Cleo Leuchtenberg — I love you heißt noch lange nicht Ich liebe dich

Cleo Leuchtenberg - I love you heißt noch lange nicht ich liebe dich27.August 2018

Unter dem Pseud­onym Cleo Leuch­ten­berg haben sich die Autorin­nen Lisa Marie Dick­rei­ter und Clau­dia Brend­ler zusam­men­ge­tan und mit “I love you heißt noch lan­ge nicht Ich lie­be dich” ihr ers­tes Jugend­buch geschrie­ben, das sei­ne Leser in die Welt der Syn­chro­ni­sa­ti­on eines Hol­ly­wood­fil­mes ent­führt. Ein inter­es­san­tes Set­ting und eine Lie­bes­ge­schich­te, die haupt­säch­lich im Win­ter spielt. Net­te Unter­hal­tung für Zwi­schen­durch. Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und inter­es­sier­te Erwachsene.

Ber­lin. Die 17-jäh­ri­ge Diplo­ma­ten­toch­ter Lil­ly hat es manch­mal nicht leicht. Alle 3 bis 4 Jah­re ein Umzug in ein ande­res Land. Wäh­rend sie vor Kur­zem noch in Rumä­ni­en gelebt hat — aber auch schon in Kana­da und Süd­ko­rea — wur­de ihr Vater jetzt nach Ber­lin ver­setzt. Freund­schaf­ten zu knüp­fen ist da schwie­rig. Und ihr letz­ter Freund hat mit ihr Schluss gemacht, weil ihm eine Fern­be­zie­hung zu anstren­gend erschien. Weil die Lie­be dafür nicht aus­rei­chen wür­de. Das ein­zig Kon­stan­te in Lil­lys Leben ist die Cleo Leuchtenberg - I love you heißt noch lange nicht ich liebe dichInter­na­tio­nal School, auf die sie in jedem Land geht und ihre Lie­be zur Schau­spie­le­rei. Denn sie ist gut in dem, was sie auf der Büh­ne tut: “Der Applaus war über­all. Er hall­te von den Wän­den, er fiel von oben auf mich her­ab, er kam von hin­ten, wo die ande­ren stan­den, er schien sogar aus den Boxen zu kom­men. Ich ver­beug­te mich. Ein­mal, zwei­mal, drei­mal und immer wenn ich hoch­schau­te, sah ich die Agen­tin. Sie stand und klatsch­te und hör­te nicht auf.” (Zitat S.9) Des­halb schlägt ihr Schau­spiel­leh­rer auch Lil­ly vor, als eine Cas­ting­agen­tur eine neue, fri­sche Stim­me für die Syn­chro­ni­sa­ti­on eines Hol­ly­wood­fil­mes sucht. Und sie besteht tat­säch­lich das Cas­ting, obwohl sie so etwas vor­her noch nie gemacht hat und als abso­lu­te Anfän­ge­rin vie­les noch erst ler­nen muss. “Oft bekommt ihr neue Sze­nen oder Dia­lo­ge näm­lich erst direkt vor der Auf­nah­me. Und dann müsst ihr von null auf hun­dert da sein. Beim Syn­chron­spre­chen […] zeigt sich ganz schnell, wer die wirk­lich guten Schau­spie­ler sind. Die­je­ni­gen, die sich sofort und ohne Vor­wis­sen in eine Rol­le ein­füh­len kön­nen. Sich fal­len las­sen und total dar­in auf­ge­hen. Das sind die wah­ren Schau­spie­ler.” (Zitat S.22) Lil­ly soll die deut­sche Stim­me der New­co­me­rin und Schau­spie­le­rin Rapha­e­la Stan­field wer­den, die eine Haupt­rol­le in dem Film “Die Ver­lo­re­nen” spielt. Ihr männ­li­cher Gegen­part ist der 17-jäh­ri­ge Ben, der schon seit Ewig­kei­ten die deut­sche Stim­me des Schau­spie­lers Lex B. Tyson ist unCleo Leuchtenberg - I love you heißt noch lange nicht ich liebe dichd dies schon völ­lig rou­ti­niert macht. Ben ver­leiht sei­ner Stim­me eine schö­ne Tie­fe und die­sen roman­ti­schen Touch, der mit vie­len Rol­len, die Lex B. Tyson gespielt hat, ein­her­geht. Doch er selbst glaubt nicht an die gro­ße Lie­be: “Wer zum Teu­fel dach­te sich die­sen Scheiß aus? […] Dabei weiß jeder, wahr­schein­lich auch die Idio­ten, die die­se schwach­sin­ni­gen Dreh­bü­cher schrei­ben, dass Ver­liebt­sein kein erstre­bens­wer­ter Zustand ist. Wer will schon ver­ne­belt sein, ver­rückt, kom­plett ver­peilt, Opfer sei­ner eige­nen Hirn­che­mie?” (Zitat S.43) Mit so jeman­dem kann Lil­ly doch kei­ne Lie­bes­sze­nen spie­len? Zumal Ben sie für ein ver­wöhn­tes, rei­ches Mäd­chen hält, das von Papa alles — eben­so die­se Rol­le hier — bezahlt bekommt. Er selbst scheint in größ­ten Geld­nö­ten zu ste­cken und sti­bitzt schon mal ein paar Lebens­mit­tel ein, die in der Küche des Ton­stu­dio her­um­lie­gen. Doch der Regie­chef ist in man­chen Momen­ten nicht all­zu begeis­tert von den Rol­len Raid ali­as Ben und Pay­ton ali­as Lil­ly, die sie zu syn­chro­ni­sie­ren ver­su­chen: Ver­dammt, das ist nicht wit­zig! Hört ein­fach zu, hört ihr die Inten­si­tät? Zwi­schen Pay­ton und Raid brennt die Luft. Und das will ich auch bei euch hören!” Pro­fes­sio­nell sein, nur Pay­ton sein, das hat­te ich ver­sucht, doch es reich­te anschei­nend nicht. Wie soll­te ich die Luft zum Bren­nen brin­gen, mit jeman­dem wie Ben? Er lag immer noch aus­ge­streckt im Ses­sel und tat so, als ob ihn das alles nichts angin­ge.” (Zitat S.107) Ob sie wol­len oder nicht, müs­sen Lil­ly und Ben sich zusam­meCleo Leuchtenberg - I love you heißt noch lange nicht ich liebe dichnrau­fen. Denn bald wer­den die Ame­rikaner — die Auf­trag­ge­ber — kom­men und ihnen über die Schul­tern schau­en: “Ich habe so was auch erst zwei Mal erlebt. Bei­de Male wur­den die Spre­cher der Haupt­rol­len übri­gens aus­ge­tauscht. Die Amis sind knall­hart! […] Die wol­len mor­gen per­fek­te Arbeit sehen, die sind das Bes­te vom Bes­ten gewohnt. […]… ent­we­der ihr funk­tio­niert zusam­men, oder ihr seid drau­ßen. Haben wir uns ver­stan­den?” (Zitat S.110ff) Beim Zusam­men­rau­fen kom­men Lil­ly und Ben sich jedoch uner­war­tet näher. Doch was ist Hol­ly­wood und was ist echt? Als Ben dann auch noch vor­schlägt ihren Freund zu spie­len, um einem Kup­pel­ver­such ihrer Eltern mit einem Freund aus Kin­der­ta­gen zu ent­ge­hen, ist das Cha­os perfekt…

I love you heißt noch lan­ge nicht Ich lie­be dich” wird aus zwei Sicht­wei­sen in der jewei­li­gen Ich-Per­spek­ti­ve von Lil­ly und Ben erzählt. Sie wech­seln sich nicht immer kon­se­quent ab, es kann schon mal vor­kom­men, dass zwei Kapi­tel hin­ter­ein­an­der aus einer Per­spek­ti­ve erzählt wer­den. Das Set­ting mit dem Ton­stu­dio, der Syn­chro­ni­sa­ti­on und zu Beginn mit Lil­lys Schau­spiel­welt fand ich sehr fas­zi­nie­rend und gelun­gen. Schon der Ein­stieg des Buches, der mit einer Email beginnt, ver­leiht dem Gan­zen ein Gefühl von Gla­mour, High Socie­ty und dem ganz gro­ßen Erfolg: “Lie­ber Olaf, letz­te Woche hat Hol­ly­wood ange­ru­fen — KEIN SCHERZ! Mei­ne Agen­ten und ich cas­ten gera­de mit Hoch­druck für den Cleo Leuchtenberg - I love you heißt noch lange nicht ich liebe dichKino­film Die Ver­lo­re­nen. […] Die Dreh­ar­bei­ten […] fan­den in Kana­da statt, der fer­ti­ge Film soll noch im Juli in die deut­schen Kinos kom­men. Wir suchen jetzt drin­gend eine neue, unver­brauch­te Syn­chron­stim­me für Rapha­e­la Stan­field. Gibt es unter dei­nen Schau­spiel­schü­le­rin­nen viel­leicht eine, die dafür infra­ge käme?” (Zitat S.6) Lil­ly als Cha­rak­ter ist durch­weg sym­pa­thisch und man kann sich sehr gut in sie ein­füh­len. Ben wirkt am Anfang eher genau gegen­tei­lig und schwie­rig und man braucht eine Wei­le, bis man auch ihn und sei­ne Beweg­grün­de nach­voll­zie­hen kann. Wäh­rend man­che Emo­tio­nen des Buches rich­tig schön berüh­rend geschil­dert sind, wie zum Bei­spiel die­se hier —  “Ich schau­te auf mei­ne Füße in den gebrauch­ten Cow­boy­stie­feln, und auf ein­mal kamen sie mir lächer­lich vor. Alles kam mir lächer­lich und unwirk­lich vor, gleich wür­de ich auf­wa­chen und fest­stel­len, dass ich die Rol­le gar nicht hat­te, dass ich nicht hier­her­ge­hör­te, so wie ich nir­gend­wo­hin gehör­te. Das Schluch­zen stieg ein­fach auf und schüt­tel­te mich, ich konn­te nichts tun. Ich press­te die Lip­pen auf­ein­an­der, beug­te mich vor und hielt mich an mir selbst fest.” (Zitat S.60) - und das Buch eben­so sprach­lich schön geschrie­ben ist, hat­te ich in der Mit­te von “I love you heißt noch lan­ge nicht Ich lie­be dich” ein wenig Mühe mich von der Geschich­te mit­rei­ßen zu las­sen. Das im Klap­pen­text ange­deu­te­te Knis­tern zwi­schen den bei­den, das war mir ein wenig zu schwach und wur­de an man­chen Stel­len vor allem dadurch ver­schmä­lert, dass von Lil­ly als Pay­ton und von Ben als Raid gesproCleo Leuchtenberg - I love you heißt noch lange nicht ich liebe dichchen wur­de. Film und Rea­li­tät, die inein­an­der über­gin­gen, das ver­grö­ßer­te die Distanz zum Leser und kos­te­te die Nähe zu den Prot­ago­nis­ten und somit ver­lor sich auch das Gefühl ein wenig. Im hin­te­ren Teil wird es dann glück­li­cher­wei­se wie­der emo­tio­na­ler, unter­halt­sa­mer und die Zeich­nung der Cha­rak­te­re rich­tig schön tief­grün­dig. Gro­ßen Raum nahm auch die Geschich­te um Pay­ton und Raid in dem Buch ein. Eine dys­to­pi­sche Action- und Lie­bes­ge­schich­te, bei der man teil­wei­se kom­plet­te Dreh­buch­sei­ten in einem ande­ren Schrift­bild abge­druckt lesen konn­te. Dass eine der Autorin­nen (Lisa Marie Dick­rei­ter) vom Fach ist und selbst diplo­mier­te Dreh­buch­au­to­rin ist (Stu­di­um an der Film­aka­de­mie in Lud­wigs­burg), das merkt man. Ansons­ten erfährt man noch im Nach­wort von wem sie sich Hil­fe geholt haben. Das Ende: pas­send und gelungen.

Fazit: Der (emo­tio­na­le) Mit­tel­teil schwä­chelt etwas, aber ansons­ten eine schö­ne Geschichte.

Du magst einen Hauch von Hol­ly­wood, der plötz­lich in einem Roman auf­taucht? Dann wäre fol­gen­de Bücher sicher­lich etwas für dich: “Ster­nen­ge­wit­ter” von StLesealternativenepha­nie Sing (hier wird in einem klei­nen Ort plötz­lich ein Film gedreht und aus Image­grün­den soll die unbe­kann­te Prot­ago­nis­tin die Freun­din des Star­schau­spie­lers spie­len!), die “Famous in Love”-Rei­he von Rebec­ca Serle (ein Mäd­chen ergat­tert uner­war­tet die Haupt­rol­le eines Films und wird berühmt und sich ver­liebt; die gan­ze Welt beob­ach­tet sie bei einer Drei­ecks­ge­schich­te) oder die “The Make up Girl”-Rei­he von Dana Sheen (eine Make-up-Desig-Stu­den­tin springt spon­tan bei einer Pro­mi-Talk­show ein und wird erfolg­reich). Etwas Aktu­el­les gefäl­lig? Eine Neu­erschei­nung aus dem Früh­jahr ist “Emma & Jake: Lie­be braucht kein Dreh­buch” von Amy Fin­ne­gan und bald erscheint “Cin­der & Ella” von Kel­ly Oram. Zweidie sich nicht aus­ste­hen kön­nen und sich zusam­men­rau­fen müs­sen? Das erlebst du zum Bei­spiel in “Wir flie­gen, wenn wir fal­len” von Ava Reed oder in “Almost” von Anne Eli­ot (hier ist auch die The­ma­tik “Freund spie­len” dabei).

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Oetinger
ISBN: 978-3-7891-0852-5
Erscheinungsdatum: 20.August 2018
Einbandart: Hardcover
Preis: 17,00€ 
Seitenzahl: 336 
Übersetzer: -
Originaltitel: - 
Originalverlag: -
Originalcover: -

Kasimiras Bewertung:

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(4 von 5 mög­li­chen Punkten)

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