“Mr Griswolds Bücherjagd: Das Spiel beginnt” von der amerikanischen Autorin Jennifer Chambliss Bertman ist der Auftakt einer ganz besonderen Trilogie. Eine Bücherschnitzeljagd quer durch San Francisco ist das Erfolgsrezept des New York Times-Bestellers, der über 160.000 Mal in den USA verkauft wurde. Kniffelig und unterhaltsam. Für Leseratten, Rateprofis und solche, die es werden wollen;-) Zu empfehlen für Kinder ab 10 Jahren.
Die 12-jährige Emily ist gerade umgezogen. Mal wieder. In neun Bundesstaaten Amerikas haben sie und ihre Eltern bereits gewohnt. Nun ist Kalifornien dran. San Francisco. Denn ihre Eltern haben den Plan einmal in jedem Bundesstaat gewohnt zu haben. Darüber schreiben sie in ihre Blog “50 Häuser in 50 Staaten” und haben zahlreiche Fans. Verdienen mit dieser Seite mittlerweile sogar Geld. “Ihre Eltern waren so stolz auf dieses Leben, das sie sich geschaffen hatten, aber ihre Begeisterung für Neuanfänge verstand Emily nicht ganz. Es war, als würde man einen Haufen Bücher anfangen, sie aber nie zu Ende lesen.” (Zitat S.18) Freunde zu finden, das ist mit dieser Familie (und einem Bruder, der Rockstar werden will) nicht gerade einfach. Darum hat Emily auch keine. Einmal pro Jahr wird sowieso umgezogen. Da lohnen sich Freundschaften nicht wirklich. Umso überraschter ist sie, als sie in ihrem Nachbarn James einen Freund findet. Einen, der Emily sogar auf ihrer Lieblingsbeschäftigung begleitet: “Griswolds Bücherjagd war das coolste Bücherschatzsuche-Spiel überhaupt — und wohl auch das einzige. Es bestand aus einer Online-Community von Leuten, die Bücher, Rätsel und Spiele genauso sehr liebten wie Emily, und die sie mitnehmen konnte, egal wo ihre Familie gerade lebte.” (Zitat S.21) Und Garry Griswold, der Erfinder dieser Online-Plattform lebt sogar in San Francisco und er hat ein neues Spiel entwickelt, das er in Kürze der Öffentlichkeit präsentieren will. “In der Tasche befand sich eine Sonderausgabe von Der Goldkäfer von Edgar Allen Poe. Er hatte sie selbst mit seiner Gutenberg 2004 EX-PRO Druckpresse und Bindemaschine hergestellt. […] Er hatte es als Requisit für die Enthüllung seines neuen, ausgefeilten Spiels dabei. […] Niemand wusste bisher davon — niemand bei Bayside Press und auch niemand aus seinem Privatleben.” (Zitat S.13) Doch kurz vor der Pressekonferenz verschwindet Garry Griswold plötzlich. Zunächst glaubt Emily noch, dies könnte Teil des neuen Spiels sein. Aber dann erfährt sie, dass ihr großes Idol in der U‑Bahn-Station überfallen wurde und jetzt im Koma liegt. Und sie macht noch eine viel größere Entdeckung — sie findet ein Buch namens “Goldkäfer”, in der Nähe des Überfallortes. “Das gibt’s doch nicht”, flüsterte Emily. Dies hier war Mr Griswolds Buch. So musste es sein. Er musste es in der U‑Bahn-Station versteckt haben, bevor er überfallen wurde. Und es gab nur einen Grund, warum Mr Griswolds mit Absicht ein Buch verstecken und es nicht auf Griswolds Bücherjagd registrieren würde. Um ein Spiel zu beginnen.” (Zitat S.84) Doch auch zwei Gauner sind bald hinter dem Buch her…
“Mr Griswolds Bücherjagd: Das Spiel beginnt” ist beinahe durchgehend aus Emilys Sicht und in der personalen Erzählperspektive geschrieben. Nur in wenigen Kapiteln wird die Sicht der Gauner beschrieben. Besonders tiefschürfende Charakterisierungen darf man jetzt in dem Buch nicht erwarten, trotzdem fand ich die Idee der ständig umziehenden Familie sehr erfrischend. Ebenso die Grundidee mit der Bücherschnitzeljagd verbunden mit Rätseln, die man lösen muss (die nicht gerade einfach sind), ist sehr gelungen und wird zu Beginn auch ausführlicher erklärt: “Die Leute verstecken ihre Bücher an öffentlichen Plätzen, zum Beispiel in einem Park, dann posten sie ein Rätsel oder einen Hinweis zu dem Ort auf der Website, um andere auf die Spur zu locken. Für jedes Buch, das man versteckt oder findet, bekommt man einen Punkt, auch wenn jemand eins deiner versteckten Bücher findet. […] Mit den Punkten kann man verschiedene Level erreichen.” (Zitat S.39ff) Von der Spannung her hat mich das Buch jetzt nicht so dermaßen mitgerissen. Es war einfach eine schön zu lesende Geschichte, die durch ein paar Rätsel aufgelockert wurde. Das Ende ist in sich abgeschlossen, ohne Cliffhanger (was für eine Trilogie sehr selten ist). Wer möchte, kann das Buch also für sich stehen lassen oder aber weiterlesen. Im Englischen gibt es bereits eine Fortsetzung (“The unbreakable Code”). Die Autorin geht in einem Nachwort auch auf die Inspirationen zu “Mr Griswolds Bücherjagd: Das Spiel beginnt” ein und beschreibt, welche Dinge tatsächlich auf wahren Begebenheiten beruhen (hinsichtlich Edgar Allen Poe und seinen Nachlassverwalter Rufus Griswold).
Fazit: Eine nette Geschichte, für Wenig-Leser auch sehr gut geeignet!
Eine gute Alternative zu “Mr Griswolds Bücherjagd: Das Spiel beginnt” ist “Flucht aus Mr. Banancellos Bibliothek” von Chris Grabenstein. Toll fand ich auch “Ich bin Princess X” von Cherie Priest, in dem ebenfalls einige Rätsel um eine vermisste Person gelöst werden müssen. Etwas heftiger und mit viel Rätselraten verbunden ist die Spannungsreihe von Veit Etzold: “Spiel des Lebens” und “Spiel der Angst” (allerdings erst ab 14 Jahren). Kein Geocaching für Bücher sondern richtiges Geocaching findest du in “Cache” von Marlene Röder (ab 13), über welches im Jugendbuch bisher nur sehr wenig geschrieben wurde. Oder lies “Londons geheimster Zirkel” von Barbara Laban, das auch schon ab 11 Jahren geeignet ist.
Bibliografische Angaben: Verlag: Mixtvision ISBN: 978-3-95854-065-1 Erscheinungsdatum: 12.Februar 2018 Einbandart: Hardcover Preis: 14,90€ Seitenzahl: 368 Übersetzer: Elisa Martins Originaltitel: "Book Scavenger" Originalverlag: US Macmillan Amerikanisches Originalcover:
Trailer (auf Englisch):
Kasimiras Bewertung:
(3,5 von 5 möglichen Punkten)
---------------------------------------------- Amerikanisches Cover: Homepage von Jennifer Chambliss Bertman