“Luftschlösser sind schwer zu knacken” ist ein Roman der deutschen Autorin Antje Leser, die ihre Leser in die Welt der Homejacker entführt. Meist organisierte Banden, die Autoschlüssel aus Häusern klauen, um dann die Fahrzeuge zu entwenden. Ein junges Mädchen, die mit ihrer Familie dieser kriminellen Tätigkeit nachgeht, trifft auf einen Jungen, den sie beklauen soll und in den sie sich verliebt. Ein interessantes Setting, ein bildhübsches Cover — unterhaltsam erzählt. Für Jugendliche ab 14 Jahren und interessierte Erwachsene.
Während seine Eltern in der Karibik unterwegs sind — sein Vater beruflich und seine Mutter, um ihn zu besuchen — hütet der 17-jährige Jonas alleine das Haus. “…das Einzige, was mich momentan wirklich antörnte, war Musik. Ich wollte Songs schreiben, programmieren, Loops mixen und Leute zum Ausrasten bringen. Jede freie Minute verbrachte ich am Keyboard, probierte Sounds, kombinierte Beats, sang Texte ein.” (Zitat aus “Luftschlösser sind schwer zu knacken” S.7) Ein paar Songs hat er auch auf seinem Handy gespeichert. Bis ihm dieses eines Tages geklaut wird. Von einer Einbrecherin, die er in Flagranti zwar erwischt, aber nicht festhalten kann. Auf der Flucht hängt sie ihn mühelos ab. Die 15-jährige Nika wurde von ihrem Onkel nach Deutschland geholt und darin ausgebildet, in Häuser einzubrechen. Mit ihren zwei Cousins Pavel und Igor, die sich ihr gegenüber jedoch manchmal äußerst unkorrekt und gewalttätig verhalten, macht sie gemeinsame Sache. “Pavel war unser Scout. Er kundschaftete die Gegend aus, beobachtete die Menschen und fand heraus, wo sie wohnten, wann sie zur Arbeit gingen und welche Autos sie fuhren. Dann erstattete er Igor Bericht. Der besprach sie mit Stjepan und dieser gab grünes Licht, sobald er einen Abnehmer gefunden hatte.” (Zitat S.17) Sjepan ist der Chef. An ihn müssen sie auch alles abgeben, dürfen nichts behalten, was sie in den Häusern erbeuten. Doch Nika verletzt diese Regel. Sie behält Jonas Handy. Ohne jemanden davon zu erzählen. Unerwartet stößt sie auf Jonas Musik, die sie seltsam berührt: “Eigentlich schade, dass ich den Menschen, der hinter all diesen Songs steckte, nie kennenlernen würde. Aber ich musste mich an unseren Codex halten: keine Kontakte außerhalb der Familie. Außerdem würde er mich ohnehin nicht kennenlernen wollen. Nach allem,
was passiert war.” (Zitat S.62) Aber Jonas ist schlau. Er hat eine Möglichkeit gefunden sein Handy zu orten und macht sich auf die Suche nach Nika. Unerwartet kommen die beiden sich näher und geraten in große Gefahr.…
Das Cover von “Luftschlösser sind schwer zu knacken” ist ein echter Hingucker, der Titel äußerst gelungen! Der Roman wird aus zwei sich meist abwechselnden Ich-Perspektiven erzählt — die der beiden Hauptcharaktere Jonas und Nika. Die Sprache ist locker und einfach. Was für mich nicht so glaubwürdig herüberkam, ist die Entwicklung der Liebesgeschichte. Während sie zunächst einfach nur herumknutschen, weil ein anderes befreundetes Paar dies eben auch tut, wird plötzlich schon von Verliebtheit gesprochen: “Ich hatte mich in Jonas verliebt. Und einen Menschen, den man liebte, den beklaute man nicht. Basta!” (Zitat S.88) Das wirkt ein bisschen plump, auf Formulierungen wie “…ich hörte auf zu denken und ließ mich hineinziehen in diesen Strudel aus Lust und Leidenschaft.” (Zitat S.80) kommen etwas flach herüber. Aber das ist wirklich schon mein einziger Kritikpunkt. Denn das Thema des Homejackings, das Antje Leser gewählt hat, ist im Jugendbuch wirklich eine Seltenheit und es ist höchst faszinierend darüber zu lesen. Es ist heftig mitzubekommen, in welchem Umfeld vor allem Nika groß geworden ist, die im Alter von 5 Jahren bereits von ihrer Oma an einen “Onkel” übergeben/verkauft worden ist, um es in Deutschland besser zu haben. Und angelernt wurde in Häuser einzubrechen und zu stehlen. Mit gefälschten Pässen ihres Onkels ausgestattet und einem jüngeren, nicht strafmündigen Alter. Aber auch Gewalt beherrscht ihren Alltag: “Früher hatte Igor mir Angst eingejagt. Er hatte mich oft verprügelt, wenn wir zusammen unterwegs waren und es mit der Beute nicht so recht geklappt hatte. Wenn Stjepan Stress machte, war Igor immer bereit, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben. Und Stjepan glaubte ihm meistens.” (Zitat S.15) Nika wird sogar — als sie sich ihrer
“Familie” mehrfach widersetzt — eingesperrt und nur zu den Diebestouren herausgelassen und in ein Bordell gebracht, unter Androhung, dort für immer bleiben und arbeiten zu müssen, wenn sie nicht spurt. Harte Themen wie Verwahrlosung, Bandenkriminalität, Menschenhandel und Zwangsprostitution werden in “Luftschlösser sind schwer zu knacken” nicht ausgespart. Spannungstechnisch darf sich der Leser da vor allem im hinteren Teil des Buches auf einiges gefasst machen. Das Ende ist passend.
Antje Leser hat noch andere Bücher geschrieben, hier chronologisch nach Erscheinungsdatum: “MuseumsMeute Amsterdam: Unterm Gras” (ab 9), “Sprütze und Flitze: Zwei Zumbolde für alle Fälle” (ab 8) und “Holunder Trotz: Ein Troll für alle Fälle” (ab 10). Über Homejacking ist mir tatsächlich nur ein “TKKG”-Hörspiel bekannt: “Homejacker machen Überstunden”, ansonsten gibt es kein Jugendbuch über diese spezielle Einbruchsart. Eine sehr gute inhaltliche Alternative zu “Luftschlösser sind schwer zu knacken” in Bezug auf das Einbrechen und Stehlen (zwar nicht von Autos, aber von Tafelsilber & Schmuck) ist “Stealing Heaven” von Elisabeth Scott, hier wurde die Protagonistin von ihrer Mutter ausgebildet und möchte eigentlich am liebsten damit aufhören. Über Diebstähle und Einbrüche kannst du auch noch diese Bücher lesen: “Catwoman: Diebin von Gotham City” von Sarah J. Maas, “City of Thieves” von Natalie C.Anderson, die “Schattendiebin”-Reihe von Catherine Egan, “Cat Deal: Nach allen Regeln der Kunst” von Kate Frey oder “Amy: Perfekte Diebin” von Colin Mulhern. Richtig klasse ist zudem die etwas actionreichere “Secret Zero”-Reihe von Morgan Dark. Du magst eine romantische Liebesgeschichte lesen, in der die Mafia eine Rolle spielt? Hier kann ich das schon etwas ältere, aber höchst packende “Tod oder Liebe” von Manuela Salvi empfehlen.
Bibliografische Angaben:Verlag: Magellan ISBN: 978-3-7348-5049-3 Erscheinungsdatum: 15.Juli 2020 Einbandart: Hardcover Preis: 17,00€ Seitenzahl: 304 Übersetzer: - Originaltitel: - Originalverlag: - Originalcover: -
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