Nach ihrem Erfolgstitel “Die Hassliste” (über einen Amoklauf) hat die amerikanische Autorin Jennifer Brown nun mit “Bitter love” einen eben so radikalen wie bewegenden Roman geschrieben über eine gestörte Liebesbeziehung, in der Eifersucht und Gewalt regieren. Toll und sehr packend erzählt! Für Erwachsene und Jugendliche ab 14.
Einmal nach Colorada fahren, das war schon immer Alexandras Traum. Ihre verstorbene Mutter, die ihre Familie damals verlassen wollte, war auf dem Weg dorthin, als es zu einem tödlichen Unfall kam. Nie hat Alex verstanden, warum sie einfach abhauen wollte. Ihre besten Freunde Bethany und Zack planen mit ihr schon seit Ewigkeiten diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen und treffen sich jeden Samstag um Reiseplanung zu betreiben. Diese regelmäßigen Verabredungen werden bald weniger, als Alex sich das erste Mal so richtig verliebt: In Cole, den neuen Schüler, für den sie zugleich Tutorin ist und ihm Nachhilfe in Englisch gibt. Mit Cole ist alles ganz anders, er scheint die riesengroße Lücke, diese Leere in ihr zu füllen, die seit dem Tod ihrer Mutter in ihr entstanden ist. Er ist so liebevoll und zärtlich und verständnisvoll. Ihm kann sie alles anvertrauen. Doch Cole scheint auch eine dunkle Seite an sich zu haben: er ist wahnsinnig eifersüchtig auf Zack, unterstellt Alex sogar mit ihm eine Affäre zu haben. Auch zu Bethany ist er wirklich unfreundlich. Und auf einmal rastet er aus und wird sogar handgreiflich gegenüber Alex. Sie verzeiht ihm schließlich, nichts ahnend, dass dies nicht das letzte Mal bleiben wird, dass er seine Wut an ihr auslässt…
Wow! Dramatisch, temporeich und äußerst fesselnd geschrieben — dieses Buch möchte man gar nicht mehr aus der Hand legen. Zu Anfang noch recht romantisch und mit humorvollen Dialogen (vor allem mit ihren Freunden) gespickt, wendet sich bald das Blatt und die Bedrohung wird greifbar. Hier bleibt nichts an der Oberfläche. Man taucht tief ein in Alex’ Erleben und kann ihre Gedanken durch die gewählte Ich-Perspektive umso besser nachvollziehen. Cole bleibt undurchschaubar und gerade diese Tatsache lässt unheimlich viel Spannung entstehen. Der Roman ist allerdings nicht nur das Psychogramm einer gestörten Beziehung und einer psychischen Abhängigkeit, sondern auch die Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung, einer Suche nach Geborgenheit und dem Halt in der Familie. Interessant ist, dass der Titel im Englischen “Bitter end” heißt. Dtv wollte dies mit “Bitter love” wohl etwas positiver formulieren und verrät somit noch nicht allzu viel vom Ende.
Wem dieses Buch gefallen hat, der kann auch den “Märchenerzähler” von Antonia Michaelis lesen, das etwas literarischer, aber wirklich grandios ist! Oder thematisch noch näher wären: “Dornenliebe” von Christine Fehér oder “Du gehörst mir allein” von Patricia Mennen. Ein neueres Buch von Jennifer Brown ist “Perfect Escape”. Oder lies den wie bereits erwähnten Roman “Die Hassliste” von ihr. Eine Autorin, die auch eine gute Alternative zu Jennifer Brown ist, ist Elizabeth Scott.
Bibliografische Angaben: Verlag: dtv ISBN: 978-3-423-76048-5 Erscheinungsdatum: 1.September 2012 Einbandart: Hardcover Preis: 14,95€ Seitenzahl: 408 Übersetzer: Beate Schäfer Originaltitel: "Bitter end" Originalverlag: Little, Brown Books for Young Readers Amerikanisches Originalcover: Amerikanischer Trailer:
Kasimiras Bewertung:
(5 von 5 möglichen Punkten)
--------------------------------------------------------------------------------- Amerikanisches Cover: Homepage von Little, Brown Books for Young Readers