“Dornröschentod” von der französischen Autorin Christine Féret-Fleury wartet mit ein bezaubernden Cover auf, das sogleich die Blicke seiner potentiellen Leser auf sich zieht. Ein flott erzählter Thriller über einen Serienmörder, das Dornröschenmotiv und einem Mädchen, das unerbittlich um ihre Freiheit und ihr Überleben kämpft. Für Jugendliche ab 14 Jahren und interessierte Erwachsene.
Toronto. Die 15-jährige Ariane wird von ihren Eltern auf Schritt und Tritt überwacht. Vor der Außenwelt versteckt. “Sie durfte nicht mit dem Bus zur Schule fahren: Ihr Vater brachte sie morgens hin und mittags wartete ihre Mutter vor dem Tor auf sie. An Ausflügen durfte sie nur teilnehmen, wenn ihre Eltern dabei waren und sie mit Argusaugen bewachten, und sie durfte sich nicht einmal im Garten in die Sonne legen. Nur auf der kleinen Terrasse, neben der weit geöffneten Küchentür.” (Zitat aus “Dornröschentod” S.13) Warum, das weiß das Mädchen nicht. Niemand will ihr etwas sagen. Die meiste Zeit verbringt sie zu Hause. Bei Dunkelheit zu nah ans Fenster gehen, das darf sie nicht. Ihre Mutter warnt sie vor allen möglichen Gefahren: Schlägerbanden, Drogenspritzen im Park, Asoziale, die es auf sie abgesehen haben könnten. “Manchmal fragte sich Ariane, ob ihre Mutter an einer Krankheit namens Agoraphobie litt — die Angst vor weiten, offenen Plätzen — , weil sie am liebsten zu Hause blieb, in ihrem warmen, gemütlichen Nest, wo sie ihre beiden Lieben um sich und immer in Sichtweite hatte.” (Zitat S.16) Zig Mal haben Ariane und ihre Eltern schon den Wohnort gewechselt. Meist von einem Tag auf den anderen. Sie haben alle Möbelstücke zurückgelassen und nur das Allernötigste eingepackt. Ariane erkennt allmählich schon die Anzeichen, wenn ein erneuter Umzug ansteht. Als sie vor ihrer Schule einen Mann fotografiert, der sie zu beobachten scheint, und ihr Vater die Fotos sieht, ist es schon wieder so weit. Doch in dieser Nacht hört sie zufällig ein Gespräch zwischen ihre Eltern mit. Und erfährt etwas Schreckliches. Nach einigen Recherchen im Internet weiß sie, warum sie ihr Leben lang vor der Außenwelt versteckt wurde: Sie ist das auserkorene Opfer eines Serienmörders! Schon nach ihrer Geburt haben ihre Eltern einen Brief von diesem bekommen, der ankündigte, dass er sie an ihrem 16. Geburtstag umbringen wird. Und sie war bisher nicht die Einzige. “Fünf waren es schon. Fünf Mädchen, die am Abend ihres sechszehnten Geburtstags ermordet worden waren. Si e hatten ausgestreckt auf ihren Betten gelegen, umringt von der ganzen Familie. Alle tot. […] Ihre Gesichter waren unversehrt, sie sahen aus, als schliefen sie. Nur ein paar Blutstropfen auf der Bettdecke und ein winziger Einstich am Zeigefinger ihrer linken Hand. Ein tödlicher Stich.” (Zitat S.40) Als Ariane erfährt, dass auch ihre Eltern sterben werden, macht sie kurzen Prozess: Sie haut ab. Die nächsten fünf Monate, bis zu ihrem 16.Geburtstag will sie irgendwo anders durchhalten. Um ihre Eltern nicht in Gefahr zu bringen. Und sie will herausfinden, wer der Serienmörder ist..
“Dornröschentod” wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Eine interessante Mischung bietet sich hierbei dem Leser. Denn es wird nicht nur aus Arianes Sicht (teilweise in Tagebuchberichten, wobei die Schrift hier nicht sehr gut lesbar ist) berichtet, sondern auch der Mörder und andere Nebenfiguren kommen zu Wort. Ein ermittelnder Beamter, der persönlich in den Fall verwickelt ist, ist ebenso darunter. Dieser Wechsel erzeugt einiges an Spannung. Vor allem die Sicht des Täters (aber nicht dessen Identität) zu kennen, birgt einen besonderen Reiz. Insgesamt liest sich der Thriller sehr flott. Die Sprache ist flüssig und angenehm. Der Beginn des Buches macht schon neugierig auf das Ende des Buchs. In einem Prolog wird das Aufeinandertreffen von Ariane und dem Mörder geschildert: “Dort, hinter dem schön verzierten Türflügel, atmete jemand. Erwartete sie. Seit dem Tag ihrer Geburt. Er hatte sie aufwachsen sehen, wo auch immer er gelauert hatte, nah oder fern. Hatte sie unausweichlich auf sich zukommen sehen. Und jetzt war er hier, um sein Opfer an sich zu reißen.” (Zitat S.6) Was mir etwas befremdlich vorkam, ««««Achtung Spoiler!!!!»»»» war das Sprechen von Ariane mit einer Toten (Lara). Manche Aufeinandertreffen wirken auch sehr konstruiert und strapazieren den “Zufall” etwas über: Ariane & Lara, Jude & Clara, Ariane & Églantine. ««««Spoiler Ende»»»» Abgesehen von diesen Dingen bietet “Dornröschentod” fesselnde Unterhaltung und vor allem gegen Ende spitzt sich die Geschichte derart dramatisch zu, dass man das Buch kaum aus den Händen legen möchte! Die Auflösung ist nichts für schwache Nerven… (allerdings konnte ich die Beweggründe des Täters nicht wirklich in allen Facetten begreifen)
Aber am besten selbst lesen! ;-)
Mit dem “Dornröschenmotiv” spielen auch folgende zwei Bücher: “Dornröschengift” von Krystyna Kuhn und “Marmorkuss” von Jennifer Benkau. Du magst spannende Thriller, in den Serienmörder vorkommen? Dann lies unbedingt “Bodyfinder: Das Echo der Toten” von Kimberly Derting (vereint Spannung und Romantik auf geniale Weise), “Shadowlands” von Kate Brian oder “Krähenmann” von Corinna Bomann. Dieses “Sich-verfolgt-Fühlen” findest du auch in dem fesselnden “Und keiner wird dich kennen” von Katja Brandis (Stalker). Von der Außenwelt abgeschirmt wird auch die Hauptfigur in “Mein Ein und Alles” von Beth Kephart. Und ständig umziehen und neue Identitäten annehmen, muss die Protagonistin in “Die fünf Leben der Daisy West” von Cat Patrick.
ibliografische Angaben: Verlag: Ravensburger ISBN: 978-3-473-58485-7 Erscheinungsdatum: 18.Februar 2016 Einbandart: Taschenbuch Preis: 9,99€ Seitenzahl: 416 Übersetzer: Ilse Rothfuss Originaltitel: "Au bois dormant" Originalverlag: Hachette Französisches Originalcover:
Kasimiras Bewertung:
(3,5 von 5 möglichen Punkten)
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