Die amerikanische Autorin Cherie Priest hat mit “Ich bin Princess X” ein richtig cooles Buch geschrieben. Über Freundschaft, einen besonderen Comic und ein verschwundenes Mädchen. Ein Roman mit eingefügten Comicteilen. Flott und sehr unterhaltsam erzählt. Für Jugendliche ab 12 Jahren.
Seattle. Libby und May haben eigentlich nicht viel gemeinsam. Sie kennen gerade mal den Namen der jeweils anderen. Freundinnen sind sie schon gar nicht. Das ändert sich, als sie aufgrund eines Gipsbeins und eines ärztlichen Attests wegen Asthma zusammen eine Freistunde auf dem Spielplatz verbringen. Ein paar Kreidestücke liegen dort auf dem Boden herum. Eine Horde neugierige Kinder beobachtet die Mädchen. Bis Libby auf eine Idee kommt: “Hey, wollt ihr mir beim Zeichnen zuschauen?” Die Vorschulkinder tauschten unsichere Blicke. “Kommt schon”, ermutigte Libby sie, “Ich male alles, was ihr wollt. Ich kann das ziemlich gut.” (Zitat aus “Ich bin Princess X” S.6) Und das kann Libby tatsächlich. Sie zeichnet einen Hund, ein Spukhaus und schließlich auf Wunsch eines Kindes eine Prinzessin, die in dem Haus leben soll: “…ein Mädchen mit blauem Haar in einem Prinzessinnenkleid mit Puffärmeln, das eine große goldene Krone und rote Chucks trug.” (Zitat S.7). Sie tauften sie “Princess X”. Und irgendwie ist diese Prinzessin zugleich Symbol für den Beginn ihrer Freundschaft. Denn Libby und May lassen sich immer neue Abenteuer für “Princess X” einfallen. Libby zeichnet sie und May schreibt die Geschichte dazu. Sie erschaffen ein ganzes Fantasiereich. Werden zu besten Freundinnen. Doch dann stürzt Libby eines Tages mit dem Auto ihrer Mutter, die am Steuer eingeschlafen ist, von einer Brücke in einen Fluss. Die Mutter fand man tot am Steuer. Libbys völlig unkenntliche Leiche ein paar Tage später. Nur anhand ihrer Kleidung und ihres Schülerausweises in ihrer Jackentasche konnte man sie identifizieren. Seitdem träumt May immer wieder, dass ihre beste Freundin doch noch überlebt hat. Dass sie sich retten konnte. Doch das konnte sie nicht. Libby ist tot. May war auf ihrer Beerdigung (der Sargdeckel war leider nicht aufzukriegen). Dummerweise ist neben Libby nun auch noch Princess X verschwunden. Denn als May ein paar Tage nach der Beerdigung sich die ganzen Ordner und Comicstrips, die sie in der letzten Zeit geschaffen hatten, holen wollte, musste sie feststellen, dass Libbys ganzes Haus leergeräumt war. Der Vater hatte nur das Nötigste gepackt und den Rest entsorgen lassen. Und so sehr May auch in Secondhandläden und anderen Geschäften nach den Kisten mit ihren gemeinsamen Geschichten sucht, sie findet sie nicht. Bis sie drei Jahre später plötzlich — nach der Trennung ihrer Eltern — für einige Zeit von Atlanta, wo sie mit ihrer Mutter gelebt hat, zurück zu ihrem Vater nach Seattle kommt und auf merkwürdige Aufkleber stößt. Aufkleber, die in der ganzen Stadt verteilt sind. Aufkleber, auf denn Princess X zu sehen ist! Nach einigen Recherchen bekommt May heraus, dass es eine mysteriöse Webseite gibt, auf der ein Comic über Princess X zu lesen ist. Ein Comic, welcher große Berühmtheit erlangt und viele Fans hat. Nur, dass niemand weiß, wer dahinter steckt. Die Geschichte kennt May nicht, aber die Zeichnungen verraten ihr, dass nur eine die Erzählerin und Zeichnerin sein kann: Libby! Ist sie noch am Leben? Mit dem Computerexperten Patrick, der sich nur Trick nennt, versucht sie aus dem Comic herauszulesen, was mit ihrer besten Freundin passiert sein könnte…
“Ich bin Princess X” fällt mit dem besonderen Cover irgendwie auf und zugleich aus dem Rahmen. Comic? Graphic Novel? Roman? Letzteres ist auf jeden Fall Hauptbestandteil der Geschichte. Passend zum Inhalt werden gelegentlich Ausschnitte des Comics gezeigt, den May auf der Internetseite entdeckt. Die Zeichnungen sind allesamt in schwarz-lila Töten gehalten, ebenso wie die Kapitel, die durch einen Header eingeleitet werden, der die Augenpartie von Princess X’ Gesicht zeigt. Gerade die Mischung von Text und Comic macht einen besonderen Reiz beim Lesen aus, wobei der Comicteil wirklich nur sporadisch auftritt und kein zu großes Gewicht erhält (wie dies in anderen Büchern der Fall ist). Gut gefallen hat mir auch die flüssige Erzählweise. Die Geschichte wird äußerst temporeich erzählt. Die Sprache ist locker und sehr angenehm zu lesen. Spannung wird rasch erzeugt und man möchte unbedingt wissen, was hinter dem Rätsel um Princess X steckt. Und rätseln darf man in dem Roman jede Menge. Denn in dem Comic der Webseite sucht Princess X nach vier Schlüsseln, die sie retten werden. Parallel dazu sucht auch May nach diesen Schlüsseln, im echten Leben. Welche Spuren hat Libby ihr hinterlassen und wohin werden sie führen? Der Bösewicht aus dem Comic ist ihr und Trick dabei immer dicht auf den Fersen…
Du magst Geschichten im Comicstil? Neben den bekannten “Greg’s Tagebüchern” von Jeffrey Kinney gibt es hier auch für Mädchen interessante Alternativen: die “Dark Diaries”-Reihe von Rachel Renée Russell, die “Nashörner”-Reihe von Ulrike Leistenschneider und die “Endlich beliebt”-Reihe von Amy Ignatow. Als gute Alternative zu “Princess X” könnte ich mir auch die “Ruby Redfort”-Reihe von Lauren Child vorstellen. Hier ist die Hauptfigur auch munter am Rätsellösen. Gefällt dir die Kombination virtuelle Welt und echtes Leben? Dann lies doch das bekannte “Erebos” von Ursula Poznanski, in dem sich diese Grenzen ebenfalls zu vermischen scheinen. Eine etwas märchenhaftere Variante mit ebenso eingeschobener Geschichte ist “Mein Herz zwischen den Zeilen” von Jodi Picoult und ihrer Tochter Samantha van Leer. Oder versuch es mal mit dem spannenden “Spiel des Lebens” von Veit Etzold, in welchem auch allerlei Rätsel gelöst werden müssen.
Bibliografische Angaben:Verlag: Bloomoon ISBN: 978-3-8458-1299-8 Erscheinungsdatum: 12.Januar 2016 Einbandart: Taschenbuch Preis: 12,99€ Seitenzahl: 272 Übersetzer: Doris Hummel Illustrator: Kali Ciesemier Originaltitel: "I am Princess X" Originalverlag: Scholastic Amerikanisches Originalcover:
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Kasimiras Bewertung:
(4,5 von 5 möglichen Punkten)
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