Christine Féret-Fleury — Dornröschentod

Christine Féret-Fleury Dornröschentod5.Februar 2016

Dorn­rös­chen­tod” von der fran­zö­si­schen Autorin Chris­ti­ne Féret-Fleu­ry war­tet mit ein bezau­bern­den Cover auf, das sogleich die Bli­cke sei­ner poten­ti­el­len Leser auf sich zieht. Ein flott erzähl­ter Thril­ler über einen Seri­en­mör­der, das Dorn­rös­chen­mo­tiv und einem Mäd­chen, das uner­bitt­lich um ihre Frei­heit und ihr Über­le­ben kämpft. Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und inter­es­sier­te Erwachsene.

Toron­to. Die 15-jäh­ri­ge Aria­ne wird von ihren Eltern auf Schritt und Tritt über­wacht. Vor der Außen­welt ver­steckt. “Sie durf­te nicht mit dem Bus zur Schu­le fah­ren: Ihr Vater brach­te sie mor­gens hin und mit­tags war­te­te ihre Mut­ter vor dem Tor auf sie. An Aus­flü­gen durf­te sie nur teil­neh­men, wenn ihre Eltern dabei waren und sie mit Argus­au­gen bewach­ten, und sie durf­te sich nicht ein­mal im Gar­ten in die Son­ne legen. Nur auf der klei­nen Ter­ras­se, neben der weit geöff­ne­ten Küchen­tür.” (Zitat aus “Dorn­rös­chen­tod” S.13) War­um, das weiß das Mäd­chen nicht. Nie­mand will ihr etwas sagen. Die meis­te Zeit ver­bringt sie zu Hau­se. Bei Dun­kel­heit zu nah ans Fens­ter gehen, das darf sie nicht. Ihre Mut­ter warnt sie vor allen mög­li­chen Gefah­ren: Schlä­ger­ban­den, Dro­gen­sprit­zen im Park, Aso­zia­le, die es auf sie abge­se­hen haben könn­ten. “Manch­mal frag­te sich Aria­ne, ob ihre Mut­ter an einer Krank­heit namens Ago­ra­pho­bie litt — die Angst vor wei­ten, offe­nen Plät­zen — , weil sie am liebs­ten zu Hau­se blieb, in ihrem war­men, gemüt­li­chen Nest, wo sie ihre bei­den Lie­ben um sich und immer in Sicht­wei­te hat­te.” (Zitat S.16) Zig Mal haben Aria­ne und ihre Eltern Christine Féret-Fleury Dornröschentodschon den Wohn­ort gewech­selt. Meist von einem Tag auf den ande­ren. Sie haben alle Möbel­stü­cke zurück­ge­las­sen und nur das Aller­nö­tigs­te ein­ge­packt. Aria­ne erkennt all­mäh­lich schon die Anzei­chen, wenn ein erneu­ter Umzug ansteht. Als sie vor ihrer Schu­le einen Mann foto­gra­fiert, der sie zu beob­ach­ten scheint, und ihr Vater die Fotos sieht, ist es schon wie­der so weit. Doch in die­ser Nacht hört sie zufäl­lig ein Gespräch zwi­schen ihre Eltern mit. Und erfährt etwas Schreck­li­ches. Nach eini­gen Recher­chen im Inter­net weiß sie, war­um sie ihr Leben lang vor der Außen­welt ver­steckt wur­de: Sie ist das aus­er­ko­re­ne Opfer eines Seri­en­mör­ders! Schon nach ihrer Geburt haben ihre Eltern einen Brief von die­sem bekom­men, der ankün­dig­te, dass er sie an ihrem 16. Geburts­tag umbrin­gen wird. Und sie war bis­her nicht die Ein­zi­ge. “Fünf waren es schon. Fünf Mäd­chen, die am Abend ihres sechs­zehn­ten Geburts­tags ermor­det wor­den waren. Si e hat­ten aus­ge­streckt auf ihren Bet­ten gele­gen, umringt von der gan­zen Fami­lie. Alle tot. […] Ihre Gesich­ter waren unver­sehrt, sie sahen aus, als schlie­fen sie. Nur ein paar Bluts­trop­fen auf der Bett­de­cke und ein win­zi­ger Ein­stich am Zei­ge­fin­ger ihrer lin­ken Hand. Ein töd­li­cher Stich.” (Zitat S.40) Als Aria­ne erfährt, dass auch ihre Eltern ster­ben wer­den, macht sie kur­zen Pro­zess: Sie haut ab. Die nächs­ten fünf Mona­te, bis zu ihrem 16.Geburtstag will sie irgend­wo anders durch­hal­ten. Um ihre Eltern nicht in Gefahr zu brin­gen. Und sie will her­aus­fin­den, wer der Seri­en­mör­der ist..

Christine Féret-Fleury DornröschentodDorn­rös­chen­tod” wird aus ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven erzählt. Eine inter­es­san­te Mischung bie­tet sich hier­bei dem Leser. Denn es wird nicht nur aus Aria­nes Sicht (teil­wei­se in Tage­buch­be­rich­ten, wobei die Schrift hier nicht sehr gut les­bar ist) berich­tet, son­dern auch der Mör­der und ande­re Neben­fi­gu­ren kom­men zu Wort. Ein ermit­teln­der Beam­ter, der per­sön­lich in den Fall ver­wi­ckelt ist, ist eben­so dar­un­ter. Die­ser Wech­sel erzeugt eini­ges an Span­nung. Vor allem die Sicht des Täters (aber nicht des­sen Iden­ti­tät) zu ken­nen, birgt einen beson­de­ren Reiz. Ins­ge­samt liest sich der Thril­ler sehr flott. Die Spra­che ist flüs­sig und ange­nehm. Der Beginn des Buches macht schon neu­gie­rig auf das Ende des Buchs. In einem Pro­log wird das Auf­ein­an­der­tref­fen von Aria­ne und dem Mör­der geschil­dert: “Dort, hin­ter dem schön ver­zier­ten Tür­flü­gel, atme­te jemand. Erwar­te­te sie. Seit dem Tag ihrer Geburt. Er hat­te sie auf­wach­sen sehen, wo auch immer er gelau­ert hat­te, nah oder fern. Hat­te sie unaus­weich­lich auf sich zukom­men sehen. Und jetzt war er hier, um sein Opfer an sich zu rei­ßen.” (Zitat S.6) Was mir etwas befremd­lich vor­kam, ««««Ach­tung Spoi­ler!!!!»»»» war das Spre­chen von Aria­ne mit einer Toten (Lara). Man­che Auf­ein­an­der­tref­fen wir­ken auch sehr kon­stru­iert und stra­pa­zie­ren den “Zufall” etwas über: Aria­ne & Lara, Jude & Cla­ra, Aria­ne & Églan­ti­ne. ««««Spoi­ler Ende»»»» Abge­se­hen von die­sen Din­gen bie­tet “Dorn­rös­chen­tod” fes­seln­de Unter­hal­tung und vor allem gegen Ende spitzt sich die Geschich­te der­art dra­ma­tisch zu, dass man das Buch kaum aus den Hän­den legen möch­te! Die Auf­lö­sung ist nichts für schwa­che Ner­ven… (aller­dings konn­te ich die Beweg­grün­de des Täters nicht wirk­lich in allen Facet­ten begreifen)

Aber am bes­ten selbst lesen! ;-)

Mit dem “Dorn­rös­chen­mo­tiv” spie­len Lesealternativenauch fol­gen­de zwei Bücher: “Dorn­rös­chen­gift” von Kry­sty­na Kuhn und “Mar­mor­kuss” von Jen­ni­fer Ben­kau. Du magst span­nen­de Thril­ler, in den Seri­en­mör­der vor­kom­men? Dann lies unbe­dingt Body­fin­der: Das Echo der Toten” von Kim­ber­ly Der­ting (ver­eint Span­nung und Roman­tik auf genia­le Wei­se), Shadow­lands” von Kate Bri­an oder “Krä­hen­mann” von Corin­na Bomann. Die­ses “Sich-ver­folgt-Füh­len” fin­dest du auch in dem fes­seln­den “Und kei­ner wird dich ken­nen” von Kat­ja Bran­dis (Stal­ker). Von der Außen­welt abge­schirmt wird auch die Haupt­fi­gur in “Mein Ein und Alles” von Beth Kephart. Und stän­dig umzie­hen und neue Iden­ti­tä­ten anneh­men, muss die Prot­ago­nis­tin in “Die fünf Leben der Dai­sy West” von Cat Patrick.

ibliografische Angaben:
Schilder was wo wer wannVerlag: Ravensburger
ISBN: 978-3-473-58485-7
Erscheinungsdatum: 18.Februar 2016
Einbandart: Taschenbuch
Preis: 9,99€
Seitenzahl: 416
Übersetzer: Ilse Rothfuss
Originaltitel: "Au bois dormant"
Originalverlag: Hachette

Französisches Originalcover:
Christine Féret-Fleury Dornröschentod










Kasimiras Bewertung:

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(3,5 von 5 mög­li­chen Punkten)

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Französisches Cover: Homepage von goodreads.com

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