“Ada: Im Anfang war die Finsternis” der Stuttgarter Autorin Angela Mohr feiert in zwei Dingen eine kleine “Premiere”: es ist zum einen das erste Hardcover der Autorin im Arena-Verlag und zum anderen ihr wohl persönlichstes Buch, da sie eine ähnliche Erfahrung gemacht hat, wie ihre Protagonistin Ada. Ein Roman, der sich spannend wie ein Thriller liest und das Leben in einer Sekte, verbunden mit einem Ausstieg aus dieser und einer Liebesgeschichte schildert. Äußerst fesselnd und mitreißend erzählt! Für Jugendliche ab 14 Jahren und interessierte Erwachsene.
Die junge Ada lebt mit ihren zwei Schwestern und ihren Eltern in einer tief religiösen Glaubensgemeinschaft, die sich die “Siegelträger” nennt. Sie leben fernab der menschlichen Zivilisation in einem kleinen Dorf. Strom, fließendes Wasser, so etwas gibt es bei ihnen nicht. Die Felder bestellen sie selbst und sorgen gemeinsam für ihre Nahrung. Harte Arbeit, regelmäßiges Beten und Lesen in der Bibel, aber auch körperliche Züchtigung bei Ungehorsam gehören zu ihrem Alltag. Das Dorf hat Ada noch nie verlassen. Denn außerhalb droht die Gefahr: “Die Welt, Ada. Die Welt da draußen ist unser Feind. Denn Satan hat sie besetzt. Er lauert überall. Wenn ihr die Schwelle zum Wald überschreitet, kommt ihr in sein Reich. Dort draußen gibt es keine Sicherheit. Nur Angst, Krankheit und Verderben. Und es geht dem Ende zu, deshalb wird es von jetzt an täglich schlimmer werden.” (Zitat aus “Ada: Im Anfang war die Finsternis” S.114). Die Ältesten entscheiden über alles. Ada, die gerne Heilerin werden möchte, muss bei ihnen vorsprechen. Oft lauern Gedanken der Sünde in ihrem Kopf, vor allem wenn sie an ihren verstorbenen Bruder Kassian denkt, dessen Name nicht einmal mehr ausgesprochen werden darf. Mit kalten Wasserbädern züchtigt sie sich selbst. Doch die Ältesten haben eine ganz andere Aufgabe für sie herausgesucht. Sie soll sich um die Geretteten kümmern, Menschen von außerhalb, die in ihre Gemeinschaft eintreten wollen. Momentan befinden sie sich noch im Quarantänehaus, außerhalb des Dorfes, “…damit niemand die Krankheit ins Dorf trägt. Dorthin werden Gerettete gebracht, wenn noch ein Aussicht auf Heilung besteht. Junge Menschen schaffen es häufiger, sie haben noch mehr Widerstandskräfte gegen die Krankheit. Viele schaffen es nicht, geheilt zu werden, und sterben dort.” (Zitat S.93) Einer dieser Geretteten ist der junge Luca, der mit seiner Mutter auf der Flucht vor seinem gewalttätigen Vater ist. Vor allem seine Mutter scheint in der neuen Umgebung regelrecht aufzublühen. Doch Luca löst seltsame, widersprüchliche Gefühle in Ada aus. Seine Nähe macht sie nervös und zugleich kann sie sich bald nichts Schöneres mehr vorstellen, als in seiner Gegenwart zu sein. Aber Luca kennt die Welt von draußen. Und er lässt das Mädchen immer mehr daran teilhaben. Bis er ihr eine Zeichnung zeigt, die er gemacht hat und deren Existenz alles verändert…
Angela Mohr versteht es auf brillante Weise ihre Leser in ihren Bann zu ziehen. Ihr Erzählstil lässt tief eintauchen in die Gefühle ihrer Protagonisten: “Ich schlucke heftig, doch da ist etwas in meiner Kehle, das sich nicht wegschlucken lässt. Etwas, das ich tief in mir spüre, das sich aus der Dunkelheit meines Herzens durch meine Gedanken und jede Faser meines Körpers brennt. Aus der Dunkelheit in mir, gegen die ich jeden Tag versuche anzukämpfen, mit Gebeten und Arbeit, steigt die Gewissheit auf, dass Rahel recht hat. Dass Kassian lebt.” (Zitat S.73). Vor allem die Zerrissenheit von Ada schildert sie äußerst authentisch. Aber auch in ihre Welt allmählich einzutauchen und die Geheimnisse ihrer Lebensart zu ergründen, macht eine große Faszination des Romans aus. “Ada: Im Anfang war die Finsternis” wird interessanterweise sowohl aus Adas, als auch aus Lucas Sicht beschrieben. Mich hat das Buch irgendwann so gepackt, dass ich kaum zu lesen aufhören konnte! Das Cover finde ich ebenfalls sehr gelungen und schön gemacht.
Fazit: Lesen!!
Wenn dir “Ada: Im Anfang war die Finsternis” gefallen hat, kannst du auch noch die anderen zwei Bücher von Angela Mohr lesen: “Vergiss nicht, dass du tot bist” und “Wach auf, wenn du dich traust”. Vor allem Letzteres hat mir sehr gut gefallen! Inhaltlich gesehen die besten Alternativen sind jedoch “Auserkoren” von Carol Lynch Williams (sehr bewegend!) und “Das blaue Mädchen” von Monika Feth (welches dieses Jahr im November übrigens noch einmal unter einem anderen Titel erscheint: “Du auf der anderen Seite”). Andere Jugendbücher über das Thema Sekte sind “Das eiskalte Paradies: Ein Mädchen bei den Zeugen Jehovas” von Jana Frey und “Auserwählt: Ein Mädchen zwischen Sekte und Freiheit” von Patricia Schröder. Sehr spannend fand ich “Moorseelen” von Heike Eva Schmidt.
Bibliografische Angaben:Verlag: Arena ISBN: 978-3-401-60112-0 Erscheinungsdatum: 31.Juli 2015 Einbandart: Hardcover Preis: 14,99€ Seitenzahl: 360 Übersetzer: - Originaltitel: - Originalverlag: - Originalcover: - Trailer zum Buch:
Kasimiras Bewertung:
(5 von 5 möglichen Punkten)