“Fünf auf Crashkurs” von dem deutschen Autoren Hans-Jürgen Feldhaus ist ein Roman über eine Klassenfahrt nach Südfrankreich, auf der sich fünf Schüler überraschend näher kommen, die zuvor überhaupt nichts miteinander zu tun hatten. Ein Abenteuerroman, ein Selbstfindungstrip, ein Comic-Roman — ein etwas oller Klamauk für Wenigleser. Für Jungs ab 12 Jahren.
Eine Schulklasse auf Abschlussfahrt. Den Realabschluss in der Tasche, geht es jetzt mit zwei Lehrern nach Südfrankreich. Die Ardèche entlang im Kanu. Darunter auch fünf Schüler, die sich bisher erfolgreich aus dem Weg gegangen sind und nun in einem Zweier-Kanu und einem Dreier-Kanu aufeinandertreffen: Die zwei Mädchen Thalia (verliebt in ihren Lehrer Kai Schindler) und Judith (ihres Zeichens Musterschülerin): “Und Thalia in ihrem Kajak? Hübsch vielleicht, allein dann aber auch nicht mehr, weil da musste dann eben Judith Schrader einsteigen. Was Thalia höchst brechreizend fand und da hatte sie mal was gemeinsam mit Judith. Die fand Thalia auch zum Kotzen.” (Zitat S.15) Und die drei Jungs: Fynn (wird gerne übersehen, in allem eher mittelmäßig), Cem (Macho mit großer Klappe, soll es schon fertig gebracht haben “drei Lehrer in den Ruhestand zu burnouten” (Zitat S.30)) und Helge (Typ: Boss, soll in die Firma seines Vaters einsteigen, will aber lieber Schauspieler werden). Da werden Sprüche geklopft, da wird geflucht, da wird dann doch irgendwie auch mal gelacht. Bis sich die zwei Boote durch gewisse Zufälle von den anderen Schülerbooten absondern und die Fünf spontan beschließen, einfach bis ganz runter ans Mittelmeer zu schippern! Abenteuer pur, jede Menge Abwechslung und Spaß garantiert. Und allmählich werden die fünf Jugendlichen doch zu Freunden. Bis sich Kai Schindler — der Lehrer, der nur noch sein kommendes Sabbatjahr im Sinn hat, das ihm diese Ausreißer zunichte machen könnten — an ihre Fersen heftet und sie unbedingt wieder einfangen will, bevor sie ihr Ziel erreichen. Das können die “Fünf auf Crashkurs” natürlich auf gar keinen Fall zulassen…
Der Roman, der bereits auf dem Cover interessante Comicmotive offeriert, die sich auch auf den Innenseiten der Klappenbroschur fortsetzen, startet mit einem Zitat von Cat Stevens (“Well, if you want to sing out, sing out and if you want to be free, be free ‘cause there’s a million things to be you know that there are.” ) und einer Übersichtskarte von Südfrankreich, auf der die Routenabschnitte der Fünf eingezeichnet sind. “Fünf auf Crashkurs” ist aus der Sicht eines allwissenden Erzählers geschrieben, der den Leser durch die Geschichte begleitet. “Vorschlag: Ich erzähl die Szene zu Ende. Also ob Fynn nun springt oder eben nicht. Aber vorher erkläre ich dir kurz, was Sache war. Vor drei Tagen noch. Weil: Das ist mal interessant…” (Zitat S.12) Hierbei unterbricht der Erzähler immer wieder, kommentiert, schweift ab und korrigiert sich dann selbst: “Ich meine, so eine Kiste fährt höchstenfalls achtzig, getunt vielleicht sogar hundert. Darfst du dich aber auch nicht erwischen lassen, weil das richtig Ärger gibt und… …Thema wieder: Verbrennungsmotor! Auch Achmeds Vespa braucht Benzin. Und der Tank von Achmeds Vespa war voll. …also war gewesen. Gnadenloses Plusquamperfekt hier, weil: Während die Vespa mittels Cems Trotteligkeit mal für eine Weile auf der Seite lag, ist auch jede Menge Benzin aus dem Tank gelaufen.” (Zitat S.120ff) Mir persönlich gefiel dieser Erzählstil zu großen Teilen leider gar nicht. Er wirkt sehr holprig und flach, fast schon etwas zu bemüht jugendsprachlich (am Anfang vor allem) und zeugt von manch saloppen Überleitungen: “Und ab Klasse sieben war der Bor
is schon so ein dermaßen ausgewachsenes Arschloch, dass Fynn und der Rest der Klasse — inklusive Schindler — sich heimlich wünschten, dass Boris doch endlich sitzen bleiben möge… und die fünf bis sechs anderen Arschkrempen bitte auch! War aber nicht. Anderes Thema. Weil Boris Hartmann und sein Arschkrempen-Sextett spielen hier nicht die ganz große Geige. Geige spielt, also Thema ist: Fynn Dreher! Der hatte einfach keinen Bock auf die Schulabschlussfahrt.” (Zitat S.17) Zudem scheint der Autor Formulierungen wie “Ding ist:…” und “Sache war:…” und Satzanfänge mit “Weil:…” zu lieben, die ziemlich oft im Text vorkommen und an manchen Stellen auch die Ausrufezeichen: “Dass ihr Klassenlehrer, Kai Schindler, einfach nur nüchtern feststellte, dass die Gruppe ja jetzt vollständig sei, hätte ihnen eigentlich nur recht sein können. Und das war es auch. Judith jedenfalls! Aber Thalia war vollständig enttäuscht, dass der Schindler sie nicht einmal beachtete. Weil: Thalia war verliebt! In Kai Schindler, ihren Klassenlehrer!” (Zitat S.17) Abgesehen vom
Schreibstil — der bei Weniglesern vielleicht funktionieren mag — ist die Grundidee des Buches schön gewählt und wird durch einige spaßige Begebenheiten auf der turbulenten Fahrt ergänzt. Besonders die Sicht und die verzweifelten Bemühungen des Lehrers haben mir dabei gut gefallen. Ebenso eine gewisse Entwicklung der Charaktere mag man zuweilen beobachten und eine große Portion Lokalkolorit: “Denk dir eine hügelige Landschaft, Felsen hier, Bäume da und Blumen und Gräser dort, die einen Geruch verströmen, dass du glaubst: Ich bin in einer 50-Gramm-Packung Kräuter der Provence, die man bei EDEKA für 3,99€ kaufen kann.” (Zitat S.18) Da spielen nicht nur der Pont d’Arc und die Ardèche eine Rolle, sondern zum Beispiel auch Sehenswürdigkeiten in Avignon und die Idylle der Camargue. Und zum Schluss natürlich: Ende gut — alles gut:-)
Fazit: Wer sich an dem locker-flockigen, teils lapidaren Erzählton nicht stört, kann hier ein kleines Roadmovie mit vielen Comicabbildungen (vom Autoren selbst) im Innenteil erleben. Vor allem für Greg-Fans!
Du liebst Roadmovies? Dann lies doch “Tschick” von Wolfgang Herrndorf (ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2011) oder “Australien? Australien! Ein Roadmovie” von Tino Schrödl oder “Buster, König der Sunshine Coast” von Thorsten Nesch. Du magst Romane, die in Frankreich spielen? Sehr gut gefallen haben wir zum Beispiel “Glücksdrachenzeit” von Katrin Zipse (auch Südfrankreich),“Die Königinnen der Würstchen” von Clémentine Beauvais und “French Summer: A fucking great road trip” von Marian de Smet. Eine Autorin, die auch mit viel Humor und Esprit erzählt und deren Romane in Frankreich spielen, ist Marie-Aude Murail. Eine Freundschaftsgeschichte mit Tiefgang, bei der sich vier Jugendliche allmählich näher kommen (ab 14), ist die gelungene Neuerscheinung “Mein Sommer auf dem Mond” von Adriana Popescu. Du kannst neben den “Greg’s Tagebuch”-Romanen und einschlägigen Alternativen (findest du am Ende dieses Beitrags) natürlich noch die anderen Bücher von Autor Hans-Jürgen Feldhaus lesen. Zwei lieferbare Reihen von ihm sind die “Echt”-Reihe und die “Quinn & Spencer”-Reihe.
Bibliografische Angaben:Verlag: dtv ISBN: 978-3-423-74036-4 Erscheinungsdatum: 31.Mai 2018 Einbandart: Broschur Preis: 12,95€ Seitenzahl: 272 Übersetzer: - Originaltitel: - Originalverlag: - Originalcover: -
Kasimiras Bewertung:
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