“Pardon, Monsieur, ist dieser Hund blind?” von dem französischen Autoren Hervé Jaouen ist eine bezaubernde Familiengeschichte, in deren Mittelpunkt die an Alzheimer erkrankte Oma steht, die für einige Turbulenzen sorgt. Höchst amüsant zu lesen! Für Jugendliche ab 12 und Erwachsene.
Sie ist eine feine, edle Dame, die Wert legt auf gutes Benehmen und bisher noch in ihrem eigenen Haus leben konnte: die Oma der 13-jährigen Véro und ihrem Bruder Guillaume. Doch nun, da die alte Frau ihren Gasherd hat brennen lassen und dabei das Haus verließ, um Rosen zu schneiden, ändert sich das leider zwangsweise. Denn — so hat der Arzt es festgestellt: Omama (wie sie von allen genannt wird) leidet unter Alzheimer! Also muss Véro ihr Zimmer mit Bad räumen und in die andere Hälfte des Dachgeschosses ziehen. Das ist jedoch noch das geringste Problem, da Omama bald nachts durchs Haus geistert, Geschirr zerbricht und Schränke durchwühlt, um ihre heißgeliebte Brosche zu finden, die ihr abhanden gekommen ist. Auch hortet sie Rollen mit Klopapier und Silberbesteck unter ihrem Bett und bedient sich bei der Schokolade der Kinder, die sie unter ihrer Matratze aufbewahrt und die nun dummerweise geschmolzen ist. Denn laut Omama muß man rationieren, denn schließlich befindet sich die Familie (ihrer Meinung nach) noch im zweiten Weltkrieg…
“Aber lassen wir das!” ist wohl der Lieblingssatz der jungen Véro, aus deren Perspektive die ganze Geschichte erzählt und gleichzeitig kommentiert wird. Ein wunderbar schräger Roman mit skurrilen und zugleich liebenswerten Figuren, die man rasch in sein Herz schließt. Zugleich beschäftigt sich “Pardon, Monsieur, ist dieser Hund blind?” auf sensible Weise mit dem Thema Alzheimer. Das Ende ist sehr gelungen und versöhnend. Das Cover ist grandios gestaltet und ebenso außergewöhnlich und anders wie die Geschichte selbst. Ein echter Hingucker! Ebenso wie der ziemlich verrückte Titel, der im Buch innerhalb einer Szene jedoch erklärt noch wird. Der Roman spielt übrigens in der Bretagne.
Dich interessiert das Thema Demenz? Für Jugendliche gibt es ein paar Titel diesem Thema: “Schwarze Zeit” von Jana Frey (sehr berührend!), “Die blauen und die grauen Tage” von Monika Feth,(der Autorin vom “Erdbeerpflücker”) “Verlieb dich nie in einen Vargas” von Sarah Ockler und “Anna Eisblume” von Kristina Dunker.
Du magst schöne Familiengeschichten? Dann lies unbedingt einmal etwas von der Autorin Marie-Aude Murail! In “Vielleicht sogar wir alle” wird eine Geschichte aus der Perspektive jedes Familienmitglieds erzählt, aber auch in ihren anderen Romanen spielt die Familie immer eine wichtige Rolle. Eine weitere besondere Familiengeschichte ist “Es wird schon nicht das Ende der Welt sein” von Ali Lewis oder “Sam und Emily” von Holly Goldberg Sloan.
Bibliografische Angaben: Verlag: Urachhaus ISBN: 978-3-8251-7786-7 Erscheinungsdatum: 1.März 2013 Einbandart: Hardcover Preis: 14,90€ Seitenzahl: 191 Übersetzer: Corinna Tramm Originaltitel: "Mamie mémoire" Originalverlag: Editions Gallimard Jeunesse Französisches Originalcover:
Kasimiras Bewertung:
(4,5 von 5 möglichen Punkten)
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