Die amerikanische Autorin Chan Crystal hat mit „Bird und ich und der Sommer, in dem ich fliegen lernte“ einen Roman geschrieben, der sowohl traurig, als auch wunderschön erzählt ist. Eine Geschichte über den Wert der Freundschaft, böse Geister und die Wichtigkeit in einer Familie immer miteinander zu sprechen. Sehr unterhaltsam und berührend. Ein bezauberndes Buch. Für Kinder ab 11 Jahren, Jugendliche und interessierte Erwachsene. Lesetipp!!
Jewel lebt mit ihrer Familie auf dem Land (in Iowa). Ihr Vater kommt aus Jamaika, ihre Mutter aus Mexiko. Auch ihr Großvater lebt bei ihnen, spricht aber seit dem Tod von Jewels Bruder kein Wort mehr. Er war es, der John Bird nannte, weil er immer so durch die Gegend hüpfte. Er war es auch, der John erzählte, dass er eines Tages sicherlich fliegen würde können. Das hatte John im Alter von fünf Jahren leider wörtlich genommen und ist mit einem Handtuch als Flügel von einer Klippe gestürzt. Sein Todestag fiel genau auf Jewels Geburt. Und sie wächst das Mädchen in einer Familie auf, in der über diese tragische Vergangenheit nicht gesprochen wird, in einer Familie, in der nicht mehr viel Freude da ist und in der sie oft nicht gesehen wird, weil sich ihre Eltern einfach nicht für sie interessieren. Ihr Großvater schon gar nicht. Er verbringt den Tag über meist in seinem Zimmer. Doch dann taucht auf einmal ein Junge auf, der ebenfalls John heißt. Er ist zu Besuch bei seinem Onkel. Eine schöne Freundschaft entsteht zwischen Jewel und ihm. Mit ihm kann das Mädchen über alles reden. Über ihren Wunsch Geologin zu werden zum Beispiel. Oder über ihren toten Bruder. Doch irgendwas scheint ihr Großvater gegen John zu haben…
„Bird und ich und der Sommer, in dem ich fliegen lernte“ ist durchgängig aus der Ich-Perspektive und aus Jewels Sicht geschrieben. Jewel ist ein sehr kluges, versiertes Mädchen. Ein sehr sympathischer Charakter. Sie liebt die Natur, die Steine, das Graben in der Erde. Ihre Sorgen, Wünsche, Ängst vergräbt sie symbolisch in Form von kleinen Kieselsteinen in die Erde, damit diese sich ihnen annimmt. Traurig ist wie wenig das Mädchen von ihrer Familie wertgeschätzt wird. Als sie beispielsweise ihren bewusstlosen Opa mit einer Notfallspritze aus dem Zuckerschock holt, bekommt sie kein Dankeschön von ihren Eltern, sondern wird angepflaumt, weil sie nicht früher zu Hause war. Ihre Mutter will auch nichts von ihrem Wunsch, Geologin zu werden, wissen. Sie soll lieber etwas Richtiges lernen.
Besonders schön ist es da von ihrer aufkeimenden Freundschaft zu John zu lesen. Wie sie sich gegenseitig mit ihrem Wissen unterhalten. Jewel mit ihren Kenntnissen über die Erde und John mit seinen über den Weltraum (er möchte Astronaut werden). Doch auch ihre Freundschaft muss einiges überstehen. Vor allem die Abergläubigkeit ihres Vaters und Großvaters, die an böse Geister glauben, ist es, die dem jungen Mädchen viel abverlangt. Sehr berührend ist es daher von manchen Veränderungen zu lesen: wie Jewel sich ihrem Großvater langsam nähert oder wie sie es schafft bei Fragen, die ihr niemand beantworten will, nicht locker zu lassen. Auch die Verzierungen in den Innenseiten des Buches, vor allem das Cover und die einzelnen Illustrationen an Kapitelenden oder – anfängen sind wunderschön! Ebenfalls das englische Cover (siehe unten) ist gut gelungen.
Fazit: zugreifen, lesen, mitfühlen!
Eine schöne Lesealternative zu „Bird und ich und der Sommer, in dem ich fliegen lernte“ ist das „Blubbern von Glück“ von Barry Jonsberg. Auch hier ist ein Mädchen, das in einer Familie lebt, in der es ein verstorbenes Kind gibt, die versucht ihre Familie glücklich zu machen. Eine schöne Freundschaftsgeschichte ist auch „Die Wahrheit, wie Delly sie sieht“ von Katherine Hannigan. Besonders berührend fand ich auch „Isla – Schwanenmädchen“ von Lucy Christopher.
Bibliografische Angaben:Verlag: Magellan ISBN: 978-3-7348-4703-5 Erscheinungsdatum: 21.Juli 2014 Einbandart: Hardcover Preis: 14,95€ Seitenzahl: 304 Übersetzer: Sandra Knuffinke, Jessika Komina Originaltitel: "Bird" Originalverlag: Atheneum Books for Young Readers Amerikanisches Originalcover:
Die Autorin erzählt von ihrem Buch (auf englisch):
Kasimiras Bewertung:
(5 von 5 möglichen Punkten)
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