“The Evil of Salwood” von der deutschen Autorin Ann-Kristin Gelder ist ein Horror-Mysterythriller, der seine Leser in ein abgelegenes Dorf entführt, das von einem Bannkreis aus Salz umgeben ist. Wer diesen verlässt, trifft auf die Geister und bezahlt dies nicht selten mit Wahnsinn oder mit seinem Leben. Eine Gruppe Jugendlicher will als Mutprobe genau dem auf den Grund gehen und gerät in größte Gefahr. Eine atmosphärische, sehr temporeich erzählte Geschichte, die heftige Themen wie sexuelle Gewalt oder Exorzismus nicht ausspart, aber auch eine Liebesgeschichte beinhaltet. Ein Lesehighlight unter den Horrorbüchern! Für nervenstarke Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene, die sich schön gruseln möchten.
Salwood. Ein kleines Dorf, das aus der Zeit gefallen scheint. 200 Einwohner leben hier. Das Dorf ist so klein, dass es innerhalb von einer Viertelstunde von einem zum anderen Ende zu durchqueren ist. Hier lebt auch die 16-jährige Faye mit ihren Eltern. Der Vater ist der Reverend des Ortes. Das Besondere an Salwood — es ist umgeben von einem Bannkreis aus Salz. Einem Schutzkreis, der die bösen Geister der Außenwelt nicht näher treten lässt. Schon die Kinder werden von ihren Eltern dementsprechend erzogen und gewarnt, ja nicht über die Außengrenze des Dorfes zu treten, weil dies sonst böse enden kann. Doch eines Nachts wollen ein paar Jugendliche genau dies tun. Eine Mutprobe wagen. Auch Faye, die eher eine Außenseiterin ist und endlich dazugehören möchte, ist dabei. “Die düstere Vorahnung beim Gedanken an unser Vorhaben begleitete mich schon die ganze Woche und wurde mit jedem Tag stärker. Jetzt, da die Mutprobe unmittelbar bevorstand, hatte auch meine Unruhe ihren Höhepunkt erreicht. Ich wusste, dass es klüger gewesen wäre, im Bett zu bleiben” (Zitat S.11) Doch ehe die Jugendlichen die Grenze übertreten können, taucht plötzlich Ezra auf, ebenfalls ein Außenseiter: “Tut das nicht. […] bleibt weg von der Grenze. Es hat einen Grund, dass nur die ausgebildeten Salzträger nach draußen gehen, und selbst für diese bleibt es ein großes Restrisiko. Fragt Isaac, sofern er irgendwann wieder sprechen kann. Es ist
gefährlich.” (Zitat S.22) Isaac hat außerhalb der Grenze seinen Talisman verloren und wurde von den Geistern überfallen. Sitzt jetzt im Kerker und wird von Fayes Vater bald exorziert, weil er völlig wahnsinnig geworden ist. Doch Vince, Amber und Rowan wollen sich von ihrem Vorhaben nicht abhalten lassen. Sie wollen den Talisman finden, das Risiko auf sich nehmen und die Helden des Dorfes werden. Nur Hana und Faye haben Zweifel. Doch sie gehen mit, überschreiten die Grenzlinie, so wie Ezra, der sich ihnen anschließt, um ihnen beizustehen. Denn er weiß, dass das Salzamulett um seinen Hals ihn schützen wird. Dass sie sich am besten an den Händen halten sollten und dass ein Bindfaden, an einen Baum gebunden, ihnen den Weg aus dem dichten, undurchdringbaren Nebel zurück zeigen wird. Doch nicht alle von ihnen werden diesen Ausflug überleben und es wird Folgen haben…
Wunderschön und äußerst passend ist das Cover von “The Evil of Salwood” gestaltet. Das Salz kann man aufgrund der reliefartigen Prägung förmlich mit den Fingern auf dem Buch erspüren! In den Innenseiten des Schutzumschlags verbirgt sich außerdem eine sehr interessante Zeichnung des kleinen Dorfes. Die Geschichte startet mit einem Prolog, der 200 Jahre zuvor in dem Salzbergwerk nahe der Stadt spielt, in dem Bergarbeiter mit einem ausbrechenden Feuer konfrontiert und in der Mine eingeschlossen und von Gesteinsmaßen begraben werden. Der Hauptteil wird zunächst aus Fayes Sicht in der Ich-Perspektive begonnen, wechselt später dann aber auch zu Ezras Sicht. Schon der Anfang, aber auch viele weitere Stellen, sind sehr atmosphärisch, düster und mitreißend geschrieben: “Es war stockfinster. Die Sonne war längst untergegangen, und das Licht des Mondes kämpfte aussichtslos gegen die dichte Nebeldecke an, die Salwood von allen Seiten umgab.” (Zitat S.11) Das Setting des mittelalte
rlich anmutendes Dorfes ist perfekt gewählt, es gibt keine Elektrik, nur eine Feuerstelle im Haus, wenige Zimmer und das Wasser muss vom Brunnen geholt werden. Auch so manche Traditionen, wie das Fest zur Salzwende, in der junge Frauen ihre Jungfräulichkeit verlieren, spielen eine Rolle. Die Grundidee mit dem Bannkreis ist sehr faszinierend gestaltet. Alles wirkt zu Beginn sehr geheimnisvoll und schon ein wenig gruselig: “Ihr werdet die Orientierung verlieren, blind im Nebel herumirren, bis sie einen Weg in euch gefunden haben und euch aushöhlen. Einen nach dem anderen. Jeglicher Zweifel an den Geschichten erlosch. Ich konnte spüren, wie die Seelen über mich und um mich herum glitten, als würden sie nach Schwachstellen suchen, von denen ich nicht einmal wusste, wie sie aussahen.” (Zitat S.29) Manche Szenen werden dann schon recht deutlich geschildert, beispielsweise den Tod einer der Nebenfiguren: “Der Nebel s
chien ihr die Luft zum Atmen zu rauben, sie langsam zu ersticken. Sie hatte beide Hände an ihren Hals gelegt, und die Augen so weit aufgerissen, dass sie fast aus den Höhlen traten.” (Zitat S.37) Ebenso die Exorzismus-Szene wird den Lesern so einiges abverlangen, auch wenn doch so einiges ausgeblendet wird, werden aufgrund der Schilderung der Werkzeuge, die verwendet werden, der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Tatsächlich ist in “The Evil of Salwood” ebenso eine Liebesgeschichte enthalten, in der zudem erotische Momente nicht ausgespart werden. Am Anfang gab es ein paar Szenen, die zunächst nicht ganz so authentisch wirken — hinsichtlich der Verhaltensweise der Person — aber im Nachhinein Sinn ergeben und verständlich sind. Sprachlich gesehen ist der Horror-Mysterythriller sehr schön geschrieben, Ann-Kristin Gelder hat eine sehr angenehme Erzählweise, bei der sich jedes Wort am richtigen Platz anfühlt. Spannungstechnisch fliegt man buchstäblich über die Seiten und fiebert begeistert mit. Vor allem das Ende hat es in sich und sorgt für nervenzerreißende Dramatik!
Fazit: Kann ich absolut empfehlen!
Dir gefällt der Erzählstil von Ann-Kristin Gelder? Dann lies noch ihr anderes Jugendbuch “On:Off”. Außerdem hat sie noch unter dem Psyeudonym Clara Benedict die “Aura”-Reihe geschrieben: “Die Gabe” (Band1), “Der Verrat” (Band 2) und “Der Fluch” (Band 3). Du möchtest noch mehr über das Thema Exorzismus lesen? Dann lies zum Beispiel “Die Unbarmherzigen” von Danielle Vega (Achtung, nichts für Zartbesaitete!), “Teufelsengel” von Monika Feth, “Spirit — Du gehörst mir” von Carrie Jones und Steven E. Wedel oder “Susannah — Auch Geister können sich verlieben” von Meg Cabot. Ein kleines Dorf, in dem die Dinge etwas anders laufen? Das hat mich auch ein wenig an “The Grace Year” von Kim Liggett erinnert. Oder lies “Tochter der Flut” von Jake Halpern & Peter Kujawinski, das auf einer Insel spielt. Horrorbücher, die noch relativ neu sind und die ich sehr empfehlen kann, wären zudem “Die Nacht der Acht” von Philip Le Roy, “The Woods”-Trilogie von Nova Hill und (neu aufgelegt mit anderem Cover): “Jemand ist in deinem Haus” von Stephanie Perkins. Andere tolle Bücher aus diesem Genre findest du in diesem Special.
Bibliografische Angaben:Verlag: Thienemann-Esslinger ISBN: 978-3-522-20276-3 Erscheinungsdatum: 21.September 2021 Einbandart: Broschur Preis: 17,00€ Seitenzahl: 384 Übersetzer: - Originaltitel: - Originalverlag: - Originalcover: -
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