“Das wirst du bereuen” von Amanda Maciel ist das Debüt einer amerikanischen Autorin, die zugleich Kinderbuchlektorin ist. Der Roman, dessen schlichtes, aber prägnantes Cover sogleich auf sich aufmerksam macht, setzt sich mit einer Kombination aus interessanten Themen auseinander: Suizid, Schuld und Mobbing. Unterhaltsam und solide erzählt. Jetzt neu als Taschenbuch erschienen. Für Jugendliche ab 14 Jahren.
Durch die Freundschaft zu der selbstbewussten Brielle gelingt es der schüchternen Sara in die Riege der beliebtesten Mädchen der Schule aufzusteigen. Auch schafft sie es sich einen der coolsten Jungs zu angeln. Dylan. Mit ihm erlebt sie ihr erstes Mal auf einer Party. Doch dann kommt ihr Emma, das neue Mädchen auf der Schule, in die Quere. Sara findet eine SMS von ihr auf seinem Handy. Auch sonst scheint sich Emma mit Dylan ganz gut zu verstehen. Emma, die irgendwie mit vielen Jungs flirtet. Das wollen Brielle und Sara sich nicht bieten lassen. Sie starten eine Hetzkampagne gegen das Mädchen, an der sich die halbe Schule beteiligt. Ihre Aktionen werden immer gemeiner, bis Emma sich auf einmal das Leben nimmt und einige Jugendliche — einschließlich Sara und Brielle — plötzlich vor Gericht stehen. Sie sollen Emma durch Mobbing in den Tod getrieben haben…
“Das wirst du bereuen” wird durchgängig aus Sarahs Perspektive und in Ich-Form erzählt. In zwei sich abwechselnden Zeitebenen wird einmal von der Zeit vor Emmas Tod berichtet — wie das Mobbing begann und sich entwickelte — und dann von der Zeit nach ihrem Suizid, als Sara sich mit den Anschuldigungen auseinandersetzen und auf die Gerichtsverhandlung vorbereiten muss. Sie besucht währenddessen nicht nur regelmäßig ihre Anwältin, sondern soll auf Wunsch dieser auch eine Therapie machen. Nur widerwillig kann Sara sich ihre Mitschuld eingestehen. Für sie ist Emma selbst für ihr Unglück verantwortlich. Ihr freiwilliger Tod hat jetzt Saras ganzes Leben zerstört. Von Brielle und den anderen Mitangeklagten muss sie sich fernhalten und in der Schule und in der Öffentlichkeit wird sie beschimpft und von allen ausgegrenzt. Nichts ist für sie mehr so wie es war. Sara will ihr altes, unbeschwertes Leben zurück, doch das geht nicht mehr. Als Leser fand ich es während des Buches sehr schwierig mit der Hauptfigur mitzufühlen. Sie wirkt — ebenso wie die Geschichte zu Beginn — sehr oberflächlich. Man schwankt zwischen Ablehnung und Verständnis. Erst später wird ersichtlich wie sehr Sara sich durch Brielles Einfluss hat mitreißen lassen und dass viele Streiche im Grunde von ihr initiiert wurden. Dennoch hat Sara sie auch nicht davon abgehalten. Am Anfang von “Das wirst du bereuen” hatte ich das Gefühl, dass — trotz des fantastischen Plots — der Roman sein Potential nicht völlig ausschöpft. Irgendwie habe ich von diesem Buch ein wenig mehr erwartet. Vielleicht ein zweites “Tote Mädchen lügen nicht”, aber da kommt es leider nicht heran. Die Erzählung plätschert zu Beginn etwas dahin. Erst allmählich wird es dann zunehmend interessanter. Spannung erzeugen die Andeutungen während der Gespräche mit der Anwältin, die die einzelnen Ereignisse mit Sara durchspricht und über die man als Leser noch nicht Bescheid weiß. Die in Rückblenden dann erst näher erläutert werden. Und je näher der Tag der Gerichtsverhandlung kommt, desto neugieriger wird man, wie diese ausgehen mag. Saras Wandlung dort nun doch echte Reue zu zeigen, ging mir persönlich ein wenig zu schnell von statten. Auf jeden Fall ist es jedoch eine Geschichte, die nun auch mal aus der anderen Perspektive geschildert wird — aus der der Mobberin — etwas, das es in der Jugendliteratur zum Thema Mobbing so bisher noch nicht gab! Dafür gibt es einen großen Pluspunkt.
Fazit: Unterhaltsame Lektüre mit leichten Schwächen. Aber — am besten selbst eine Meinung bilden!
Alternativen? Etwas hat mich der Roman an “Speechless” von Hannah Harrington erinnert. Auch hier wird ein eigentlich beliebtes Mädchen aufgrund eines Fehlers ausgegrenzt und von den anderen gemobbt. Ebenso wie Sara (die auf einer Sommerschule einem anderen Außenseiter näher kommt) findet auch die Hauptperson eine neue Liebe in einem eher unbeliebten Jungen und erlebt eine Wandlung ihrer Einstellung. Letzteres passiert einem zickigen Mädchen ebenfalls in “Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie” von Lauren Oliver. Eine richtige gute Alternative ist auch “Denkzettel: Wenn dein Albtraum wahr wird” von Danielle Bakhuis.
Einer der Toptitel zum Thema Mobbing und Suizid ist jedoch der Bestseller “Tote Mädchen lügen nicht” von Jay Asher — die wohl beste Alternative zu “Das wirst du bereuen”. Mehr über das Thema Suizid im Jugendbuch erfährst du in dem Artikel “Das Thema Tod in der Jugendliteratur”.
Bibliografische Angaben:
Verlag: Baumhaus
ISBN: 978-3-8432-1097-3
Erscheinungsdatum: 14.Juli 2016
Einbandart: Taschenbuch
Preis: 10,00€
Seitenzahl: 304
Übersetzer: Christa Prummer-Lehmair, Katharina Förs
Originaltitel: "Tease"
Originalverlag: Harper Collins
Amerikanisches Originalcover:
Kasimiras Bewertung:
(3,5 von 5 möglichen Punkten)
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Amerikanisches Cover: Homepage von Harper Collins