denn obwohl sie nicht reiten will, besorgt Peter ihr ein Pferd. Und nicht nur irgendeins, sondern gleich das Beste und Talentierteste des ganzen Internats: Sinclair. Das Pferd, das ihr Mitschüler Henry, mit dem sie schon zu Beginn aneinandergerät, betreut hat und das sie ihm nun gewissermaßen weggenommen hat, obwohl sie nicht einmal vorhat es zu reiten. “Ich war noch keine vierundzwanzig Stunden an der
Schule und bereits wieder eine Ausgestoßene. Schönen Dank auch, Peter.” (Zitat S.53) Ein Einzelzimmer bekommt Katrina auch nicht. Soll mit einem Mädchen namens Emily zusammenwohnen, die auch noch die Tochter der Direktorin ist. Was, wenn sie eine Panikattacke überfällt und Emily davon Wind bekommt? Bald begegnet Katrina dem Pferd Diamond, das sie Raven tauft und das sich nicht wirklich zähmen lassen will. Und findet unerwartet Zugang zu ihm. Bald kommt sie auch Henry unerwartet näher…
Das Cover von “Dancing with Raven: Mein wildes Herz” ist ein echter Hingucker und ideal und passend für die Zielgruppe gestaltet. Der Roman, der mit einem geheimnisvollen Prolog startet, wird durchgehend aus Katrinas Sicht in der Ich-Perspektive erzählt. Jana Hoch liefert in ihrem Roman im Grunde alle Zutaten, die eine gelungen erzählte Geschichte braucht: eine sympathische Hauptfigur, einen Love Interest, mit dem diese sich eloquente Wortgefechte liefert, wie zum Beispiel dieses hier: “Henry.” Kaum waren wir draußen auf dem Gang, blieb ich vor ihm stehen und sprach seinen Namen so langsam aus, als hätte ich einen seltsamen Geschmack auf der Zunge. “War das nicht irgend so ein Tyrannenkönig, der reihenweise Frauen umgebracht hat?” Mister Schullogo legte bloß den Kopf schief. “Und Katrina? Hieß so nicht der Wirbelsturm, der 2005 New Orleans verwüstet hat?” (Zitat S.19); dazu noch Trendthemen wie Internat und Pferde, aber auch jede Menge Geheimnisse, die erst noch gelüftet werden müssen und vor allem die Hauptfigur und ihre Vergangenheit betreffen. Warum wurde Katrina das Pferd weggenommen? Was ist mit ihrer Mutter? Wie ist diese gestorben? Und warum
hat Katrina immer wieder Panikattacken? All diesen Fragen darf man als Leser nach und nach auf den Grund gehen. Neben ernsthaften Themen wie Panikanfälle und Trauerbewältigung gibt es aber auch immer wieder Momente, in denen die Romantik nicht zu kurz kommt oder es auch mal einiges zu schmunzeln gibt. Vor allem als Katrina und Henry eine gefakte Beziehung spielen, um Pluspunkte vor Katrinas Vater zu sammeln, wird es besonders interessant. Schön fand ich auch die Grundidee mit den Pferden aus schlechter Haltung, um die sich die Schüler an dem Internat kümmern: “die schwierigen Pferde werden ausschließlich von unseren Oberstufenschülern mit dem Schwerpunkt Reiten betreut. Die haben die nötige Erfahrung und können die Pferde begleiten. Wenn sie ihren Abschluss gemacht haben, können sie ihre Schützlinge entweder selbst übernehmen oder wir verkaufen sie weiter.” (Zitat S.24) In “D
ancing with Raven: Mein wildes Herz” passiert eigentlich ständig etwas, es wird keine Sekunde langweilig und man fiebert förmlich mit der Protagonistin mit, die zudem noch eine glaubhafte Entwicklung durchmacht und vor allem durch ihre wachsende Beziehung zu Raven Reife erlangt. Das Ende ist aufregend, romantisch und Mut machend und sehr passend.
Fazit: Eine Wohlfühlgeschichte, die sich zu lesen lohnt! Nicht nur für Pferdefans.
Dir gefällt Jana Hochs Erzähstil? Dann lies noch ihre “Royal-Horses”-Pferdereihe: “Kronenherz” (Band 1), “Kronentraum” (Band 2) und “Kronennacht” (Band 3). Hier gibt es auch eine Parallele zu “Dancing with Raven”, weil die Protagonistin in Band 1 ebenfalls auf der Flucht vor den Schatten ihrer Vergangenheit ist und auf einen Jungen trifft, der hinter ihr Geheimnis kommen will. Widerspenstige Pferde, die gezähmt werden, das findest du zum Beispiel in dem (modernen) Klassiker “Ostwind: Zusammen sind wir frei” von Carola Wimmer, in “Nur dieser eine Sommer” von Becky Citra, und sehr berührend in “Marwani: Mitten ins Herz” von Maren Dammann. Liebesgeschichten, in denen Geheimnisse aus der Vergangenheit unweigerlich aufgedeckt werden, sind zudem “Das Glück an meinen Fingerspitzen” von Julie Leuze, “Ein Lächeln sieht man nicht im Dunkeln” von Adriana Popescu und “Mit dir leuchtet der Ozean” von Lea Coplin. Ein Mädchen, das zurück in den Alltag finden soll, das hat mich auch ein wenig an “Cinder & Ella” von Kelly Oram erinnert. Dich interessieren Jugendromane über Panikattacken? Dann greif zu “Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen” von Ava Reed oder den Neuerscheinungen “Liebe sich, wer kann” von Annette Mierswa und “Es geht ja bloß um den Rest meines Lebens” von Anne Hoffmann.
Bibliografische Angaben:Verlag: Arena ISBN: 978-3-401-60519-7 Erscheinungsdatum: 14.Oktober 2021 Einbandart: Hardcover Preis: 16,00€ Seitenzahl: 384 Übersetzer: - Originaltitel: - Originalverlag: - Originalcover: -
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