Anna Sofia Höpfner — Das Lächeln der Leere

Anna Sofia Höpfner - Das Lächeln der Leere12.August 2014

Das Lächeln der Lee­re“ von der deut­schen Autorin Anna Sofia Höf­ner ist ein auto­bio­gra­fi­scher Roman, der sich mit dem The­ma Ess­stö­rung aus­ein­an­der­setzt. Bemer­kens­wert dar­an ist, dass sie den Pro­zess ihrer Hei­lung beschreibt und nicht – wie in so vie­len Jugend­bü­chern über die­ses The­ma – haupt­säch­lich über die Ent­ste­hung und das Aus­le­ben der Sucht. Sehr sen­si­bel und berüh­rend erzählt. Für Jugend­li­che ab 13 Jah­ren und Erwachsene.

Sofia ist 14. Und muss das ers­te Mal für lan­ge Zeit von zu Hau­se weg. Gan­ze acht Wochen wird sie in einer Kli­nik für Ess­stö­run­gen ver­brin­gen. Denn Sofia ist mager­süch­tig. Der Kli­nik­all­tag ist für sich nicht gera­de ein­fach. Gesprächs‑, Kunst‑, Kör­per- und Grup­pen­the­ra­pie ste­hen auf dem Pro­gramm. Stren­ge Regeln prä­gen ihren All­tag. Weil sie zu wenig wiegt, darf sie nicht Trep­pen­stei­gen, nur den Fahr­stuhl darf sie benut­zen. Sport machen ist unter einem gewis­sen BMI sowie­so ver­bo­ten. Sofia fühlt sich fremd in der Kli­nik. Es dau­ert eine Wei­le, bis sich Freund­schaf­ten schließt. Noch viel län­ger jedoch dau­ert ihr Kampf gegen die Krank­heit selbst…

Das Lächeln der Lee­re“ wird kom­plett aus Sofi­as Sicht erzählt, wobei sie im kur­zen Vor­wort bemerkt, dass Namen, Orte und Per­so­nen ver­frem­det wur­den, um deren Rech­te zu schüt­zen. Sie beschrei­be die typi­schen Erfah­run­gen eines ess­ge­stör­ten Mäd­chens, das sie so erlebt hat oder erle­ben hät­te könen. Der Roman ist ein­ge­teilt in Tage und Wochen in der Kli­nik, die jeweils Unter­über­schrif­ten haben. Anna Sofia Höf­ners KasimiraSpra­che ist sehr schön. Man merkt, dass sie schrei­ben kann. Ihre Geschich­te erzählt sie so, dass man sehr gut mit ihr mit­füh­len kann. Ihre Zer­brech­lich­keit, ihre Ängs­te, ihr Gedan­ken über das Essen tre­ten nah an den Leser her­an und ihr Wil­le, das Leben wie­der genie­ßen und vor allem leben zu wol­len, beein­druckt. Auch wenn es nicht immer ein­fach ist, Sofia kämpft. Eine bewe­gen­de Sze­ne ist, als sie in einer Grup­pe rei­ten gehen. Sofia ist eigent­lich eine gute Rei­te­rin, doch auf ein­mal sitzt sie im Sat­tel so schlecht. Er ist so unbe­quem. Erst nach einer Wei­le und nach dem mit­lei­di­gen Blick der Reit­leh­re­rin, wird ihr bewusst, dass dies weder am Pferd, noch am Sat­tel liegt. Son­dern an ihren Kno­chen. Auch die Hil­fen, die sie dem Pferd gibt, nimmt die­ses kaum war. Aus­sit­zen schafft sie fast gar nicht, zu leicht ist Sofia gewor­den.
Es ist sehr inter­es­sant über den All­tag in der Kli­nik zu lesen. Die Schwie­rig­kei­ten, die Sor­gen der Jugend­li­chen. Auch die ein­zel­nen Per­so­nen, mit denen Sofia sich anfreun­det, schil­dert sie in sehr ein­fühl­sa­men, ver­ständ­nis­vol­len Por­träts, die leben­dig machen, was eigent­lich nur in Buch­sta­ben exis­tiert. Die zwi­schen­zeit­lich inte­grier­ten Gedich­te geben der Geschich­te eine beson­der Tie­fe.

Fazit: ein sehr ein­fühl­sa­mes, bewe­gen­des Buch über eine Sucht, die auf­ge­ge­ben und durch den Drang nach Leben ersetzt wird!

Ande­re Roma­ne, die auch haupt­säch­lich in einer Kli­nik spie­len, sind: Nichts leich­ter als das“ von Mar­nel­le Tokio (Ess­stö­rung), „Heu­te will ich leben“ von Nora Pri­ce (Ess­stö­rung), 1:0 für die Idio­ten“ von Kar­li­jn Stof­fels (Sui­zid), Cut“ von Patri­cia McCor­mick (Selbst­ver­let­zung), „Von gan­zem Her­zen, Emi­ly“ von Tanya Byr­ne (Rache).
Wei­te­re Roma­ne, in denen Jugend­li­che an einer Ess­stö­rung lei­den, sind: „Dann bin ich eben weg“ von Chris­ti­ne Fehér, Dünn“ von Do van Ranst, „Engel haben kei­nen Hun­ger“ von Bri­git­te Bier­mann, „Und auch so bit­ter­kalt“ von Lara Schütz­sack, „Win­ter­mäd­chen“ von Lau­rie Hal­se Ander­son, Her­zens­sucht” von Bir­git Schlie­per, Hel­lo Paris“ von Catha­ri­na Gei­sel­hart, Mei­ne schö­ne Schwes­ter“ von Bri­git­te Blo­bel, „Luft zum Früh­stück“ von Jana Frey und „Stone girl“ von Alys­sa B. Shein­mel.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: cbt
ISBN: 978-3-570-30926-1
Erscheinungsdatum: 11. August 2014
Einbandart: Taschenbuch
Preis: 7,99€
Seitenzahl: 256
Übersetzer: -
Originaltitel: -
Originalverlag: -

Kasimiras Bewertung:

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(4,5 von 5 mög­li­chen Punkten)

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