Frank Schwieger — Kinder unterm Hakenkreuz: Wie wir den Nationalsozialismus erlebten

7. Febru­ar 2023

Der deut­sche Autor und Leh­rer Frank Schwie­ger, der Latein und Geschich­te stu­dier­te, hat mit “Kin­der unterm Haken­kreuz: Wie wir den Natio­nal­so­zia­lis­mus erleb­ten” ein bio­gra­fi­sches Sach­buch geschrie­ben, das Kin­dern die Zeit des Drit­ten Reichs und des Zwei­ten Welt­kriegs ver­ständ­lich erläu­tert. Neben eini­gen beglei­ten­den Sach­in­for­ma­tio­nen, zahl­rei­chen Abbil­dun­gen und Steck­brie­fen wer­den zehn Kin­der in den Mit­tel­punkt gestellt, die ihre eige­nen Geschich­ten erzäh­len. Wie sie die Zeit damals erlebt, wel­che Fra­gen sie sich gestellt und wel­ches Leid sie erfah­ren haben, aber auch wel­che Hilfs­be­reit­schaft und Mensch­lich­keit sie erle­ben durf­ten, um all das zu über­ste­hen. Ein sehr lehr­rei­ches, schön illus­trier­tes und bewe­gen­des Buch, das auch einer jün­ge­ren Ziel­grup­pe die­se Zeit näher­bringt. Auch per­fekt für den Schul­un­ter­richt geeig­net. Für Jugend­li­che ab 10 Jah­ren und inter­es­sier­te Erwachsene.

Zehn Kin­der. Zehn Schick­sa­le. Zehn Geschich­ten. (1) Die 11-jäh­ri­ge Erna, die 1933 in Nord­deutsch­land lebt, liebt den Schuh­la­den von Esther Blum, genannt “Blüm­chen”, und die Besit­ze­rin ganz beson­ders: “Blüm­chen war eine älte­re Dame, bestimmt schon über fünf­zig Jah­re alt. Und sie war im gan­zen Vier­tel beliebt, beson­ders bei uns Kin­dern.” (Zitat S.14) Für Erna ist sie wie eine Oma, bei der sie sich auch mal aus­heu­len kann und die ihr immer ein Him­beer­bon­bon zusteckt. Doch jetzt wird von der neu­en Regie­rung dazu auf­ge­ru­fen am Sonn­abend die Geschäf­te zu mei­den, die von Juden geführt wer­den, auch Blüm­chens Geschäft soll dabei sein. Das ver­steht Erna über­haupt nicht. “Aber was soll das? Blüm­chen hat doch nichts Schlim­mes getan!” (Zitat S.13). Erna beschließt selbst dage­gen aktiv zu wer­den… (2) Der 11-jäh­ri­ge Wil­li, der 1936 in Süd­deutsch­land lebt, ist Teil der Hit­ler­ju­gend und ganz stolz, dass er die Prü­fung dazu über­stan­den hat, er gehört nun zum Deut­schen Jung­volk. “Wir Jung­volk­jun­gen hie­ßen Pimp­fe. Und um ein ech­ter Pimpf zu wer­den, muss­te man eine Prü­fung bestehen, die hieß Pimp­fen­pro­be. Dafür hat­te ich in den letz­ten Wochen ganz viel geübt.” (Zitat S.29) Doch bei einer Frei­zeit mit der Grup­pe muss er fest­stel­len, dass nur das Recht des Stär­ke­ren zählt und sich die ande­ren sehr rück­sichts­los ver­hal­ten. (3) Die 13-jäh­ri­ge Anne­lie­se, die in West­deutsch­land lebt, bekommt 1938 von ihrer Mut­ter eine schlim­me Nach­richt mit: “Tan­te Elfrie­de hat eben ange­ru­fen”, sag­te Mut­ter. “Dort in Kas­sel haben sie ges­tern Abend die Syn­ago­ge zer­stört. Alles wur­de kurz und klein geschla­gen und Kasimirawohl auch Feu­er gelegt. […] Auch die Fens­ter­schei­ben eini­ger jüdi­scher Geschäf­te sol­len ein­ge­schla­gen wor­den sein.” (Zitat S.55) Dann brennt eines Nachts auch in Anne­lie­ses Stra­ße plötz­lich die Syn­ago­ge. Und die Poli­zei und die Feu­er­wehr ste­hen dane­ben und tun nichts!  (4) Der 10-jäh­ri­ge Jakob, der Jude ist, lebt 1938 mit sei­ner Fami­lie in den Nie­der­lan­den. Sei­ne Tan­te Ria und sein Onkel Phil sind nach Ame­ri­ka aus­ge­wan­dert, weil die Zustän­de im Land immer schlim­mer wer­den. Doch Jakobs Mut­ter will davon nichts wis­sen. “Hier ist mei­ne Hei­mat. […] Ich bin in Ensche­de auf­ge­wach­sen, habe dich hier ken­nen­ge­lernt, die Kin­der zur Welt gebracht. Ich kann nicht ein­fach weg­zie­hen, Josef, und nach Ame­ri­ka geen. Die Deut­schen wer­den die Nie­der­lan­de in Ruhe las­sen, das haben sie im letz­ten Krieg doch auch getan.” (Zitat S.78) Aber dann grei­fen die Deut­schen die Nie­der­lan­de doch an und sei­ne Eltern bekom­men kei­ne Ein­tritts­kar­te mehr nach Ame­ri­ka. Was sol­len sie denn jetzt bloß tun? (5) Die 12-jäh­ri­ge Lea, die Jüdin ist und in Öster­reich gebo­ren wur­de, ist mit ihren Eltern 1942 nach Frank­reich geflüch­tet. Doch ihre Eltern wer­den ver­haf­tet und so küm­mert sich Sophie, das Kin­der­mäd­chen, um sie. “…ich weiß, wo ihr in Sicher­heit seid. In einem Dorf in den Ber­gen.” “Wel­ches Dorf meinst du?”, frag­te ich. Sophie wieg­te den Kopf. “Es liegt im Süden. In der frei­en Zone. Die Bewoh­ner haben schon vie­len Men­schen gehol­fen, vor allem Kin­dern. Dort­hin wer­de ich euch brin­gen.” (Zitat S.129) Und so kommt Lea mit ihren zwei jün­ge­ren Brü­dern auf einem Bau­ern­hof unter. Kann sogar mit ande­ren jüdi­schen Kin­dern zur Schu­le gehen. Bis eines Tages Sol­da­ten in das Dorf kom­men. Doch dar­auf sind der enga­gier­te Pas­tor und die ande­ren Bewoh­ner schon vor­be­rei­tet… (6) Der 16-jähi­ge Marek ist in Polen gebo­ren und wächst zwei­spra­chig auf. Sei­ne Mut­ter möch­te, dass er ein Abitur in Deutsch­land macht, des­halb zieht er dort­hin. Aber dann soll er plötz­lich aus Deutsch­land aus­ge­wie­sen wer­den, weil er Jude ist. Er kehrt also zurück nach War­schau zu sei­nen Eltern. Sein Vater arbei­tet als ange­se­he­ner Zahn­arzt. Aber dieKasimira Zustän­de ver­schlim­mern sich auch in Polen immer mehr. Sei­ne Eltern müs­sen ihre Woh­nung abge­ben. Sie lan­den in einem von Mau­ern umge­be­nen Get­to, in das sämt­li­che Juden gesteckt wer­den. Und Marek macht eine beson­de­re Bekannt­schaft: “So plau­der­ten wir noch eine gan­ze Wei­le über Fuß­ball und ein­zel­ne Spie­ler, die wir beson­ders toll fan­den — ein deut­scher Sol­dat, mit einem Gewehr über der Schul­ter, und ein jüdi­scher Jun­ge, der eigent­lich den Fuß­bo­den mit sei­nem Hemd schrub­ben soll­te.” (Zitat S.164) Nichts ahnend, dass genau die­ser Sol­dat, der fast in sei­nem Alter ist, ihm spä­ter eine gro­ße Hil­fe sein wird… (7) Der 14-jäh­ri­ge Wil­li, der 1943 in Ham­burg lebt, hat eine Leh­re als Brief­trä­ger ange­fan­gen. Sein Vater wur­de in den Krieg ein­ge­zo­gen. Nachts müs­sen sie sich oft im Kel­ler ver­ste­cken, weil die Stadt ange­grif­fen wird. Nun wird auch sein Vier­tel beschos­sen. “Uns allen war klar, dass die­ser Angriff unse­rem Vier­tel galt, dass wir in die­ser Nacht um unser Leben fürch­ten muss­ten. […] Es don­ner­te und rum­pel­te, es krach­te und knall­te, der Lärm war ohren­be­täu­bend. Und es wur­de hell drau­ßen. Nein, nicht weil die Son­ne auf­ge­gan­gen wäre, dafür war es viel zu früh, son­dern weil die vie­len Feu­er um uns her­um die Nacht zu einem grau­si­gen Tag mach­ten.” (Zitat S.194) Dann lan­det plötz­lich auch in ihrem Haus eine Bom­be und es fängt an zu bren­nen… (8) Der 12-jäh­ri­ge jüdi­sche Pel­le lebt mit sei­ner Fami­lie in Däne­mark. Und er hat Angst. Denn es geht ein Gerücht um. “Woll­ten die Deut­schen uns tat­säch­lich abho­len? Nur weil wir Juden waren? Wir waren vor allem Dänen! Mein Vater war ein ange­se­he­ner Bür­ger von Kopen­ha­gen. Er hat­te in Deutsch­land Medi­zin stu­diert und arbei­te­te seit Jah­ren als Kin­der­arzt in einem Kran­ken­haus in unse­rer Stadt.” (Zitat S.211) Pel­les Eltern pla­nen die Flucht und die Fami­lie ver­sucht mit einem Boot nach Schwe­den über­zu­set­zen. Doch wird es ihnen gelin­gen? (9) Die 10-jäh­ri­ge Sig­rid, die 1945 in Ost­preu­ßen auf einem Bau­ern­hof lebt, muss mit ihrer Fami­lie die Flucht ergrei­fen. Sie fürch­ten die Rote Armee, die immer näher rückt. Dann haben sie die Tie­re los­ge­bun­den und die Stall­tür offen gelas­sen. Auch die Schwei­ne, die Gän­se und die Kasimiraübri­gen Hüh­ner muss­ten wir auf dem Hof zurück­las­sen. Mama lie­fen die Trä­nen über das Gesicht, als sie auf den Bock stieg un nach den Zügeln griff.” (Zitat S.240) Mit einem zusam­men­ge­zim­mer­ten Plan­wa­gen ver­las­sen sie den Hof, neh­men auch die 73-jäh­ri­ge, kran­ke Oma mit, die nicht mehr lan­ge leben wird. Aber dann wer­den sie von einem Flie­ger ange­grif­fen, ihr Pferd stirbt und sie müs­sen zu Fuß wei­ter. “So bra­chen wir an die­sem Tag auf: eine Mut­ter, vier Kin­der, eine ster­bens­kran­ke Oma, die von einem ukrai­ni­schen Gefan­ge­nen auf einer alten Tür durch den Schnee gezo­gen wur­den, und ein zot­te­li­ger Hund.” (Zitat S.248) Wer­den sie es ins nächs­te Kran­ken­haus schaf­fen, damit ihre Oma in Frie­den ster­ben kann? (10) Die 11-jäh­ri­ge Jana, die in Tsche­chi­en gebo­ren ist, ist im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger in Ausch­witz gelan­det. Weil eine alte Kla­vier­leh­re­rin sie dazu ermu­tigt, mel­det sie sich und behaup­tet Akkor­de­on spie­len zu kön­nen und darf dem Mäd­chen­or­ches­ter von Ausch­witz bei­tre­ten. “Ja, wir wuss­ten von den Gas­kam­mern, in die so vie­le Men­schen getrie­ben wur­den. Wir wuss­ten von den Kre­ma­to­ri­en, in denen ihre Lei­chen ver­brannt wur­den. Wir wuss­ten: Die Musik war unse­re ein­zi­ge Chan­ce, dem zu ent­kom­men. Solan­ge wir spie­len konn­ten, wur­den wir nicht ins Gas gejagt.” (Zitat S.259) Dann darf Jana das Lager auf ein­mal ver­las­sen. “Dass ich die Höl­le von Ausch­witz ver­las­sen durf­te, hat­te ich mei­ner Oma zu ver­dan­ken. Sie war die ein­zi­ge Chris­tin unter mei­nen Groß­el­tern. Dar­um war ich in den Augen der Nazis nur eine Drei­vier­tel­jü­din.” (Zitat S.256) Sie kommt in das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger in Ravens­bück. Doch auch dort sol­len sie das Lager im April 1945 plötz­lich räu­men. Angeb­lich sei­en die Rus­sen im Anmarsch. Auf der Weg durch die Käl­te, ohne Essen und Trin­ken, fällt Jana plötz­lich auf, dass die Wach­män­ner nicht mehr ganz so wach­sam sind. Das ist ihre Chance…

KasimiraDas Cover ist mit den Zeich­nun­gen, aber auch den ech­ten Foto­gra­fien im Hin­ter­grund ist sehr tref­fend und anspre­chend gemacht. In einem Vor­wort an die Eltern gibt Frank Schwie­ger Fol­gen­des an: “Da die NS-Zeit in der Schu­le erst in spä­te­ren Jahr­gän­gen unter­rich­tet wird, ist das Wis­sen um die­se Jah­re bei Kin­dern sehr begrenzt” (Zitat S.5) Weil ein­zel­ne Schick­sa­le viel mehr berüh­ren, als ledig­lich Zah­len und Fak­ten, macht der Autorin in sei­nem Buch genau das — er erzählt aus der Ich-Per­spek­ti­ve der ein­zel­nen Kin­der. Lässt die­se in eige­nen Wor­ten berich­ten. In einer Ein­lei­tung schreibt er außer­dem: “Am liebs­ten hät­te ich sie per­sön­lich ken­nen­ge­lernt, aber das geht natür­lich nicht. Dabei habe ich sie mir gar nicht frei aus­ge­dacht! Nein, alle Geschich­ten leh­nen sich an Per­so­nen an, die wirk­lich gelebt haben, und an Ereig­nis­se, die so oder ganz ähn­lich gesche­hen sind.” (Zitat S.7ff) Frank Schwie­ger will durch sein Buch zei­gen, dass sich solch eine schreck­li­che Zeit nie wie­der wie­der­ho­len darf und wür­de sich freu­en, wenn die Leser*innen nach der Lek­tü­re eben­falls zu genau die­ser Erkennt­nis kom­men. Er bit­tet die Eltern jedoch ihre Kin­der mit die­sen Geschich­ten nicht allei­ne zu las­sen, son­dern mit ihnen dar­über zu spre­chen. Die ein­zel­nen Kapi­tel sind immer nach dem glei­chen Prin­zip auf­ge­baut. Es beginnt mit einem Steck­brief des jewei­li­gen Kin­des, in dem ein Bild, der Name, Geburts­da­tum, Alter, Eltern, Geschwis­ter und Wohn­ort abge­bil­det sind. Dann folgt der Bericht des Kin­des und zum Schluss gibt es noch eine Dop­pel­sei­te, die in einem Schau­kas­ten den jewei­li­gen his­to­ri­schen Kon­text des vor­an­ge­gan­ge­nen Tex­tes näher erläu­tert. Dazwi­schen fin­den sich (wenn auch manch­mal nicht genau inhalt­lich über­ein­stim­mend, son­dern etwas ver­setzt) wun­der­schön von Frie­de­ri­ke Ablang illus­trier­te Zeich­nun­gen, die jeweils eine gan­ze Buch­sei­te ein­neh­men. Was ich etwas scha­de fand, war, dass die Begrif­fe im Glos­sar nicht im Fließ­text (bei­spiels­wei­se durch ein Sym­bol) gekenn­zeich­net wur­den, man wuss­te also nie, wel­chen Begriff man nach­schla­gen konn­te und wel­chen nicht. Der längs­te Teil in “Kin­der Kasimiraunterm Haken­kreuz” ist der von Jakob aus den Nie­der­lan­den, man­che Geschich­ten umfas­sen tat­säch­lich auch meh­re­re Jah­re, sei­ne — die als Ein­zigs­te in Tage­buch­form geschrie­ben ist — umfasst die Jah­re 1938 bis 1944. Aber der 4./5. Geschich­te gibt es tat­säch­lich inhalt­lich des Öfte­ren Wie­der­ho­lun­gen, da glei­che Ereig­nis­se aus der Sicht von unter­schied­li­chen Kin­dern ähn­lich wie­der­ge­ge­ben wer­den, wäh­rend die Tex­te am Anfang eher chro­no­lo­gisch auf­stei­gend nach Jah­res­zahl erzählt wer­den. Den­noch tut dies der Span­nung kei­nen Abbruch und es gibt jede Men­ge Sachen, die man selbst als Erwach­se­ner noch ler­nen kann: “Die Ret­tung fast aller däni­schen Juden ist ein ein­ma­li­ger Vor­gang wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs. Wäh­rend in Län­dern wie Ungarn, den Nie­der­lan­den, Grie­chen­land oder Polen 70 bis 90 Pro­zent der jüdi­schen Bevöl­ke­rung ermor­det wur­den, waren es in Däne­mark weni­ger als ein Pro­zent.” (Zitat S.235) Natür­lich spart Frank Schwie­ger auch Schlim­mes nicht aus, er ver­packt es zwar in eine ein­fa­che Spra­che, Kasimiradie ohne Bru­ta­li­tät aus­kommt, aber die Taten spre­chen eben auch für sich: “Da las ich etwas, was ich nicht glau­ben kann. In die­sen Lagern sol­len die Juden und vie­le ande­re Men­schen alle ermor­det wer­den, zu Tau­sen­den. Und zwar mit Gas. Die Lei­chen wür­den dann ver­brannt, ihre Asche über die Fel­der ver­streut, sodass kei­ne Spur mehr von den Men­schen bleibt. Ganz beson­ders schlimm soll es in einem Lager zuge­hen, das Ausch­witz heißt.” (Zitat S.103) Doch gera­de die Hilfs­be­reit­schaft vie­ler Men­schen wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs wird immer wie­der in den Vor­der­grund gerückt. Auch wenn in den ein­zel­nen Geschich­ten furcht­ba­re Din­ge gesche­hen, gibt es immer wie­der Zei­chen von Mensch­lich­keit, die beschrie­ben wer­den. So wie zum Bei­spiel die klei­ne Erna in der ers­ten Geschich­te, die am Sonn­abend zu dem von Nazis bewach­ten Schuh­la­den ihrer Lieb­lings­ver­käu­fe­rin und Gele­gen­heits­o­ma geht. “Mir schos­sen die Trä­nen in die Augen, aber das war mit in die­sem Moment egal. “Wollt ihr mich ver­prü­geln? Sechs Ker­le gegen ein elf­jäh­ri­ges Mäd­chen?” Zwei oderKasimira drei von die­sen Nazis schau­ten beschämt auf den Boden. Kei­ner sagt ein Wort. “Ihr soll­tet euch schä­men!”, fauch­te ich und schob mich an Wer­ner vor­bei zur Laden­tür.” (Zitat S.25) Erna hat ihr gan­zes Geld aus dem Spar­schwein zusam­men­ge­kratzt, um Blüm­chen zu unter­stüt­zen, will an die­sen Boy­kott-Tag Schu­he kau­fen und ist mutig genug, um sich an den Nazis vor­bei­zu­drän­gen. Oder auch die die Aus­sa­ge eines Man­nes in einem klei­nen, fran­zö­si­schen Dorf, für den es ganz selbst­ver­ständ­lich ist zu hel­fen: “Gleich mor­gen früh wird mei­ne Frau dann eine Blei­be für die Kin­der suchen. Machen Sie sich kei­ne Sor­gen. Hier gibt es vie­le Fami­li­en, die bereit sind Flücht­lin­ge auf­zu­neh­men. In die­sem Dorf wis­sen wir übri­gens gar nicht, was ein Jude ist. Oder ein Katho­lik oder Pro­tes­tant. Wir ken­nen hier nur Men­schen.” (Zitat S.132) Aber auch Klei­nig­kei­ten, wie uner­war­te­te Freu­de trotz wid­ri­ger Umstän­de, die die Kin­der emp­fin­den, wer­den beschrie­ben: “Judith und ich waren heu­te drau­ßen! Stun­den­lang! Das ers­te Mal seit dem letz­ten August! Ich kann es immer noch nicht fas­sen. Gert ist unglaub­lich. Der Bret­ter­zaun ist für uns!Kasimira So kön­nen wir jeden Tag in den Obst­gar­ten gehen, ohne dass uns jemand sieht.” (Zitat S.105) Selbst wenn die Kin­der von damals ihre Umstän­de nicht immer ver­stan­den haben, so haben sie doch einen ganz eige­nen Blick auf die Din­ge und kön­nen Sach­ver­hal­te mit ihrem eige­nen Men­schen­ver­stand ana­ly­sie­ren: Haben Juden ande­res Blut als Deut­sche?”, frag­te Wal­ter. “Natür­lich!”, blaff­te Her­mann. “Das weiß doch jedes Kind. Sie haben Juden­blut.” Ich hat­te mal gese­hen, wie Micha­el sich beim Fuß­ball das Knie auf­ge­schürft hat­te. Es hat­te ein biss­chen geblu­tet. Ich fand, sein Blut sah genau­so aus wie meins.” (Zitat S.39) Ganz am Ende des Buches fin­det man neben dem bereits erwähn­ten Glos­sar noch einen QR-Code zum Abscan­nen, der 48 Sei­ten noch aus­führ­li­che­re Sach­grund­in­for­ma­tio­nen zu den jewei­li­gen Geschich­ten ent­hält. Auch einen Ver­weis auf Leh­rer­ma­te­ri­al ist im Anhang enthalten.

LesealternativenDir gefällt der Erzähl­stil von Frank Schwie­ger? Dann lies noch sei­ne ande­ren Bücher. Zum Bei­spiel sei­ne “Geschichte(n) im Freund­schafts­buch”-Rei­he, in der Göt­ter, Hel­den und his­to­ri­sche Figu­ren selbst zu Wort kom­men. Ande­re Bücher von ihm sind “Julia im Alten Rom” und “Erik, der Wikin­ger­jun­ge”. Wei­te­re his­to­ri­sche Roma­ne zum Holocaust/Zweiten Welt­krieg, die eben­falls für eine jün­ge­re Ziel­grup­pe geeig­net sind und die ich alle emp­feh­len kann, sind “Fried­rich, der Gro­ße Detek­tiv” von Phil­ip Kerr, “Der Pfad: Die Geschich­te einer Flucht in die Frei­heit” von Rüdi­ger Bert­ram, “Flü­gel aus Papier” von Mar­cin Szc­zy­giel­ski, “Die letz­te Hal­te­stel­le” von Sharon E. McK­ay und “Krieg und Freund­schaft” von Dolf Ver­ro­en.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: dtv
ISBN: 978-3-423-76440-7
Erscheinungsdatum: 12.Januar 2023
Einbandart: Hardcover
Preis: 18,00€
Seitenzahl: 288
Übersetzer: -
Originaltitel: -
Originalverlag: -
Originalcover: -

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Kasimiras Bewertung:

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