Danielle Vega — Survive the night

Danielle Vega Survive the night10.August 2016

Sur­vi­ve the night” ist das neu­es­te Buch der ame­ri­ka­ni­schen Schrift­stel­le­rin Dani­elle Vega. Dass ihre Mut­ter ihr als Kind kei­ne Mär­chen vor­ge­le­sen, son­dern Ste­phen-King-Roma­ne nach­er­zählt hat, merkt man auch ihrem aktu­el­len Roman, der mit Hor­ror­ele­men­ten gespickt ist, deut­lich an. Eine Geschich­te über eine außer­ge­wöhn­li­che Par­ty, Dro­gen und Freund­schaft. Fluo­res­zie­rend, extra­va­gant und dämo­nisch. Für ner­ven­star­ke Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und Erwachsene.

Casey war zwei­ein­halb Mona­te in einer Ent­zugs­kli­nik. Wegen Tablet­ten­sucht. Seit einem Foul beim Fuß­ball­spiel hat sie ein kaput­tes Knie und des­we­gen Schmerz­mit­tel ver­schrie­ben bekom­men. Tablet­ten, die sie süch­tig gemacht haben. “Der Abend, an dem ich in die Ent­zugs­kli­nik gebracht wur­de, ist immer noch ein wei­ßer Fleck in mei­ner Erin­ne­rung. Ich weiß nichts mehr von dem, was gesche­hen ist, aber Sha­na sag­te, ich sei ohn­mäch­tig gewor­den […] Mei­ne Eltern sind nur aus­ge­flippt, weil ich bewusst­los war, aber mein Arzt sagt, dass so etwas kei­ne Sel­ten­heit ist. War kei­ne gro­ße Sache.”(Zitat S.11) Jetzt machen alle ein Dra­ma dar­um. Auch mit ihren Fuß­ball­freun­din­nen fühlt es sich nicht mehr nor­mal an. Man redet hin­ter ihrem Rücken über sie. “Ich bin es so leid, dass alle mich anse­hen, als wäre ich eine Bom­be, die jeden Augen­blick explo­die­ren kann.” (Zitat S.10) Die Ein­zi­ge, die Casey völ­lig nor­mal Danielle Vega Survive the nightbehan­delt ist Sha­na. Das zügel­lo­se, rebel­li­sche Mäd­chen, das zur Begrü­ßung schon mal “Schlam­pe” sagt und in hals­bre­che­ri­schem Tem­po auf der Gegen­fahr­bahn fährt und erst in letz­ter Sekun­de das Steu­er wie­der her­um­reißt. “Mist­stück”, sage ich und sacke auf dem Sitz zusam­men. Angst lässt mei­ne Haut pri­ckeln wie von tau­send Nadel­sti­chen und mein Atem geht stoß­wei­se. Ich dach­te, wir wür­den ster­ben. Aber wir sind nicht tot. […] Im Gegen­teil — so leben­dig wie jetzt habe ich mich seit drei Mona­ten nicht mehr gefühlt.”(Zitat S.35) Mit Sha­na befreun­det zu sein — das ist pures Adre­na­lin, Gefahr und ein Leben wie im Rausch. Als Casey von ihr zu einem Under­ground-Rave nach New York ent­führt wird, statt auf eine Pyja­ma­par­ty mit ihren “nor­ma­len” Freun­din­nen zu gehen, ist es die Ahnung eines Aben­teu­ers, das sie lockt. Die Par­ty fin­det an einem gehei­men Ort statt, den Sha­na und ihre ande­ren Freun­din­nen Aya und Julie bald aus­fin­dig machen. Mit von der Par­tie ist auch Sam, Caseys Ex, den sie nach Mona­ten das ers­te Mal wie­der­sieht. Ist da noch etwa zwi­schen ihnen? In einem alten U‑Bahn-Schacht steigt bald eine rau­schen­de Fei­er. Das Mot­to: “Sur­vi­ve the night”. Und nie­mand darf die Par­ty ver­las­sen. Erst wenn sie zu Ende ist, um 5Uhr früh. Bis dahin kann in den unüber­schau­ba­ren Schäch­ten, in der außer­ge­wöhn­li­chen Atmo­sphä­re viel pas­sie­ren… Und bald stol­pert Casey in einem Schacht über einen leb­lo­sen Kör­per. Es ist Julie. Sie ist tot. In ihrem Bauch ein rie­si­ges Loch. Und der Mör­der scheint noch unter ihnen zu weilen…

Danielle Vega Survive the nightSur­vi­ve the night” wird durch­gän­gig aus Casey Sicht in der Ich-Per­spek­ti­ve erzählt. Die Spra­che ist ange­nehm und flüs­sig. Inhalt­lich gese­hen schenkt Dani­elle Vega ihren Lesern jedoch nichts. Sie beschreibt auch ekli­ge, ent­setz­li­che Zustän­de äußerst exakt. Bereits der ers­te Satz des Buches lässt Unheil­vol­les erah­nen: “Es stimmt nicht, dass tote Men­schen so aus­se­hen, als wür­den sie schla­fen…” Auch ande­re absto­ßen­de, grau­en­vol­le Ele­men­te  fin­den zuwei­len Ein­zug in die Geschich­te: Rat­ten, die über die Stra­ße lau­fen; eine Kat­ze mit einer eit­ri­gen Wun­de, die Caseys Weg kreuzt und ein Obdach­lo­ser mit einem gru­se­li­gen Äuße­ren: “Er hat nur ein Auge und die Haut über der lee­ren Augen­höh­le sieht glän­zend und wund aus. Zu Stirn und Wan­gen­kno­chen hin wird sie fle­ckig. Run­ze­li­ge, schwärz­li­che Geschwü­re bede­cken sein Gesicht.” (Zitat S.64ff) Der Roman ist nicht gera­de für Zart­be­sai­te­te geschrie­ben. Man muss hier schon eini­ges ver­kraf­ten kön­nen. Vor allem als die tote Julie auf­taucht, wird dem Leser eini­ges abver­langt: “Ich sehe das zer­klüf­te­te Loch in Julies Brust vor mir. Kno­chen, die aus der Haut ragen. Zer­fetz­tes Fleisch. War­me, kleb­ri­ge Blut­pfüt­zen. Irgend­wer hat ihr die­ses Loch zuge­fügt. Bit­te­re Gal­le steigt in mir hoch. Irgend­wer hat den Kör­per mei­ner Freun­din auf­ge­schlitzt und nicht auf­ge­hört, als das Leben aus ihren Augen wich. Irgend­wer schnitt ihr die Ein­ge­wei­de raus, als sei sie ein Tier. Sie wur­de regel­recht aus­ge­schlach­tet.” Danielle Vega Survive the night(Zitat S.104) Erzäh­le­risch gese­hen ist die Geschich­te sehr inter­es­sant gestal­tet, da sich zwi­schen­zeit­lich immer wie­der Erin­ne­run­gen an frü­her in den Text ein­rei­hen. An die ent­ste­hen­de Freund­schaft zwi­schen Casey und Sha­na; an die Din­ge (auch die nicht so schö­nen), die sie gemein­sam erlebt haben; an Caseys Zeit in der Ent­zugs­kli­nik und an ihre Bezie­hung zu Sam. Ide­al gemacht ist auf jeden Fall das geheim­nis­vol­le Cover und die schwärz­li­che Umran­dung eines jeden Kapi­tel­an­fangs. Sie pas­sen zu der düs­te­ren Stim­mung, die das Buch durch­dringt. Und um es mit Sha­nas Wor­te zu sagen: “Begreif es end­lich, du wirst ein unglaub­lich auf­re­gen­des und gefähr­li­ches Leben füh­ren.” Sie zwin­kert mir zu. “Ob du willst oder nicht.” (Zitat S.27). Denn auf­re­gend wird es inner­halb die­ser 266 Sei­ten defi­ni­tiv. Beson­ders zum Ende hin wird es dann wirk­lich gruselig!

««««Ach­tung Spoi­ler!!!!»»»» Etwas selt­sam fand ich nur die schnel­le Abwe­sen­heit der Poli­zis­ten beim Räu­men der Par­ty…? Aber die hät­ten natür­lich beim Fort­gang der Geschich­te nur gestört;-) ««««Spoi­ler Ende»»»»

Wenn dir “Sur­vi­ve the Lesealternativennight” gefal­len hat, dann lies doch noch das ande­re Buch von Dani­elle Vega, das bereits ins Deut­sche über­setzt wur­de: “Die Unbarm­her­zi­gen”. Hier geht es eben­falls sehr hef­tig zu und das The­ma Exor­zis­mus wird in den Mit­tel­punkt gestellt. Eine gute Alter­na­ti­ve ist eben­falls “Sag nie ihren Namen” von James Daw­son. Wenn du ande­re gute Hor­ror­bü­cher lesen möch­test, dann greif zum Bei­spiel zu den Büchern von Rhi­an­non Las­si­ter “Der 13.Gast” oder “Böses Blut”. Neu als Taschen­buch ist jetzt auch “Stig­ma­ta: Nichts bleibt ver­bor­gen” von Bea­trix Guri­an erschie­nen. Klas­se fand ich eben­so den noch rela­tiv neu­en Titel “Das Nest” von Ken­neth Oppel.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Beltz & Gelberg
ISBN: 978-3-407-74731-0 
Erscheinungsdatum: 11.Juli 2016
Einbandart: Hardcover
Preis: 14,95€ 
Seitenzahl: 272 
Übersetzer: Inge Wehrmann
Originaltitel: "Survive the night" 
Originalverlag: Razorbill

Amerikanisches Cover:
Danielle Vega Survive the night

Kasimiras Bewertung:

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(4 von 5 mög­li­chen Punkten)

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