Emiko Jean — Feuerschwester

Emiko Jean - Feuerschwester5.Feburar 2017

Feu­er­schwes­ter” von der ame­ri­ka­ni­schen Autorin Emi­ko Jean ist ein Thril­ler der beson­de­ren Art. Das Psy­cho­gramm zwei­er Schwes­tern, auf Ewig mit­ein­an­der ver­bun­den, von denen eine etwas Schreck­li­ches getan hat. Eine Geschich­te über Lie­be, Hass, Eifer­sucht und Rache. Eis­kalt, erschüt­ternd und abso­lut bewe­gend! Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und Erwachsene.

Ore­gon. Die 17-jäh­ri­ge Ali­ce ist in der psych­ia­tri­schen Kli­nik auf Sava­ge Island gelan­det. Sie hat Ver­bren­nun­gen. Sie hat Erin­ne­rungs­lü­cken. Seit jener tra­gi­schen Nacht, in der ihr Freund Jason, den sie schon seit Kin­der­ta­gen kennt, ver­brann­te. “Womög­lich ist sie ein Akt der Gna­de — die Lücke in mei­ner Erin­ne­rung. Womög­lich will mein Gehirn nicht, dass ich mich dar­an erin­ne­re, was pas­siert ist. Um mich von der Erkennt­nis zu ver­scho­nen, dass mei­ne Schwes­ter, mein eigen Fleisch und Blut, mir so etwas ange­tan haben könn­te — und Jason. Dumm nur, dass mein Herz es längst weiß.” (Zitat aus “Feu­er­schwes­ter” S.22ff) Jetzt ist Ali­ce ange­klagt. Wegen Brand­stif­tung und Mord. Dabei weiß sie genau, dass ihre Zwil­lings­schwes­ter Celia etwas damit zu tun hat­te. “Ich blin­ze­le, und krei­send kehrt die Erin­ne­rung zurück. Mei­ne durch­ge­knall­te Zwil­lings­schwes­ter beugt sich über mich und Jason, in ihrem Blick lie­gen Mit­leid und Abscheu, wäh­rend das Feu­er um uns lodert und kracht. In die­sem Moment stei­gen Mil­lio­nen Gefüh­le in mir auf. ScEmiko Jean - Feuerschwesterhlim­me Gefüh­le. Hass­ge­füh­le. Für mei­ne eige­ne Schwes­ter.” (Zitat S.23) Jetzt will Ali­ce nur noch eines: Rache neh­men. Von einem Mit­pa­ti­en­ten, einem äußerst gut aus­se­hen­den Mit­pa­ti­en­ten, namens Cha­se, hat sie erfah­ren, dass ihre Schwes­ter auch auf Sava­ge Island sein muss. Aller­dings auf einer ande­ren Sta­ti­on. Und dann ist er plötz­lich da, die­ser kal­te, küh­ne Gedan­ke. […] Ich spre­che ihn aus, damit es kein Zurück mehr gibt. “Das wirst du mir büßen, Cel­lie. Kom­me, was wol­le. Ich wer­de dich fin­den. Und wenn ich dich gefun­den habe, brin­ge ich dich um.” (Zitat S.35) Um zu ihrer Schwes­ter zu gelan­gen ist Ali­ce lei­der auf Cha­se Hil­fe ange­wie­sen. Uner­war­tet kommt sie ihm immer näher…

Feu­er­schwes­ter” macht durch ein inter­es­sant gestal­te­tes Cover auf sich auf­merk­sam. Nicht wirk­lich neu die Idee, aber trotz­dem reiz­voll und inhalt­lich pas­send. Der Thril­ler star­tet mit einem Pro­log, der aus der Sicht von Celia erzählt wird und äußerst unheil­voll beginnt: “Wenn sie mich fra­gen, wer­de ich sagen: Es war ein Unglück. Ein tra­gi­scher Unfall. Aber das war es nicht. Wenn sie mich fra­gen, was in jener NacEmiko Jean - Feuerschwesterht geschah, wer­de ich sagen: Es war ein Feh­ler. Aber das war es nicht. Ich erin­ne­re mich nicht, wer­de ich sagen. Doch das tue ich. Ich, Celia Mon­roe, erin­ne­re mich an alles.” (Zitat S.7) Im nach­fol­gen­den Teil ist es Ali­ce, die durch­ge­hend in der Ich-Per­spek­ti­ve berich­tet und den Leser sogleich Teil wer­den lässt, an der düs­te­ren Atmo­sphä­re der Kli­nik: “Drau­ßen heult der Wind und lässt die Mau­ern des Gebäu­des erzit­tern. Mich über­läuft ein Schau­er. Die Kli­nik befin­det sich auf einer schma­len, dicht bewal­de­ten Insel und wirbt für sich selbst als Oase des Frie­dens, wo kran­ke See­len hei­len kön­nen. Dabei hat die­ser Ort über­haupt nichts Fried­li­ches. […] Ende des neun­zehn­ten Jahr­hun­derts wur­den Hun­der­te India­ner gewalt­sam hier­her ver­schleppt und dann bru­tal ermor­det.” (Zitat S.12ff) Man erfährt recht viel über den Kli­nik­all­tag, die Abläu­fe, die Gesprä­che mit dem The­ra­peu­ten. Das Tref­fen mit ihrer Sozi­al­ar­bei­te­rin. Die Spra­che ist ange­nehm, manch­mal ein­fach und ein­dring­lich, manch­mal aber auch sehr bild­reich: “Mein Herz flat­ter­te wie das Herz eines Vogels, dem man eine Schnur ums Bein gebun­den hat.” (Zitat S.8) “Ich woll­te ihre Wor­te in der Faust zusam­men­quet­schen und sie ihr ins Gesicht zurück­schleu­dern. Sie glaub­te tat­säch­lich, in mir wür­de noch irgend­et­was Gutes schlum­mern. Etwas, das sie nur her­aus­zer­ren bräuch­te und mit dem sie ver­han­deln könn­te. Aber die­sen Teil in mir gab es nicht mehr.” (Zitat S.8) Auf jeden Fall gelingt es Emi­ko Jean sehr gut die Emp­fin­dun­gen ihrer Prot­ago­nis­tin zu schil­dern. Man fie­bert als Leser mit und will unbe­dingt wis­sen, ob Ali­ce ihr Vor­ha­ben wirk­lich in die Tat umset­zen wird. Aber vor allem, war­um es über­haupt zu solch einer Tat wie dem Feu­er kom­men konn­te? Emiko Jean - FeuerschwesterWas ist pas­siert, dass das Ver­hält­nis der Schwes­tern sich so der­art ver­än­dert hat? Die­se Fra­ge zieht sich durch wei­te Tei­le des Buches, wäh­rend Ali­ce in Tage­buch­trä­gen von den dra­ma­ti­schen Ereig­nis­sen ihres Lebens erzählt. “Dr.Goodman mein­te, ich sol­le auf­schrei­ben, wie alles begann. Ich glau­be das ist gar kei­ne so schlech­te Idee. Denn zwi­schen mir und Cel­lie war es nicht immer so wie jetzt. Es gab eine Zeit, da war sie mei­ne Freun­din. Mei­ne bes­te Freun­din.” (Zitat S.36) Man taucht hin­ein in ihre Kind­heit, in das Schreck­li­che, das einst geschah, als sie bei­de sechs Jah­re alt waren und eigent­lich nur mit ihrem Groß­va­ter ihren Geburts­tag fei­ern woll­ten. Spä­ter dann das Erwach­sen­wer­den, das Leben in Wai­sen­häu­sern und Pfle­ge­fa­mi­li­en, die psy­chisch ange­knacks­te Schwes­ter, ihr Hang zum Zün­deln. Das Ende über­rascht — wenn auch nicht neu — aber sorgt den­noch für einen ganz beson­de­ren Ausklang.

Eine gute Alter­na­ti­ve für eine Schwes­ter­ge­schich­te, die mit den Gegen­sät­zen Gut und Böse spielt und ein sehr ähn­licLesealternativenhes Cover hat, ist “Book of lies” von Teri Ter­ry. Die Wahr­heit über Zwil­lings­schwes­tern, die nach und nach ins Licht rückt, fin­dest du auch in “Zer­trenn­li­ch” von Sas­kia Sarg­in­son. Du magst Schwes­ter-Geschich­ten im All­ge­mei­nen? Dann ent­de­cke mehr davon im The­ma des Monats Schwes­tern”! Bücher, die in haupt­säch­lich in einer psych­ia­tri­schen Kli­ni­ken spie­len, gibt es jede Men­ge. Hier eine fei­ne Aus­wahl: “1:0 für die Idio­ten” von Kar­li­jn Stof­fels, “Alles so leicht” von Meg Has­ton, Das Lächeln der Lee­re” von Anna Sofia Höpf­ner, “Heu­te will ich leben” von Nora Pri­ce. Ein ähn­li­ches Ende fin­dest du übri­gens in “Böser Bru­der, toter Bru­der” von Narin­der Dha­mi , “1000 Mal gedenk ich dein” von Hei­ke E. Schmidt, “Tote Mäd­chen schrei­ben kei­ne Brie­fe” von Gail Giles und “Böse, böse” von Eliza­beth Woods. Ein Mäd­chen, das ger­ne mit dem Feu­er spielt? Damit beschäf­tigt sich auch das sprach­lich geni­al erzähl­te “Durchs Feu­er” von Jen­ny Valen­ti­ne.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Ravensburger
ISBN: 978-3-473-40148-2
Erscheinungsdatum: 24.Januar 2017
Einbandart: Hardcover
Preis: 15,00€ 
Seitenzahl: 320 
Übersetzer: Britta Keil
Originaltitel: "We'll never be apart" 
Originalverlag: HMH Books for Young Readers 

Amerikanisches Originalcover:
Emiko Jean - Feuerschwester











Amerikanischer Trailer:

Kasimiras Bewertung:

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(4,5 von 5 mög­li­chen Punkten)

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Amerikanisches Cover: Homepage von HMH Books for Young Readers

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