Elisabeth Herrmann — Die Mühle

Elisabeth Herrmann - Die Mühle21.Februar 2018

Die deut­sche Best­sel­ler-Autorin Eli­sa­beth Herr­mann lie­fert mit “Die Müh­le” - das dies­mal expli­zit als All-Age-Thril­ler aus­ge­wie­sen wird — wie­der span­nen­de Unter­hal­tung für Jung und Alt. In all ihrer erzäh­le­ri­schen Bra­vour ent­führt sie die Leser auf eine Art Klas­sen­tref­fen in die tsche­chi­schen Wäl­der. Schau­platz: eine geheim­nis­vol­le Müh­le. Haupt­dar­stel­ler: eine alte Cli­que, eine Außen­sei­te­rin und das Grau­en, das lang­sam um sich greift. Bril­lant geschrie­ben und fes­selnd von Anfang an. So muss ein Thril­ler sein! Jetzt neu als Taschen­buch erschie­nen. Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und Erwachsene.

Die 20-jäh­ri­ge Lana stu­diert in Ber­lin. Zuletzt hat sie in einer Klein­stadt ihr Abitur gemacht, die sie aber schnell wie­der ver­las­sen woll­te. Umso grö­ßer ist die Über­ra­schung, als sie aus­ge­rech­net an ihrer Uni auf John­ny trifft, der damals zwei Klas­sen über ihr war und der IN-Cli­que schlecht­hin ange­hör­te. “Eine leich­te, flat­ter­haf­te Fröh­lich­keit lag über die­ser Grup­pe, ein so unan­ge­streng­tes Selbst­be­wusst­sein, dass ich im ers­ten Moment mit nichts ande­rem als Neid und Eifer­sucht reagie­ren konn­te. Sie hat­ten alles, was mir fehl­te. Sie sahen blen­dend aus, jeder ein­zel­ne von ihnen, und sie hat­ten im Dra­chen­blut der Freund­schaft geba­det, das unver­wund­bar mach­te…” (Zitat aus “Die Müh­le” S.18). Durch Zufall erfährt Lana, dass John­ny — nach Jah­ren ohne Kon­takt zuein­an­der — eine Ein­la­dung zu einem Tref­fen jener Cli­que erhal­ten hat. Doch durch einen Sturz Elisabeth Herrmann - Die Mühlevon einer Trep­pe, bei dem er Lana gewis­ser­ma­ßen vor die Füße fällt, und einem anschlie­ßen­den Auf­ent­halt im Kran­ken­haus, kann er dar­an lei­der nicht teil­neh­men. Spon­tan bit­tet John­ny sie an sei­ner Stel­le in den Böh­mer­wald nach Tsche­chi­en zu fah­ren. Er hat kei­ner­lei Kon­takt­da­ten mehr und kann nicht absa­gen. Möch­te aber auch nicht, dass der Ein­druck ent­steht, er wäre der Ein­la­dung nicht ger­ne gefolgt. “Kei­ne Ahnung, ob das der Moment war, von dem ich jetzt behaup­ten wür­de, dass er mein Leben ver­än­dert hat. Es gab noch ein paar ande­re, bei denen ich mich im Nach­hin­ein fra­ge, war­um ich nicht ein­fach gegan­gen bin. […] Viel­leicht war es das bren­nen­de Leuch­ten in John­nys Augen, das mich unter die­sem Blick zu etwas Beson­de­rem mach­te. Viel­leicht auch die Aus­sicht, nach all den Jah­ren die ande­ren wie­der­zu­se­hen und her­aus­zu­fin­den, was von ihrer Aura übrig geblie­ben war.” (Zitat S.28) Die ande­ren sind von Lanas Auf­tau­chen nicht gera­de begeis­tert. Den­noch darf sie die Cli­que auch am nächs­ten Tag beglei­ten, als eine anonym bestell­te Limou­si­ne vor der Türe war­tet und ein Fah­rer sie zu einem Pick­nick mit­ten in die Wäl­der ent­führt. Wer hat das Tref­fen orga­ni­siert? Die Hotel­zim­mer bezahlt? Nie­mand scheint etwas zu wis­sen. Also genie­ßen sie die uner­war­te­ten Annehm­lich­kei­ten. Die gedeck­te Tafel mit Köst­lich­kei­ten mit­ten in der Wild­nis. Doch schon bald schlägt das Gan­ze ins Gegen­tei­li­ge um, als die Jugend­li­chen eine alte Müh­le errei­chen, die wie für ihre Ankunft vor­be­rei­tet zu sein scheint. Dann ver­schwin­det der ers­te von ihnen und Panik brei­tet sich aus…

Elisabeth Herrmann - Die MühleWor­an man merkt, dass ein Buch wirk­lich gelun­gen ist? Man möch­te am liebs­ten in jedem frei­en Moment wei­ter­le­sen! Genau so ist es mir mit die­sem Thril­ler ergan­gen. Schon allein das düs­te­re Cover macht neu­gie­rig und passt vor­treff­lich zum Inhalt. Und “Die Müh­le” ist raf­fi­niert erzählt. Sie ist durch­ge­hend aus Lanas Sicht in der Ich-Per­spek­ti­ve geschrie­ben. Der Roman umfasst ihre Geschich­te, die sie den Lesern erzählt. Dies wird schon gleich zu Beginn deut­lich, als sie die­se direkt anspricht: “Viel­leicht ist es an die­ser Stel­le ganz gut, wenn ihr wisst, mit wem ihr es zu tun habt. Ich hei­ße Lana und ich dach­te bis zu die­sem Moment, […] dass es mein ein­zi­ger Wunsch wäre, so nor­mal wie die ande­ren zu sein. Spä­ter soll­te sich das rela­ti­vie­ren. Da woll­te ich eigent­lich nur noch am Leben blei­ben, aber der Rei­he nach.” (Zitat S.7) Fort­lau­fend berich­tet Lana in der Ver­gan­gen­heits­form von den Ereig­nis­sen mit der Cli­que und wech­selt ver­ein­zelt immer wie­der in die Gegen­wart zurück. Jetzt befin­det sie sich in einer Kli­nik. Jetzt hat sie Gesprä­che mit einem The­ra­peu­ten. Und man ahnt es bereits: der Prot­ago­nis­tin ist Schreck­li­ches wider­fah­ren. Eli­sa­beth Herr­mann ver­steht es hier­bei ihre Leser geschickt um den Fin­ger zu wickeln. Wer ist der Täter? Was sind sei­ne Moti­ve? Die Autorin ist eine der ganz gro­ßen, begna­de­ten Erzäh­le­rin­nen, der es mühe­los gelingt dra­ma­tur­gisch, aber auch sprach­lich zu fes­seln. Elisabeth Herrmann - Die MühleMan will unbe­dingt wis­sen, wie das Gan­ze aus­geht und über­fliegt mühe­los die Sei­ten, immer auf der Suche nach der Lösung des Rät­sels. Und das gestal­tet sich nicht gera­de ein­fach. Das Ende — auch wenn es in man­chem etwas kon­stru­iert wirkt und noch ein paar Fra­gen* offen lässt — über­rascht und lässt einen das Buch kaum aus den Hän­den legen!

*(Was ist zum Bei­spiel mit dem Lap­top pas­siert? Und wie wohin sind die Matrat­zen verschwunden?)

Fazit: Rich­tig, rich­tig gutes Lese­fut­ter und nichts für schwa­che Nerven.

Wenn dir “Die Müh­le” gefal­len hat, kannst du auch noch die ande­ren drei Jugend­buch­thril­ler lesen, die Eli­sa­beth Herr­mann zuvor geschrie­ben hat. Sie sind alle unab­hän­gig von­ein­an­der zu lesen und kom­plett eigen­stän­di­ge Geschich­ten. “Lili­en­blut” erschien 2010. Zwei Jah­re spä­ter folg­te “Schat­ten­grund” (das fand ich rich­tig klas­se!) und See­feu­er” kam 2014 Lesealternativenher­aus. Die­ses Jahr wird auch noch “Zart­bit­ter­tot” von ihr ver­öf­fent­licht wer­den. Sie hat übri­gens auch eine Lie­bes­ge­schich­te zwi­schen­durch mal geschrie­ben (2013): “Sei­fen­bla­sen küsst man nicht”. Wenn du inhalt­li­che Alter­na­ti­ven zu “Die Müh­le” suchst, dann emp­feh­le ich dir auf jeden Fall “LIn­na singt” von Bet­ti­na Belitz, bei dem sich ein paar alte Schul­freun­de nach Jah­ren in einer Hüt­te wie­der tref­fen und in der Unheil­vol­les geschieht (toll geschrie­ben!) Sel­bi­ges geschieht in “Schnee­weiß, blut­rot” von Susan­ne Misch­ke. In einer grö­ße­ren Grup­pe in einer Hüt­te fest­zu­sit­zen, das pas­siert auch den Prot­ago­nis­ten in “Abgrün­dig” von Arno Stro­bel und “Da waren’s nur noch zwei” von Mel Wal­lis de Vries. Abge­schnit­ten von der Außen­welt — mit­ten in der Natur — und plötz­lich ver­schwin­det jemand oder es taucht gar eine Lei­che auf, das fin­dest du eben­so in “Kalt” von Eric Berg, Blind Walk” von Patri­cia Schrö­der und “Sae­cu­lum” von Ursu­la Pozn­an­ski. Zwei Roma­ne, die übri­gens in einer Müh­le spie­len, sind “Schwin­del” von Kris­ti­na Dun­ker und der Klas­si­ker “Kra­bat” von Otfried Preuß­ler.

Bibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: cbt
ISBN: 978-3-570-31192-9
Erscheinungsdatum: 12.Februar 2018
Einbandart: Taschenbuch
Preis: 9,99€ 
Seitenzahl: 448 
Übersetzer: -
Originaltitel: - 
Originalverlag: -
Originalcover: -

Kasimiras Bewertung:

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(4,5 von 5 mög­li­chen Punkten)

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